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Dienstag, 3. November 2015

Die besorgte Bürger-Kultur versus Gutmenschen

Okay, ich mache es Euch von Anfang an leicht. Ich bin den Gutmenschen zuzuordnen. Nicht, weil ich die Realität nicht sehen möchte oder keine Angst vor Problemen, zu naiv bin, um "die Wahrheit" zu sehen, sondern weil besorgte Bürger mich in diese Schublade stecken. So einfach ist das.
When it fits, it sits, sagen die Amerikaner. Das passt auf diesen Fall sehr gut.
Das nur als Einordnung, damit ich niemanden enttäusche. Einige können jetzt weitergehen und "noch so einer" murmeln, andere mögen weiterlesen.

Was ist ein Gutmensch? Geht es nach seinen Kritikern, will er nicht erkennen, dass der Zuzug so vieler "Moslems" unsere "abendländischjüdische Leitkultur" gefährdet, dass es im Zuge der Flüchtlingskrise "zweifellos zu einem Anstieg von Gewalt und Verbrechen durch eben jene Flüchtlinge kommen wird", der "alles durch die rosarote Brille sehen will", aber "selbst nichts dafür tun will, dass es klappt", "selbst keine Flüchtlinge Zuhause aufnimmt", und, das ist der wichtigste Punkt, nicht einer Meinung mit den besorgten Bürgern ist.
An dieser Stelle möchte ich gerne mal einhaken. In der Hauptortschaft meiner Samtgemeinde, Gronau Leine, gab es dieses Wochenende Vandalismus. Eine Ampelanlage wurde mit Swastika-Symbolen, eben jenem Nazi-Hakenkreuz, und fremdenfeindlicher Ignoranz verunstaltet. "Dumm ist der, der Dummes tut", sagte schon Forrest Gump, und hier hat jemand sehr Dummes gehandelt. Kein Vergleich zu der Reichskriegsflagge auf dem Pflaster vor der Kreissparkasse oder den Schmierereien an der Turnhalle der Gesamtschule, für die man zwei Leute und eine Leiter benötigt hat. Das war Qualitätsvandalismus. Dafür, oder vielmehr dagegen sind dann auch rund dreihundert Leute nach nur einem Tag Vorbereitung auf die Straße gegangen. Sie haben demonstriert. Gegen die Schmierereien. Gegen dieses Gedankengut, Menschen könnten in Klassen eingeteilt werden. Gegen den Totalismus der Nazidenke, gegen Gleichschaltung und Indoktrination durch "Herrenmenschen". Darüber habe ich gebloggt.

Worüber ich nicht gebloggt habe, war eine Begegnung im Supermarkt rund zwei Wochen zuvor. Ein einzelner Mann und ein Paar, alle um die sechzig rum, unterhielten sich über die "Flüchtlingswelle". Dabei wurden Argumente ausgetauscht, die man auf Facebook öfters gelesen hat. Soll ich mich jetzt drüber freuen, dass auch Rentner die neue Technologie nutzen, oder soll ich Angst haben, weil die Angst vor dem Fremden Stammtischparolen erleichtert?
Hier ein paar Argumente, mit denen die drei sich aufgeputscht haben: "Die wissen nicht mal, wie man eine Toilette benutzt." "Das sind Moslems." "Die haben es doch gut in ihrem Land."
Kurz und gut, jedes Klischee wurde abgefeiert bis auf genau zwei. Die Krankheiten, die "sie hier einschleppen", blieben ebenso unberücksichtigt wie "die wollen deutsche Frauen vergewaltigen".
Ich blieb da nicht ganz still, und als mich die Frau fragte, warum ich bei ihren Worten schnauben würde, zweifellos erfüllt vom Gefühl, im Recht zu sein, und sowieso im Besitz der Wahrheit, tat sie sich keinen Gefallen. Als wenn es in ganz Aleppo keine Toilette gäbe, geschweige denn eine Kanalisation. Nun, jetzt vielleicht nicht mehr, nach vier Jahren Bürgerkrieg. Auch die anderen Argumente waren eher leicht zu entkräften. Und nach meiner Bitte, den Flüchtlingen doch überhaupt erstmal die Chance einzuräumen, sich daneben benehmen zu können, anstatt ihnen das von vorneherein zu unterstellen, zog das ältere Ehepaar von dannen.
Vom einzelnen Herrn kamen dann die Argumente über Hartz IV und Obdachlose, die vollkommen berechtigt sind, aber für ihn augenscheinlich erst wichtig geworden sind, seit sie als Nebelkerzen in der Flüchtlingsdebatte gestreut werden. Daraufhin fragte ich ihn, ob er getauft sei. Er bejahte, und ich fragte ihn, ob ihm das Gebot der Nächstenliebe bekannt sei. Daraufhin entzog auch er sich der Diskussion. Das war einfach.
Ich gebe das natürlich nur verkürzt wieder, betone aber ausdrücklich, dass ich weder laut geworden bin, noch eine der drei Personen beschimpft habe. Ich habe sachlich ihre Argumente demontiert, und ich denke, das rückt mich dann in das Lager der Gutmenschen, und das Paar und den einzelnen Herrn ins Lager der besorgten Bürger.

Machen wir uns nichts vor, besorgte Bürger gibt es in Gronau Leine ebenso wie im Rest von Deutschland. Und, das ist der springende Punkt: Nazis und deren Sympathisanten gibt es auch. Zwar bin ich mir sicher, dass für die Schmierereien in Gronau und die erstaunlich gut gemachte Reichskriegsflagge auswärtige Nazis eingeflogen wurden, aber Sympathisanten gibt es genug.
Also, Gutmensch. Ich. Allerdings keiner von denen, die am Bahnhof gestanden haben, um das Eintreffen der Flüchtlinge zu beklatschen. Die haben mit Gutmenschen nichts zu tun. Ich denke, sie waren da, um sich besser zu fühlen. Sie halten keinen Vergleich aus mit den abertausend Ehrenamtlichen, die sich in ihrer Freizeit engagieren, um unsere sozialen Dienste darin zu unterstützen, den Flüchtlingen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.
Es gibt nämlich nur eine, genau eine Möglichkeit, um dafür zu sorgen, dass nicht noch mehr Menschen in Deutschland Asyl beantragen. Das sind keine Transitzonen, da hilft auch das Streichen von Bargeld und das Setzen auf Sachleistungen nicht, da nützt kein am rechten Rand fischender Seehofer, und erst Recht kein Abschaffen der "Willkommenskultur", die vor einigen Jahren noch schlicht und einfach Nächstenliebe oder Menschlichkeit genannt wurde - was beides gerne mal mit Füßen getreten wird. Da hilft nur, und alle Rechten werden dem zustimmen - Achtung, meine Wortwahl wird jetzt sehr extrem - zu schießen. Gezielt. Auf die Menschen. Männer, Frauen, Kinder. Die Frage ist: Wollen wir das? Ich für meinen Teil sage ganz klar: Nein. Ich will nicht, dass auf Männer, Frauen und Kinder geschossen wird, die in unserem Land auf ein besseres Leben hoffen. Oder eben nur durchreisen wollen, um Länder mit einer besseren Flüchtlingspolitik wie Schweden zu erreichen. Dieses Argument, dass sie nicht einreisen dürfen sollten, damit sie "nicht unsere Sozialsysteme belasten" ist genau der Rassismus, der sich über die Jahrzehnte in die Köpfe vieler Deutscher festgesetzt hat.

