Ich weiß, ich weiß, der Titel ist etwas hochgestochen, aber wann hat mich sowas je aufgehalten? *g* Jedenfalls fühlte sich mein Autorenkollege Harun Raffael durch meine vehementen Blogs den Kreationismus betreffend motiviert genug, um selbst Fakten zu sammeln und einen Artikel zu schreiben.
Ich finde ihn viel zu gut, um ihn nicht zu veröffentlichen, deshalb kommt hier mein allererster Gastblogger Harun zu Wort:
Die Wahrheit über Jesus
NT-Forschung - ein immens weites und extrem intensiv beackertes Feld, auf
dem du jede Menge solcher Desinformation finden kannst, wie du sie unter dem
Stichwort "Kreationismus" beklagt hast.
Ich hatte mich schon vor längerer Zeit mal von einem "Standardwerk" über
Jesus informieren lassen: "The Holy Blood and the Holy Grail" von Michael
Baigent, Richard Leigh & Henry Lincoln. Richtig, das ist das Buch, von dem
Dan Brown plagiiert haben soll. Nur, dass in diesem Buch absolut nichts über
Jesus drinsteht, was nicht schon vorher Andere geschrieben hätten. Wo hatten
Baigent/Leigh/Lincoln denn wohl ihre Inhalte her?
Jedenfalls haben sie sich als hochkundige Bibelforscher geriert, und den
Indizienbeweis geführt, dass Jesus mit Maria Magdalena verheiratet war, als
politischer Aufrührer hingerichtet wurde, die Kreuzigung aber überlebt hat,
und noch so manches mehr. Klingt alles sehr schlüssig, ja geradezu
zwingend - man fühlt sich gedrängt, mit diesem Buch als Rüstzeug andere
Leute über Jesus aufzuklären. Freilich zeigte sich nach und nach, dass schon
ein GEO-Artikel über den historischen Jesus ausreichte, um zumindest ein
oder zwei der "Schlüsselindizien" von Baigent/Leigh/Lincoln als sachlich
falsch nachzuweisen, und einige mehr als zumindest extrem ungewiss.
Was ich sagen will? Nun, Tiff, wenn du Angaben über den historischen Jesus
aufgegriffen hast, dann ist die Formulierung "massive Zweifel" hoch
angebracht - an der Formulierung "belegen" aber würde ich massive Zweifel
anmelden.
Zu den Evangelisten habe ich selber die begründete Auffassung gehört, dass
keiner von ihnen ein Zeitzeuge Jesu gewesen sein kann, und am allerwenigsten
kann der Evangelist Johannes der Jünger gleichen Namens gewesen sein. Diese
Identifizierung, die seit der Spätantike christlicher Kanon ist, kann schon
deshalb unmöglich stimmen, weil das Evangelium offenkundig von einem
hochgebildeten griechischen Literaten verfaßt wurde. Aber, Lutz, da du
offenbar ganze Seminare zu dem Thema besucht hast, will ich meine Zweifel
nicht weiter führen, denn so gründlich hab ich mich nicht kundig gemacht.
Aktuell in der Diskussion: Paul Verhoefen hat ein Buch über Jesus
herausgebracht. Keinen Film. Ein Sachbuch. Seine eigene Darstellung:
ursprünglich hatte er begonnen, an Bibelseminaren teilzunehmen, weil er
einen Film über Jesus machen, und dafür recherchieren wollte. Je mehr er
dort erfuhr, desto klarer wurde sein Entschluss, den Film zu streichen, weil
so ein Film eine klare Aussage treffen muss, wie es denn nun war - und dazu
sah sich Verhoeven nach seinen Studien nicht mehr in der Lage! Stattdessen
hat er jetzt nach 20 Jahren in ein Sachbuch gepackt, was er in all den
Recherchen und Diskussionen erfahren hat, mit allen Ungewissheiten. IMHO:
Eine bermerkenswert vorbildliche Haltung!
Kreationismus-Debatte
Seit bald 20 Jahren wächst - erst ganz heimlich, mittlerweile laut und
selbstherrlich - ein Trend des Zeitgeistes heran, auf praktisch jedem
denkbaren Themengebiet die Behauptung zu verfechten: Wir bekommen eine
Irrlehre erzählt, es ist in Wirklichkeit alles ganz anders, und die Wahrheit
wird von der Verschwörung der orthodoxen Wissenschaft unterdrückt.
