Bitte den Titel meines heutigen Blogeintrags mit der Melodie von Herbert Grönemeyers Hit "Männer" im Ohr lesen.
Und so wie ich angefangen habe, mache ich auch gleich weiter. Erzwungen witzig.
In meiner Tageszeitung, der LDZ, wurde heute eine Studie der Bundesregierung vorgestellt, nach der etwas mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland Internetsüchtig sind. Grund? Sie verbringen mehr als vier Stunden am Tag im Web.
...sacken lassen.
Verschiedene Medien verbreiten diese Information auch im Internet. Aber seltsamerweise hauen diese Medien der Studie sprichwörtlich auf die Finger, so die Hamburger Morgenpost und N-TV.de.
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Gehen wir die Sache doch mal, ha, ha, sachlich an. Was haben wir hier? Eine von der Bundesregierung, genauer gesagt dem Bundesministerium für Gesundheit geförderte Studie zum Thema Internetsucht der Universität Lübeck.
Ich persönlich wehre mich vehement dagegen, dass ich als Süchtiger bezeichnet werde. Immerhin bin ich im Durchschnitt vier Stunden am Tag im Netz, und ich fühle mich keineswegs süchtig. Wikipedia beschreibt die Internetsucht so:
"Internetabhängigkeit verursacht wie andere Verhaltensstörungen die Vernachlässigung üblicher Lebensgewohnheiten, sozialer Kontakte, der persönlichen Versorgung und Körperhygiene, da ein Großteil der zur Verfügung stehenden Zeit im Internet verbracht wird. Im Extremfall kann die virtuelle Welt zu einem vermeintlich vollständigen Ersatz für sonstige reale soziale Kontakte werden und damit zu sozialer Isolation führen.
Nach außen wird die Sucht verheimlicht oder man will sie nicht wahrhaben, verharmlost sein Verhalten. Ist der PC defekt, kommt es zu Entzugserscheinungen wie schlechter Laune, Nervosität, Reizbarkeit, Schlafstörungen oder Schweißausbrüchen. Unter Umständen schlägt sich die Abhängigkeit auch in Faulheit nieder und in der „Erkenntnis“, dass das Leben ohne Computer sinnlos sei. [...]"
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Gehen wir nach der Definition von Wikipedia und nach den Erkenntnissen der Uni Lübeck, so begegnen uns ein halbes Prozent der Gesamtbevölkerung Deutschlands nicht mehr auf den Straßen, beim Einkaufen, im täglichen Leben, auf der Arbeit, weil sie ihr Leben vollkommen auf das Internet konzentrieren - oder eben dieses gute halbe Prozent stinkt fürchterlich... Oder beides.
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Ja, es ist wahr, es gibt dieses Faktum, Internet-Sucht. Und ja, es ist ein Problem. Vor allem für die Betroffenen, wenn sie denn merken, was mit ihnen geschieht.
Auf Youtube gibt es, wenn man lange sucht, schöne Videos von Leuten, die z.B. ihre WoW-CD's zerstören. Sieht effektvoll aus, aber wir wissen ja alle, dass man die Software-CD's heutzutage nicht mehr braucht; solange der eigene Account existiert, kriegt man die Software von Blizzard gratis im Download.
Warum ich WoW anspreche? Weil es ein Beispiel ist, das oft gewählt wird, um Internet-Sucht zu beschreiben.
Die verlockende, virtuelle Welt, die Ersatz für das normale Leben sein soll, entführt, verführt und treibt ins Verderben?
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Ich stelle jetzt einmal eine sehr gewagte Hypothese auf, bevor ich ein wenig über mein Konsumverhalten schreibe. Diese Hypothese lautet: Menschen, die Internetsüchtig sind, sind auch anfällig für andere Formen der Sucht.
All jene, die World of Warcraft, Facebook, soziale Netzwerke im Allgemeinen, Internetforen, Communitys egal welcher Form, usw, für die Schuldigen der Sucht der Betroffenen halten, vergessen m.E. Ockams Skalpell:
"1)Von mehreren möglichen Erklärungen ein und desselben Sachverhalts ist die einfachste Theorie allen anderen vorzuziehen.
2)Eine Theorie ist einfach, wenn sie möglichst wenige Variablen und Hypothesen enthält, die in klaren logischen Beziehungen zueinander stehen, aus denen der zu erklärende Sachverhalt logisch folgt."