Immer noch nicht fertig, Ace? Nein, leider nicht.
Was ist denn ein besorgter Bürger? Tja, da muss ich weiter ausholen. Ein besorgter Bürger hat Angst. Angst, dass die Fremden, die da ankommen, unser Land durcheinander bringen. Die Angst haben, dass die christlichjüdischabendländischen Grundwerte erschüttert werden, also solche Dinge wie Nächstenliebe, Nachbarshilfe und dem Selbstverständnis, dass alle Menschen im Grunde gleichen Ranges sind und auf Augenhöhe stehen.
Sie haben Angst, dass sich die Flüchtlinge in der Toilette rasieren, weil die das nicht kennen.
Sie haben Angst, dass die Flüchtlinge respektlos gegenüber Frauen sind, also so wie Neonazis jetzt, die Frauen und Mädchen drillen, damit sie ihre Plätze als (zukünftige) Mütter und Hausfrauen nicht verlassen.
Sie haben Angst, dass die Verbrechensrate hochgeht, und natürlich die Zahl der Belästigungen und Vergewaltigungen. (Ich weiß gerade nicht, was im Land los wäre, würde man den Männern unter den besorgten Bürgern klarmachen, dass auch Männer vergewaltigt werden können...)
Sie haben Angst, dass die Flüchtlinge ihnen die Arbeit wegnehmen, selbst wenn sie schon Rentner sind.
Sie haben Angst, dass die Flüchtlinge Krankheiten wie Krätze, Tuberkulose und Masern mitbringen... Moment, zurück. Gegen Masern haben besorgte Bürger ja nichts, weil das "Erfahrungen sind, die ein Kind durchmachen muss, und danach hat es einen guten Wuchs". Und Krätze, ja, das ist so eine Krankheit, die wird von Hautparasiten ausgelöst, einer Milbenart. Die stirbt allerdings relativ schnell und einfach ab, sobald man medizinische Seife verwendet. Ist halt eine Lauge, falls das jemandem etwas sagt. Also eigentlich kein Problem, ebenso wenig wie die Tuberkulose, die gerade in Deutschland bestens behandelt werden kann. Aber sie haben halt Angst.
Sie haben Angst vor Überfremdung. Das ist, wenn eine Kneipe mit achtzig Deutschen besetzt ist, ein Moslem reinkommt und sich an einen freien Tisch setzt...
Sie haben Angst, dass die Flüchtlinge ihre Kultur und ihre Werte mitbringen. Und damit meinen sie die Schattengesellschaften der Deutschtürken in Frankfurt oder Berlin, die fröhliche Urstände feiern, nicht aber den sonntäglichen Anruf beim Lieblingsgriechen oder beim Marrokkaner, um sich lecker Essen liefern zu lassen und mit dem Inhaber noch etwas zu quatschen, weil "der letzte Abend mit der ausländischen Musik ja so schön" war.

Wir stellen fest: Besorgte Bürger haben Angst. Und es GEFÄLLT IHNEN. Sie haben gerne Angst. Sie tun nichts gegen diese Angst. Sie studieren keine Polizeiberichte, um zu schauen, ob es tatsächlich zu mehr Gewaltverbrechen kommt. Stattdessen glauben sie unbesehen, dass Flüchtlinge in Supermärkten einkaufen dürfen, ohne zu bezahlen (also klauen, mit klarer Anweisung an das Personal, wegzusehen), egal, wie sehr die Supermarktleiter diesen Unsinn dementieren.
Sie haben Angst um unsere Leitkultur, also diesen Mischmasch und Wirrwarr aus Deutschen (Bayern, Franken, Badenern, Rheinländern vom Ober-, und Niederrhein, Hessen, Niedersachsen, Thüringern, Sachsen, Brandenburgern, Hamburger, Schleswigern,usw.usf., die auch noch unterteilt werden können), Sorben, Friesen, Dänen und den üblichen kleinstvermengten Völkern an den Grenzen. Aber verzichten auf Döner, Gyros, Kötbullar, Guinnes, Schweizer Käse, holländischen Wohnwagen, französischem Brot, Paella und Pizza und viele weitere Dinge (Wodka. Wodka nicht vergessen) wollen sie eben auch nicht.

Wir sind ein Einwanderungsland. Das ist nun mal so. Das war auch schon immer so. Damals, als die römische Republik zum Kaiserreich wurde, zogen die Westgoten nach Osten, und die Ostgoten nach Westen. Die Hunnen fielen ein in einem Gebiet, das wir heute englisch Hungary nennen. Und die damaligen Sachsen machten sich in einer großen Völkerwanderung auf, um in England die Waliser und Pikten zu verdrängen. Um achthundert eroberte Karl der Große Deutschland bis zur Elbe und machte die Sachsen auf der anderen Seite tributpflichtig. Einwanderer und das Regierungsprinzip der Kaiserpfalzen veränderten nicht nur das Gesicht des Landes, sondern eben auch den Durchschnitt der Einwohner.
Dreihundert Jahre später waren es die Kreuzzüge, diverse Seuchen und kleinere Konflikte, die die damaligen "Besitzer" des Landes dazu veranlasste, Zuzug in die verwaisten Landstriche zu fördern.
Dann kam auch schon die Reformation dran, und nach einem elendig langen Krieg um die richtige Ideologie, nämlich ob der Papst die guten Taten der Jünger Christi verkaufen konnte, um den Petersdom finanzieren zu können oder nicht, wurden die Katholiken nach Süden geschickt, und die Reformatoren nach Norden. Viele bayrische Protestanten landeten schließlich im Deutschritterstaat Ostpreußen, so auch die Vorfahren meines Vaters.
Rennaissance, napoleonische Kriege, Norddeutscher Bund, Kaiserreich, all das waren Etappen auf dem Weg des heutigen Staatsgebildes, das zusammenfassen sollte, was zuvor in Klein-, und Kleinstreiche aufgesplittert war, ethisch und ethnisch eigentlich nicht zusammengehörte, und wieder und wieder durch Zuzug neues Blut aufnahm. So geschehen während des englischfranzösischen Krieges durch die Hugenotten (habe ich das zeitlich richtig eingeordnet? Egal), und Mitte den achtzehnten Jahrhunderts mit den polnischen Bergfacharbeitern, die im Ruhrpott für den Abbau der Steinkohle zuständig waren. Die brachten nicht nur das Ki und das Ky hinter dem Namen nach Deutschland.
Tja, dann kam der Krieg, dann noch einer, und Deutschland wurde kleiner, Pommern und Schlesier, Bessarabiendeutsche, Sudetendeutsche und sicher auch ein paar Elsässer, um nur einige zu nennen, zogen in Siedlungsgebiete, die ihnen nicht gehörten, die auch schon belegt waren. Unter ihnen mein Vater. Ihre Heimat war im Osten und im Süden, aber nicht in den Gebieten, in denen sie Aufnahme fanden. Wieder wurde heftig durcheinandergewürfelt, genetisch, kulturell, ideologisch.