Was einstmals hierzulande nur die spezielle Macke Erich von Dänikens war -
und einiger ganz obskurer Hobbyautoren - wird längst auf immer mehr Gebieten
eine populäre Masche, die immer breiteren Anklang findet. Das schließt an
prominentester Stelle die Bewegung des Kreationismus ein; wobei die
einschlägigen Darwin-Leugner in Europa zum guten Teil ohne jeden Bezug zum
christlichen Fundamentalismus agieren. Siehe den prominenten (?) Vertreter
Hans-Joachim Zillmer. Nach eigenen Angaben ist er Bestsellerautor mit
Büchern wie "Darwins Irrtum" und "Die Evolutions-Lüge", und nach seinen
Texten ausweislich konfessionslos bis kirchenfeindlich.
Dieser Trend ist direkt parellel und geistesverwandt mit jenen Leuten der
modischen Anti-Umweltschutz-Propaganda, die uns einreden wollen, es gäbe
überhaupt keine Erderwärmung, und wenn doch, waren wir es nicht, und z.B.
Rachel Carsons Warnungen vor Pestiziden seien ein Haufen Lügen - komplett
mit der Behauptung, die ganze Umweltbewegung sei nur eine Loge von
Propagandisten, die mit ihren Panikmache-"Lügen" die eigene Karriere
absichern wollten. Diese spezielle Variante von Verschwörungstheorie hat
einen guten Freund von mir völlig vereinnahmt (der ansonsten z.B. Zillmers
Rhetorik problemlos durchschaut).
Immer wieder das gleiche Muster: Was im Mainstream der Öffentlichkeit als
anerkannt gilt, ist in Wirklichkeit ein Haufen Unsinn, in Wahrheit ist alles
ganz anders, und die anerkannte Lehre ist eine Verschwörung eines Kartells
von Meinungsmachern, die damit nur ihre Autoritätsposition und ihre Pfründe
verteidigen wollen.
Immer wieder interessant zu beobachten, wie Dänikenisten, Kreationisten,
Anti-Öko-Aktivisten und politische Verschwörungstheoretiker inklusive
Antisemiten exakt dieselbe Sprache sprechen. Physik-Revolutionäre, die
wissen, wie man die Schwerkraft aufhebt, Zeitmaschinen und Sternentore baut,
genauso. Nur dass die Geschichtstheorien à la Däniken und die
Physik-Theorien in Grunde harmlos sind, während die anderen Varianten sich
allmählich zu einer gesellschaftspolitischen Krisensituation auswachsen.
- Neulich in der FAZ gesehen: Es gibt im US-Staat Kentucky ein komplettes
Kreationismus-Museum, in Petersburg, am Highway 275 gleich hinter der
Flughafenausfahrt von Cincinnati. So eine Art Mittelding aus
Naturkundemuseum und Theme Park. (
www.creationmuseum.org)
Ich fühlte mich gleich an den riesigen Däniken-Themenpark im schweizerischen
Interlaken erinnert, der mittlerweile leider Konkurs gemacht hat.
(Verabscheue ich Däniken? Ja. Aber macht etwas so schräges die Welt nicht
doch bunter? Auch ja. Ich glaub' ich hätte es doch gerne mal besucht.)
- In der FAZ wird überhaupt sehr regelmäßig über die Bemühungen der
Christenszene berichtet, mit der modernen Wissenschaft und speziell dem
Darwinismus klarzukommen; die Rede ist von den respektablen Christen, nicht
den Kreationismus-Bekloppten. Mir sind im Lauf eines Probeabos neben dem
Touristenbesuch im Creation Museum u.a. zwei Buchbesprechungen zum Thema
begegnet.
- Zu den Forschungen über den Stammbaum des Lebens und unsere
Nicht-Verwandtschaft mit den Schwämmen:
Typisches Syndrom der Revolutions-Theorien - der hemmungslose Wille, die
Ergebnisse der seriösen Forschung beliebig auszuplündern und zu
missbrauchen, indem man alles zitiert, was man für sich verwenden kann,
grundsätzlich unter Missachtung jeglichen Zusammenhangs - also irreführend
unvollständig und damit lügnerisch falsch darstellt.
Es gibt keine eigenständige Forschung des Kreationismus. Es besteht alles
als geplündertem Material - nimm, was die Wissenschaft hervorbringt, aber
ignoriere, dass die gesamte Forschungsarbeit, die du zitierst, die
Korrektheit des wissenschaftlichen Weltbildes teils voraussetzt, teils
bestätigt. Motto: "Es ist alles nicht wahr, und auch wenn es wahr ist,
bestätigt es in Wirklichkeit uns."