Im Anbetracht von zwölf Millionen WoW-Spielern weltweit und einhundertfünfzig Millionen aktiven Nutzern von Facebook speziell, und fast einer Milliarde Nutzer von sozialen Netzwerken weltweit stehen wir hier vor dem Umkehrschluss. Gibt es draußen in der Welt eine Milliarde Internetsüchtiger, oder sind Internetsüchtige süchtig, weil sie zur Sucht an sich neigen, und das Internet ihr Medium geworden ist?
Ich neige für mich persönlich zu entscheiden, dass zu den üblichen Süchten wie Spielsucht, Trinksucht, Drogensucht, Nikotinsucht und Telefonsucht, die kleineren Süchte außen vor gelassen, nun auch noch die Internet-Sucht hinzu gekommen ist.
Und ich neige dazu festzustellen - nein, nicht dass Internet-Süchtige selber Schuld an ihrem Dilemma sind, das wäre zynisch und zeigt nur, dass das soziale Umfeld dieser Menschen hilflos ist - dass Internetsüchtige in der Tat auch eine andere Sucht haben könnten als das Internet. Wir könnten es labeln wie wir wollen, irgend etwas bleibt immer, wonach man süchtig werden kann. Problematisch wird es natürlich, wenn Menschen, die eigentlich gar nicht dazu neigen, nach irgend etwas süchtig werden. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel, und das wäre vielleicht wirklich mal eine Studie der Universität Lübeck wert, festzustellen, ob Menschen generell zu Süchten neigen können.
N-TV und MoPo reduzieren die Zahl dann auch flink von 560.000 Internet-Süchtigen auf die schweren Fälle mit rund 56.000.
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So, gleich beschreibe ich mal mein eigenes Internet-Verhalten. Aber vorher kommt noch mein Fazit: Natürlich sollte man die Zahl der Internet-Süchtigen nicht beschönigen. Das sind Menschen, die im Moment keine Hilfe bekommen, keine Anleitung und keine Unterstützung. Im Umkehrschluss darf man aber nicht jeden, der im Schnitt vier Stunden vor dem PC und/oder im Internet verbringt als süchtig, Sozialversager oder klassischen Nerd abstempeln, der sich nur von Bringdienst-Pizza ernährt und nicht mehr wäscht.
Dies ist beiden Gruppen gegenüber unfair, den Süchtigen ebenso wie den normalen Internet-Nutzern.
So, wir kommen zum Highlight. Wir kommen zu meinem Verhalten im Umgang mit dem PC.
Ich möchte aber sehr viel früher anfangen, sehr viel weiter ausholen. Erinnert sich noch jemand an "Pong"? Dieses Spiel mit dem Tennisfeld, den beiden Balken und dem Ball? Eine supersimple Form des Computerspiels, aber damals so populär, dass eigens Geräte für den Hausgebrauch gebaut wurden, die nur dieses Spiel beherrschten.
Ich selbst habe auf so einem Gerät meine ersten Erfahrungen gesammelt.
Dann kam der Atari 2600. Kennt den noch jemand, mit seiner Vielzahl an Blöckchengrafik-Spielen wie Pitfall und Tank Commander?
Darauf folgte bei mir der C64 II, und auch heute noch habe ich Spiele wie Pirates!, Kaiser, Wizball und Pool of Radiance in liebevoller Erinnerung.
Zeit, ein Fazit zu ziehen. Mit diesen Geräten und einem eigenen Fernseher, ja, damals gab es noch keine Monitore für diese Zwecke, pflegte ich zu spielen. An schlechten Tage durchaus mal sechs Stunden. Nur zu spielen, wohlgemerkt. Dennoch hatte ich, als ich jünger war, meine Zeit auf unserem Bolzplatz, in meinem Freundeskreis, und als ich älter wurde, meine Zeit in meiner Clique, vornehmlich Abends und dann da, wo die Nikotin-Süchtigen ungesehen von den Eltern rauchen konnten. Habe ich zum Glück nie angefangen. Nicht, dass ich es nicht versucht hätte, aber das Zeug schmeckt mir nicht und gibt mir auch nichts.
Merkt Ihr was? Ich habe Zeit für meine Spiele genommen, aber ich bin nicht durch das soziale Netzwerk gefallen, das ich mir in den Jahren herangezüchtet hatte.