Deutschland ist ein Sammelbegriff, und das nicht nur wegen der anerkannten Minderheiten wie den Sorben, den Friesen und den Dänen. Deutschland ist nur ein Oberbegriff, um viele verschiedene Kulturen und Flkloren zu erklären, ein Sammelsurium aus vielen Dialekten und mehreren fremden Sprachen. Deutschland ist ein Einwanderungsland, denn während der Boomjahre holte es Millionen Gastarbeiter nach Deutschland; aus der Türkei, aus Italien, aus Spanien und anderen medieterranen Staaten, die größtenteils ihre Familien nachholten.
Jahrzehnte danach setzte der Zuzug der Russlanddeutschen ein, signifikant, unsere Gesellschaft verändernd.  Denn sowohl wir als auch unsere Kultur verändern uns ständig, sind dynamisch und müssen es auch sein.

Klar bedeuten mehr Menschen im Land auch mehr Spannungen. Klar bedeuten sie auch Konfliktpotential. Klar kollidiert deren Weltsicht in einigen Dingen mit unserer, obwohl unsere Religionen nahezu identisch sind - es ist der gleiche Gott, und sie verehren Jesus Christus.
Und klar gibt es Gewalt untereinander und gegen Deutsche. Es ist leider nicht in der Natur der Menschen, dass sich unter ihnen keine Idioten befinden. Und klar hört man immer wieder zum Beispiel auch aus Polizistenmund, ihnen wäre "befohlen worden, Ausländerkriminalität schönzureden". Nur, ist das ein Problem, das aktuell entstanden sind? Ist die Schattenkultur in Berlin-Kreuzberg quasi über Nacht entstanden, oder hat sie gar nichts mit der derzeitigen Situation zu tun? Brennen Muslime deutsche Flüchtlingsheime ab, oder ist das immer noch ein Job für Deutsche, wenn ich mal ganz zynisch fragen darf?

Ich möchte so langsam zum Ende meines Essays kommen und Euch, liebe Leser, etwas verdeutlichen. Nationalsozialismus. Ja, genau der. Also Gleichschaltung der Bevölkerung, die Definition der Rolle der Frau als Gebärmaschine und Herdstute, Hörigkeit gegenüber dem "Führer" und der Industrie, und natürlich das Präsent, Teil der "Herrenrasse" zu sein, die allen anderen Menschen überlegen ist. Halt, vergessen wir nicht, dass Nationalsozialismus auch ein sehr genaues Feindbild liefert. Was früher die Juden waren, geht heute nicht mehr, denn es ist ja eine abendländischjüdische Leitkultur, die hier auf dem Spiel steht. Stattdessen ist jetzt der Moslem, der Einwanderer, die Gefahr, der Terrorist, der Vergewaltiger, derjenige, vor dem man sich fürchten muss, der bekämpft werden darf. Und natürlich immer wieder die linken Zecken, also Leute wie ich, die Gutmenschen, die "Deutschland zugrunde richten in ihrem Menschenfreundlichkeitswahn".
"Ich bin ja wirklich kein Nazi, aber..." Was immer danach gesagt wird, beweist immer, dass zumindest das Nazi-Gedankengut fruchtbar war in jenen dort.
Es hat nie eine Entnazifizierung stattgefunden, die über die Nürnberger Prozesse hinausgegangen wäre. Es gab nie einen Austausch nationalsozialistischer Beamter. Es gab auch nie in konservativen Kreisen einen wirklichen Ideologie-Austausch. Es gibt noch immer Stockkonservative in der Polizei, in der Justiz, in der Politik, die rechts gesinnt sind. Nicht zu Unrecht wird dem Verfassungschutz und auch der Justiz vorgeworfen, auf dem "rechten Auge blind zu sein". Wer erinnert sich nicht an den letzten Versuch, die NPD zu verbieten, der vor allem daran gescheitert ist, weil die Führungsriege mit V-Leuten des Verfassungsschutzes durchsetzt war? Nun, die haben sich dort nicht gerade für mehr Verständnis für das Grundgesetz und die Demokratie eingesetzt, btw.
Es ist ein Zeichen für Rechts, dass "man" sehr flexibel ist. Ideologisch und auch demagogisch. Es gibt immer mal wieder ein neues Feindbild, je nachdem, wer sich gerade besser anbietet, also mal wir linken Zecken, dann vielleicht doch die Türken in Deutschland, oder aktuell die Flüchtlinge, was sich halt anbietet. Dagegen wird gehetzt. Bis ein Flüchtlingsheim brennt. Bis Bücher brennen. Bis Menschen brennen.
Es gibt in Deutschland einige verschworene, aber zahlenmäßig kleine Gruppierungen, die man ohne weiteres in die rechte Skinhead-Schublade stecken kann, weil ihre Weltsicht und ihre Forderungen genauso plakativ und unsinnig sind - nur die Haare lassen sie heute wachsen. Es gibt diese rechte Schattengesellschaft, die nach "alten deutschen Werten" erzieht und den "Klassenfeind" bekämpft, sich auf "den Kampf der Gesellschaft" vorbereitet.

Liebe besorgte Bürger, habt Ihr es nicht gemerkt? Die Worte und Sprüche, die Ihr von Euch gebt, über Menschen aus zivilisierten Gebieten, die vor einem Bürgerkrieg geflohen sind, weil sie "Krankheiten mitbringen, keine Toiletten kennen oder aber freiwilligen Helfern, meist Frauen die Putzarbeiten überlassen" würden, das ist rechtes Gedankengut. "Wir sind besser als die, wir können eine Toilette benutzen, aber die gehören hier nicht her". Und wenn sie doch herkommen, dann bitte nur als Diener, als Untermensch.
"Die vergewaltigen unsere Frauen und Mädchen" wirft die Frage auf: Wer sind "die?" Alle, wie sie da stehen, die Syrer, die Kongolesen, die Afghanen, die Eriträer, die Albaner und Kosovaren und Iraki? Alle auf einen Schlag? Nein, natürlich nicht alle, werdet Ihr jetzt denken. Aber warum wiederholt Ihr das denn unreflektiert?
"Die sind gegen die Werte des Grundgesetzes", das ist auch so ein schöner Spruch, denn die rechten Gruppen, die dieses Schlagwort benutzen, wollen genau dieses Grundgesetz abschaffen. Wenn Ihr diese Worte wiederholt, stellt Ihr Euch gegen Recht und Ordnung des Rechtsstaats.
"In den Kasernen finden sie Waffen und kommen, um uns zu töten." Nein, liebe besorgte Bürger, sie finden da keine Waffen, auch keine Munition und auch keine Panzer. Es sind ehemalige Kasernen. Und wären sie das nicht, wären es Kasernen voller deutscher Soldaten, und da kommt man erst Recht nicht an Waffen und Panzer ran, geschweige denn an Munition.
"Wegen der Muslime fehlen uns Gelder für Hartz IV-Empfänger, für Rentner und für Obdachlose." Oh ja, ein nettes Argument. Und wann ist Euch das aufgefallen? Als die Bundesregierung dreißig Milliarden Euro Eurer Steuergelder ausgegeben hat, um Banken zu subventionieren, die laut freiem Markt besser über den Jordan gegangen wären? Als im vorletzten Winter Obdachlose in der Kälte erfroren sind? Merkwürdigerweise erst, seit diese "Informationen" von Pegida verbreitet werden.