- zu Tostan: Es ist eben kein Problem von "man kann nicht alle
Minderheitenmeinungen darstellen". Alle Spielarten von Kreationismus und
Intelligent Design sind eben überhaupt keine wissenschaftlichen
Auffassungen, sondern religiöse Glaubensüberzeugungen, die mit dem Schein
wissenschaftlicher Argumentation bemäntelt werden - dies ist ein absoluter
Wesensunterschied zu legitimen Minderheitenmeinungen innerhalb der
Forschung. Die Kreationisten weigern sich, das Spiel nach den Regeln zu
spielen, aber sie wollen den Profit davon, so zu scheinen, als ob. Das wurde
auch von US-Gerichten ausdrücklich so befunden - man kann also US-Richter
von der Sache der Vernunft überzeugen.
- Zu Tiffs USA-Ausführungen: Die US-Verfassung gebietet zwar die Trennung
von Kirche und Staat, was heißt, dass eindeutige Religion nicht an die
Schulen darf. Das hat auch die besagten Gerichtsurteile ermöglicht.
Leider verbietet in den USA nichts, dass die Kirche die Kontrolle über die
gesamte Gesellschaft übernimmt - weil es US-Philosophie ist, möglichst wenig
staatlich zu regeln, und möglichst viel staatsfernen Regelungen zu
überlassen. Auf dieser Ebene kann sich die Tyrannei des christlichen
Fundamentalismus ungebremst austoben. Wenn z.B. Museen allein von
Stiftergeldern abhängen, und Kampagnen gegen "unanständige" Kunst gefahren
werden; oder wenn Stadt- und Schulbibliotheken von Schul- und Bürgerkomitees
kontrolliert werden, und alle Titel, die die Evolutionslehre oder andere
unerwünschte Dinge behandeln, ganz im Stillen der Bücherverbrennung
anheimfallen.
- Das Auge und die Unmöglichkeit seiner Evolution:
Am witzigsten - oder am obszönsten - daran ist, dass diese Geschichte noch
heute permanent als aktuelle Erkenntnis der Kreationisten serviert wird,
obwohl sie in Wirklichkeit schon um 1900 als Argument gegen Darwin
vorgebracht wurde. Und schon damals haben führende Darwinisten klipp und
klar belegt, dass und warum das Argument von der Perfektion des Auges
absoluter Unsinn ist. Alle Antworten liegen vor. Damit kann man schon seit
über hundert Jahren als Kreationist diese Geschichte eigentlich gar nicht
mehr in den Mund nehmen - wenn man ehrlich wäre. Seit damals belügen die
kreationistischen Prediger permanent ihre Zuhörerschaften, indem sie ein
absolut und zwingend widerlegtes Argument präsentieren, als ob die
Widerlegung nicht existierte.
Es gibt etliche solche Beispiele, auch neuere Erkenntnisse, bei denen
Verteidiger der Evolution eine klar schlüssige Argumentation vorlegen, warum
ein "Beweis" der Kreationisten unhaltbar ist, und dies dem fraglichen
Prediger detailliert mitteilten - und der erzählt seinem Publikum dieselbe
Predigt ohne ein Wort der Änderung weiter. (Exakt dasselbe erlebt man mit
UFOs.)
- Karbon-Analyse:
Eine der widerlichsten Auswirkungen dieser Wissenschafts-Revisionisten ist,
dass man sich fast gar nicht mehr traut, ernsthafte kritische Diskussionen
um das eine oder andere Thema zu führen, weil man fürchten muss, dass man
der Lügenrhetorik der Revisionisten damit Munition liefert. Die
Radiokarbondatierung und andere Verfahren haben durchaus ihre Tücken, und
man muss mit vielen Ergebnissen sehr vorsichtig sein. Aber mag ich das
überhaupt noch aussprechen, wenn ich weiß, dass ich sofort von H.J. Zillmer
zitiert werde, der mich als Zeugen dafür nimmt, dass alle Geschichte
gefälscht ist, und die Weltgeologie in Wirklichkeit durch eine abrupte
Polverschiebung zu erklären ist?
- Grand Canyon: Der ist möglicherweise tatsächlich durch eine
Katastrophenflut innerhalb weniger Jahrtausende entstanden, statt in
Jahrmillionen. Man hört von seriösen Forschern wenig darüber - vermutlich
deshalb, weil die Angelegenheit von den Revisionisten vereinnahmt worden
ist, bevor überhaupt eine seriöse Diskussion darüber entstehen konnte,
wodurch das ganze Thema anrüchig geworden ist.
