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Sonntag, 17. Mai 2009

Das leidige Wahlthema

Vor einiger Zeit ließ ich meinen alten Kumpel und Schreiberkollegen Harun Raffael zu Wort kommen und machte ihn mit seinen Antworten zu meinen Ideen den Kreationismus betreffend zu meinem ersten Gastblogger.
Eine andere meiner Kolleginnen der brotlosen Schreiber, definiert als Hobby-Autor, ist Miyu-Moon, die in diesem Blog oft vertreten ist. Neulich habe ich sie gefragt, ob sie nicht mein zweiter Gastblogger werden will, und heraus gekommen ist der Text da unten. Ich muss zugeben, sie hat mich wieder einmal beeindruckt. Leider weiß ich nicht, wie viele Menschen meinen Blog wirklich lesen, aber lesenswert ist ihr Artikel zur Kommunalwahl in Karlsruhe allemal.

Miyu-Moon:
Ja, ich muss meinen ersten Blog-Eintrag mit dem wohl langweiligsten Thema für Menschen unter und über 21 Jahren beginnen. Heute oder genauer gesagt vor zwei Tagen bekam ich meinen ersten Stimmzettel für eine Gemeindeatswahl. Das Kuvert lag also zwei Tage auf dem Küchentisch, obwohl es mit einer großen, fetten Rothscrift gekennzeichnet war. Vermutlich machen es die anderen 50% der Wahldesinteressierten genauso und ignorieren das Unvermeidliche, bis man darauf aufmerksam gemacht wird.
Interessant ist hierbei zu sehen, dass auch ein Handzettel beiliegt, der einen genau erklärt WIE man wählen sollte.

Was mich gleich zu der Frage bringt, ob die heutigen Wähler Idioten sind, wir für Idioten gehalten werden oder man auch schon vor 20 Jahren Gebrauchsnaweisungen für die überforderten Wähler mitschickte.
Das schlaue Papierchen sagt alles, nur leider nicht, wo der unerfahrene Erstwähler sein Wahllokal findet.
Warten wir doch mal 10 Jahre ab, ob dann nicht vielleicht noch eine Karte von Google angeheftet wird.
Vielleicht bringen sie sogar ein Programm heraus, dass man auf sein Handy downloaden kann, - selbstverständlich gegen Gebühr-, das einen dann stracks per Satellit zur nächsten Wahlurne führt. Wenn es schon diese gefaketen "Such-deine-Freunde-Programme" von Klingeltonanbietern gibt, warum nicht dann auch ein System das den orientierungslosen Wähler führen soll?

Wieder zurück zum Wahlmaterial. Hier habe ich neun Seiten mit den Namen und Adressen völlig wildfremder Menschen, wobei ich 48 dieser 341 Menschen meine Stimmen geben soll.
Im Ernst, bin ich die Einzige die das als leichtsinnig empfindet?
Okay, keiner dieser 48 wird es jemals zum Bundeskanzler oder Bundespräsidenten schaffen und dementsprechend ist die Angst zum Ziel zukünftiger, terroristischer Anschläge auserkoren zu werden, irrelevant- aber trotzdem leichtsinnig. Leichtsinn, weil jeder Depp so deine restlichen Daten nachgoogeln könnte, wenn er den Zeitaufwand in Kauf nehmen möchte.
Mit so einer Liste drückt man den Verbrechern, Trollen oder radikalen Besserwissern, eine gute Waffe in die Hand. Hab ich schon erwähnt, dass nicht nur die Anschriften der jeweiligen Leute, sondern auch deren Berufe preisgegeben werden?

Ausländerfeindliche Individuen die es nicht dabei belassen ihre Hassreden am Stammtisch zu üben, bekommen somit mal schnell ein paar "lohnende" Ziele in die Hand gedrückt.
Linke könnnen darüber wettern, dass viel zu viel gutsituierte in der Wahlliste vertreten sind.
Diese Liste muss wohl nicht fortgeführt werden, da jeder wohl erkennt worauf ich hinaus möchte.
Aber ich möchte auch kurz eauf einige erfreuliche Dinge aufmerksam machen, was alle der zu wählenden Parteien beispielweise gemeinsam haben.
Fast überall in den Wahlreihen sind Rentner vertreten und die SPD hat beispielweise einen Haufen Studenten die sie unterbringen wollen.