Überspringen wir mal den Amiga und die allerersten PC's, die ich in einer Zeit zum Spielen, und - oho, es wird interessant - für das Schreiben nutzte, und kommen wir in jene Zeit, in dem ich im Internetzeitalter ankam.
Es begann mit einem eigenen Telefon für mich, und daraufhin mit einer Internetverbindung mit 56K-Modem. Ich hatte plötzlich eine E-Mail-Adresse, und fand prompt mein erstes Internet-Forum, in dem ich auch heutzutage Zeit verbringe, dort sogar als Moderator tätig bin: The World of Battletech. Das war im Jahr 2000, und eröffnete mir eine völlig neue Welt.
Wie schon gesagt, zu diesem Zeitpunkt benutzte ich bereits den PC, um zu schreiben. '96, als ich damit startete, begann ich damit, ältere handgeschriebene Texte abzutippen, später schrieb ich immer weniger vor, ich wurde schneller an der Tastatur, und tippte direkt in Word. Heutzutage habe ich viele, viele angefangene Ideen und Texte, die ausschließlich am PC geschrieben wurden.
Heutzutage schreibe ich sehr viel am PC, für meine Geschichten und Romane, hier in meinem Blog, in den Foren, in denen ich moderiere, und surfe nebenbei im Netz. Deshalb kann man meine Arbeitszeit am PC kaum von der Zeit differieren, die ich im Netz bin. Das läuft nebenbei, und deshalb ist die Studie auch unfair zu mir und meinesgleichen.
Kommen wir weiter, kommen wir zu sozialen Netzwerken, Youtube und Facebook. Und ja, auch zu World of Warcraft.
Ich gebe zu, in die sozialen Netzwerke bin ich erst vor knapp vier Jahren gekommen. Über eine Freundin lernte ich MySpace kennen. Später, über eine weitere Freundin, kam MeinVZ hinzu, und schließlich, gegängelt vom Trend (und dem 50 Jahre, 50 Geschichten-Projekt), trat ich dieses Jahr auch Facebook und Google+ bei.
Ich möchte nicht behaupten, dass ich hier täglich präsent bin. MeinVZ besuche ich nur, wenn mich eine Mail informiert, das mir jemand etwas geschrieben hat. Ebenso MySpace. Auf Facebook schaue ich, wenn ich nicht benachrichtigt werde, bestenfalls einmal die Woche rein, wenn ich daran denke. Und Google+, das nicht gerade vor Aktivität überschäumt, habe ich viermal aufgesucht, seit ich da gemeldet bin. Das war im Mai. Viel wichtiger als das sind meine Stammforen, in denen ich mehrmals täglich rein schaue. Das, meine Mail-Adresse auf Gmx.de, und natürlich mein Account auf Fanfiktion.de, das für mich eine wichtige Ressource ist. Auf diesen Seiten interagiere ich mit sehr vielen Menschen. Und ich kann sagen, ich habe fünfundneunzig Prozent von ihnen das erste Mal im Internet kennen gelernt, und von denen kenne ich bestenfalls fünf Prozent persönlich. Viele dieser Menschen, die mir teilweise viel bedeuten, würde ich ohne Internet gar nicht kennen. Ich hätte mich nie mit ihnen geschrieben, hätte nie mit ihnen gechattet, wäre ihnen nie hilfreich gewesen, hätte viele nie mit meinen Geschichten und Romanen erfreuen können...
Ergo: Mit dem Internet haben wir eine schnelle, effektive Kommunikationsform, und ein Teil meines sozialen Netzwerks hat sich verlagert. Nein, das ist das falsche Wort. Meine Welt ist GRÖßER geworden, größer durch das Internet. Und ich habe mir sehr viele neue soziale Kontakte allein über das Internet erschlossen.
Wenn mich das zum Süchtigen macht, dann ladet mir das Kreuz auf; meine Freundschaften werde ich deshalb nicht aufgeben oder vernachlässigen.
Ich habe mal optimistisch geschrieben: Im Internet begegnen sich nur die Seelen.
Tja, im Zeitalter des Cyber-Mobbings muss man das wohl so interpretieren: Manche dieser Seelen sind eben echte Drecksäcke und Arschlöcher. Im Internet zeigen sie ihr wahres, komplexbelastetes, gehetztes Wesen. Aber deshalb das ganze Internet verteufeln, regulieren, verwünschen?
Ich habe gerade erst gelesen, dass die Piraten-Partei in ihrem Pamphlet überhaupt nicht auf die Internet-Sucht eingeht, und das man ihr das vorwerfen muss.