- Was soll ich sagen, die "Diskussion" mit Roland Roth über
Alternativgeschichte vor Zeiten im WoC brodelt immer noch in mir. Nicht
zuletzt, weil ich erst in den Jahren seither in einigen Punkten
herausgefunden habe, wie unehrlich Roland in einigen Behauptungen war.
Zweifellos nicht in Form einer willentlichen Lüge seinerseits - man
beobachtet in dieser Szene immer wieder verblüfft, wie weit die Praxis des
Selbstbelügens und der ehrlichen Pflege irrwitzigster Illusionen gehen kann.
Jedenfalls sind die Mystery-orientierte Geschichtsforschung, die
UFO-Forschung und die Spielarten der Paraphysik weitere Felder genau des
gleichen revisionistischen Denkens.
- "Die junge Dame war präpariert worden" - der Fall muss nicht ganz so
verschwörerisch sein, wie du ihn klingen läßt. Es ist für Anhänger von
Verschwörungstheorien und ähnlichem absolut typisch, dass sie sich mit einem
Feuereifer in die Aufgabe stürzen, absolut alles (bestätigende) über ihre
Theorie zu wissen - wodurch sie auf absolut alles eine fertige Antwort parat
haben, was ein durchschnittlich interessierter Laie gegen sie vorbringen
könnte. Das ist mir erstmals in Fragen der Weltpolitik begegnet, statt in
der Wissenschaft. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob es eine antisemitische
Theorie war, aber es war in der generellen Gegend.
- "dass Kreationisten tatsächlich so einen Punkt nutzen und gegen dich
verwenden"
In der Tat: Wenn man es nicht gerade mit besonders Dummen zu tun hat, muss
man höllisch darauf achten, dass man wirklich Argumente vorbringt, welche
von vornherein mit den Erwiderungen und der inneren Logik der Revisionisten
rechnen. Das erfordert geradezu professionelle Kenntnisse. Andernfalls wird
man kalt erwischt.
Seit ich weiß, was die intelligenteren Kreationisten für ein
Argumentationsniveau gegen Darwins Theorie der natürlichen Selektion
aufzufahren imstande sind, halte ich mich aus der Sache eher raus. Da kommt
nur noch ein Richard Dawkins mit - oder, vor seinem allzu frühen Tod,
Stephen Jay Gould. An seinen Schriften habe ich 20 Jahre lang den Kampf
gegen den Kreationismus mitverfolgt.
- Die Ursuppenfrage:
Typische Sache von halbkorrektem Halbwissen, das für ein spezielles
Propaganda-Interesse eingespannt wird. Die "Ursuppe" in der klassischen Form
gilt tatsächlich weithin als etwas überholtes Modell, das nicht so ganz
überzeugt. Man kommt damit bis zu einfachen Aminosäuren, aber nicht bis zu
Nukleinsäuren und Selbstreplikation. Seither hat man ein ganzes Rudel neuer
Denkansätze entwickelt, wie die Urelemente des Lebens unter den Bedingungen
der Urerde entstanden sind. Es wird auch weiterhin neue Modelle geben -
selbst dann, wenn jemand es schaffen sollte, im Experiment echtes neues
Leben zu erschaffen, wird man nicht absolut wissen können, dass das Leben
damals wirklich genau so entstanden ist.
- Der Neonazi in Auschwitz:
Schöne Bekanntschaften machst du. Ich hätte sofort gewusst, was ich dem
miesen Sack von krawallsüchtigem Wichtigtuer hätte um die Ohren hauen
können. Sachlich: Es ist doch eine ganz simple Sache der logischen
Vernunft - selbst wenn Zyklon-B charakteristische Ablagerungen an den Wänden
hinterlassen sollte, kann nicht irgendein Hansel hereinlaufen, einmal auf
die Wand glotzen und sagen: "Da ist aber nichts!" Das ginge nicht mal, wenn
die Räume perfekt witterungsgeschützt wären. Jeder, der da rein geht, und
demonstrativ die Wand mit den "fehlenden Ablagerungen" anstarrt, zieht nur
ne Show ab. Oder er ist so absolut blöd, dass er allein dafür in den Knast
gehört.
