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Samstag, 26. Juni 2010

Hätte, könnte, würde - der WDR-Film "Die Vitamin-Falle"

Heute Mittag lief eine Reportage auf WDR. Sie widmete sich einem wichtigen Thema, nämlich der Frage, ob Vitamine, in Neusprech Antioxidanzen, einen Nutzen haben. Tatsächlich könnte und würde laut dem Bericht die Einnahme in verschiedenen Fällen zum Tode führen.

Ich bin nun weder Mediziner, noch Laie auf dem Gebiet der Vitamin-Forschung. Und von der übermäßigen Einnahme von Vitaminen, sprich Tablettenschlucken, halte ich persönlich auch nicht viel. Vom zweifelhaften Nutzen der künstlichen Vitamine auch als Antioxidanz und Schutz vor den "Freien Radikalen" einmal ganz abgesehen. Kümmern wir uns nicht um diesen Teil des Films. Kümmern wir uns auch nicht um die skandinavische Studie, auf der dieser Bericht basiert, und in der laut WDR die "Gefahr von Vitamin-Präparaten aufgedeckt" wurde. Schauen wir uns den Bericht an.

Tatsache ist, der Mensch braucht Vitamine. Bis auf Vitamin C produziert der menschliche Körper sie allesamt selbst, zum Teil aus Provitaminen. Vitamin C erhält man auf natürlichem Wege aus Obst. Zum Beispiel Äpfeln. Dieser Fakt ist unumstritten, und sogar ich kenne ihn. Ich glaube, das kann ich so stehen lassen, ohne für Tablettenpresser Partei zu ergreifen, oder so im Licht da zu stehen, die Studie, auf der der Bericht basiert (und die ich nur als Zitat aus dem Report kenne), anzuzweifeln.

Tatsache ist aber auch, dass der Bericht höchst parteiisch ist. Wenn ich einen Bericht sehe, in dem der potentielle "Gegner" zwar zu Wort kommt, aber seine Statements zu zwei halbherzigen Sätzen zusammengestrichen werden, dann bekomme ich Zweifel am Motiv des federführenden Journalisten.
Wenn ich einen Bericht sehe, in dem alles getan wird, um die These über die Nutzlosigkeit, ja Gefährlichkeit des angeprangerten Produkts zu untermauern, dann sind wir normalerweise einen gigantischen Skandal auf der Spur.
Normalerweise.
Aber reißerische Musikuntermalung, Herumgespringe durch ein halbes Dutzend Themen und geschickter Schnitt lassen mich gleich an "Heilung unerwünscht" denken, jenen unsäglichen Werbefilm für die kleine rosa Paste, die vor kurzem aus Copyrightgründen umbenannt werden musste.
Gut, gut, ein amerikanischer Forscher kommt zu Wort, der sagt, dass der Körper freie Radikale braucht und dass Antioxidanten damit augenscheinlich ihr Ziel verfehlen, dem Menschen zu nützen. Aber was hat das mit der Gefahr der Todesfälle durch die Einnahme von Vitaminpräparaten zu tun?
Und wenn dann ein Sportler zu Wort kommt, der an einer Versuchsreihe mit Antioxidanten teil genommen hat, und zu berichten weiß, dass eine Gruppe beim Training Muskelkater hatte, die andere aber nicht...
Dann fragt man sich schon: Wenn eine Gruppe Antioxidanzen bekam, und die andere nicht, welche hatte dann bitte Muskelkater? Das klärt der Film leider nicht.
Und übersehen wir mal geflissentlich die Frage, ob es Sinn macht, den Sportlern zu sagen, in welcher Gruppe sie überhaupt sind, um PLacebo-Effekte zu vermeiden.
Kümmern wir uns nur darum, wie der Film berichtet, wie er die Fakten behandelt. Halbherzig. Und halbfertig, wie man am Sportler sieht. Welche Gruppe hatte denn jetzt den Muskelkater? Warum fragt man nicht den Chef der Studie? Und was ist so bahnbrechend am Muskelkater, dass er die Gefährlichkeit von Vitamin-Präparaten untermauert?
Der Film will viel beantworten, hinterlässt aber noch viel mehr Fragen.