Ich sage es nicht gerne, aber in Deutschland gibt es eine sehr aktive, zwar kleine, dafür aber umso entschlossenere Szene aus Neonazis, die genau das brechen wollen, was Ihr, besorgte Bürger, so vehement beschützen wollt: Das Grundgesetz. Sie vergiften die Menschen über soziale Netzwerke und Mundpropaganda mit scheinbar harmlosen Schlagworten, stacheln sie an, wiegeln sie auf, präsentieren ein Feindbild, schüren Ängste vor diesem Feindbild, um was zu tun? Ja, besorgte Bürger, um die Demokratie zu stürzen, eine Diktatur zu errichten und das Land zu regieren, damit hier wieder "Zucht und Ordnung" einkehren. Wenn Ihr also auf Pegida-Märsche geht oder mit ihnen sympathisiert, wenn Ihr sagt: "Das wird man ja noch sagen dürfen", wenn Ihr "Lügenpresse" ruft oder denkt, dann seid Ihr auch nicht mehr weit entfernt von "Deutschland den Ariern" und "Rassenreinheit". Ist halt so. "Deutschland den Deutschen" ist nur die Einstiegsdroge.
Wie Goebbels sagte, als er als Abgeordneter in den Reichstag einzog: "Ich bin ein Agent zum Sturz Eurer Ordnung, und Ihr seid Narren, dass Ihr mich dafür auch noch bezahlt."
Und dann werden natürlich ein paar unbequeme Zeitgenossen, die die öffentliche Ordnung stören, fortgeschafft werden. Oder um es mit den Worten von Marrtin Niemöller zu sagen:
„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen,ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Sozialdemokrat.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“

Das Ziel dieser Gruppierungen ist simpel. Während sie sich in unserem Deutschland hinstellen können, sogar dürfen, um ihre Propaganda zu verbreiten, solange sie nicht gegen den Rechtsstaat verstößt, werden wir, wird unsere Meinung in ihrem Deutschland nicht geduldet sein. Nicht totgeschwiegen, sondern totgeprügelt. Dann gilt nur die offizielle Linie. Schon wieder mal.
Wenn Ihr, besorgte Bürger, also unreflektiert ihre Sprüche übernehmt und weiterverbreitet, nicht prüft, ob sie wahr oder erfunden sind, oder, es sind ja nicht alle Flüchtlinge Engel, unnötig aufbauscht, dann unterstützt Ihr bereits jetzt Gewalt gegen die Vertreter der Demokratie, gegen Journalisten und linke Zecken. Auch gegen Flüchtlinge. Gerade gegen Flüchtlinge. Die sind ja gerade der neue Feind, gegen den gehetzt werden darf. Und macht Euch keine Hoffnungen, danach sind wieder die Juden an der Reihe, die Deutschtürken, alle anderen Ausländer, und schließlich und endlich wenden sich die Nazis den Feinden unter den Deutschen zu. Wie, das wird nicht geschehen? Nicht noch einmal, meint Ihr wohl. Aber ja, doch, so wird es passieren, wenn wir sie lassen. Wenn Ihr sie unterstützt. Wenn Ihr nicht versteht, dass Kritik richtig und wichtig ist, und wir viele Fragen klären müssen, wenn es um Flüchtlinge geht, Ihr aber den Nazis in die Hände spielt, wenn Ihr ihre Sprüche wiederholt...
Für die Nazis ist es klar. Sie greifen jetzt Reporter und Freiwillige an, weil sie glauben, es bliebe für sie straffrei, weil sie glauben, die Zeit für ihren Aufstand wäre bereit. Weil sie glauben, ihre Ideologie hätte endlich die Massen erreicht. Und das glauben sie nicht zuletzt dank Euch besorgter Bürger, die jetzt ihre Parolen nachplappern und danach die Augen verschließen, wenn sie wirklich an die Macht kommen und den politischen Gegner holen kommen. Wie es schon mal passiert ist.

Ich will das nicht. Ich mag das nicht. Ich möchte das nicht zulassen und es auch nicht erleben. Aber das Geschehen zeigt sehr schön, wie Gewaltbereitschaft entsteht und zu was Menschen bereit zu tun sind, wenn sie tatsächlich glauben, keine Strafe fürchten zu müssen.

Und daran, jenseits von Lügenpresse, falscher Bundes-, und Asylpolitik, Einwanderung und Auswanderung, daran habt Ihr einen aktiven Anteil, besorgte Bürger. Ist so.

25 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Ace,

zum Thema Deutschland war schon immer ein ein Einwanderungsland darf man nicht einen der größten Preußischen Könige vergessen ... den alten Fritz der da schon sagte: "und wen Türken und Heiden kähmen und wolten das Land Pöpliren, so wollen wier sie Mosqueen und Kirchen bauen."
Und schon sein Urgroßvater hatte die aus Frankreich flüchtenden Hugenotten willkommen geheißen(Edikt von Potsdam) - damals als Calvinisten den eingeborenen Lutheranern ähnlich fremd wie heute die Moslems.

Tostan

Ace Kaiser hat gesagt…

Und dann wollen wir noch mal die Sorben und die Friesen betonen.

Anonym hat gesagt…

Die sind Ureinwohner, nicht zugewanderte :)

Tostan

Ace Kaiser hat gesagt…

Dann sind wir ja die Zuwanderer. ^^

Anonym hat gesagt…

Ähm, nicht wir, ihr! Ich bin Eingeborener - bzw. als meine Vorfahren anno 600 in das Gebiet östlich der Elbe eingewandert sind, war das Land menschenleer ;)

Tostan

Ace Kaiser hat gesagt…

Dich habe ich mit "wir" ja auch nicht gemeint, Tostan. Wie lange kennen wir uns jetzt schon? ^^

Und wann liest und kommentierst Du eigentlich weiter?

