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Montag, 27. Juni 2011

Wenn Kernkompetenzen neu verteilt werden...

Ich kann es nicht oft genug sagen, und ich kann es nicht deutlich genug sagen: Nur weil die CDU/CSU vor der Wirklichkeit eingeknickt ist und die Atomstromlaufzeitverlängerung zurück genommen hat, bedeuet dies nicht, dass die "bürgerliche" Doppel-Partei plötzlich grüner als die Grünen geworden ist. Dies zu behaupten und es womöglich auch noch zu glauben, kann nur eine opportunistische Presse. Nämlich genau die gleiche konservative Presse, die "die Revolution auf dem deutschen Energiemarkt" bei der Laufzeitverlängerung hochgejubelt hat, und jetzt die Kanzlerin dafür feiert, dass sie all die hehren Ziele, die jene Presse bei der Laufzeitverlängerung entdeckt haben wollte, über den Jordan kickt.
Bin ich hier der Einzige, der das so klar sieht?
Ich weiß nicht worüber ich mich mehr aufregen soll: Darüber, dass es niemanden stört, dass ein Teil der Presse heute Hü und morgen Hott sagt, oder darüber, dass die gleiche Presse beinahe schon verzweifelt versucht, grüne Neuwähler der CDU als Wahlvieh in den Schoß zu treiben, indem sie die CDU/CSU als neue Grünenpartei über den -ironischerweise - grünen Klee lobt.

Sicherlich, Frau Muberkel spürt den Verfolgeratem der Grünen im Nacken.
Sicherlich, es ist nicht einmal im Ansatz gelungen, aus der BLÖD-Kampagne gegen Grün-Rot in Baden-Württemberg eine medienübergreifende Kampagne zu machen, die deren Sieg verhindert - oder im Nachhinein ordentlich madig macht, damit sie keinen Spaß dran haben.
Sicherlich, die Grünen haben ein besseres Allzeithoch erreicht als die FDP jemals konnte - und beide Parteien teilen sich ja laut der Presse die Wähler, nämlich Besserverdienende Zweitwagenbesitzer, die ihren dritten Jahresurlaub im europäischen Ausland verbringen und deshalb am Klimawandel schuld sind.
Sicherlich, CDU/CSU laufen die Wähler weg. Die Konservativen, weil die Doppel-Partei ihre Werte verrät (KTG war ja nie als wissenschaftlicher Berater angestellt), die Liberalen, weil weder Schwarz noch Gelb irgend etwas anderes zu bieten hat als Lobby-Politik.

Und was bringt uns das als Fazit? Nackte Panik bei den Regierungsparteien, nackte Panik im schwarzen Doppel. Da steht Japan vor der größten Katastrophe der Geschichte, hat ein Super-Erdbeben hinter sich, eine unglaubliche Tsunami und muss darüber hinaus mit der radioaktiven Verseuchung rund um Fukushima Daiichi kämpfen - ab jetzt noch dreißig Jahre, um die schlimmsten Folgen zu überstehen - Deutschland wird die Unberechenbarkeit und die Gefahr von Atomkraft sehr deutlich vor Augen geführt, und die gleiche Koalition, die noch eine Wunderähnliche, Zukunftsweisende Entscheidung herbeigeredet hatte, als es an die Laufzeitverlängerung ging, sieht die gleiche Wunderähnliche, Zukunftsweisende Entscheidung darin, die eigene Verlängerung, mit der das Rot/Grüne Modell nachhaltig zerstört wurde, wieder zurückzunehmen?
Und dann wagt es die Kanzlerin auch noch, uns dies als Erfolg zu verkaufen, nicht als reine Zweckentscheidung und Notwendigkeit?
Und dann wagt es die Jubelpresse von Schwarz/Gelb tatsächlich, den Grünen eine Krise herbei zu schreiben, die gar nicht existiert?
Kernkompetenz sieht anders aus, meine Damen und Herren von der Presse.
Und wenn ich mal etwas Nachhilfe geben darf: Wenn die Grünen ihr Hauptanliegen, den Ausstieg aus der Atomkraft, erreichen, nachdem sie diese dreißig Jahre gefordert haben, ohne an der Regierung beteiligt zu sein; wenn ausgerechnet die Atomstromlobby-Partei Nummer eins, die CDU/CSU, gezwungen ist, ihre Lobby-Politik aufzugeben, ohne das die Grünen über ihre Stimmen im Bundesrat auch nur Druck ausüben müssen, dann kann nur ein wirklich verzweifelter Schreibsklave noch behaupten, es wäre "eine Revolution" und das "Ende der Kernkompetenz der Grünen".
Anders herum, meine Damen und Herren Schreiberlinge, wird ein Schuh draus. Die ganze Atomlaufzeitverlängerung stand auf mehr als tönernen Füßen. Mit Fukushima bekam der Sockel meterhohe Risse, und der Ausstieg aus dem Wiedereinstieg war die letzte Rettung für Muberkel und Konsorten.
Ich bedaure jeden, der tatsächlich glaubt, dies wäre eine Art Sieg gegenüber den Grünen. Aber ich verstehe jeden, der dies behauptet, um CDU/CSU williges Stimmvieh zuzutreiben.

Donnerstag, 23. Juni 2011

26.000 und Danke. ^^

Ich glaube, ich habe es schon mal erwähnt. Das ich die meisten Geschichten, die ich bisher geschrieben habe nicht exklusiv auf Fanfiktion.de veröffentlicht habe, und das ich in anderen Foren wie Twobt.de oder Battletech.info in einer einzigen Geschichte teilweise mehr Klicks habe als auf allen von mir bei Fanfiktion.de geposteten zusammen. Dennoch schätze ich Fanfiktion.de sehr. Nicht zuletzt deshalb, weil das Publikum weit gestreut ist und ich die unterschiedlichsten Menschen erreichen kann - praktisch wie theoretisch.
Ergo bedeutet es mir eine ganze Menge, wenn ich wieder mal eine Tausender-Marke bei meinen Aufrufen geknackt habe. So ist es heute beim einloggen geschehen; mir sprangen 26.011 Aufrufe entgegen.
Darauf bin ich sehr stolz, und ich bedanke mich herzlich bei allen, die mich auf FF.de lesen und vor allem bei denen, die die Kraft und den Mut finden, mir Kommentare zu schreiben.
Noch mal danke, und lest mich weiterhin.

Wo wir gerade beim Thema schreiben sind, ich habe mich tatsächlich mal an eine Naruto-Fanfiction gewagt.
Was, wird jetzt der eine oder andere fragen, hat der Kaiser zu viel Zeit, oder warum schreibt er nicht einfach eines seiner anderen Projekte zu Ende?
Berechtigt, berechtigt. Aber wer selbst schreibt, der weiß, dass es manchmal bei anderen Projekten ein wenig stockt, und die beste Medizin, um über Schreibblockaden hinweg zu kommen ist dann, etwas zu schreiben, was so richtig leicht von der Hand geht. Bei mir sind das momentan die Konoha Side Stories.
Da habe ich sehr großen Spaß dran, und der wird augenscheinlich noch eine Weile andauern.

Dennoch, ich habe absolut nichts dagegen, wenn man mich bei der einen oder anderen unfertigen Geschichte dazu drängt, weiter zu machen. Ein wenig Druck führt bei mir meist zu überraschenden Ergebnissen. Außerdem bedeutet "drängen" Kommentare, und die motivieren mich immer. ^^

Lest mich weiter und bleibt mir treu.

Dienstag, 21. Juni 2011

Stand by my side... EHEC.

Es ist, wie das Leben manchmal so spielt. Da denkt man, die "Epidemie" mit EHEC wäre von den Medien ausgelutscht und vergessen, und wir könnten uns endlich verdientermaßen den Themen der Saure Gurken-Zeit zuwenden:
- UFO-Nazi-Geschichten mit oder ohne Basis auf der Rückseite des Mondes
- Kätzchen, die in Flaschen groß gezogen werden (ein echter Klassiker)
- skandalöse Busenblitzer promintenter und nicht so prominenter Frauen (geht immer)
- Mann beißt Hund (noch ein Klassiker)
- BILD sprach schon wieder mit den Toten (aber das Gespräch lief sich tot)
- Nessi wurde wieder mal gesichtet

Alles zeitlose Klassiker, auch wenn man über den Informationsgehalt streiten kann.
Aber es scheint, wir sind EHEC noch nicht ganz los.
Denn seit einigen Tagen geistern zwei Meldungen durch die Pressewelt, EHEC betreffend:
- eine einzige Frau, die in einem Partyservice gearbeitet hat, soll Schuld sein an der ganzen Geschichte.
- EHEC, um genauer zu sein der besonders aggressive Erreger, über den so ausführlich berichtet wurde, wurde im Wasser eines Baches nahe eines Klärwerks nachgewiesen. Und werden wir diesen speziellen Erreger jetzt nie wieder los?
...sacken lassen.