Okay, ich will nicht kleinlich sein. Es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass Vitaminpräparate in hohen Dosen schädlich sind. Die ist sogar recht hoch. Es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass künstliche Vitamine nicht nützen. Dass sie sogar zu Todesfällen führen können, meinetwegen.
Es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass Vitamine gar keine "Freien Radikalen" binden können, oder eben dass sie damit dem menschlichen Körper keinen guten Dienst erweisen.
Und natürlich gibt es die Möglichkeit, dass die Industrie sich mit gekauften Fachleuten und gekauften Studien sowie einer geschickten Propaganda einen gigantischen Markt offen hält, auf dem sie mit wertlosen, ja gefährlichen Produkten groß verdienen. All das ist möglich. All das versucht dieser Report zu vermitteln, ja, aufzudecken. Ich will dazu als Nicht-Fachmann auch nicht mehr sagen, als ich schon getan habe.
Aber hektische Schnitte und eilig zusammengemixte Fachleute gegen unterschiedliche Aspekte sind keine stringente Erzählung, und erst Recht keine logisch durchdachte Beweisführung.

Angenommen, wir stehen hier wirklich am Anfang eines Skandals, der enthüllt, dass ein paar Tausend Menschen in den letzten Jahren nicht hätten sterben müssen, wenn große Chemiekonzerne keine Vitaminpräparate unters Volk gebracht hätten...
Angenommen, wir stehen vor einem Skandal, dessen Tragweite Korruption von unglaublichem Ausmaß enthüllt...
Angenommen, wir stehen vor diesem Skandal, dann hat der WDR sich mit "Die Vitamin-Falle" einen Auftakt geleistet, der auf BLÖD-Niveau rangiert.
Von einem Bezahlmedium wie dem WDR erwarte ich seriösen Journalismus, keine reißerischen Schnitte und Halbwahrheiten. Ich erwarte, dass entweder die Kripo bei den Produzenten von Vitaminpräparaten wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung in tausenden Fällen Razzien veranstaltet, oder aber die Befürworter der Vitaminpräparate in einem stärkeren Maße zu Wort kommen als in zwei Sätzen.
Bitte kein "Alarm für Cobra 11" in einem ernsten, seriösen Thema, in dem es um Leben und Tod geht.

Btw: Ich persönlich halte Vitamin-Präparate für nicht sehr hilfreich bis sinnlos; man sollte doch verdammt noch Mal seinen Tagesbedarf mit der regulären Ernährung abdecken können, vielmehr müssen. Aber bei einem so einseitigen Bericht stellen sich mir die Nackenhaare auf. Eventuell kriegen wir einen Skandal. Nur könnte er die Wissenschaftsredaktion des WDR betreffen, weniger die Produzenten von Vitamin-Präparaten.

Ich beobachte das Thema weiter. Eine Entschuldigung meinerseits wird es nie geben. Dazu war der Bericht zu schlecht, dem ernsten Thema nicht angemessen. Schade, WDR.

4 Kommentare:

hintergrund.de hat gesagt…

Hallo ACE Kaiser,

ich hatte den Beitrag auch auf WDR gesehen und erinnerte mich eben an selbigen als ich in einem sozialen Netzwerk eine Diskussion über "Chemtrails", Aspartam etc. pp. las. Jetz wo ich deinen Beitrag hier erneut gelesen habe und deine Kritik an der Machart des WDR-Beitrags erneut überdachte, fiel mir ein weiterer Beitrag ein - es war im ZDF, welcher mit selbigen Methoden arbeitet.
In Zusammenarbeit mit der BBC erstellte Guido Knopp für das ZDF den Beitrag "Der 11. September - Das Geheimnis des dritten Turmes "

Video auf Youtube:
http://www.youtube.com/watch?v=-brIEhhLqCc

Mittels schneller Schnitte, aus dem Kontext gerissener Sätze und bloßer aufgestellter Behauptungen wird in diesem Beitrag einfach nur ein Sturmangriff auf alle Zweifler des Ablaufs des 11. September 2001 gestartet. Das angekündigte Ziel nämlich das Geheimnis des dritten Turms (WTC7) zu lösen wird dabei garnicht mehr verfolgt. Ich fand es sehr schade zu sehen auf welches Niveau man sich herab begab um mit einem so spannenden Thema Schindluder zu treiben. Wie bei CSI Miami wurde die genehme Seite sehr seriös dargestellt. Adrette Anzüge, homogene Ausleuchtung, richtige Bezeichnung des Wissenschaftlichen Grades etc. pp. Die Gegenseite hingegen durfte mit "twilight Zone" Musik vorlieb nehmen und sie wurde immer sehr freaky dargestellt. [...]
Mal abgesehen vom Thema welches sicherlich die Geister scheidet, finde ich es bemerkenswert das überhaupt nicht mehr versucht wird etwas ordentlich zu analysieren und gegenüber zu stellen. Wenn es doch so leicht ist wie im von dir beschrieben Beitrag die Pillenverkäufer mit Todesfällen in Verbindung zu bringen, dann fragt man sich wirklich warum bisher noch kein Aufschrei durch die Öffentlichkeit ging. Ebenso verhält es sich bei 9/11 Wenn es doch so leicht ist die Zweifler zu widerlegen, warum macht es Knopp dann nicht einfach? Ist man wirklich auf solche Taktiken angewiesen?

