Seiten

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Schwulen Dieben droht die Todesstrafe beim Benzinklau?

Manch einer wird sich wundern, was für eine Überschrift ich diesmal über meinen Blog gesetzt habe. Manch einer wird sie als Quatsch abtun, auch wenn alle Aspekte in diesem Blog hinreichend erklärt werden. Aber manch einer muss dann auch einsehen, dass er die Überschrift gelesen und sich damit auseinander gesetzt hat. Zweck erfüllt. ^^V


Heute habe ich zwei Themen auf dem Herzen. Thema eins behandelt Afghanistan und den Luftangriff in Kundus. Nachdem die BLÖD gebasht hat, oder umgangssprachlich mit großen Schlagzeilen und ohne neue Fakten Druck ausgeübt hat, ist die Bundesregierung massiv eingebrochen, hat den Verteidigungsminister entlassen, einen neuen -hust- Fachmann auf den Ministerposten gehoben... Hat alles nichts genützt. Die deutsche Presselandschaft hat das Bashing aufgenommen, hackte auf der Bundeswehr herum und ließ die Publicity-süchtige Bundesregierung gefährlich wanken. Denn wenn sie sich eines nicht leisten kann, dann einen Verlust der Popularität. Dann würden Fragen auf den Tisch kommen, Forderungen der Partner-Parteien, und letztendlich das Ende der Koalition.
Was war gleich passiert? Taliban-Rebellen haben zwei Tanklaster für die Bundeswehr geklaut. Dabei wurde ein Fahrer erschossen. Was mit dem anderen passiert ist, weiß ich nicht. Auf der Flucht blieben die Taliban im schlammigen Ufer eines Flusses stecken. Gegen zwei Uhr in der Nacht, nachdem Beobachter und Kampfjets massive Bewaffnung der über hundert Personen großen Taliban-Gruppe gemeldet hatten (Panzerfäuste), entschied sich der Befehlshaber des Kundus-Camp zu einem Luftschlag. Beide Tankwagen wurden getroffen und vernichtet.
Am nächsten Tag lieferten Anwohner einen Jungen mit schweren Verbrennungen in ein örtliches Krankenhaus ein und bezeichneten ihn als Opfer des Luftangriffs. Ab hier wird es verwirrend, denn plötzlich waren mehr Zivilisten vor Ort als Taliban. Über hundert starben.
Die BLÖD hat gebasht, Regierung Merkel hat gekuscht. Drei Millionen Euro Entschädigung soll es an die Hinterbliebenen der Opfer geben.
Was, bitte? Entschädigung? Wofür? Dafür, das sie sich um zwei Uhr Nachts zwischen Taliban rum getrieben haben, in Angriffsreichweite zur Bundeswehr, welche die Taliban bekämpft? Wenn das nicht schon als eigene Dummheit gilt, dann weiß ich auch nicht.
Nun stellte sich heraus, das die Zivilisten "Benzin abzapften, um Generatoren zu betreiben oder um es zu verkaufen".
Im Sommer habe ich gesagt, dass ich nur zwei Erklärungen dafür habe, dass sich Zivilisten unter Taliban aufhielten: Entweder seien sie Kombattanten oder menschliche Schutzschilde.
Jetzt wissen wir, dass sie Benzin haben wollten. Das bringt uns zur dritten Erklärung: Es waren Diebe.
Reden wir nicht über Not und Elend in der Bevölkerung (woran die Taliban am ehesten Schuld haben), reden wir nicht über enge Versorgungslagen, reden wir nicht über Dinge, die vielleicht so oder so gerechter sind. Reden wir stattdessen über Gesetz.
Das Strafgesetz in Afghanistan ist dank Präsident Karsai und seiner Regierungsmannschaft, und abgenommen vom Parlament, die Sharia. Der alte, ehrwürdige und sehr strikte Gesetzestext aus dem Koran.
Also, ich fasse zusammen. Taliban stehlen Benzin, das für die Bundeswehr bestimmt und eventuell bereits bezahlt ist. Dabei töten sie einen Fahrer.
Mitten in der Nacht kommen gute hundert Zivilisten zu den stecken gebliebenen Lastern, um gestohlenes Benzin zu bekommen. Das macht sie m.E. ebenfalls zu Dieben. Wer, zum Henker, glaubt denn wirklich daran, dass Nachts um zwei einhundert Wohltäter auftauchen und gratis Benzin verteilen, das ihnen auch noch gehört? Die zivilen Opfer haben gewusst, in welche Gefahr sie sich begeben. Immerhin herrscht in ihrem Land ein Jahrzehntelanger Bürgerkrieg dank der Taliban. Wenn sie es nicht gewusst haben, zweifle ich am menschlichen Verstand. Von der Bundeswehr hätten sie sicherlich erwarten können, ein paar Dutzend Liter für Generatoren und dergleichen geschenkt zu bekommen, aber doch nicht von den pakistanischen Taliban. Richtig, Pakistan hat die Taliban aufgestellt, ausgerüstet und trainiert und DANACH das Land erobern lassen. Pakistans einziger militärischer Erfolg, laut dem pakistanischen Schriftsteller Tariq Ali.
Das Merkwürdige daran ist: Als Taliban, die bereits einmal einen Gottesstaat errichtet haben müssen sie eigentlich wissen, was die Sharia für Diebstahl vorsieht: Der linke Fuß und die rechte Hand werden abgeschlagen. Die Menschen, die von ihnen gratis Benzin erhielten wussten das auch. Immerhin hat ihr eigenes Parlament für die Sharia gevotet.
Diebe gehören bestraft, vielleicht nicht nach der Sharia, aber dennoch bestraft. Auf keinen Fall sollte man sie stattdessen entschädigen.
Nein, wir reden nicht über Notlagen, Notwendigkeiten und dergleichen. Die Bundeswehr ist im Gegensatz zu den Taliban vor Ort, um die Situation der Menschen zu verbessern. DAS sind Notwendigkeiten. Und die Sharia ist in diesem Fall auf der Seite der Bundeswehr.


