Seit knapp einem halben Jahr geht es immer wieder die gedruckte Presse rauf und runter. Auch die entsprechenden Internetseiten sind voll davon: Google soll zahlen. Wofür? Für den Verdienstausfall der Druckmedien, die den Internetsuchdienst direkt dafür schuldig sehen. Denn wer wird sich eine Zeitung kaufen oder ein beitragspflichtiges Internet-Applet nutzen, wenn er die Informationen per Google umsonst bekommen kann?
Das geht nun schon einige Zeit so, und meines Erachtens nach wird die Diskussion schärfer. Entschuldigt bitte, hier habe ich mich verschrieben. Natürlich wird nicht die Diskussion schärfer, sondern die Vorwürfe werden unverschämter.
Ich will heute mal nicht verlinken oder auf einzelne Artikel eingehen, sondern schlicht und einfach meine Meinung zum Thema in Worte fassen. Wenn ich mir die ersten Vorwürfe von Chefredakteuren ins Gedächtnis rufe, die Google ihre Verdienstausfälle bezahlen lassen wollen, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Es ist ja nicht so als würde Google die Printmedien scannen und dann unentgeltlich für jedermann ins Web stellen. Wenn man über die Suchmaschine an Daten und Hintergrundfakten einfach schneller heran kommt als über die Tageszeitung, dann ist das nicht Googles Problem, sondern ungenügende Anpassung der Zeitungen. Wenn ich für meinen Blog recherchiere, verlinke ich in letzter Zeit gerne und oft. Meine persönliche Angst, hirnlos etwas nachzuplappern oder aus einer einzelnen Quelle zu zitieren und damit vielleicht Fehler zu wiederholen, soll damit ausgeschaltet werden. Ich sehe mich zwar nicht als Journalist, aber als Blogger habe ich doch auch Verantwortung. Egal wie viele Leute mich hier lesen. Selbst für meine treuesten Leser Subtra und Miyu muss ich so akkurat wie möglich sein. Punkt. Das es mir nicht immer gelingt und ich trotzdem manches Fettnäpfchen nicht vermeiden kann, zeigt mein gestriger Blog über den Besuch von Markus Kompa in der BILD-Redaktion. Aber ich bin ja lernwillig und auch immer bereit mich zu entschuldigen, wenn ich Fehler mache oder die Gefühle anderer Menschen verletze. Dafür nutze ich gerne und ausschließlich Google.
Was aber machen die Zeitungen? Sind die bereit dazu zu lernen? Passen sie sich der neuen Zeit an? Versuchen sie sich als gedrucktes Medium vom Internet abzugrenzen, hervor zu heben und ihren Status zu behaupten?
Leute, bloggen ist eindeutig eine Internet-Geschichte, die auch nur mit Links funktioniert. Die Presse hingegen ist etwas gedrucktes, ganz ohne Bookmarks jederzeit wieder zu finden, wenn man es archiviert. Ich finde die Zeitung an sich sehr praktisch, lese (meistens) jeden Tag meine Lokalzeitung, und dabei am liebsten den internationalen Teil, der mir wutschnaubend schon ein-, zweimal einen guten Blog geliefert hat, aber eben auch den Gedanken, Dinge im Internet für meinen Blog zu recherchieren, an die ich sonst nie gedacht hätte. Was noch viel öfter vorkam.
Wenn also gedruckte Medien Honorare für Verdienstausfall von Google verlangen, hinterlässt das leicht schizophren. Und damit meine ich nicht mich, sondern die Druckmedien. Verdienstausfall haben diese nur, wenn weniger Leute ihre Zeitungen kaufen, oder? Und Google kann diesen Verdienstausfall nur verursachen, wenn es die Zeitungen gratis im Web anbietet.
Wo ist also das große Problem? Soll man Google dafür verantwortlich machen, wenn große Zeitungen von der FAZ über die Süddeutsche bis hin zu WELT und BILD Artikel ins Web stellen, die dann von Google gefunden werden? Das halte ich doch für sehr fadenscheinig.