Anonym hat gesagt…

Ich war gestern beim Urban Priol, der es genau wie du auf den Punkt gebracht hat und draußen auf dem Markt hat die Frauke palavert. Leider gibt es noch zu viele Menschen, die nicht selbst denken, sondern nachplappern, was AfD und Konsorten vorgaukeln. Die Medien habe leider einen großen Anteil daran. Sie beschallen die, die zu viel Zeit haben mit schwachsinnigen Sendungen, damit die Menschen nicht mehr selbst ihr Hirn einschalten müssen. Von BLÖD mal ganz zu schweigen. Ich würde den Leuten Bücher in die Hand drücken und sie zum Lesen zwingen, damit sie auch etwas von ihrer so hochgepriesenen und verteidigungswürdigen deutschen Hochlultur erfahren. Die meisten werden nie Heine, Göthe, Schiller oder Brecht gelesen haben...Deutschland hat schon immer Flüchtlinge aufgenommen, man muss nur an den letzten Weltkrieg denken. Das waren ich weiß nicht wie viele Millionen, (12?). Da konnte man auch teilen, vielleicht, weil man nach dem Krieg nicht viel weniger besaß als die meisten Flüchtlinge...
Da kann man von der ehemaligen DDR halten was man will, aber Nazis wäre die Haut abgezogen worden, während in den gebrauchten Bundesländern Nazis wieder auf die Füße gefallen sind. Aber was rede ich, die von der ehemaligen Stasi sind es ja zum Großteil ebenfalls. Wenn keiner nachfragt, outet sich auch keiner.
Natürlich ist es bequem, wenn man für das eigene Versagen im Leben andere verantwortlich machen kann. Früher waren es die bösen Juden, heute die Flüchtlinge. Ich bin erstaunt, dass sogar in meinem näheren Bekanntenkreis Leute solchen Mist labern und frage mich, ob die wirklich mit mir zur Schule gegangen sind. Ich bin eigentlich entsetzt.

LG betty und ich gratuliere dir zu deinen klaren Worten

Nathan hat gesagt…

Wahre Worte Ace.
So wenig wie ich Muttis Politik mag, so hat sie doch recht, wir schaffen das. Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt, zwar ist der Reichtum schlecht verteilt, aber der Staat kann das Stemmen, genau so wie wir die Flüchtlinge von den Balkankriegen aufnehmen konnten und auch die ganzen Deutschstämmigen aus dem exOstblock.
Bin ich Glücklich das die ganzen Flüchtlinge kommen...NEIN.
Können wir verhindern das Sie kommen...NEIN. Oder nur mit Mitteln dessen ich mich schämen würde wenn Deutschland dies machen würde.
Der Krieg in Syrien ist jetzt schon 4 oder 5 Jahre am Laufen, seit dem sind in den Nachbarstaaten einige Millionen Flüchtlinge aus Syrien.
Wurde diesen Geholfen? Nein
Es wurden Waffen nach Syrien geliefert.
Seit Anfang des Jahres konnte die Flüchtlingslager aus Geldmangel nicht mehr von der UNO ausreichend mit Lebensmitteln versorgt werden. Die Kinder der Flüchtlinge bekamen keine Bildungschancen da kein Geld für Lehrer und Schulen vorhanden war.
Ein Ende des Bürgerkrieges in Syrien ist nicht absehbar.
Und nun wundert sich unsere Regierung das sich die Leute auf die Suche nach einer Zukunft machen??????

Ace Kaiser hat gesagt…

Hi, betty.
Zuerst sind es nur kleine Vorurteile, die die Stimmung vergiften. Kleinigkeiten, nicht beweisbar, aber bissig, vielleicht entschuldbar, wenngleich nicht politisch korrekt. Zum Beispiel, dass Syrer sich in der Toilettte rasieren, weil sie von Zuhause sowas nicht kennen.
Dann werden die Sprüche frecher. Was würdest du tun, wenn deine Tochter mit einem Syrer nach Hause kommt? Doppel-bäh. Ressentiments werden angefeuert, und der latente, von der Gesellschaft in einhundert Jahren nicht abgelegte Rassismus angestachelt. Ausgerechnet. So einer und meine Tochter. (Psst, er ist Sohn eines Ölmagnaten. Oh, andererseits sind die Syrer ja keine Araber oder Juden, und man muss dem Jungen ja eine Chance geben.)
Dann wird es bedrohlicher. Wahlweise klauen sie uns die guten Arbeitsplätze, oder aber sie liege uns auf der Tasche, weil sie hier Sozialhilfe kassieren, aber nicht arbeiten wollen, und schwups haben sie zehn Kinder gezeugt, die sich nicht integrieren lassen und wieder zehn Kinder zeugen, die Sozialhilfe bekommen... Wohlweislich ignorierend, dass wirkliche Integration etwas unterrepräsentiert wird.
Tja, und dann, dann kommen sie mit dem dicken Kaliber. Man hört ja so viel schlechtes über die Flüchtlinge. Lauter junge Männer. Die vergewaltigen unsere Frauen und Mädchen. Würdest du dabei zusehen, wie deine Frau vergewaltigt wird? Natürlich nicht. Was ist mit dem Fall in München, wo Flüchtlingsfrauen in Prostitution gezwungen wurden? Interessiert mich nicht, waren ja keine deutschen Frauen. Gegen sowas muss man natürlich angehen, wenn man... Ich weiß nicht, ein uninformierter, Hetze weitertragender, bornierter und Vorurteilsbeladener Rassist ist? Neee, nennen wir uns doch lieber Patrioten.
Tja, und dann, wenn man derart vergiftet ist, geht man zu Pegida, trifft dort viele Leute, die die gleichen Parolen dreschen, und man glaubt, man ist ja sooo zahlreich, und das restliche Deutschland würde bei DER FAKTENLAGE natürlich auch bald aufwachen... Bis man vielleicht bemerkt, wessen Sprüche man nachplappert, wenn jemand mit einem Galgen auf der Demo Applaus erntet, und ein Bachmann mit seinen Ressentiments Lob einfährt... Dann sind nämlich die unbelehrbaren Nazis aus ihren Biotopen gekommen, und sie sehen, wem sie hinterhermarschieren. Aber lernen sie daraus, wenden sie, kehren sie um? Wohl eher nicht. Denn wer bis hier so viel Aufwand betrieben hat, der kann jetzt nicht mehr zugeben, falsch zu liegen.

Danke, betty. Entschuldige, dass ich Dir nicht richtig geantwortet habe, aber als ich Deine Worte las, fielen mir diese ein, und die mussten raus.

Liebe Grüße,
Ace

P.S.: Habe gestern noch ein Exemplar Equizid bestellt. Ich schicke es Dir, sobald es da ist, mit Widmung zu. ^^

Ace Kaiser hat gesagt…

Hi, Nathan.
Wie hat es Heiner Geissler auf den Punkt gebracht? "Wir haben Geld wie Dreck, es haben nur die falschen Leute."
Neulich schrieb die New York Times, die Welt wäre für eintausend Trillionen verschuldet... Bei wem? Bei den Banken. Wem gehören die Banken? Firmen. Wem gehören die Firmen? Anteilseignern. Leute, die Aktien besitzen. Viele Aktien. Aktien, die hohe Renditen erwirtschaften sollen... Wo ist die Welt also verschuldet? Bei sehr, sehr reichen Leuten, die für das viele, viele Geld, das sie besitzen, noch viel, viel mehr Zinsen erwarten. Und dadurch wird das Geld weiter von unten nach oben gezogen, und ich frage mich nur eins: Warum wollen die Superreichen eigentlich NOCH MEHR Geld?