Kommen wir zu den Schwulen. Kommen wir zu Afrika, kommen wir zu Uganda.
Als Heterosexuell orientierter Mann mit wenigen wirklichen Kontakten zu Schwulen bin ich nicht gerade ein Fachmann. Dennoch wage ich zu behaupten, das ich ein weltoffener und toleranter Mensch bin, dem das Thema Homosexuelle keine Angst macht, der unvoreingenommen und gerecht damit umgehen kann. Und genau diese Eigenschaften sind es, die mir bei dem, was gerade in dem ostafrikanischen Land vorgeht, das Bedürfnis weckt, die Hände vors Gesicht zu schlagen ob dieser Unwissenheit, Intoleranz und Ignoranz.

In Uganda ist nämlich folgendes geschehen: Der Abgeordnete David Bahati hat laut Spiegel Online einen Gesetzentwurf ins Parlament eingebracht, der die Todesstrafe für Schwule vorsieht. Natürlich nur für gleichgeschlechtliche Vergewaltigung, wenn man als HIV-Infizierter Schwuler sexuell aktiv ist, oder halt für Serientäter.
Als normaler Durchschnittsschwuler, der seinen Sexualtrieb nicht unterdrücken oder seine sexuelle Gesinnung nicht leugnen kann, riskiert man nur lebenslange Haft.
Ach ja, der Entwurf sieht natürlich auch vor, dass man als Vermieter gegen Androhung von Haftstrafen an Schwule nicht vermieten darf. Simple Begünstigung oder gar Beihilfe, wie immer die aussieht, soll nur läppische sieben Jahre Knast kosten.

