Warum? Nun, vor einiger Zeit berichtete WDR.de darüber, dass in der Gas- und Ölförderung radioaktive Abfallprodukte anfallen. Das klingt dramatisch. Ist es wohl auch. Zumindest für den WDR, wenn der zwangsläufig folgende Bericht nicht ähnlich reißerische Wirkung hat wie der neuliche Fernsehfilm über das Wundermittel Regividerm.
Im Bericht, welcher eine Reportage bewirbt, geht der WDR, bzw. der verantwortliche Redakteur sehr plakativ vor. Es ist die Rede von großen Mengen radioaktiver Substanzen, die mit Öl und Erdgas gefördert werden und entsorgt werden müssen. Es handle sich dabei häufig um das Isotop Radium226, welches aufgenommen in kleinsten Mengen tödlich wirkt.
...sacken lassen. Also, lieber WDR, schäm dich. Es ist nichts dagegen zu sagen, einen Fernsehbericht mit einem Artikel zu unterstützen und zu bewerben. Aber es ist eine Persiflage auf guten Journalismus, ein derart heikles Thema ohne Fakten und Zahlen belegen, inklusive einer Legende über das Isotop (Dass es sich um ein Isotop handelt, hast du auch verschwiegen, WDR) Radium226. Ich sehe jede Menge Schlagwörter, aber nichts handfestes.
Nun ist Radium an sich tatsächlich nicht ungefährlich, vor allem weil es ein Schwermetall ist. Darüber hinaus ist es selbst schwach radioaktiv (es emissiert hauptsächlich Alpha-Strahlung). Und da sind natürlich auch noch die radioaktiv strahlenden Isotope vom Radium, wie das im Artikel erwähnte Radium226, die natürlich ebenfalls im Radium selbst vorkommen und als Isotope durch den Zerfallsprozess selbst stärker strahlen. Aber ich verwehre mich nachdrücklich dagegen, dass der liebe WDR den Eindruck erweckt, die Ölförderung würde radioaktiven Abfall produzieren. Tatsächlich entstehen diese Abfälle, wenn nach Öl und Gas gebohrt wird. Die teils radioaktiven Rückstände werden mit dem Bodenaushub der Bohrung gefördert, wenn man durch Uranhaltige Gesteinsschichten bohrt. Das Öl an sich und das Erdgas strahlen nicht selbst.
Dazu kommt freilich noch, dass die Zerfallszeit von Radium226 rund 1602 Jahre beträgt, und das ist eine lange Zeit. Allerdings sagt dies noch nichts über die Gefährlichkeit der Strahlung an sich aus. Radioaktive Industrieabfälle aus Kernkraftwerken strahlen zum Beispiel rund 50.000 Jahre. Und sie gehören zudem zu den heißen, also Wärme emissierenden Abfällen, während die Abfälle der Förderindustrie auf z.B. kernfragen.de nicht einmal eine Erwähnung oder gar eigene Rubrik wert sind. Ein Schelm, wer deshalb gleich auf die Gefährlichkeit von Radium, bzw. dessen Radioaktivität schließt (oder seines Isotops Radium226), aber der Gedanke liegt nahe. So groß kann das Problem also nicht sein, das der WDR daraus macht.
Wikipedia.de sagt zum Thema Radium unter anderem, das es lange Zeit als Heilmittel galt; das war natürlich ein Trugschluss, aber immerhin kam es nicht sofort zum Massensterben der eifrigen Heilmittel- und Heilbadnutzer.
Auch erwähnt der Wikipedia-Eintrag, dass das Isotop Radium226 in wägbaren Mengen gewonnen werden kann, d.h., es kommt in Spuren im natürlichen Radium vor.
Also, ich sehe hier immer noch keinen großen Skandal. Natürlich müssen wir mit dem Thema der radioaktiven Abfälle sensibel umgehen, natürlich brauchen wir gerade für die stark strahlenden und "heißen" radioaktiven Abfälle aus der Kernenergie endlich ein vernünftiges Konzept (wie zum Beispiel keine mehr produzieren). Was wir aber nicht brauchen ist ein Sensationsheischender Bericht über Radium226, das bei Öl- und Gasbohrungen in Spuren aus Uranhaltigem Gestein gefördert wird, der die Thematik zum Skandal aufzublähen versucht.
Bitte, lieber WDR, ich lasse mich gerne eines Besseren belehren und von der Gefährlichkeit der Öl-Industrie überzeugen. Aber leicht hast du es bei mir nicht. Zu dilettantisch und zu plakativ war der Anheizer-Artikel.
Noch mal, um sicherzugehen: Zusammen mit Uran wird Radium gefördert... Radium, in dem Radium226 nur in Spuren vorkommt. Peinlich, peinlich, daran den ganzen Bericht hoch zu ziehen. Das ist BLÖD-Zeitungsniveau, würde ich normalerweise sagen, aber die war diesmal schlau genug, NICHT auf diesen Zug aufzuspringen.
Mehr Fakten, mehr handfeste Beweise, weniger Sensationsjournalismus ohne Grundlage, bitte.
Das Herzgesetz: ein Nachruf [Gesundheits-Check]
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Das „Gesundes-Herz-Gesetz“, das eigentlich „Krankes-Herz-Gesetz“ heißen
müsste, weil es praktisch nur um die Früherkennung von kranken Herzen geht,
hat von...
vor 12 Stunden
2 Kommentare:
Sensible Themen und Zeitung passen nicht zueinander. Warum? Ist doch logisch, die Übertreiben an jeder Stelle und weils noch ich immer fast jeder vollidiot mit wenig Hirn ließt der glaubt den Mist sogar Wort für Wort. Aber hey seien wir mal ehrlich, ich kenne keine tatsächlich ehrlich Zeitung die sich gut verkauft.
Die Menschen woll in ihrem Murmeltier leben mal echt interessante Sachen lesen damit sie was zum lachen haben, wenn sie klug genug sind den Artikel nicht ernst zu nehmen. Gut es gibt dann halt auch nich Themen im Sexual und Kinder Bereich. Aber jeden Tag stirbt sowieso einer und ein anderer wird geboren. Gesamt gesehn kann es uns auch egal sein was die Typen schreiben. Was es mir nicht ist speziell im Bereich Spiele bin ich ein wenig sensibel.
Radioaktive Strahlung, liebe leute, wenn es die nicht gäbe, wo wäre dann das Risiko? Der Nervenkitzel wenn man in einem Atom Gebäude oder Fahrzeug arbeitet? Als nächsters machen sie noch diese Schlagzeile. "Schwarzes Loch in Partikelbeschleuniger frisst die Erde, rette sich wer kann." Mal gespannt wie viele den Mist für voll nehmen.
Okay, Du Österreicher, Dir sei vergeben, dass Du die Abkürzung WDR nicht kennst.
Sie steht nämlich für WestDeutscherRundfunk. Ist der größte Teilsender der ARD. ^^
Aber schon erschreckend, das selbst die Öffentlich-Rechtlichen auf die Billig-Journalismusmasche aufspringen. ^^°
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