Was die syrischen Flüchtlinge angeht: Tatsächlich hätte die derzeitige Situation zumindest für Syrien und Afghanistan, aber auch für Albanien und den Kosovo vermieden werden können, wenn die itnernationale Gemeinschaft (und damit wir) rücksichtsvoller und planvoller vorgegangen wären, sprich: jetzt noch die Flüchtlingslager z.B. in der Türkei ausreichend finanzieren würden. Und was gegen den Krieg tun würden. Dito in Afghanistan. Genauso hätten intelligente Investitionen auf dem Balkan die Arbeitslosenzahlen durchaus senken können, anstatt jetzt die Steigerung in Kauf zu nehmen und damit die Flucht der Menschen aus diesen Ländern.
Ich stelle mir seit einiger Zeit eine Frage: Merkel sagt "Wir schaffen das" und steht hinter ihrer Flüchtlingspolitik, anstatt beim ersten Gegenwind ihr Fähnchen zu drehen... Gibt es vielleicht einen Plan, der vorsieht, dass eine gewisse Anzahl an Asylsuchenden nach Deutschland kommt? Möglichst auf eigene Kosten?
Ich meine, ist das erste Mal, dass die Merkel ihre Meinung vertritt und auch behält. Immer noch. Das ist doch merkwürdig...

In Syrien wird es so lange keinen Frieden geben, wie Assad nicht mit am Tisch sitzt. Ich sage nicht, dass er sein Amt behalten soll. Ich sage, er sitzt einer ethnischen Gemeinschaft vor, für die er spricht, und die wenn schon nicht versucht, ihre Privilegien zu behalten, so aber doch zu überleben. Und solange das nicht respektiert wird, kann es noch lange so weitergehen.

Ein Politiker, der nicht darauf aus ist, Waffen zu verkaufen, hätte das zweifellos erkannt und seine Politik danach ausgerichtet.

Liebe Grüße,
Ace

Nathan hat gesagt…

Die Anstalt hat die Situation auf den Punkt gebracht
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnavigation/startseite#/beitrag/video/2583744/Herzblatt

Anonym hat gesagt…

Guten Morgen!

Ich hab den Goethe verschandelt, er wird im Grabe rotieren...möge er mir bitte vergeben, aber ich kann das ja im Nachhinein leider nicht mehr korrigieren. Wäre schön, wenn es die Möglichkeit hier gäbe.
In meiner Stadt gibt es ein Sportgymnasium mit Internat. In einem leerstehenden, sanierungsbedürftigen Gebäude nebenan sollen bis zum Frühjahr minderjährige, alleinreisende Flüchtlingskinder untergebracht werden. Alles mit Betreuung und Wachschutz!Da haben sich natürlich bei einer Versammlung mit der Schulleitung einige Eltern aufgeregt und die üblichen Verdächtigungen geplappert. Alle Syrer sind Vergewaltiger und nicht in der Lage Toiletten zu benutzen. Die Eltern hatten Angst um ihre ebenso minderjährigen Töchter. Alles beschwichtigen fruchtete wenig, bis einem Vater der Kragen platzte und er die Eltern darauf hinwies was für einen Unsinn sie von sich gaben. Er sagte, dass der Sport verbinden und nicht trennen sollte und dass Kinder, die so eine Reise hinter sich gebracht haben wohl kaum an Vergewaltigung eines deutschen Mädchens denken würden. Sie haben traumatisierende Erlebnisse hinter sich und sollten so aufgenommen werden, wie sie es verdienen, egal welche Religion sie haben. Nur so kann auf Dauer ein friedliches Miteinander entstehen.
Sei herzlich gegrüßt, betty
PS. Laß dir Zeit ;)

Ace Kaiser hat gesagt…

Hi, betty.
Über den Johann betten wir mal den Mantel des Schweigens und der Fehlersuche. ^^ Das macht gar nichts. ;D

Vielen Dank für diesen Frontbericht. Da ist wohl dem richtigen Mann zur richtigen Zeit der Kragen geplatzt.
Ich sage immer gerne: "Geben Sie den Menschen doch überhaupt erst Zeit, Sie zu enttäuschen und Verbrechen zu begehen!"
In diesem Fall aber frage ich mich schon, wovor die Eltern Angst haben... Dass ihre Tochter vergewaltigt wird, oder dass sie eines Tages ihren Eltern den Verlobten vorstellt: Ahmad, aus Syrien, schwarze Haare, blaue Augen...
Ängste vs. Informationen. An manchen Ängsten wollen die Menschen festhalten.

Und klar, es ist nicht alles eitel Sonnenschein in der Flüchtlingsfrage, es gibt Übergriffe, Gewalt und sogar Tote... Aber vergleicht man das mit den Straftaten bis hin zum Mord, die von Deutschen zur gleichen Zeit an Deutschen begangen werden, relativiert sich das ein wenig.

Liebe Grüße,
Ace

Ace Kaiser hat gesagt…

Hi, Nathan.

Danke für den Link. ^^V
*nachhermalanschauenmuss*

Magdeburger hat gesagt…

Auch in Magdeburg geht die Sorge um. Es ist tatsächlich kein Pfefferspray mehr zu erhalten in der ganzen Stadt. Selbst Geschäfte wie Frankonia Jagt sind ausverkauft, da bekommt man noch nicht mal einen Pfeil und Bogen, selbst das ist weg. Die Angst ist aber auch verständlich in vielen fällen. Allein 4 sexuelle Übergriffe in drei Wochen in der selben Straße ist schon ungewöhnlich.

Ich habe auch angst wenn ich ehrlich bin :-(

Ace Kaiser hat gesagt…

Angst, das ist das richtige Sprichwort. Wovor hast Du Angst, Magdeburger? Vor den sexuellen Übergriffen? Wer hat die begangen? Was ist passiert? Wurde jemand verbal belästigt, wurde jemand vergewaltigt? Und eine Stadt wie Magdeburg ist recht groß. Wenn diese Belästigungen alle in der gleichen Straße stattfanden, war es vielleicht der gleiche Täter?

Wer Angst hat, handelt und denkt oft irrational. Deshalb ist es wichtig, die Angst zu bekämpfen. Der beste Schutz gegen Angst ist selbstverständlich Information. Die Beantwortung meiner Fragen da oben ist der erste Schritt in die richtige Richtung.
Halbwissen, Parolen und Gerüchte verursachen nur noch mehr Angst, vor allem wenn sie ungeprüft verbreitet werden. Deshalb kläre zuerst: Wer hat hier wen sexuell belästigt? Sind die Taten überhaupt geschehen? Was sagt die Polizei, was die Presse? Sexuelle Übergriffe sind kein Privileg von Ausländern. Aber das heißt nicht, dass es keine Ausländer gewesen sein können. Aber ist es dann in Ordnung, wenn sie Frauen aus "ihrer" Ethnie belästigt haben, oder ist das auch schlimm?