Die Begründung ist haarsträubend. Es geht David Bahati nicht um die Eindämmung von HIV, sondern darum, dass "Jugendliche nicht mehr von Schwulen angeworben werden".
Nach Bahati investieren westliche Schwulenorganisationen Unsummen an ugandischen Oberstufen, um Jugendliche zu schwulen sexuellen Handlungen zu motivieren.
Der Lehrer Kisambira sagte dazu: "Eine Menge Schüler seien zu Schwulen gemacht worden."
...sacken lassen.
Tatsache ist, dass die afrikanischen Schwulen in den stark patriarchisch orientierten afrikanischen Ländern immer selbstbewusster und immer offener auftreten, ihre sexuelle Orientierung nicht länger verstecken. Und Tatsache ist, dass dies einigen Leuten ein Dorn im Auge ist, weil es an der traditionellen Rollenverteilung und damit am Patriarchat rüttelt.
Da müssen dann westliche Schwulen-Organisationen schon mal dafür her halten, um aus harmlosen Schülern "Schwule zu machen".
Der Gesetzesentwurf hat bereits internationalen Protest ausgelöst und wird es weiter tun. Andere afrikanische Länder wie Burundi, Kenia und Nigeria stoßen ins gleiche Horn und haben teilweise schon sexuelle Handlungen unter Homosexuellen unter schwere Strafe gestellt.
Tja, da bleibt nur eine Frage: Wird sich diese intolerante, an Schwachsinn grenzende Propaganda-Lüge für die Sündenbocksuche auch weiter durchsetzen und selbst liberalere Länder erfassen und geisseln, oder wird das ganze Lügengebilde, einmal ins Licht der internationalen Öffentlichkeit gezerrt, in allen genannten Ländern in sich zusammen fallen?
Die Argumente sind unsachlich, fadenscheinig und von einer nicht nachvollziehbaren, tiefen Homophobie geprägt. Ich sag's ja, da wird für innerstaatliche Probleme ein universeller Sündenbock gesucht.

Homosexuelle hat es schon immer gegeben, und wird es auch immer geben, solange es Menschen gibt. Sie haben sich diese sexuelle Orientierung nicht ausgesucht, ihre biologische Programmierung macht sie halt dazu. Ein gewisser Prozentsatz der Menschheit wird eben immer schwul sein. Und warum auch nicht? Lasst sie leben, wie sie es wünschen.
Das gleiche gilt für Afrika. Die Homosexuellen wurden hier nicht aus dem Hut gezaubert oder als Mode von westlichen Organisationen eingeführt. Es gab sie dort schon immer und wird sie auch in Zukunft dort geben. Sie "ein Jahr einsperren und ihnen sagen, sie sollen das nicht mehr tun" wäre das gleiche wie einer Gazelle zu sagen, sie solle nicht mehr laufen. Ich sehe eigentlich mehr Aufklärungsbedarf in diesem Trauerspiel. Und mit verängstigten Homophoben muss man sich halt Zeit nehmen, um sie von ihren unbegründeten Ängsten zu befreien.
Obwohl, solange in England christliche Gemeinschaften Therapien anbieten, die Schwule "heilen" können, müssen wir selbst auch noch einen langen Weg gehen.

Mr. David Bahati, wir haben ein Sprichwort in Deutschland: Wer quietscht, will geölt werden. Sind Sie eventuell selbst schwul und versuchen das zu überdecken, Mr. Bahati?

2 Kommentare:

Miyu-Moon hat gesagt…

Ich halte die Überschrift nach wie vor für einen Fehlgriff (noch kein Epic Fail), da du zwei Fakten ebenso reißerisch zusammen schusterst wie die BLÖD.
Trotzdem bin ich dir dankbar, dass ich durch deine Einträge zumindest nachrichtentechnisch (teilweise) auf dem Laufenden gehalten werde.

Was Ugandas Schwulenpolitik betrifft, weiß ich nicht, ob ich zuerst lachen oder mir den Kopf halten soll. Man kann einen Menschen nicht "umpolen", außer er war schon vorher auf der Bi-Schiene, was dann nur ein "Spurenwechsel" wäre. Du erinnerst dich doch gewiss an den einen jungen Mann mit den Entscheidungsschwierigkeiten?
Was ich damit sagen wollte, man kann einen Menschen der felsenfest überzeugter hetero ist nicht "schwul machen", wie du es in denem Beitrag kritisiert hast.
Die Gesinnung des Abgeordneten interssiert mich nicht, denn seine Probleme, sind nicht meine Probleme. Natürlich tuen mir die zukünftigen Opfer seiner Politik leid, aber was soll man da schon tun?

Aber könntest du bitte näher erleutern wie Schwule eine patriarchianische Gesellschaft erschüttern sollen?

Ace Kaiser hat gesagt…

Wie Schwule eine patriarchische Gesellschaft erschüttern? Sie haben kein Interesse daran, Frauen zu dominieren...