Es scheint da ein neues Credo der öffentlich rechtlichen Sendeanstalten zu existieren welches wahrscheinlich auch die angeblichen Hitler Tagebücher als wissenschaftlich fundierte Funde angenommen und medial ausgeschlachtet hätte.

Ace Kaiser hat gesagt…

Hi, hintergrund.de.
Es gibt bis heute viele ungeklärte Fragen zum Thema 9.11., und es gibt dabei seriöse und unseriöse Kritikpunkte, Verschwörungstheorien und übergangene Anhaltspunkte. Alleine der Umstand, dass das "Flugzeug", das einen Flügel des Pentagons zerstört haben soll, nicht einmal die besonders stabilen Triebwerke, geschweige denn die Black Box zurückließ, ist ein klarer Hinweis darauf, dass dieser Anschlag, der die Bush-Administration derart gepusht hat - aus dem Umfragenkeller in Panikgetriebene Höhen - viele Fragen aufweist, die seriös geklärt werden sollten. Wenn dann ein eigentlich seriöser Historiker auf Propaganda-Mittel verfällt, und vermeintlich unseriöse Verschwörungstheoretiker verunglimpft, anstatt auf die anderen wichtigen Kritikpunkte einzugehen, ist der Keller erreicht.

Warum hat das NY Fire Department seine Leute in die Türme geschickt, wenn diese doch einsturzgefährdet waren?
Warum wurden die Metallschrottreste ohne polizeitechnische Untersuchungen nach Südostasien verkauft?
Wieso haben die Terroristen die frühen Morgenstunden gewählt, zu denen kaum Angestellte in den beiden Towers waren?
Wieso ist Gebäude sieben eingestürzt, obwohl es nicht von Flugzeugen getroffen wurde, und theoretisch genügend Feuerwehrleute hätten vor Ort sein müssen?
Warum waren die Zwischendecken nicht nach US-Sicherheitsstandard gegen Feuer präpariert?
Wieso wurden erfahrene Sprengmeister zitiert, dass sie noch nie so eine saubere Sprengung wie die der beiden Türme des WTC gesehen hätten?
Warum ist der Südturm, der von einem Flugzeug über mehrere Stockwerke vertikal getroffen wurde, in sich zusammen gerutscht, anstatt zur Seite weg zu brechen?
Wieso haben die Stahlträger dem Feuer nur ein Drittel der Zeit standgehalten, die sie eigentlich sollten?
Warum hat PanAm zwei Flüge gestartet, die sie normalerweise wegen Unterbelegung abgesagt, bzw. zusammengelegt hätten?
Wieso, zum Henker, wurde ein in einem Auto an einem Flughafen gefundener Koran als Beweisstück deklariert?
Das wären auf Anhieb die Fragen, die mir einfallen, und die ich gerne seriös beantwortet sehen würde. Aber im Amerika der Bush-Ära wäre man mit diesen Fragen ja "unpatriotisch" gewesen.

hintergrund.de hat gesagt…

Hallo ACE Kaiser,

wie ich sehe bist du auch bei 9/11 ganz gut im Bilde :-)
Seit 2004 beschäftige ich mich intensiv mit 9/11 und sammel Informationen unter 911-archiv.net.

Irgendwie komisch das ich zufällig auf deine Seite gestoßen bin... Ich habe so 10 Jahre lang Battletech gespielt in der alten Mechforce Germany und mein Bruder hat sowohl für Perry Rhodan als auch für Battletech gezeichnet. Ich hab sogar noch ein ca. 1,30 Meter großes MadCat Modell im Keller stehen :-)

Gespielt habe ich allerdings seit ca. 5 Jahren nicht mehr :-(


Gruß

Ace Kaiser hat gesagt…

Hi, Hintergrund.
Ich werde der Seite bei Gelegenheit einen Recherche-Besuch geben. ^^

Was PR und Battletech angeht: Ich bin auf den sehr aktiven Seiten Battletech.info (offizielle deutsche Homepage) und twobt.de Moderator.
Dort firmiere ich auch unter Ace Kaiser. Statte mir/uns doch ruhig einen Besuch ab. ^^