Diese beiden Meldungen sind es wirklich wert, das man sie beleuchtet. Meldung Nummer eins, dass eine Frau bei einem Partyservice arbeitete, selbst erkrankt sei und das Essen infizierte, wird m.E. nicht so gehandhabt, wie es sein sollte. Nun bin ich kein Biologe, und erst Recht kein Seuchenforscher. Aber bisher ging ich davon aus, dass das EHEC-Bakterium, oder meinetwegen, Ihr Sensationsmedien, auch der furchtbare Killerkeim, der leider keine Tausende umgebracht hat, nur ein paar Dutzend, sich durch Schmierinfektion überträgt.
Auf unseren Fall umgelegt heißt das, dass die Frau nicht nur selbst erkrankt war, sondern dass sie sich schlicht und einfach nach einem Toilettengang NICHT DIE HÄNDE GEWASCHEN HAT. So funktioniert Schmierinfektion nämlich. Und es geht auch nicht darum, dass sie sich nicht gründlich genug die Hände gewaschen hat, oder keine Seife nahm. Es geht darum, dass genügend Bakterien von ihren Händen in die Nahrung gelangten, und anschließend von Partygästen konsumiert wurden, sich in deren Därmen ansiedelten und bei rund zwanzig von ihnen Erkrankungen bis zum HUS auslösten.
Korrigiert mich wenn ich hier irre, aber für mich sieht das in allererster Linie nach mangelnder Hygiene aus.
Es ist KEINESFALLS so, dass mit EHEC infizierte Menschen nur in die Nähe von Nahrungsmitteln kommen müssen, um diese zu kontaminieren. Oder durch eine Menschengruppe gehen, um diese alle anzustecken. Sie brauchen kontaminierte Hände, sie brauchen Kontakt zum Überträgermedium. Und sie brauchen Leute, die das Überträgermedium in ihre Verdauung einbringen. Das sind Hände am Mund, das sind infizierte Häppchen im Magen. So funktioniert Schmierinfektion.
Aber so, wie die Medien darüber berichten wirkt es ein wenig so, als müsste ein EHEC-Träger nur neben einer Salatgurke stehen, um sie zum Überträgermedium zu machen. Das ist sachlich vollkommen falsch. ...Aber ich lasse mich da fachlich gerne eines Besseren belehren.

Noch ein Punkt in diesem Zusammenhang, der mir zu denken gibt: Die Recherche ist NICHT ausführlich genug. Die Frau als Ausgangspunkt zu bezeichnen ist einseitig. Denn beim aktuellen, ansteckenden und pathogenen Erreger handelt es sich um einen Hybriden, d.h., ein Bakterium mit neuem Erbcode, das entstand, als zwei EHEC-Bakterien Teile ihrer Erbinformationen ausgetauscht haben. Das passiert vor allem dann, wenn sich zwei Bakterien in einem entsprechendem Environment befinden, also guten Umweltbedingungen. In unserem Fall tippe ich mal stark auf einen Darm. Kuhdarm, Schweinedarm, Menschendarm, ich denke das ist unserem Bakterium reichlich egal.
Um die Frau also wirklich als Ausgangspunkt eindeutig zu identifizieren, quasi als Patient Null, müssen in ihrem Darm mindestens zwei weitere Stämme von EHEC nachgewiesen werden, die große Teile ihrer Charakteristika mit dem aggressiven Erreger teilen. Sprich, aus diesen beiden Bakterien muss einhundert Prozent des Erbgut des pathogenen Bakteriums stammen. Nicht fifty fifty, aber so und nicht anders läuft die Geschichte.
Das wäre mindestens eine Meldung wert gewesen, ebenso wie die Vermutung der mangelnden Hygiene. Aber das wären ja Fakten, und Fakten sind in der deutschen Medienlandschaft wohl schwerer zu verkaufen als Tote. Ist das nicht traurig?
Nein, Herrschaften, ich bin nicht sicher, dass Patient Null tatsächlich schon gefunden ist. Hier haben wir bestenfalls Überträger Eins. Wenn überhaupt.
Ich persönlich vermute, dass wir hier die Ursache für einen starken lokalen Ausbruch haben, aber nicht den Anfang der Ereigniskette. Doch wie gesagt: Ich vermute.


Fall Nummer zwei: EHEC im Bach.
Um es kurz zu machen: Klar. Passiert. Leute, die mit dem pathogenen EHEC-Stamm infiziert sind, gehen auf Toilette, bzw. das was sie produzieren gelangt in die Kanalisation. Von dort geht's zum Klärwerk, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass Bakterien soweit überleben, dass sie tatsächlich später mit dem gereinigten Wasser in die Umwelt gelangen.
Aber auch hier gilt wieder: Schmierinfektion. Gut, gut, es ist jetzt nicht so, dass das Wasser sich nicht die Hände gewaschen haben muss, um einen Menschen oder ein Tier anzustecken. Das wäre banaler Blödsinn von mir. Aber um z.B. ein Säugetier zu infizieren, das dieses Wasser trinkt, muss das Bakterium in angemessener Zahl aufgenommen werden. Wasser ist kein Darm, vor allem kein Darm, in dem sich das bakterium geschützt ausbreiten kann und sich selbst in Massen reproduziert. Was den Kot zu einer höchst infektiösen Sache macht. Ich kriege bei dieser Meldung also erst Angst, wenn ein Labor feststellt, dass das Gewässer gesperrt gehört, und Menschen sich ihm nicht näher als zehn Meter nähern dürfen, bis es auf einen größeren Fluss trifft und sich entsprechend verdünnt hat. Die Warnung an Kleingärtner, das Wasser nicht zum Wässern für ihre Pflanzungen zu verwenden, beunruhigt mich nicht besonders. Was hätten sie auch sonst sagen sollen?
Mag also sein, dass der pathogene EHEC-Stamm O104:H4 uns noch eine Zeitlang begleitet, vielleicht sogar für immer und ewig. Aber ein wenig angemessene Hygiene sollte dem Bakterium ein ausreichendes Schnippchen schlagen.


Mein Fazit: Welt.de zeigt eine tolle Karte mit bundesweiten Infektionen und durch HUS ausgelöste Todesfälle in einem Artikel zu EHEC.
Epidemie sieht anders aus. Es bleibt also meinen Lesern überlassen, was sie denken möchten: Haben die schnellen und hysterischen Warnungen vor Gurken, Tomate und Sprossen uns vor Schlimmeren bewahrt, auch wenn sie letztendlich unsinnig waren; oder war die ganze Sache für uns letztendlich gar nicht so schlimm? Abgesehen von jenen, die gestorben sind, natürlich.
Ich für meinen Teil bevorzuge es, nicht hysterisch zu werden.

Samstag, 18. Juni 2011

So nicht, Claudia D.

Tja, es ist passiert. Das erste Mal poste ich zwei Blog-Einträge am gleichen Tag.
Denn seit einigen Tagen kaue ich auf einem besonderen Aspekt des Falls Kachelmann und dem Interview des vermeintlichen Vergewaltigungsopfers Claudia D. herum. Die hatte der Zeitschrift BUNTE ein Interview gegeben, von dem ich vom österreichischen Nachrichtendienst nachrichten.at (also über Umwege) zitieren will:
>>Ihr Fazit nach dem mehrmonatigen Prozess: „Ich schäme mich dafür, das zu sagen: Ja, ich würde jeder Frau abraten, ihren Peiniger anzuzeigen, wenn dieser reich ist (...)“. Die 38-Jährige weiter: „Solange wir in einem Täterstaat leben, ist es besser, als Frau den Mund zu halten.“<< ...sacken lassen. Meine ganz ehrliche Meinung zu diesem Thema: Hat die Frau sie noch alle? Lassen wir außen vor, was sich tatsächlich abgespielt hat, ob sie eine rachsüchtige verletzte Meineiderin ist, oder Kachelmann ein perverser Trieb- und Straftäter. Konzentrieren wir uns nur auf diesen einen Punkt, diese beiden Sätze. Und wieder: Hat die Frau sie noch alle? ...sacken lassen. Gut, Claudia D. hat vor Gericht NICHT Recht bekommen. Gut, Kachelmann wurde für die vermeintliche Tat nicht bestraft, weil sie ihm nicht nachgewiesen werden konnte. Gut, egal ob sie Opfer oder Täterin ist, ihre Enttäuschung muss groß sein. Alles zu verstehen, und in einem gewissen Maße auch zu tolerieren. Aber diese Aussage, diese Worte, die treffen Millionen Frauen in Deutschland, und Milliarden weltweit in ihrem Stolz, in ihrem Selbstbewusstsein. Wie kann sie, aus ihrem Fall heraus, aus ihrer Enttäuschung heraus, anderen Frauen so etwas raten? Wie kann sie Frauen suggerieren, auf immer hilflose Spielbälle von männlicher Macht zu sein, wie kann sie ihnen raten, kampflos unterzugehen? Liebe Claudia D., ich habe für diese Ihre Worte absolut kein Verständnis, und als Mann finde ich diese Worte äußerst verachtenswert. Gerade wenn Sie als Nebenklägerin zu Unrecht den Prozess verloren haben, sollten gerade Sie so einen unglaublichen Unsinn niemals sagen. Ich frage mich, was die BILD-Kolumnistin Alice Schwarzer dazu gesagt hat, die Sie von Anfang an verteidigt hat, nachdem Sie die Frauen an sich derart getreten haben. Ich verbleibe mit Unverständnis für Ihre Worte. Nachtrag: Frau Schwarzer schreibt nichts darüber, und das ist für eine Frauenrechtlerin doch ein schwaches Bild.