Ich hatte eine ganz lange Zeit ganz schlimm Angst. Wenn ich Auto fahren musste. Ich habe mich totgehustet und dachte, ich muss gleich ersticken. Das war Angst. Ausgelöst wurde sie von einer vollkommen anderen Geschichte, aber seither hatte ich sie an der Backe. Sie manifestierte sich immer, wenn ich Auto fahren musste, wenn ich einstieg, den Motor startete. Besonders schlimm war es im Sommer. Die Ursprungsangst hatte rein gar nichts mit dem Auto zu tun, aber so entwickelten sich halt die Symptome. Ersticken musste ich auch nicht, aber die Angst redete mir das ein. Mein Körper reagierte einfach. Es hat Jahre gedauert, die Angst zu entwickeln. Es hat auch Jahre gedauert, sie wieder abzubauen. Ganz los bin ich es noch immer nicht. Aber eine Sache, die habe ich daraus gelernt: Es lohnt sich nicht, mit Angst herumzulaufen. Die Lebensqualität nimmt ab, die Angstzustände werden schlimmer und schlimmer, und irgendwann, wenn man die Kurve nicht kriegt, verlässt man das Bett nicht mehr, weil man nirgends sonst mehr frei atmen kann. Und wenn man Angst hat, vor allem irrationale Angst, dann geht man irgendwann diesen Weg. Deshalb, gib der Angst keine Chance.

Und was das Pfefferspray angeht: Es spricht überhaupt nichts dagegen für eine Frau, ein Pfefferspray dabei zu haben. Wie ich oben schon schrieb: Sexuelle Belästigung ist nicht das Privileg irgendeiner Ethnie, und Vergewaltigung schon war nicht. Bestell es einfach bei Amazon. Als Premiumsendung ist es schon morgen für Dich da.

Unknown hat gesagt…

Ja es waren Sexuelle Übergriffe in vier Fällen und zwei davon mit Vergewaltigung. Und ja die Täter waren Südländer!

Ace Kaiser hat gesagt…


Vergewaltigung per se ist eines der schlimmsten Verbrechen, das einem Menschen angetan werden kann und muss nicht nur bestraft werden, sondern soll und muss gesellschaftlich geächtet werden. Und natürlich gilt es, die mutmaßlichen Täter der Justiz zuzuführen und die Tat, sowohl die Vergewaltigung als auch die versuchte, entsprechend des Strafgesetzbuchs zu ahnden.
Was ich aber nicht tun werde, bevor die Ermittlungen abgeschlossen sind, ist, zu voreiligen Schlüssen zu kommen oder einer gesellschaftlichen Gruppe automatisch bestimmte Verhaltensweisen zuzuordnen. Südländern zum Beispiel. In einer so großen Stadt wie Magdeburg müsste es dann nämlich eine erhebliche Dunkelziffer geben, wäre es tatsächlich so.

Universum hat gesagt…

Wirklich Wahnsinn wie Gutmenschen selbst Knallharte Fakten noch schön reden und immer alles nicht verallgemeinern wollen. Das mit Magdeburg kann ich bestätigen und ja es gibt eine Dunkelziffer aber die Polizei gibt keine weiteren Zahlen raus um die Bevölkerung nicht in Panik geraten zu lassen. Ich kann nur hoffen das Ihnen und Ihrer Familie nichts passiert Herr Ace Kaiser, denn spätestens dann werden Sie anders über das Thema denken. Die Aussage erst Ermittlungen abzuwarten ist ein blanker Hohn für die Opfer. Gutmenschen scheinen erst zu verstehen was passiert wenn es Sie selber betrifft. Beispiele dafür gibt es täglich

Ace Kaiser hat gesagt…

Wirklich Wahnsinn, wie Schlechtmenschen reagieren, sobald jemand nicht pauschal verurteilt, sondern zum Beispiel so böse Sachen wie polizeiliche Ermittlungen abwarten will. Eine Fahndung zum Beispiel. Bestätigung des Tatbestands, zum Beispiel. Faktensicherung zum Beispiel. Ist ja alles furchtbar sinnloser Kram.

Universum, ich sage Ihnen, wie ich über diese Sache denke: Vergewaltigung ist eine schlimme Geschichte. Punkt. Vergewaltiger gehören justiziarisch behandelt, d.h. vor Gericht gestellt, und, so ihnen die Tat nachgewiesen werden kann, zu Haft und Resozialisierung verurteilt. Punkt. Das mutmaßliche Opfer, das übrigens durch polizeiliche Ermittlung ebenfalls behandelt wird, d.h. der Tathergang der Vergewaltigung und die Vergewaltigung selbst werden ermittelt, ist die Grundvoraussetzung für weiteres Vorgehen. Es ist furchtbar, dass ich das jemandem erklären muss, der in Deutschland geboren ist.

Aber, ich tue Ihnen einen Gefallen und komme Ihnen entgegen. Sagen wir, es waren Südländer, die unabhängig voneinander die gleiche Frau als Opfer auserkoren haben. Einer hat sie vergewaltigt, einer hat es versucht. Beide Taten sind höchst strafbar und moralisch höchst verwerflich. Ich komme Ihnen noch mehr entgegen, Universum, und behaupte jetzt mal, wofür es aber zum derzeitigen Zeitpunkt keine Fakten gibt, dass die Täter keine Türken, Italiener, Spanier oder Franzosen der Zweiten Generation waren, oder der Dritten oder der Ersten, gehen wir davon aus, rein hypothetisch, dass es Flüchtlinge waren, die dieses Jahr in Deutschland angekommen sind und das Gastrecht auf so furchtbare Weise missbraucht haben. Was läge dann vor? Zwei Männer haben unabhängig voneinander sexuelle Straftaten am gleichen Opfer begangen. Was sagt das über die Flüchtlinge aus? Richtig, nichts. Dann sind unter den Flüchtlingen zwei Männer, die vor den Richter gehören. Daraus gleich zu Schlussfolgern, dass ICH ein Gutmensch bin und SIE das Wissen gepachtet haben, ist mehr als weit hergeholt. Lassen Sie also die Polizei ihre Arbeit machen. Wenn es Flüchtlinge sind, wenn es Südländer sind, wenn es Ausländer sind... Oder wenn es Deutsche sind. Das Verbrechen ist das gleiche und muss auch gleich behandelt werden. Punkt.

Sparrow hat gesagt…

Reife, kluge und reflektierte Politiker sollten Mitgefühl für Notleidende jeglicher Nationalität empfinden und gleichzeitig auch auf die Grenzen des Machbaren achten können. Diese beiden Punkte zu vereinen ist kein Widerspruch sondern lediglich gute Politik. Dazu bedarf es allerdings ein hohes Ausmaß an Empathiefähigkeit, Intellekt, sozialer Kompetenz und rationalem Denkvermögen.

Ace Kaiser hat gesagt…

Und einer Minimierung vorauseilender Ängste.