Die CDU dagegen bietet ein Großkontingent an Selbstständigen, Bankangestellten, Ärzten und sonstigen Berufstätigen in leitenden Positionen. Ich weiß ja nicht nach welchen Kriterien diese Leute zusammengesucht werden, aber soll schon das eine erste Beeinflussung des Wählers sein, indem man besonders viele LEITpersonen mit den Zukünftigen Leitenden in der Politik asoziieren soll?

Die Grünen dagegen warten mit einer Riege an Diplomerworbenen und Lehrern auf. Ich wundere mich nur über den Pizzabäcker, aber unter dem großen Motto der ökologischen Politik, finden wohl Menschen aus allen Sparten zueinander.

Als nächste folgt die FDP. Ich möchte jetzt mal nicht hinterfragen, was den der Unterschied zwischen einer "Familienfrau" und einer "Hausfgrau" ist, denn das würde wohl den Querschnitt durch unsere Gesellschaft völlig ruinieren. Abgesehen davon das die FDP sich wohl für zu jung und dynamisch hält, da sie den Rentner von der Liste gekickt haben.

Dann haben wir noch unseren Linken.
Hier stechen mir als erstes die ganzen Sozialen Berufe ins Auge, aber auch den armen Erwerbslosen, den man wohl eine letzte Chance geben will. Ist das nicht rührend?

Dann folgen auf den letzten Plätzen noch die städtischen Parteien.

Die KAL präsentieren sich auf der Liste genauso wie die Werbung für unsere Stadt. Studentenfreundlich, kulturfreundlich, bildungsreich und hochtechnologisiert. Reine Zufall oder eine erneute Marketingstrategie?

Als nächstes folgen die "Freien Wähler BüKa".
Das letzte Wort bitte nicht mit den falschen Dingen aossoziieren, weil es ja so komisch klingt, den es ist nur eine Abkürzung für "Bürger für Karlsruhe", mehr nicht. Ich sehe hier nur zwei Künstler hervorstechen, aber ansonsten präsentiert sich hier der gleiche Durchschnitt wie bei allen anderen Parteien oder Zusammenschlüssen.

"Gemeinsam für Karlsruhe", stechen überraschenderweise mit mehr göttlichen Beistand aus der Masse, als die gesamte CDU, nämlich mit gleich drei Pastoren. DA frägt man sich doch wo den bei der Großpartei das Christliche abgeblieben ist, wenn man sich dort so die Berufe anguckt.

Zuletzt folgen die etwas unterpräsentierten "Karlsruher für Familien" mit sage und schreibe nur 12 Personen. Nun da ihnen 35 Personen fehlen so im Gegensatz zu den anderen Gruppierunge die immer mit 47 Leuten vertreten sind, kann ich nur sagen das hier die Pädagogen in der leichten Mehrheit sind.

Wenn ich wirklich viiiel Zeit hätte, würde ich noch ein paar Grafiken mit einem genaueren Jobvergleich oder dem üblichen Mehr Männer/Mehr Frauen(?)-Diagramm einwerfen, aber dafür bleibt leider keine Zeit.
Ich weiß jetzt nicht, was es noch zu sagen gibt.
Außer das ich bei soviel Vielfalt schon die Hände über den Kopf zusammenschlagen muss. Nichts gegen die Grundsätze unserer Demokratie, aber wenn man bedenkt wie lesefaul viele Jugendliche sind, wer will da wirklich noch erwarten, dass sich ein jeder über acht verschiedene Parteien informiert und dann noch brav 48 Stimmen vergibt, ohne sich zu verzählen?
Bei mir wird das jedenfalls noch eine Weile dauern, bevor ich mir ein genaues Bild über die Kandidaten gemacht habe, aber um nach bohlens'ischen Leitsätzen vorzugehen.
Ich weiß definitiv jetzt schon, wenn ich NICHT wählen werde und das ist die CDU!
Allen anderen Finalisten viel Glück bei der Wahl.

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