Nachtrag 2: Hat nichts mit dem Thema zu tun, aber die Formatierung hat die Absätze im Text gefressen. Ich bitte alle meine Leser um Entschuldigung für die schlechte Lesbarkeit dieses Blogeintrags.

Nachtrag 3 am 14.07.2011: Andreas Zielke von der Süddeutschen Zeitung hat einen erstklassigen, stimmigen und erklärungsreichen Artikel zum Thema Vergewaltigung und der Entrüstung der Feministinnen bei jedem Freispruch verfasst.
Er legt dar, was in dieser Debatte falsch läuft.

Schon wieder eintausend...

Erneut kann ich Erfreuliches von der Schreibfront berichten:
Die Fanfiction Crimson Skies: Next Order, die ich zusammen mit meinem Autorenfreund Tyr Svenson geschrieben habe, hat heute die Eintausender-Schallgrenze durchbrochen, was mich persönlich sehr freut. Crimson Skies ist ein Alternativ-Universum, das nach dem Ersten Weltkrieg spielt und eine etwas veränderte Weltordnung zeigt, in der Luftschiffe das Transportmittel sind, und in der die in sich zerschlagene USA, ihre Diadochen, im ständigen Streit liegen.
In diesem Universum gehen mein Hauptcharakter, Dave Stone, und Tyrs Hauptcharakter, Ernst Stahl, auf die Jagd...
Auf Battletech.info, wo die Geschichte seit der Einführungsgeschichte zu lesen ist, hat sie schon 22.558 Aufrufe, was erheblich mehr ist, dennoch freuen mich die eintausend Aufrufe auf Fanfiktion.de besonders.
Ich überbringe Tyr dann mal die gute Nachricht. :D
Lest mich weiter und bleibt mir treu. ^^b

Mittwoch, 15. Juni 2011

Haut se, haut se, haut se auf die Sch*****

Tja, nun ist es also raus. Genauer gesagt sind zwei Dinge letztendlich offensichtlich geworden.
Nummer eins: Hochrangige Politiker benutzen Jura, um "billig" an einen Doktortitel zu kommen, und manche sind dabei so faul, dass sie dafür auch noch schreiben lassen... Und wenn sie für den Ghostwriter zu wenig bezahlen, schreibt der eben so viel wie möglich ab. Nach KTG, möge er für immer in seiner Versenkung bleiben und dort ein ruhiges Familienleben führen, hat Heidelberg nun auch Silvana Koch-Mehrin den Doktortitel entzogen, wie unter anderem die nicht so adäquate Gmx.de-Redaktion zu berichten weiß.
Nummer zwei: In allen Foren, Blogs und Kommentarseiten Deutschlands sind bezahlte Trolle unterwegs, die an der allgemeinen Stimmung und der Meinung der Foristen, Blogleser und Kommentatoren sägen sollen. Bisher hielt ich diese Berufsgruppe auf einen bestimmten politischen Bereich begrenzt. Besonders gut kann man die Troll-Kriege sehen, wenn sich die bezahlten Krieger beider Parteien auf einer neutralen Seite wie Tagesschau.de treffen. Mir fiel es auf, wenn es um Israel ging. Trolle beider Seiten, eventuel Aktivisten, beharkten sich mit vorgefertigten Meinungen, Tiraden und dergleichen. Ähnlich sieht es beim Thema Atomkraft aus, wenn wieder mal die User den "Blackout", den "teuren Ökostrom und die Schäden für die Wirtschaft" herbei reden. Da sehe ich die bezahlten Trolle aber eher nur auf einer Seite. Ratet mal, welche.
Auch im Fall KTG, nämlich genau nach den ersten Vorwürfen, seine Doktorarbeit sei in großen Teilen abgeschrieben, und ein erkennbares eigenes wissenschaftliches Arbeiten sei nicht erkennbar, fand ich die Trolle. Auch einseitige Trolle, die mit ihren Argumenten "niemand in Deutschland hätte ja wohl in der Schule nicht abgeschrieben, und fürs regieren braucht er den Doktor doch gar nicht, und überhaupt sind die linken Hetzmedien Schuld, weil sie es gewagt haben, so was aufzudecken" Stimmung für KTG machen wollten.
...sacken lassen.

Es gibt einen besonderen Grund, warum ich auf diesen Gmx.de-Artikel verlinkt habe. In den Kommentaren fiel mir nämlich "die Userin" (sicher sein kann man sich da ja nicht) Natalie29 auf, die als so ziemlich einzige Frau Koch-Mehrin verteidigte - nach dem gleichen Schema, mit dem auch KTG's grobe Verfehlung verteidigt wurde. Uneinsichtig bis Seite siebenundzwanzig, so weit habe ich mitgelesen, versucht sie eine Rechtfertigung für Frau Koch-Mehrin herbei zu rufen. Ich wage gar nicht an zwei Dinge zu denken, die möglich sind, nämlich erstens, dass Natalie29 tatsächlich selbst Akademikerin ist, und diesen Diebstahl gutheißt, und zweitens, dass sie den Mist wirklich glaubt, den sie da geschrieben hat.
...sacken lassen.

Damit will ich das Thema Natalie29 auch schon bewenden lassen. Jeder hat ein Recht, sich so zu äußern wie immer er will, und sei es als Lobby-Troll, meinetwegen auch unbezahlt und freiwillig.
Es gibt dabei aber auch einen Punkt, der mir noch mehr zu denken gibt als jemand, der eine Doktorarbeit gutheißen kann, die nachweislich keine eigenen Forschungsergebnisse enthält. Nämlich die endlose Zahl an Kommentatoren, die sofort und ohne zu zögern pauschalisiert ALLE POLITIKER ÜBER EINEN KAMM SCHERTEN! Und pauschal alle Politiker, nicht nur in Berlin, als korrupte, in die eigenen Taschen wirtschaftende und schmarotzende Volksschädlinge hinstellten.
Okay, kann sein, dass ich ein Gutmensch bin. Kann sein, dass ich die Welt zu positiv sehe, positiver als sie wirklich ist. Kann sein, dass ich das, was ich hier schreibe, mindestens ebenso sehr glauben will wie Natalie29 ihre Verteidigungsargumente. Aber genau wie diese Kommentatorin habe ich das Recht, meine Gedanken auszusprechen. Auch, oder gerade in meinem eigenen Blog.
...sacken lassen.


Mein Fazit: Meine lieben deutschen Mitbürger, wir leben in Zeiten der Politikverdrossenheit. Zeiten, in denen der Beruf des Politikers, der nicht erlernt werden kann, nur ausgeführt, einen sehr schlechten Ruf hat. Wir leben in Zeiten, in denen auf Stammtischen gegen "die korrupte Bande" polemisiert wird. Wir leben in Zeiten, in denen jeder Politiker für einige Menschen ein potentieller Verbrecher ist.
SAGT MAL, GEHT'S NOCH?
Liebe deutsche Mitbürger, wir haben immer mal wieder einige Fälle aufgedeckter Korruption oder erschlichener und anschließend aberkannter Doktortitel. Und sicherlich, sogar sehr wahrscheinlich, werden wir in Zukunft weitere Korruptionsfälle und falsche Doktoren in der Politik erleben. Und ja, man mag mich für meine nächsten Worte als naiv bezeichnen.
Aber ich glaube, hoffe, dass die Tatsache, dass die Zahlen dieser korrupten Politiker überschaubar bleibt, weniger etwas mit "totschweigen" oder "Macht" zu tun hat, dafür aber mehr damit, dass diese Politiker tatsächlich mit Ernst, Stolz und Hingabe ihre Aufgaben versehen, nämlich uns und unsere Interessen zu vertreten.
Denkt da mal drüber nach, meine lieben deutschen Mitbürger.
Und wenn Ihr schon mal dabei seid, sucht doch bitte das Gespräch mit Eurem Mitglied des Bundestages oder Eurem Mitglied des Landtages, und informiert Euch über die Leute, auf die so viele Eurer Mitmenschen so haltlos schimpfen.

Euer Ace Kaiser

Dienstag, 14. Juni 2011

Faktensicherheit in Zeiten wie diesen

Wen meine Überschrift verwundert - was Besseres ist mir nicht eingefallen.
Es ist nicht lange her, da habe ich über eine Frau ein Loblied gelesen. Sie bekam gerade eine bedeutende Medaille von Barry Obama, und wurde von Amerikanern hofiert, auf Deutsch, die zwar eine sehr gute Aussprache, aber eine miese Grammatik hatten. Nennen wir diese Frau doch einfach Muberkel.
Wie ich schon schrieb wurde sie hofiert, und zwar als Fels in der Brandung, als Konstante in unruhigem Gewässer - meinetwegen auch als beste Kanzlerin aller Zeiten.
Nun gut, der Teil ist schon mal nicht gelogen, da sie unsere bisher einzige Kanzlerin ist. So gesehen ist sie auch die schlechteste Kanzlerin aller Zeiten, und da kommen wir der Realität und dem Thema meines Blogs doch mal näher.