Warum, frage ich? Wirft man der CDU vor, dass sie in ihrem Wahlprogramm mit keinem Wort auf die Suchtheilung Alkohol-Kranker eingeht? Oder der SPD die Nikotin-Abhängigen? Nur weil die Piraten-Partei als kompetent für das Internet 2.0 gilt, sollte man die Kranken und deren Behandlung doch bitte weiterhin den Spezialisten überlassen. Dieser Pranger für die Piraten ist selbstentlarvend und feige. Was sollten sie auch machen? Eine bessere Behandlung fordern? Sich im Namen des Internets für die Suchtfälle entschuldigen? Die Süchtigen selbst behandeln?
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Weil es so schön ist, hier noch mal ein Einblick in mein Suchtverh... Ich meine, in meinen Umgang mit dem Internet.
Kommen wir ans Eingemachte, kommen wir zu World of WarCraft.
Ja, ich spiele WoW. Und das nun schon vier Jahre. Ja, ich spiele gerne WoW, es gibt mir immer wieder was, meistens ein paar schöne Stunden (in denen ich eigentlich an meinen Romanen hätte weiter schreiben sollen ^^), Abwechslung und Kurzweil.
In den Achtzigern, als wir alle noch eifrig Spiele getauscht haben, da fragte mich ein Freund, was für C64-Spiele ich mir ausborgen wolle. Daraufhin antwortete ich: "Ein Spiel, in dem ich meinen Weg, meine Aufträge und meine Waffen selbst aussuchen kann." Zwanzig Jahre später erschuf man die virtuelle Welt von World of WarCraft, in der man Stunden zubringen kann, ohne einen einzigen Auftrag zu haben, sprich Quest. Einfach, indem man durch die Landschaft reitet, farmt (dieser Ausdruck bedeutet, dass z.B. ein Charakter mit Minenarbeiterausbildung Erzvorkommen sucht und abbaut, deren Ergebnisse er entweder selbst verbraucht, oder im Auktionshaus verkauft) und seine Berufe levelt (was bedeutet: Man hat in WoW zwei primäre und vier sekundäre Berufe. Vor allem die sekundären Berufe, Angeln, Kochen, Erste Hilfe und Archäologie, bieten hier und da Hilfe beim Spielen und beim Leveln. Deshalb ist es sinnvoll, sie möglichst schnell auf den höchstmöglichen Stand zu bekommen. Sprich, Stoffe sammeln, um mit Erster Hilfe Verbände anzufertigen, die dem Charakter dann bei Questen nützen. Und das ist nur ein Beispiel.)
Nun habe ich WoW, und mein Main (meistens der erste Charakter, den man erschafft, mittlerweile aber der Charakter, den man am meisten spielt) ist auf der derzeitigen Höchststufe von 85. Dennoch spiele ich WoW... Durchwachsen. Es gibt Tage, da gehe ich gar nicht online, in manchen Wochen spiele ich jeden Tag, in manchen Wochen gar nicht. Es kommt vor, wenn ich in eine Instanz mitgehe oder einen bestimmten Erfolg wie einen Level-Up oder ein besonderes Ereignis erreichen will, dass ich schon mal drei, vier, fünf oder gar sechs Stunden im Spiel verbringe. Aber eigentlich nicht am Stück. Nach spätestens zwei Stunden ist es mir über.
Aber, doch, ich habe viel Spaß an dem Spiel, und werde es weiter spielen. Nicht zuletzt deshalb, weil ich auch hier, wie in den sozialen Netzwerken, so meine Freundschaften und sozialen Beziehungen habe. Mit den Menschen hinter den Charakteren, nicht mit den Polygon-Gestalten.
Auch hier gilt: Don't blame the game. Wer hier süchtig wird, hat nur seine Sucht gefunden. Traurig, aber wahr.
So, das waren meine Gedanken zum Thema. Wer mich in Azeroth besuchen möchte, der findet mich auf dem Server Kargath auf Seite der Allianz. Mein Nachtelfenkrieger Arliczan ist mein Main. Ich bin immer für einen Plausch oder eine Instanz zu haben.
Da ich aber nur sehr moderat spiele, bin ich jetzt eher Mittelmaß. Aber die Ausrüstung passt.
KW 49/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende
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Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer
Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme
und Podc...
vor 11 Stunden