- Tostan zur Internetrecherche:
Problem. Gerade bei kontroversen Themen liefert das Internet weniger
Information als eine Sintflut von Desinformation. Es sei denn, du hast
Sites, wo du weißt, dass ernsthaft gearbeitet wird (mit kleinen Vorbehalten
ist Wikipedia fast immer ein guter Erstanlauf). Aber gefestigte
Revisionismus-Prediger haben oft eine Kompetenz der Detail-Argumentation,
dass eine schnelle Recherche dich nicht weiterbringt. Einige grobe
Lügengeschichten immerhin kann man auf diesem Weg schnell zum platzen
bringen.
Ein besonders perfides Beispiel aus der Anti-Öko-Propaganda: Kaum hab ich
Rachel Carsons "Stummer Frühling" gelesen, und rede mal davon, da bekommen
ich zu hören: "Carson? Die hat doch die Adlereier gekocht, ehe sie ihre
Sterilität bewiesen hat!"
Also via Wikipedia nachgeforscht.
Befund eins: Die Geschichte mit den unfruchtbaren Greifvogeleiern wurde erst
einige Jahre nach Carsons Tod erstmals von anderen Forschern vorgebracht.
Befund zwei: Selbst eine ganz unverblümt propagandistische Anti-Öko-Site
("reason online - free minds for free markets") wusste über Carson nichts
weiter negatives zu sagen, als dass ihre eine spezielle Aussage, DDT
verursache beim Menschen Krebs, sich als falsch erwiesen hat. Die Typen
hätten sich massive Betrugsvorwürfe gegen Carson nicht entgehen lassen.
Befund drei: Es gibt spezielle bekannte Typen, die notorisch gegen Carson
Stimmung machen. Das geht alles auf einen Artikel zurück, in denen ein
Biologe, J. Gordon Edwards, versucht hat, Carson "des Betrugs zu überführen".
Der Artikel ist leicht verfügbar und erweist sich als ein einziger Erguß von
peinlicher Hysterie, in den nach 20 zähen Seiten nichts aufgetaucht ist, was
ein normaler Mensch als "Beweis für Betrug" betrachten kann. Den Rest hab
ich mir geschenkt.
So einfach ist die Aufklärung aber längst nicht in allen Fällen.
- Wikipedia-Mängel:
Vor einiger Zeit hatte ich Anlass, den Geisteswissenschaftler Friedrich
Dilthey nachzuschlagen. Auf Wikipedia fand ich den folgenden Text (hier in
Auszügen):
Friedrich Dilthey
Als Sohn einer calvinistischen Predigerfamilie besuchte er in Wiesbaden das
Gymnasium und referierte dort zum Abitur das Thema Über den Einfluß des
griechischen Altertums auf die Jugend. In Berlin (1853) und Heidelberg
(1852) studierte er u.a. bei August Boeckh, Kuno Fischer...
Ausserdem war Dithey einer der bekanntesten Sexualforschern seiner Zeit und
schrieb wichtige Werke, für die er bereits damals von der Kirche verfolgt
wurde und anschließend 1911 auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
In der Tradition Schleiermachers bemühte er sich, die Hermeneutik als
Methodenlehre der Geisteswissenschaften zu entwickeln. Anfangs sah er das
Erleben als Grundlage der Hermeneutik und das Verstehen als psychologische
Einfühlung in die geistigen Vorgänge eines Autors.
Später aber wich Dilthey, der alte Lüstling von diesem psychologischen
Standpunkt ab und rückte die Begriffe des Ausdrucks und des
Ausdrucksverstehens in den Mittelpunkt der geisteswissenschaftlichen
Methodik: Die Geisteswissenschaften hätten die Aufgabe, den Zusammenhang
zwischen Leben, Ausdruck und Verstehen zu klären. Dabei sei der Ausdruck
eher Objektivation des allgemeinen Geistes eines Zeitalters, als
Erscheinungsform individueller Lebensimpulse eines Autors oder Künstlers.
Unter anderem war auch er der Erfinder und Sinngeber des Wortes
"Scheißkopf".
Soweit ein typischer Fall des Wikipedia-Problems des "Vandalismus". Diese
Spaßguerilla-Manipulationen wurden tatsächlich in Nullkommanichts entdeckt,
und als ich recherchierte, habe ich die dubiose Fassung der Seite nur noch
über Google-Recherche bekommen; für Direkt-Navigation war der Text schon
bereinigt. Allerdings haben es die "Aufpasser" fertiggebracht, ein halbes
Dutzend Bearbeitungsgänge zu brauchen, bis sie alle "Schmierereien"
ausgemerzt hatten. Etwas flüchtige Arbeitsweise. Das Ergebnis war aber am
Ende in Ordnung.