Ich gebe zu, es ist nicht leicht zu regieren, wenn der Rückhalt im Bundesrat mehr und mehr zusammen schrumpft, wenn wichtige schwarze Länder wie Baden-Württemberg ausbrechen, wenn sogar die CSU in ihrem eigenen Land die Mehrheit verliert - weil immer mehr Wähler "unanständig" wählen, und die Hetzkampagne gegen Frauen mit unterarmlangen, sexy Handschuhen in Schwarz nicht mehr so gut funktionieren...
Und es ist auch nicht leicht zu regieren, wenn der eigene Koalitionspartner plötzlich zum Halali aufruft und mitten in der Legislaturperiode die Führung fast komplett auswechselt, sogar den Vize-Kanzlerposten neu besetzt und damit den alten Vize.Kanzler vollkommen bloß stellt. Aber immerhin darf er jetzt noch auf seinem Außenministerposten sein Gnadenbrot fressen. Aber hoffentlich hat er jetzt einen englischen Dolmetscher dabei, denn wir erinnern uns: Englische Fragen hört er gar nicht gerne, vor allem nicht in Deutschland. Und im Ausland spricht er auch gerne mal, wenn ihm die Worte ausgehen, auf Deutsch weiter.
Ja, Muberkel hat es wirklich nicht leicht. Da kommt sie an die Macht, kann ohne die belehrende SPD regieren, ihr (durchaus zu Recht) die "Schuld" am sozial ungerechten Hartz IV komplett aufbürden (wo sie auch liegt, und das sage ich als Sozialdemokrat), und dann beginnen die vielen Fehlerchen.

1) Die FDP drückt ihr Steuergeschenk für Hoteliers durch und verspricht im Gegenzug billigere Hotelzimmer, was für den Urlaubsstandort Deutschland ein großer Schritt wäre. Der Bund verzichtet auf mehrstellige Millionen an Steuer-Euros, aber die erwartete Senkung der Zimmerpreise bleibt aus. Die Differenz streichen die Hoteliers trotzdem ein, aber die FDP hat nicht die Eier, um nach der gebrochenen Vereinbarung zu handeln.

2) Opel steht vor der Katastrophe, oder der großen Chance, vom Mutterkonzern GM losgekauft zu werden. Investoren stehen bereit, darunter eine russische Autofirma, die Opel für die Expansion auf dem heimischen Markt sehr gut gebrauchen könnte. Oder ein kanadischer Teilelieferant, der Know how von der anderen Seite mitbringt, nicht vom Verkauf, aber vom technischen Aspekt. Der damalige Wirtschaftsminister, nennen wir ihn Gutti, fand das aber alles gar nicht gut, und entschied sich dafür, dass Opel in GM-Verbund bleiben sollte. Ich bin mir nicht sicher, ob die anderen Varianten praktikabel gewesen wären, schließe es aber nicht aus. Aber wie fährt Opel jetzt mit Guttis Lösung? GM klagt sein Subunternehmen an, nicht genügend für die Betriebsgesundheit getan zu haben und denkt über einen Verkauf nach - nachdem EU-Hilfen geflossen sind. Eventuell kam dabei das eine oder andere Subbventionsmilliönchen auch in Detroit an, man weiß es nicht. Und die, die es wissen, werden einen Teufel tun und das laut aussprechen.

3)Kaum an der Macht, wird nicht nur der Atomausstieg gekappt, der vertraglich bis 2022 in trockenen Tüchern war, sondern der Wiedereinstieg in den Ausstieg mit möglichst hohen Hürden versehen; gravierende Konventionalstrafen werden in die Verträge geschrieben, um eine eventuelle Rot/Grüne Regierung nachträglich wie Idioten, wie Geldvernichter aussehen zu lassen. Muberkel spricht in dem Zusammenhang von "einer Revolution der Energieversorgung für Deutschland". Führende große Stadtwerke, die Milliarden in dezentralen Kraftwerken investieren wollten, sprechen davon das sie nun keine Arbeitsplätze im Bereich regenerative Energien schaffen werden. Was folgt, sind Massenproteste gegen Atomkraft, Klagen vor dem Bundesverfassungsgericht, Hickhack darum ob der Bundesrat mitentscheiden darf oder nicht...
Wir erinnern uns alle, als Rot/Grün damals den Ausstieg in trockene Tücher gebracht hatte, hatte der Bundesrat auf sein Recht verzichtet, den Ausstieg durch das Gremium laufen zu lassen. Daraus aber einen Anspruch zu erheben, den Bundesrat bei der erneuten Verlängerung auszuschließen, war durchaus eine Verfassungsklage wert. Muberkel und Co. standen die ganze Zeit unter erheblichem Beschuss und mussten - trotz der empfindlichen Konventionalstrafen, die ihre versteckte Subvention bedeutete - damit rechnen, dass sie mit der Laufzeitverlängerung, mit ihrer Revolution der deutschen Energieversorgung, nicht durch kommen würden.
Dann geschah Fukushima, und die CDU hatte DIE Ausrede, warum sie den Ausstieg aus dem Ausstieg wieder zurücknahm. Natürlich NICHT konsequent, indem sie einfach wieder auf die Rot/Grünen Pläne zurückgriff, sondern vorsichtig, langsam, erst mal ein Moratorium, dazu ein paar der älteren Meiler opfern. Dann noch ein wenig Hetze in Richtung der Energieabhängigkeit von Gas aus Russland, denen wir uns ja nicht ausliefern sollen - immerhin hat der Schröder da ja seine Hand im Spiel, und Gas ist eine endliche Ressource. Uran aber leider auch. o_O
Dann wurde immer klarer, dass es mit dem Moratorium nicht getan war, und eine opportunistische Angela Muberkel entschied sich dazu, noch ein paar Bauern auf dem Brett zu opfern, und einen eigenen Ausstieg zu konstruieren - frisch kopiert von den Hausarbeiten von Rot/Grün - und als eigenen Ausstieg zu bezeichnen. Ja, jetzt wird die CDU also auch noch grüner als die Grünen, könnte man behaupten. Könnte man. Wenn man als Blinder versuchen würde, den Sehtest zu machen.
Denn diese Regierung ist in der Lage, den Ausstieg nach dem Wiedereinstieg aus dem Ausstieg erneut zu verlassen und wieder neu einzusteigen... Kompliziert? Genauso wie die ganze Regierungsarbeit. Viel heiße Luft und wenige Ergebnisse. Der "Meiler auf Standby für Energiebedarfreiche Wintermonate" macht jedenfalls physikalisch keinen Sinn, und das weiß Muberkel auch. Aber sie hofft wie immer, dass die Deutschen es nicht wissen... Und hat damit auch Recht. Ein Atomkraftwerk ist kein Kohle-Ofen, der Leistung danach liefert, wie viel Kohlen in ihm glühen, wie die Abzugswerte sind und wie viel Sauerstoff er kriegt. Ein Atomkraftwerk läuft, oder läuft nicht. Und es mal eben anfahren und in Höchstbelastungszeiten laufen zu lassen funktioniert einfach nicht.

4) Gesundheitsreformen, Ende der Wehrpflicht, deutsche Soldaten statt deutsche Polizisten in Afghanistan, schleichend erhöhte Beteiligung Deutschlands am NATO-Einsatz gegen Libyens Gaddafi-Regime, nachdem Westerwelle so laut "Nein" gesagt hatte...
Ich muß zugeben, ich sehe mich selbst, auch ohne studiert zu haben, als Wissenschaftler an. Wissenschaftler sind merkwürdige Wesen. Sie können eine Meinung haben, von der sie felsenfest überzeugt sind. Dann kriegen sie neue Fakten, die ihr Weltbild auf den Kopf stellen, und orientieren sich nach der neuen Wahrheit, vertreten eine vollkommen andere Meinung, statt stur auf der alten zu beharren. Was ihr Weltbild vereinfacht hätte. Aber es hätte die neuen Fakten nicht berücksichtigt.
Auch ich ändere meine Meinung, wenn ich neue Informationen kriege. Ich schreie nicht auf Teufel komm raus die alten in die Welt, nur weil sie gut klingen.
Nun könnte man Muberkel unterstellen, als promovierte Physikerin auch wissenschaftlich zu handeln und ihre Regierungsarbeit an den neuen Fakten zu orientieren. Man könnte es so sehen. Aber ich tue das nicht.
- Ich sehe einfach nicht ein, warum Phil Rösler den Medikamentenerzeugern ihre Markbeherrschung nicht entzogen hat.
- Ich verstehe nicht, warum die deutsche Wehrpflicht aufgegeben wurde, auch wenn sie mittlerweile wegen der stark verkleinerten Armee ungerecht war. Stattdessen opfert man auch noch nebenbei den Zivildienst, und hofft mit Werbung ein soziales Jahr schmackhaft zu machen - und mit Werbung genügend Rekruten für eine Berufsarmee zu bekommen. Ein Gutes hat es natürlich: Wenn das soziale Jahr scheitert, müssen zwangsläufig im medizinischen Bereich tausende neue Jobs entstehen.
- Ich verstehe nicht, warum es nach zehn Jahren in Afghanistan noch keine Armee gibt, die diesen Namen verdient, und stattdessen Deutsche gezielt in Krisenregionen geschickt werden, in denen sie garantiert Feindkontakt haben werden. Der Wiederaufbau des Landes sollte eine Sache der Polizei und der Wirtschaftsfachleute sein, aber doch nicht der Soldaten, die dank der Bush-Politik im Land eher als Besetzer gesehen werden, aber nicht als Hilfe.
- Ich verstehe nicht, warum Deutschland sich nicht am NATO-Einsatz in Libyen beteiligt (was ich generell gut finde), ABER jetzt plötzlich doch irgendwie dabei ist und mit Bodentruppen intervenieren will, und mit Schiffen bereits interveniert. Sind wir jetzt doch mit drin im Libyen-Einsatz, oder was? Allerdings, auf eine konkrete Aussage können wir lange warten. Aber das Nationale Übergangskomitee schon mal als Vertretung aller Libyer anerkennen, das kriegen wir hin. Jeder mit ein wenig Ahnung, der jemals etwas von der Stammesstruktur in Libyen gehört hat, wird wissen, dass weder Gaddafi, noch das Nationale Übergangskomitee für alle Libyer sprechen kann. Das wäre die Aufgabe einer wirklich demokratisch gewählten Regierung. Und ich weiß nicht, ob diese Bürde in dieser Situation das Richtige für das Komitee ist. Was, wenn sich einige der Stämme entschließen, in ihnen nach der Austreibung des Teufels Gaddafi den Beelzebub zu sehen? Anstatt es so mir nichts, dir nichts zum Vertreter aller Libyer zu ernennen, hätte man dem Komitee Gelegenheit geben müssen, diesen Anspruch durch Vertreter aller Stämme zu legitimieren. So kann ruckzuck die Legende gestrickt werden, das auf die interne Diktatur Gaddafis eine Marionettendiktatur aus dem Ausland folgen wird.