Unknown hat gesagt…

Hallo Ace,

in Bezug auf die Ängste Anderer redest du meilenweit am Thema vorbei. Man merkt dir überdeutlich an, dass du dich selbst noch für "unantastbar/unsterblich" hälst (siehe unsere Diskussion per PN), weil du die Erfahrung der Machtlosigkeit noch nicht machen musstest. Das ist keine Sache, die sich rational erfassen lässt, auch nicht wenn man das will.
Und ich beachte dabei deine Angstattacken nicht, die zählen da nicht, die waren "selbstgemacht" und keinem Fremdeinfluß geschuldet. Sorry, das nehme ich mir aufgrund eigener Erfahrungen raus.

Und ich bin in der Beziehung einer Meinung mit dem Vorschreiber, dass du das nie begreifen wirst, wenn du diese Erfahrung nicht machen musstest. Und das ist kein böser Wille von dir, das ist einfach so, weil du es vorher nicht erfassen kannst. Das konnte ich auch nicht, bevor ich selbst in eine solche Lage geriet, wenn ich daran denke, wie ich vorher und wie grundlegend anders ich nachher gedacht habe... Emotional liegen da Welten dazwischen... und diese grundlegende Emotion der Bedrohung und Machtlosigkeit ist so essentiell, dass auch das rationale Denken davon immer beeinflusst wird.

So sehr ich dir wünsche, dass du deine "Blauäugigkeit" in der Hinsicht nie verlierst, so sehr ärgere ich mich, wie leichtfertig du die Ängste anderer abwatscht. Nein, es geht nicht nur um Rationalität, und auch auf Ängste muss man eingehen und sie ernst nehmen, denn sie sind nun mal menschlich. Wenn man sie einfach ignoriert und kleinredet, verselbstständigen sie sich nämlich erst. Die Leute, die vorher "nur besorgt" waren, fühlen sich nicht ernst genommen und gedemütigt und werden im schlimmsten Falle tatsächlich radikal. Auch besorgte Menschen haben ein Recht darauf, gehört, ernst genommen und nicht abgewiegelt zu werden. Und woher nimmst du das Recht, alle, die besorgt sind, als Rassisten zu beschimpfen? Und die, die sich Sorgen machen, eben weil sie persönlich schlechte Erfahrungen machen mussten, sind auch nicht automatisch blöd, wie du zu unterstellen scheinst. Deine einseitige Beurteilung finde ich grenzwertig.
...

Unknown hat gesagt…

....

Es gibt keine Trennung in "Gutmenschen" und "besorgte Bürger", zumal du die in deinem Aufsatz gleich mal alle über einen Kamm scherst und in die rechte Ecke stellst. Lies da noch mal nach, du polemisierst und malst schwarz-weiß.
Hm, das kann ich auch: "Gutmenschen" = naiv, "Besorgte Bürger" = realistisch. Auch nett, oder? ;-p

Dummerweise wurde ich damals auch von "südländisch" aussehenden jungen Männern überfallen. "Südländisch", den Begriff verwendet man, weil man natürlich nicht auf deren Stirn ablesen kann, woher die Täter genau kommen. Dunkler Teint, dunkle Haarfarbe und Augen und typischer Gesichtsschnitt eben gleich "südländisch"... eben auch, weil man nicht sagen will "Migrant", weil das ein Vorurteil impliziert... und man dann so abgewatscht wird, wie du das hier tust.
In meinem Fall waren es Jugendliche mit "Migrationshintergrund", ermittelt, erwiesen und verurteilt.

Dummerweise waren die Schläger, die mit Baseballschlägern im Szeneviertel in Berlin auf meine Bekannten losgingen, "Südländer", genauer junge Türken, die "Schwule klatschen" gingen. Da konnte man aus dem Gegröle sehr gut heraushören, wer genau das war.

(Und zu DDR-Zeiten gab es da auch mysteriöse Gruppen aus dem nahem Osten, die im Studentenwohnheim untergebracht waren, und über die wir nichts wissen durften.)

Beide neueren Vorfälle haben gemein, dass die Gewalttätigkeiten mit der Religion und dem sozialen und gesellschaftlichen Selbstverständnis der Täter begründet wurden. Und das das in beiden Fällen Serientäter waren. Also bin ich besorgt und vorsichtig, wenn ich auf einmal mit größeren Mengen jungen und männlichen "Südländern" konfrontiert werde.

Und das heißt trotzdem nicht, dass ich fremdenfeindlich wäre oder gar rechtsradikal.
Die meisten meiner Freunde in Heidelberg waren Ausländer und Migranten, tatsächlich. Schon wegen der vielen Studenten dort. Hier, in dieser ländlichen Gegend, in der ich wohne ist es nicht mehr so, weil es hier nicht so viele Ausländer gibt... ganz einfach. In der Regel ist es mir wurscht, woher ein Mensch kommt, mit dem ich mich gut verstehe und es gibt auch mehr als genug deutsche Vollhonks.

Unknown hat gesagt…


....

Nein, ich unterstelle nicht allen Flüchtlingen, gewalttätig und rücksichtslos zu sein.
Aber ich sehe auch, dass es solche Menschen in den Flüchtlingsmengen geben wird, Gesetz der Zahl und Erfahrung. Und das es nicht hilfreich sein kann, Menschen ohne ausreichende Vorbereitung irgendwo zusammenzupferchen, schon gar nicht Menschen, die traumatisiert sind, Hauptsache wir haben sie erstmal "reingelassen", um uns selbst auf die Schulter klopfen zu können, wie solidarisch und human wir doch sind. Und noch was, wie sollen Menschen diese Flüchtlinge vom Grunde ihrer Herzen willkommen heißen, wenn sie sich als Einheimische übergangen und nicht ernst genommen fühlen?
Fakt ist eben auch, dass auch besorgte Bürger mit anpacken und helfen, wenn es nötig ist, und eben nicht irgendwas abfackeln. Hier in meinem Umfeld ist das jedenfalls so.
Im übrigen sind nachweislich 2/3tel der Brände dadurch entstanden, dass in den Unterkünften auf offenen Feuern gekocht wurde.

An der Stelle lasse ich es hier gut sein, natürlich kann man über jeden einzelnen angesprochenen und vor allem nicht angesprochenen Punkt tagelang diskutieren, ohne alles erfasst zu haben.

Sorry, ich kann einfach diese "Gut gegen Böse"-Rhetorik nicht mehr hören oder lesen, das ist fast genauso dumm und einseitig, wie rechtsradikales Gedankengut. Vereinfachung halt. Nur mit dem Unterschied, dass man es eben sagen darf, es so gewünscht und gutgeheißen wird in der Öffentlichkeit. Scheuklappen, nur in der anderen Richtung *lol*. Die Welt ist nun mal nicht schwarz-weiß und wird es auch nie sein.
Und nein, ich habe nicht vor, rechtsradikales Gedankengut, vor allem, wenn es zur Gewalt aufruft, zu verharmlosen. Das sollte selbstverständlich sein. Das sag ich nur vorsichtshalber, denn ich könnte wetten, dass so eine Entgegnung kommt ;-).

Mit herzlichem Gruß
Akira