Heute will ich mich mal einer ganz anderen Sache widmen: Einer Buch-Empfehlung.
Normalerweise habe ich erheblichen Respekt vor besonders langen Büchern. Gerade von amerikanischen Autoren sagt man ja, sie werden nach Seitenlänge bezahlt und neigen dazu zu schwafeln, um zusätzlichen Platz zu sichern. In dieser Beziehung wurde ich angenehm enttäuscht als ich das Achthundert Seiten-Buch Kriegsklingen von Joe Abercrombie in die Hand nahm. Im Gegenteil, das Buch hat mich so sehr beeindruckt, dass ich die anderen beiden Bände der Trilogie, Feuerklingen und Königsklingen, gleich nachgekauft habe. Ich habe es nicht bereut.
Die Trilogie ist ein klein wenig anders als man erwartet, keine richtige Fantasy, aber auch kein Klon des Mittelalters oder der antiken Stadtstaaten. Am ehesten erkläre ich seinen sehr kurzweiligen Stil wohl so: Es ist als würde Terry Pratchett plötzlich fürs Schwarze Auge schreiben.
Gegenwart, Fantasy und Vergangenheit treffen aufeinander, kumulieren und erschaffen etwas völlig neues.
Der eigentliche Held - sofern man von einem Helden sprechen kann, ist der raue Nordmann Neunfinger-Jarl. Auf der Suche nach Rache verschlägt es ihn in die Gefilde von Bayaz, dem Ersten Magus, der ihn sogleich mit auf eine anstrengende und gefährliche Reise mitnimmt, die sie, einen jungen Hauptmann der königlichen Wache und eine junge Halbdämonin aus dem Wüstenland bis ans Ende der Welt führt.
Soweit klingt das schon nach klassischer Fantasy, aber die Charaktere sind nicht ganz das was sie zu sein vorgeben. Der weise alte Magus zum Beispiel hat sich schon sehr lange dazu entschlossen, die Zügel in dem von ihm gegründeten Großkönigreich etwas härter anzufassen, der junge Hauptmann ist von recht zweifelhafter hochroyaler Herkunft, und der Nordmann hat ab und an gewaltige Aussetzer, in denen seine zweite, finstere Persönlichkeit, der Blutige Neuner, Tod und Verderben unter allen säht, die sich ihm in den Weg stellen. Auch unter Verbündete.
All das ist abgeschmeckt mit einem schwachen König, einem unfähigen und einem blassen Erben, einen dräuenden Großreich, das unter dem Einfluss des Zweiten der Magi steht und der Rache an Bayaz sucht, einer interessanten Bank- und einer nicht so interessanten Liebesgeschichte. Alles aufzuzählen würde bei über zweitausendvierhundert Seiten Erzählung wirklich diesen Rahmen sprengen, aber ich empfehle die Bücher nachdrücklich. Zugleich warne ich aber: Das Ende ist unerwartet erwartet. Klingt komisch? Ist aber so. Ich war anfangs enttäuscht, habe die Bücher jedoch noch ein wenig im Kopf gewälzt, und konnte mich letztendlich damit anfreunden. Zu viele Ideen fließen ein, zu viele Handlungsebenen spielen zusammen, und zu gewitzt sind diese und jene Akteure, während man dem Rest grenzenlose Naivität vorwerfen muss...
Mein Lieblingscharakter zum Beispiel ist Sand da Gloktar, ein verkrüppelter Inquisitor, der in feindlicher Gefangenschaft grausam verstümmelt wurde. Nun foltert er selbst, und er ist der Beste in diesem Beruf. Zusammen mit seinen beiden Praktikalen deckt er manche finstere Verschwörung auf - und begeht eine Menge Unrecht, letztendlich sogar an seinem Zahnarzt, einfach weil den Erzlektor nur Ergebnisse interessieren, aber nicht die Wahrheit.
Dass dieser verkrüppelte, bittere und letztendlich dann doch freundlichste der Charaktere schließlich weit mehr erreicht als er vor der Folter hätte schaffen können, ist ein positiver Widerspruch in sich. Beinahe mag man ihn etwas zu sehr - bis er wieder sein Talent zum foltern unter Beweis stellt. Dabei kommt einem dieser Umstand nicht unwirklich vor, sondern man akzeptiert die Inquisition des Königs als das was sie ist: Ein Teil davon. Ein ungerechter, selbstverliebter, pauschalisierender und brutaler Teil, zugegeben.
Wer also keine Angst vor einem besonderen Ende hat, wer mit den Charakteren gerne miteifert und sich an den Gedanken gewöhnen kann, dass einige Hauptakteure sterben, der wird mit Joe Abercrombies Trilogie seine Freude haben.
Ich verlinke jetzt absichtlich nicht auf Amazon oder eBay, da ich festgestellt habe, dass der Begriff Kriegsklingen in der Suche schon ausreicht. Basta. Tut mal was fürs Hobby.
Wenn einfache Antworten einfach falsch sind und vor allem kein einziges
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