Mein Fazit: Muberkels ruhige Hand bemerkt man in dieser ganzen Regiererei vor allem durch eines - sie fehlt vollkommen. Bis auf die Verkündung des Wieder-Atomausstiegs vermisse ich konkrete Aussagen der Kanzlerin, vermisse ich ihre Führung, ihre Richtungsangabe. Stattdessen wird ein wenig herumregiert, wie es ungefähr dem Gefühl der Massen entsprechen könnte, die Wiederwahl im Auge.
Würde ich es besser machen? Anders, auf jeden Fall. Deutschland regieren ist keine leichte Aufgabe, das ist mir klar. Aber der Tag, an dem das Gesundheitsministerium als Ressort verschrien war, das seinen Minister "verbrennen" würde, weil die Gesundheitsreform durch den Widerstand der Lobby nicht zu schaffen sei, war für mich der eindeutige Beweis, dass unsere Kanzlerin nicht weiß, was ein Machtwort ist, wozu die Regierung da ist, und wie man Dinge in Angriff nimmt, die getan werden müssen. Und das ist nur eine der Baustellen, die sich auftun, und die Muberkel nicht in Angriff nimmt.

Mir tun zwei Dinge leid:
1) Die nachfolgende Regierung, die hinter Muberkel und Phil aufräumen muss.
2) Deutschland, wenn das Comedy-Duo Schwarz/Gelb tatsächlich auch die nächste Wahl gewinnt.

Samstag, 11. Juni 2011

Wie man mit Eschericha Coli umgehen sollte...

Eschericha Coli, auch E.coli genannt, ist die wisenschaftliche Beschreibung für eine bestimmte Form von Bakterium, die dafür bekannt sind, Verdauungsschwierigkeiten auszulösen. Dabei sind die einzelnen Unterstämme unterschiedlich darmpathogen, d. h. einige verursachen schlimmere Symptome als andere.
Zur Gruppe der E.coli-Bakterien gehört auch der sogenannte EHEC-Stamm, dessen aktueller, aggressiver Erreger bei manchen Menschen blutigen Durchfall als Sympton erzeugt, einhergehend mit weiteren, teils schweren Beschwerden, die bis zum Tod führen können.
Wir haben es hier also mit einem recht aggressiven Vertreter eines Bakterienstamms zu tun, den unsere Forschung recht gut kennt.
...sacken lassen.

Dennoch sind EHEC und HUS die neuen apokalyptischen Reiter, wie mir die Zeitung weis machen will. Das Verderbnis, so suggerieren sie, kann jeden jederzeit treffen, und jeder kann daran sterben.
...sacken lassen.

Vollkommen richtig. Es kann jederzeit jeden treffen, und jeder kann an EHEC und dem dadurch ausgelösten HUS sterben, nur wie wahrscheinlich ist das?
Mein letzter Stand der Dinge spricht von achtundzwanzig Toten, bei rückgängigen Infektionszahlen; und auch wenn die Medien jeden klitzekleinen Hinweis auf den möglichen Verursacher breit treten bis Leben ruiniert sind, im Moment sieht es ganz so aus als wäre die Infektionswelle so gut wie vorüber.
...sacken lassen.

Was ziehe ich persönlich für eine Lehre aus diesen Vorgängen? Vor allem eine: Viele Köche verderben den Brei. Und die Köche waren hier das Verbraucherschutzministerium, das vorschnell Fakten schuf und pauschalisiert Gemüsesorten als mögliche Ursachen nannte, während alles auf einen lokalen Ausbruch von EHEC hindeutete; das renommierte Robert Koch Institut, das nach dem Träger des Erregers fahndete, und dessen vorläufige Ergebnisse viel zu schnell an die Medien weiter gereicht wurden; die Medien, die in BILDiesker Manie nach jedem Happen schnappten und sich nicht einmal die Mühe machten, das Feigenblatt-Fragezeichen zu verwenden, die sich nicht zu schade waren, unter dem Deckmantel der "Warnung vor möglichem mit EHEC kontaminierten Gemüse" Angst und Panik zu schüren.
Wer dabei Vergleiche von den Pressestimmen zu H1N1 von 2009 und dieser Berichterstattung zieht, dem kann man es nicht verübeln. Im Gegenteil, es wurde viel Lärm um Nichts gemacht, in beiden Fällen. Natürlich gab es bei H1N1 und bei EHEC Tote. Niemand bedauert das so sehr wie die Toten und ihre Angehörigen, aber es war/ist in beiden Fällen nicht die Hysterie wert, die durch die Meldungen tobt.

Die Problematik, der wir uns stellen, ist schlicht und einfach folgende: EHEC als Bakterienstamm kommt vor allen im Darm vor. Unser Brutofen, der den "Mutantenvirus" erzeugt hat (wobei Mutant vollkommen richtig formuliert ist, aber das vollkommen falsche suggeriert), war wahrscheinlich ein Rind. Dessen Exkremente, besser bekannt unter dem Namen Gülle, diente einem Landwirt als Dünger für sein Gemüse. Soweit ist alles wie es immer war, zumindest in Betrieben die mit Gülle düngen. In diesem Fall aber kam es zu einer sogenannten Schmierinfektion mit EHEC, eventuell gab es zuvor eine kleine Massenerkrankung im Kuhstall durch das neue EHEC. Das gedüngte Gemüse wurde - äußerlich von EHEC, nun, nicht befallen, nicht kontaminiert. Das richtige Wort ist hier wohl: Verdreckt.
Nun wurde dieses Gemüse abgeerntet und verkauft; und weil es irgendwo im weiteren Verkaufsweg keine Strecke nahm, die Bakterien sicher abtötet, und weil es augenscheinlich nicht gut genug (oder auch gar nicht) abgeputzt wurde, gelangte es als Nahrung auf dem Teller der Menschen rund um Hamburg. Natürlich nicht auf jedem Teller, aber auf einigen. Manchen machte das gar nichts aus, anderen etwas mehr, einige erlitten Durchfall, einige zeigten HUS-Symptome, und schließlich verstarben über zwei Dutzend Menschen, mittelfristig zurückzuführen auf die Infektion mit EHEC.

Um die weitere Problematik zu verstehen muss man folgendes verstehen: Ohne Proben aus dem Infektionszeitraum kommt man dem Erreger nicht auf die Spur. Will sagen, die erkrankten Kühe können mittlerweile genesen sein, und ihre Gülle enthält nicht länger den gefährlichen EHEC-Stamm. Es ist auch blauäugig zu glauben, dass Landwirte weiter eifrig mit Gülle düngen und so den Wissenschaftlern des RKI freiwillig Hinweise liefern, wenn in den Medien Zeter und Mordio geschrien wird, ein möglicher - möglicher - Verursacher der Erkrankung, ein Gemüsehof in Niedersachsen, schlimmer durch Kameras und Reporter belagert wird als der rote Teppich der Berlinale.
Die Hauptfaktoren bei EHEC sind in diesem Fall die Düngung mit Gülle, die den Erreger aufs Gemüse brachte, und die schlechte Hygiene beim weiterverarbeitenden Betrieb. Aber dennoch, von einer Epidemie zu reden hat hier nur eine Rechtfertigung, nämlich die bundesweite Streuung der HUS-Fälle durch EHEC. Rein von der Sterblichkeitsrate, der Infektionsrate, wäre die ganze Situation nicht einmal eine Kurznachricht auf Twitter wert. Gefahr gering, Informationsgehalt gleich Null, aber ganz Deutschland rät mit wie beim Bingo, was denn jetzt der EHEC-Träger sein könnte.