Auch das zweitaktuellste Argument der Printmedien, ihre Texte urheberrechtlich besser zu schützen ist ein zweischneidiges Schwert. Denn wenn sie ihre eigenen Arbeiten nicht selbst zu schützen vermögen, wie können sie dies von Google verlangen? Durchbricht Google etwa mit seinen Link die Sperren von Bezahl-Apps? Ich glaube eher nicht.
Was ich aber glaube, das ist, dass Google der größte Fisch im Wasser ist. Das beweist schon die Tatsache, dass der Konzern ne knappe Milliarde für Youtube gezahlt hat, um aus der Fun-Seite einen Teil des Mega-Konzerns zu machen. Was ich glaube, ist, dass Google etliche Mitarbeiter einsetzt, um von Bots gehypte Links zurück zu setzen, kriminelle Links zu löschen und den User im wuchernden und unübersichtlichen Internet zu beschützen - solange er über Google sucht.
Einen Link muss ich dann doch setzen. Der führt zum Suchmaschinenverzeichnis. Dort gibt es Links zu sechshundert Suchmaschinen, die meisten von ihnen recht speziell. Aber von denen spricht in der erbosten deutschen Printmedialandschaft niemand. Auch nicht von Yahoo oder Lycos. Viel Lärm um nichts? Eher das Baby-Prinzip: Wenn man nur lange und laut genug Krach schlägt, kriegt man irgendwann auch etwas.
Wege aus der selbst erschaffenen Krise: Viele Printmedien haben es versucht und werden es weiter versuchen, das Internet über die Werbung hinaus profitabler zu machen, indem sie Bezahlseiten verwenden. Dies hat mangels Interesse in der Vergangenheit nicht gut geklappt, und die Chancen stehen auch heute nicht besonders gut, dass dieser Plan aufgehen wird. Was also tun? Mit der Zeit gehen. Vermehrt auf Werbung setzen und sich für Links zu Firmen und anderen Zeitungen bezahlen lassen. Bezahl-Apps? Probieren kann man es ja, aber ich halte die Erfolgsaussichten für gering, weil nicht Google, sondern andere Zeitungen auf ihren Webseiten umsonst bringen, wofür die Apps sich bezahlen lassen wollen.
Das Potential nutzen, das jede Zeitung hat, nämlich ihr Printmedium. Den Sonderstatus der gedruckten Zeitung hervor heben, sie interessanter für Käufer machen und eindeutig zeigen, dass die Webseite das Printmedium unterstützt, nicht umgekehrt. Der Leser muss zur gedruckten Ausgabe geführt, verführt werden. Ideen dazu gibt es tausende. Macht wertvoller was Ihr habt. Denn seien wir doch ehrlich: Mit Monitoren nach Fliegen zu schlagen wird sich nie durchsetzen.
Okay, ernsthaft: Anstatt über Google zu lamentieren und Geld zu fordern, das ihnen überhaupt nicht zusteht, sollten die Printmedien es damit versuchen, ihre Produkte durch Qualität attraktiver zu machen. Das ist zwar nur ein Fingerzeig und keine Endlösung. Aber ich bin ja auch der Meinung, dass die gedruckte Zeitung niemals abgeschafft werden wird, auch nicht vom Internet. Vielleicht schrumpft der Markt zur Zeit, aber eventuell kann man den Konsumenten wieder ins Bewusstsein rücken, was er an der Zeitung an sich hat. Dazu müsste man aber wie gesagt kreativ werden und Qualität bieten. Nur so als Tipp von einem Laien wie mir.
Noch eines ist mir aufgefallen: Die Diskussion um Google hat sich verlagert, leicht verschoben. Ging es anfangs nur um GELD, so versuchen deutsche Leitartikel nun vermehrt die Gefahr zu betonen, die von dem Unternehmen droht, weil Google mehr über uns weiß als wir selbst. Das halte ich für plakativ. Google kann nicht wissen, was ich nicht über mich im Internet veröffentlicht habe, oder zugegeben andere. Aber selbst wenn ich das hinzu zähle, reicht es noch nicht zum gläsernen User, der von den Medien beschrieen wird.
