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Donnerstag, 28. November 2013

Die Zeitgenossin 11-2013

Vorgestern hat mich Melange, mit der ich auf Animexx.de zu tun habe, auf diese PDF gestoßen, in der sie mit "Der kopflose Teddy" vertreten ist. Der Name "Die Zeitgenossin" deutet auf ein zumindest feminin angehauchtes Kampfblatt hin, und tatsächlich findet man entsprechendes auf den dreizehn, reich illustrierten Seiten, auch. Aber eben nicht nur.
Fangen wir von vorne an:


Beitrag eins: Die FeministInnen, die Feminist*innen, die Feministinnen und die Feministen.
Der Streit ums Binnen-I und der Umgang mit Stereotype. Hier wird mal aus einer eher weiblichen Sicht über weiblich, männlich, Ansprachen die nötig sind und Ansprachen, die unnötig sind, referiert. Aber ob das Abrücken von der männlichen Grundform bei vielen Begriffen und die Umkehr zum neutralen "man" wirklich das Richtige ist, überlasse ich jedem Leser selbst.

Beitrag zwei: Der kopflose Teddy.
Diese Geschichte über einen Jungen, der mit seiner Schwester nach einer namenlosen Katastrophe in seiner zerstörten Heimatstadt in einem Auffanglager lebt, war sehr gut, aber ich vermisse dennoch Hinweise auf das "warum". Alles aus der Sicht des namenlosen Jungen geschrieben, mit all dem, was er aufnehmen kann, endet die Klimax mit dem Fund des titelgebenden kopflosen Teddys, der den namenlosen Jungen tatsächlich. Nicht sehr detailliert, nicht in einem größeren Zusammenhang eingebettet, aber das braucht die Geschichte auch gar nicht. Sie ist eindringlich genug, so wie sie ist.

Beitrag drei: Ein Bruchteil literarisch relevanten Wissens 4
Untertitel: Zur Zeit des Nationalsozialismus
Der Artikel über nichtkonforme Literatur in Nazideutschland war sehr interessant. In einem viel zu kurzen Abriss lernt man Namen kennen, von denen man bisher nicht gehört hat und entdeckt Namen wieder, die in der deutschen Literatur eine feste Größe sind, und muss dann feststellen: Was, gegen die haben die Nazis auch kollaboriert? Der politische und der literarische Aspekt werden beide kurz und dennoch exakt behandelt. Lesenswert.

Beitrag fünf: Ein noch unbenanntes Projekt
Nicht gelesen. Sorry, wenn schon in der Infobox davor gewarnt wird, dass "jedes Kapitel von einer anderen Autorin oder Autor ist und daher stilistisch und motivistisch schwankt", habe ich wenig Lust auf ein Abenteuer. Ein "Was bisher geschah" hätte an dieser Stelle mehr Sinn gemacht. Ganz ehrlich.

Beitrag sechs: Ende einer Korrektorin
Habe ich gern gelesen. Die Geschichte über eine Frau, die auf einmal den Zwang entwickelt, alle Rechtschreibfehler im Alltag auszuradieren, bis sie sich als Ultima Ration ungeerdet an einer Leuchtreklame zu schaffen macht, erinnerte mich nicht von ungefähr an meinen eigenen Rant über das Aussterben der Lektoren in Deutschland.
Die Autorin serviert uns ein heftiges Ende, aber für alle, die auf Eiapoppeia stehen, hat sie ganz in Waynes World-Manier nicht nur ein Happy End parat, sondern sogar zwei. Hätte es nicht gebraucht, meiner Meinung nach.


Fazit: Nett. Nicht (nur) feministisch, dafür engagiert, informativ und relativ leicht zu lesen. Die Zeichnungen sind nicht meins, ich bin da einfach anderes gewohnt, Mangas zum Beispiel. Aber alles in allem empfinde ich weder die Zeit, in der ich das PDF gelesen habe, noch meine Bloggerzeit hier als Verschwendung. Im Gegenteil. Es lohnt sich sehr, hier reinzuschauen.

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