Das Robert Koch Institut geht auch sehr unprofessionell vor. Wissenschaftler versuchen, anhand von Verhaltensmustern, Essgewohnheiten und dergleichen einem gemeinsamen kleinsten Nenner auf die Spur zu kommen. Dabei ist das eine Arbeit, die keinen Wissenschaftler erfordert, sondern einen Detektiv. Auch erfordert es jemanden, der nicht bei einem Verdacht gleich die Presse informiert, damit der unter Verdacht liegende Hof eben nicht schon vorab gekreuzigt wird und einen Imageschaden erleidet, der nicht wieder gut zu machen ist. Aber in der sabbernden und hypenden, BILDiesken Boulevardlandschaft, die auch noch großspurig "seriöse Medien" genannt wird, komt ja selbst der Verdacht eines Verdachts zu Ehren. Gnadenlos wird jede mögliche Ursacherquelle herbei gezerrt, so als ginge es tatsächlich um Bingo, in der Hoffnung die richtige Quelle gefunden und darüber berichtet zu haben.
Wahnsinn pur in gedruckter und multimedialer Form. Nutzen für den Verbraucher? Absolut keinen.

Was mich zu mehreren Fragen bringt:
1) Werden wir die Ursache der Infektion finden?
2) Was war die Ursache?
3) Warum häufen sich die Fälle rund um den Großraum Hamburg?
4) Was wird der nächste Hype, dem die Medien hinterher hecheln?

Zu 1) Wie ich schon sagte: Landwirte sind nicht doof, und das kontaminierte Gemüse sicherlich schon verkauft oder auch vernichtet. Man kann anhand von neuen Warenproben nicht mehr bestimmen, auf welchem Hof die Schmierinfektion ihren Anfang nahm.

Zu 2) In Japan gab es Mitte der Neunziger einen üblen Ausbruch mit EHEC. Eine ganze Schule war betroffen, es gab über vierhundert HUS-Fälle, und rund ein Dutzend Tote. Schlimm für die Betroffenen und ihre Angehörigen, und schlimm vor allem für die Schulkantine. Aber hier können wir die erste Parallele zu Norddeutschland im Mai ziehen.
Gemüse gründlich putzen und schälen, war am Anfang der Hysterie die Empfehlung. Ausreichende Hygiene beim Umgang mit Lebensmitteln, möchte man sagen. Nun hat aber irgendjemand diese Lebensmittelstandards nicht eingehalten und tut das womöglich auch nie. Normalerweise hätte dies auch nicht zu Problemen geführt, mit diesem EHEC-Stamm aber schon. Mein erster Verdacht war daher auch eine Großküche, in der das Gemüse schlecht verarbeitet wurde - im Anbetracht der Tatsache, dass viele alte Leute unter den Toten waren, tippte ich auf den Lieferanten eines Hamburgers Essen auf Rädern-Dienst, der auch Kantinen und/oder Betriebe beliefert.
Stellen wir aber die Fallzahlen von EHEC und HUS den Bevölkerungszahlen von Hamburg und Nordniedersachsen gegenüber, so werden diese prozentual gesehen verschwindend gering. Also ist die Infektionsursache sicher nicht DAS Gemüse, sondern lediglich eine der Sorten aus dem kontaminierten Betrieb, und aus der unsauber arbeitenden Großküche. Seien wir doch mal ehrlich: Wäre es Kopfsalat vom Hamburger Fischmarkt gewesen, dann hätten wir im geringen Umkreis um den Fischmarkt ein paar tausend Fälle HUS gehabt.
Zu 3)Die Fälle häufen sich um Hamburg, weil das kontaminierte Gemüse - also durch Schmierinfektion verseucht - hier verkauft wurde. Eher unwahrscheinlich, auf dem Wochenmarkt, eher wahrscheinlich, von Kantinen und/oder Großküchen, in denen schlampig gearbeitet wurde, und die ein paar tausend Kunden beliefert haben, aus denen die rund vierhundert HUS-Fälle und die achtundzwanzig Toten resultierten. Wohlgemerkt, das ist meine persönliche Meinung. Hilft auch den Toten nicht mehr viel. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass im Krankenhaus von Gronau Leine zwei HUS-Patienten behandelt wurden, die aus dem Kreis Hameln kamen... Also gleich um die Ecke. Nun ist HUS nicht an EHEC gebunden, aber in der Zeitung wurde diese Parallele gezogen. Ob tatsächlich EHEC-Bakterien in Proben festgestellt wurden und ob sie zum aktuellen Problemstamm gehören, stand nicht dabei. Wäre aber wichtig zu wissen gewesen, denn E.coli-Bakterien und pathologische, sprich Krankheiten auslösende Stämme gibt es viele und überall. Unser spezielles Problem, der "Killerkeim", ist dann auch nur ein Bakterium von sehr, sehr vielen. Ein pragmatischerer, sachlicher und vor allem Faktenorientierterer Umgang mit dem Thema wäre nicht nur angemessen gewesen, es hätte eine seriöse Berichterstattung ausgemacht, und nicht dieses BILDieske Wirrwarr, in dem nicht der gewonnen hat, der richtig zitierte, sondern der zuerst berichtete.

Zu 4) Die nächste Sau, die durchs Dorf getrieben wird, steht sicher schon bereit. Und ich frage mich, was nun? Nach der Angst vor Rindfleisch, von tot vom Himmel fallenden Vögeln, Dioxin im Frühstücksei und Panik vor Obst und Gemüse, wovor könnten die Menschen noch Angst haben? Was kann sie noch in Panik versetzen? Womit lässt sich noch einmal die Auflage steigern?
Ehrlich gesagt habe ich absolut keine Ahnung. Aber die nächste unseriöse, quotenorientierte und unsachgemäße, hetzende und Panikschürende Berichterstattung unserer BILDiesken Medienlandschaft steht uns mit Sicherheit bevor.

5) Wer war es denn nun?
Zu 5) Nichts gegen die Experten vom Robert Koch Institut. Aber sie sind zur Zeit etwas kopflos. Sie gehen von den Infektionsfällen über deren Ernährung und ihr Umfeld zu den Lieferanten, von dort zu den Erzeugern, und hoffen auf einen Treffer. Das ist Symptomforschung, die zum Scheitern verurteilt ist, denn wie ich schon schrieb, sind Landwirte nicht doof. Keiner wird sein Gemüse in diesen Tagen noch mit Gülle düngen. Der Witz bei der Geschichte ist, dass die gefundenen EHEC-Bakterien darauf geprüft werden, ob sie zum pathologischen Stamm gehören, der für die Toten verantwortlich ist.
Umgekehrt wäre ein Schuh draus zu machen. Man sollte sämtliche Gemüsebetriebe, die nebenbei Viehwirtschaft betreiben (oder umgekehrt, ich bin da flexibel), darauf kontrollieren, ob ihr Viehbestand im April/Mai von Tierärzten auf HUS behandelt wurde. Mit Hilfe der Tierärztlichen Proben wäre es dann ein Leichtes, die Verwandschaft oder Nicht-Verwandschaft zu unserem Erreger festzustellen. Der Rest wäre Geschichte. Und das kann nicht aufwändiger sein als die bisherige Suche mit Pipette und Pinzette.
Aber wer bin ich, dass ich den Ermittlern Tipps gebe?
Was? Nein, das gilt auch für das Ausland, egal ob Spanien oder die Niederlande. Denkt Ihr wirklich, ein Landwirt lässt seine erkrankten Rinder nicht behandeln?
Nein, Herrschaften, das ist die narrensichere Methode, denn notfalls braucht man nicht einmal die Proben aus dem Erkrankungszeitraum, es reicht auch der Laborbericht.


Mein Fazit: Diese Sau ist totgeritten, holt schon mal die nächste, die wir durch die Dörfer Panik, Hysterie und Kopflosigkeit treiben können.
Die Berichterstattung zum Thema war vorschnell, der Informationsfluss unverständlich hektisch, und die Warnungen von Frau Aigner zum Schutz der Verbraucher haben niemandem geholfen. Das Problem ist halt, dass es ein lokaler Ausbruch war, auf Norddeutschland begrenzt, von wo die Krankheit dann teilweise in andere Teile Deutschlands und der Welt getragen wurde - ohne dort große Ansteckungskreise zu ziehen. Dessen ungeachtet aber versucht natürlich eine Politikerin, mit einer vorschnellen, ungenauen und hastigen Warnung bei den Medien zu punkten. Und wer hat das alles willig in der Welt verbreitet, und die Vorwürfe der "German Angst" bestätigt? Richtig, unsere BILDiesken Medien.

Ist es so verkehrt, wenn ich mir mehr Faktensicherheit, mehr Sorgfalt und mehr Recherche wünsche, und weniger Fernsehkameras vor dem Zaun jedes Betriebes, der der Patient Zero sein könnte? Aber das würde ja bedeuten, wir hätten gute Medien, und das wäre vielleicht in unseren Zeiten zuviel verlangt.

