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Samstag, 18. Juni 2011

So nicht, Claudia D.

Tja, es ist passiert. Das erste Mal poste ich zwei Blog-Einträge am gleichen Tag.
Denn seit einigen Tagen kaue ich auf einem besonderen Aspekt des Falls Kachelmann und dem Interview des vermeintlichen Vergewaltigungsopfers Claudia D. herum. Die hatte der Zeitschrift BUNTE ein Interview gegeben, von dem ich vom österreichischen Nachrichtendienst nachrichten.at (also über Umwege) zitieren will:
>>Ihr Fazit nach dem mehrmonatigen Prozess: „Ich schäme mich dafür, das zu sagen: Ja, ich würde jeder Frau abraten, ihren Peiniger anzuzeigen, wenn dieser reich ist (...)“. Die 38-Jährige weiter: „Solange wir in einem Täterstaat leben, ist es besser, als Frau den Mund zu halten.“<< ...sacken lassen. Meine ganz ehrliche Meinung zu diesem Thema: Hat die Frau sie noch alle? Lassen wir außen vor, was sich tatsächlich abgespielt hat, ob sie eine rachsüchtige verletzte Meineiderin ist, oder Kachelmann ein perverser Trieb- und Straftäter. Konzentrieren wir uns nur auf diesen einen Punkt, diese beiden Sätze. Und wieder: Hat die Frau sie noch alle? ...sacken lassen. Gut, Claudia D. hat vor Gericht NICHT Recht bekommen. Gut, Kachelmann wurde für die vermeintliche Tat nicht bestraft, weil sie ihm nicht nachgewiesen werden konnte. Gut, egal ob sie Opfer oder Täterin ist, ihre Enttäuschung muss groß sein. Alles zu verstehen, und in einem gewissen Maße auch zu tolerieren. Aber diese Aussage, diese Worte, die treffen Millionen Frauen in Deutschland, und Milliarden weltweit in ihrem Stolz, in ihrem Selbstbewusstsein. Wie kann sie, aus ihrem Fall heraus, aus ihrer Enttäuschung heraus, anderen Frauen so etwas raten? Wie kann sie Frauen suggerieren, auf immer hilflose Spielbälle von männlicher Macht zu sein, wie kann sie ihnen raten, kampflos unterzugehen? Liebe Claudia D., ich habe für diese Ihre Worte absolut kein Verständnis, und als Mann finde ich diese Worte äußerst verachtenswert. Gerade wenn Sie als Nebenklägerin zu Unrecht den Prozess verloren haben, sollten gerade Sie so einen unglaublichen Unsinn niemals sagen. Ich frage mich, was die BILD-Kolumnistin Alice Schwarzer dazu gesagt hat, die Sie von Anfang an verteidigt hat, nachdem Sie die Frauen an sich derart getreten haben. Ich verbleibe mit Unverständnis für Ihre Worte. Nachtrag: Frau Schwarzer schreibt nichts darüber, und das ist für eine Frauenrechtlerin doch ein schwaches Bild.

Nachtrag 2: Hat nichts mit dem Thema zu tun, aber die Formatierung hat die Absätze im Text gefressen. Ich bitte alle meine Leser um Entschuldigung für die schlechte Lesbarkeit dieses Blogeintrags.

Nachtrag 3 am 14.07.2011: Andreas Zielke von der Süddeutschen Zeitung hat einen erstklassigen, stimmigen und erklärungsreichen Artikel zum Thema Vergewaltigung und der Entrüstung der Feministinnen bei jedem Freispruch verfasst.
Er legt dar, was in dieser Debatte falsch läuft.

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