Gut, gut. Diesen Lärm hätte ich gerne bei Schäubles und Zensursulas Plänen zur Internetzensur gehört. Oder bei der Verschärfung der BKA-Befugnisse inklusive Online-Durchsuchungen. Der Massenspeicherung unserer Telefon- und SMS-Daten zur Terrorbekämpfung. Der Entprivatisierung unserer Innenstädte durch flächendeckende Videoüberwachung.
Irgendwie drängt sich mir das Gefühl auf, dass der derzeitigen Google-Thematik mindestens doppelt so viel Aufmerksamkeit und Energie gewidmet wird als den anderen von mir genannten Themen zusammen. Und das ist nicht sehr nett.
Im Übrigen war Google die einzige Firma, welche die Weitergabe ihrer Daten an die Bush-Administration verweigert hat, während AOL, Microsoft und Yahoo obrigkeitshörig weg geknickt sind, ohne es eigentlich zu müssen, wie searchenginewatch.com zu verkünden weiß.
Fazit: Vielleicht weiß Google mehr über mich als der Rest des Internets, als die Printmedien und andere Suchmaschinen, vielleicht sogar mehr als die Bundesregierung. Aber wenn dem so ist, waren meine Daten bei ihnen bis heute in guten Händen. Und ich bin zuversichtlich, dass das auch in Zukunft so sein wird.
Edit: Gerade auf BILDBLOG.de in der Rubrik "6 vor 9" entdeckt. Ein amerikanischer Journalist referiert über die Klage des deutschen Verlegerverbandes gegen Google - weil Google zehnmal mehr durch Werbung verdient als ihre Klientel.
Man fühlt sich fast an den Prozess um ein paar Millionen Dollar gegen McDonalds erinnert, der den Konzern gezwungen hat, auf seine Kaffeebecher "Vorsicht, heiß" drucken zu müssen.
Der Text ist in englisch, aber leicht verständlich.
Weiterer Edit am 21.01.: Ralf Schwartz hat es heraus gefunden, was die Verlage an Google und Co. so kirre macht... Sie wissen einfach nicht, wie man mitspielt. ^^
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2 Kommentare:
Der Faszit von mir lautet:
Google kann man vertrauen, den Regierungen nicht.
Mal ehrlich wofür wurde eigentlich ein Datenschutzgesetz erschaffen, wenn es dauernd Leute gibt die ihre eigenen Leute überwachen wollen, egal wo sie sind. Sie wollen so Raupkopierern, illegalen Loadern, Hackern, Cheater was weiß ich Einhalt gebieten. Aber gerade da wirds spannend, denn das ist ihnen ja nicht erlaubt auf rechtlichen Wege und ich wette es sind 90 % mindestens, aller Deutschen Internetuser dagegen.
Wenn man bedenkt das wichtige Bankdaten usw. alles aufgezeichnet wird, wird einem Schlecht. Vor allem diese Zensursula, ich würd meinem Freunden dort raten ins neutrale Österreich zu kommen, denn da haben wir das Problem nicht auch wen Zensursula versucht die Leutz hier dazu zu bringen ebenfalls das System zu übernehmen. Tun sie nicht, wir haben schon genug Schulden. Das wissen die Schwarzen also lassen sie die Finger von dem Modernen Mist.
Aber damit nicht genug, die USK wird immer schärfer, wegen jeden Amoklauf werden die Spieler verantwortlich gemacht. Was einfach nur falsch ist, die Regierungen sind einfach zu BLIND um den wahren Grund zu erkennen, der KErn der Gewalt liegt in der Familie und an deren Umgebung....
Ich schweife vom Thema ab, kurz, ich bin Froh das Google mich verlinkt, immerhin bekomm ich so meine Klicks zusammen XD.
Der Witz an der ganzen Geschichte ist einfach, dass Google lediglich der Marktführer ist. Aber die anderen großen Suchmaschinen werden nicht einmal erwähnt. Vielleicht, weil bei denen nichts zu holen ist?
Überhaupt erinnert mich der ganze Themenkomplex stark an Zensursulas Versuch, das Internet zu zensieren. Springen die Printmedien jetzt etwa auf den gleichen Zug auf, in der Hoffnung, sie verdienen mehr, wenn das Internet zumindest in ihrem Sinne zensiert ist?
Danke für diesen Gedanken, Subtra. Ich werde ihm ein wenig nachhängen.
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