Montag, 6. Juni 2011

1111 - schon wieder, und Diverses

Was soll ich sagen, außer danke? Nun hat bereits der fünfte Storyblock von mir auf Fanfiktion.de, die Fanfiction Full Metal Panic!: Nordatlantik diese Schnapszahl an Aufrufen erreicht. Natürlich, es ist nur eine Fanfiction, nur die Handlung und einige Charaktere sind von mir, und Kanon ist es schon mal gar nicht. Aber Spaß hat es gemacht, dafür zu schreiben, und Spaß wird es mir auch in Zukunft machen. ^^
Also bleibt mir treu und lest mich weiterhin.


Kommen wir nun zu etwas anderem. Kommen wir zu EHEC.
Wie mir meine Tageszeitung vermelden konnte, sind zwei Ereignisse eingetreten: Einerseits ist der Verkauf von frischem Gemüse und - erstaunlicherweise - frischem Obst durch die EHEC-Geschichte eingebrochen; andererseits wurden bis jetzt einundzwanzig Todesfälle durch EHEC gemeldet.
Okay, noch mal ordentlich sacken lassen. Was haben wir hier? Wir leben in einem Land, das im Jahr in der Grippezeit zwischen fünftausend und fünfzehntausend Tote hat - durch die Grippe. Nun aber gibt es im Moment einundzwanzig Tote durch EHEC, genauer gesagt durch HUS, das hämolitisch-urämische Syndrom, einer schweren Folgeerkrankung mit blutigem Durchfall, Fieber, Erbrechen, Darmkrämpfen und weiteren nicht so schönen Begleiterscheinungen, ja, bis hin zum Tod.
Das ist alles nicht sehr schön, um nicht zu sagen eine sehr hässliche Geschichte, vor allem für die Toten und die HUS-Patienten.
Aber schauen wir doch mal auf die Verhältnismäßigkeit. In der Berichterstattung hieß es, dass die Kliniken wegen der vielen HUS-Fälle an ihre Kapazitäten stoßen.
...sacken lassen.
Nun befinden wir uns in einem Land, das dieses Jahr mindestens fünftausend Tote durch Influenza haben wird. Wie viele Erkrankte braucht es, um auf diese Zahl zu kommen? Wie viele schwere Fälle, wie viele Menschen auf Intensivstation?
Okay, seien wir unwissenschaftlich-aggressiv und behaupten wir vollkommen aus der Luft gegriffen: Die Hälfte aller Toten stirbt allein zu Hause, die Hälfte stirbt auf der Intensivstation. Weitere Intensiv-Fälle gibt es nicht. Ist natürlich vollkommen falsch, zugegeben. Aber wir haben jetzt zweitausendfünfhundert bundesweit belegte Plätze auf Intensivstationen im Vergleich zu wie vielen HUS-Fällen? Dieser Artikel, der sich auf das Robert Koch Institut beruft, kommt auf 486 HUS-Fälle von Schleswig-Holstein bis Niedersachsen. Und jetzt sollen norddeutsche Kliniken DAVON an den Rand ihrer Kapazität getrieben worden sein? Wenn das der Wahrheit entspricht, Herrschaften, dann graut mir vor der nächsten Grippe-Saison. Oder vor der nächsten tödlichen Killerkrankheit, die uns laut der Medien bedroht...

Mein Fazit zu EHEC und HUS-Syndrom: Noch einmal an dieser Stelle, ich will weder die Infizierten, die mittlerweile Genesenen, und auf keinen Fall die Toten und ihre Angehörigen beleidigen oder herab würdigen. Und bei knappen fünfhundert HUS-Fällen auf einundzwanzig Todesfälle zu kommen, beweist eine sehr ernste und gefährliche Erkrankung. Ein Schelm würde das nun relativieren, und statt der HUS-Fälle die EHEC-Infektionen als Maßstab heran ziehen, aber Schwamm drüber. Auf jeden Fall ist die öffentliche Berichterstattung maßlos übertrieben. Es treibt tatsächlich so etwas wie die "German Angst" durch den Blätterwald. Natürlich nicht durch die Redaktionskantinen von BILD und Konsorten, aber durch die Chefbüros. Nämlich die Angst, dass EHEC zu harmlos ist, keine reißerischen Schlagzeilen mehr verspricht und damit keine Auflagensteigerung mehr herbei führt.
Doch bis dahin passiert das, was ich heute gehört habe: Eine mir persönlich bekannte Verkäuferin sagte mir heute, ihre Tochter würde ihre Kinder kein Obst und kein Gemüse mehr essen lassen... So weit ist es also schon gekommen, dass wir KINDERN die fürs Wachstum notwendigen Vitamine und Mineralien vorenthalten, weil die German Angst wieder einmal unrational macht.

Leute, kommt mal wieder runter! Wir haben es mit einem Bakterium zu tun! Einem Bakterium! Und die Biester sind ganz leicht in Schach zu halten! Sie sterben bei Temperaturen über siebzig Grad ab; sie sind nicht IM Gemüse, sondern AUF dem Gemüse, und gründlich geputztes Gemüse ist garantiert EHEC-frei. Und zuguterletzt, Ihr Freunde der German Angst, Ihr gläubigen Anhänger der Panik-Presse, Ihr, die Ihr so gerne in der Panik badet: Schmeißt das Gemüse in die Mikrowelle. DAS übersteht auch kein Bakterium. Und nochmal, es geht hier um Gemüse, NICHT um Obst.
Ich gehe derweil rohes, ungewaschenes Gemüse essen.
Weil ich es kann.

Noch eine kleine Reflektion zum Thema: Meine Cousine hat mir erzählt, HUS würde gar nicht durch Bakterien ausgelöst werden, sondern das käme wegen der radioaktiven Strahlung von Fukushima, die sich überall in Deutschland abgesetzt hätte, und von der uns die Regierung nichts verraten kann, um keine Panik zu schüren.
Meine liebe Cousine, abgesehen davon, dass es überall in Deutschland öffentliche und private Geigerzähler gibt, die einen entsprechend hohen Anstieg der Radioaktivität vermeldet hätten, sind die Fallzahlen für eine radioaktive Verseuchung mit blutiger Darmerkrankung viel zu gering. Wäre dies tatsächlich der Fall, dann müssten wir zehntausende Fälle haben. Und das nicht bundesweit. Selbst wenn nur besonders empfindliche Menschen auf die Radioaktivität reagieren würden, kämen bei zweiundachtzig Millionen Bundesbürgern doch erheblich mehr Fälle zusammen.
Also, die Radioaktivität aus Fukushima ist es nicht, sei unbesorgt.


Nächster Punkt, wo wir gerade schon mal Fukushima erwähnt haben.
Ich stelle jetzt mal eine Denksportaufgabe, und ich möchte, dass Ihr sie gründlich lest, darüber nachdenkt, und dann noch einmal überlegt, ob Ihr meinem Fazit zustimmt.
Also, los geht's. Ich bin Obstlandwirt und baue Äpfel an. Im Schnitt produziere ich pro Ernte achttausend Tonnen Äpfel. Der Haken ist leider, der Markt nimmt mir nur siebentausend Tonnen ab. Ich habe also eine Überproduktion von eintausend Tonnen Äpfeln. Was tue ich also? Stampfe ich eintausend Tonnen Äpfel ein, oder versuche ich sie anderweitig los zu werden? (Alle, die jetzt denken, warum verkauft er sie nicht an eine Apfelmus-Fabrik, kriegen einen Bonuspunkt fürs Mitdenken, müssen sich aber wegen Störung des Unterrichts setzen und kriegen eine Sechs.)
Nein, da ich mehr Äpfel auf den Markt bringe, als er mir eigentlich abnehmen will, versuche ich das Kaufinteresse künstlich zu steigern. Das geht am Besten über den Preis. Denn wenn ich beim jetzigen Preis schon siebentausend Tonnen los werde, könnte ich bei einem günstigeren Preis auch die achttausend Tonnen verkaufen. Und ich verdiene immer noch besser daran, wie als wenn ich den Überschuss verrotten lassen müsste.
Mein Fazit: Angebot und Nachfrage regeln den Markt. Im Moment biete ich ein Überangebot, das über der Marktnachfrage liegt, und deshalb fällt der Preis. Können mir soweit alle zustimmen? Gut. Wer mir nicht zustimmen will, der wird beim Weiterlesen keine Freude haben, und ich verabschiede mich von ihnen.

Kommen wir jetzt zum Punkt, der mit Fukushima zu tun hat: Atomstrom.
Atomstrom machte bis vor Kurzem rund fünfundzwanzig Prozent unseres "Energiemixes" aus. Nun sind sieben Kraftwerke abgestellt, was die Stromleistung auf unter zwanzig Prozent schraubt. Dennoch müssen wir keinen Strom importieren. Wieso nicht? Weil die Energieleistung der abgeschalteten Kraftwerke ungefähr der Strommenge entspricht, die unsere großen vier Stromkonzerne ins europäische Ausland verkaufen.
Moment Mal, werden jetzt hoffentlich einige sagen, wieso verkaufen sie den Strom nicht hier in Deutschland, wenn er doch hier produziert wird? Und warum entsteht durch das Überangebot eigentlich kein Preisverfall? Warum wird Strom nicht billiger, wenn mehr produziert wird als der Markt abnehmen will?
Tja, das ist eine gute Frage. Der ich noch eine weitere hinzu fügen möchte: Warum bezahlen wir den vierthöchsten Strompreis in Deutschland, obwohl wir immer noch zwanzig Prozent "billigen" Atomstrom haben?
Auf alle Fragen im Detail einzugehen fehlt mir heute die Lust und die Zeit. Außerdem habe ich genau zu diesem Thema schon oft genug gebloggt. Aber ich möchte trotzdem noch mal auf die unglaubliche Dreistigkeit der Stromkonzerne verweisen, die den Staat ihren Atommüll teuer entsorgen lassen, die uns in Deutschland zugunsten ihrer Aktionäre teuer für das eigentlich billige Produkt Strom bezahlen lassen (weil sie ohne die verbotenen Kartellabsprachen einfach einig sind, dass Strom nicht billiger sein darf - der Nachteil eines Oligopols, eines von wenigen Mächtigen beherrschten Marktes), und die jetzt auch noch jammern, um Deutschland noch ein paar Subventionsmilliarden aus den Rippen zu schneiden, weil der Atomausstieg so "teuer auf ihren Kassen lastet".
Und gewisse Zeitungen wie z.B. die mit den vier großen roten Buchstaben, die sich immer als "Vertreter Volkes Stimme" auftut, haben nichts Besseres zu tun, als den Stromkonzernen regelrecht die Stiefel zu lecken und ihre Propaganda zu verbreiten. Ein unwürdiges Schauspiel, mindestens ebenso unwürdig wie Muberkels Umfaller in der Atompolitik.
Um das Ganze würdiger zu gestalten, müsste einer der Oligopol-Partner wie EON ausreißen, eigenmächtig die Preise senken, in Konkurrenz treten um weitere Marktanteile abzuschöpfen, was auch die anderen Großkonzerne zwingen würde, den Preis zu senken, um konkurrenzfähig zu sein. Das würde eventuell einen Preis produzieren, der angemessen wäre. Günstiger würde es in jedem Fall werden.
Und wenn wir schon mal dabei sind: Die Entsorgung des Atommülls als indirekte Steuer, der künstlich hoch gehaltene Preis durch das Strom-Oligopol und das zukünftige Gejammer um Ausgleichszahlungen wird uns weit mehr kosten, als es die Subventionen für Solarstrom jemals werden.
Ja, auch wenn es einigen weh tut, wenn ich das sage, aber der teure Strompreis entsteht nicht wegen der Solarkraft. So viel können wir gar nicht subventionieren, um auf diese Preise zu kommen. Und das ist traurig genug.


Und dann war da ja noch der Fall Kachelmann mit dem "Freispruch Zweiter Klasse".
Meine Meinung dürfte jedem, der meinen Blog liest, bekannt sein. Doch ich erwähne es hier noch einmal: Ich halte Kachi für unschuldig, und das nicht weil BILD und Focus ihr Bestes getan haben, um das gegenteilige Bild zu suggerieren, sondern weil ich von "ihrer" Geschichte von Anfang an nicht überzeugt war.
Nun geistert aber vor allem durch die Springer-Medien die Mär vom Freispruch Zweiter Klasse. Also einem Freispruch, der weniger wert ist.
...sacken lassen.
Im letzten Jahr hat, begonnen mit der an Willkür erinnernden Verhaftung, der viel zu langen U-Haft und der herzlosen, zügellosen Berichterstattung in den Medien über Kachis Privatleben, eine unwürdige Szenerie ihren Anfang genommen. Bis hin zu jenem Punkt, dass sich über ein Dutzend Frauen gemeldet hat, das "ebenfalls eine Affäre" mit dem Wettermoderator hatte oder gehabt haben wollte. Lanciert von Käseblättern, Klatschzeitungen und der BILD kamen viele (eventuell für Geld) von ihnen auch zu Wort. Dazu wurden intime Details, illegalerweise Ermittlungsergebnisse und jede Menge Falschinformationen durch die Presse gejagt.
Wie gesagt, ich halte Kachi für unschuldig, und sehe in der Nebenklägerin ob der m.E. selbst zugefügten Wunden, ihren Verstrickungen in den Vernehmungen und vor Gericht tatsächlich eine Frau, die auf Rache aus war. Nicht Rache für eine Vergewaltigung, sondern für ein verdorbenes Leben, was man Kachi durchaus vorwerfen könnte. Das Allheilmittel "Vergewaltigung" war dafür allerdings in Verbindung mit einem übereifrigen Staatsanwalt die denkbar schlechteste Methode. Denn nun ist zwar Kachis Reputation durchaus schwer beschädigt udn sein Privatleben in Konfetti zerschrotet worden. Aber der Freispruch Zweiter Klasse, tja, der hat ihr ungeplanterweise ebenso geschadet. Da half auch kein schickes Halstuch, das übrigens über der Stelle lag, wo sich ein Schnitt mit einem Messer befinden sollte...
Die großen Verlierer dieses Rechtsstreit sind die Privatleben, die Emanzipation der Frauen, Vergewaltigungsopfer, die ordentliche Presse, Nebenklägerin und Angeklagter, die Staatsanwaltschaft, die Richter, aber nicht die Boulevard-Presse, die ja wieder was zum berichten hat. Traurigerweise. Aber solange sie gekauft und gelesen werden, werden diese Schundblätter ihre Berichterstattung auch nicht ändern.
M.E. geht es hier nicht um einen Freispruch Zweiter Klasse (den es so im Strafgesetzbuch auch gar nicht gibt), sondern um einen Prozess Zweiter Klasse, der für alle Beteiligten - abgesehen vom zerstörten Privatleben - noch glimpflich ausgegangen ist. Besonders für Staatsanwaltschaft und Nebenklägerin. Letztere wird sich nicht wegen Meineid und Vorspiegelung einer Straftat verantworten müssen, erstere werden nicht wegen Amtsmissbrauch selbst angeklagt. Denn das wäre die Konsequenz gewesen, wenn das Gericht nicht "in dubio pro reo" auf Freispruch entschieden hätte, sondern weil es von der Unschuld Kachis überzeugt gewesen wäre und in der Version der Nebenklägerin eine dreiste Lüge gesehen hätte.
...sacken lassen.

Welchen Nutzen können wir als Leser daraus ziehen? Nun, es muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er oder sie einen Nutzen aus dieser Gerichtsverhandlung Zweiter Klasse ziehen kann. Ich persönlich sehe da schon einen Nutzeffekt: Ich weiß wieder, warum ich die BILD nicht lese, und ich werde in Zukunft effektiv den FOCUS meiden, und dazu jedes Klatschblatt von GALA über Goldenes Blatt bis BILD. Und wenn wir schon bei verlorener Reputation sind: Frau Alice Schwarzer, einstmals die Vorreiterin für Gleichberechtigung wirbt jetzt nicht nur für BILD, sondern spannt sich freiwillig vor ihren Propagandakarren. Damit sind auch Frau Schwarzers Glaubwürdigkeit und die EMMA die Verlierer in diesem Prozess.


So, das ist doch wieder mal viel mehr geworden als ich eigentlich vorgehabt habe zu schreiben; tatsächlich wären das letzte Woche vier Blogeinträge geworden, wenn ich sie heute nicht gerafft hätte. Aber egal. Ich habe ohnehin den Verdacht, dass mein Blog besser bei Euch Lesern ankommt, wenn ich mindestens zwei Themen behandle.
Wie immer freue ich mich auf Eure Kommentare, Eure Klicks in den Kästchen oder einfach nur Euren Besuch.

Apropos Klicks in Kästchen: In meinem Post über Homöopathie hatte ich zwei Nicht mein Ding-Kästchen, und sechs im Kein Kommentar, aber ich war hier.
Herrschaften, wenn Ihr mir etwas zu sagen habt, wenn Ihr über Nutzen und Wert von Homöopathie mit mir streiten wollt, Ihr wisst wo Ihr mich findet. Ich bin immer bereit mich belehren zu lassen, und ich nehme gerne neue Informationen an. Andererseits bin ich aber auch kein wankelmütiger Strohhalm. Aber wer die Diskussion scheut, kann von seinem Standpunkt nicht sehr überzeugt sein, glaube ich.


Nachtrag um 18.00 Uhr: Noch eine Sache, dir mir auf die Nieren schlägt, seit ich sie in der Zeitung gelesen habe.
Es gibt da eine Partei, nennen wir sie mal CDU. Die hat den kompletten Atomausstieg so mir nichts, dir nichts in den Wind geblasen und den großen Stromkonzernen damit eine nahezu steuerfreie Gewinnspanne von mehreren Milliarden Euro im zweistelligen Bereich verschafft. Damit ist sie SPD und den Grünen natürlich schön vor den Karren gefahren. Jetzt, nach Fukushima, bemüht sich die gleiche Partei, aus welchen Gründen auch immer, um den erneuten Atomausstieg, und das so ziemlich zu dem Termin den Rot/Grün bereits vereinbart hatte.
Jetzt kommt der Hammer: Prompt lässt die CDU-hörige Presse nichts unversucht, um das als ERFOLG zu werten und zu behaupten, die CDU wäre jetzt grüner als die Grünen.
Nach dem Motto, die CDU hätte erreicht, was dreißig Jahre lang das Kernanliegen der Grünen gewesen sei, wird jetzt ein Erfolg, ein Triumph herbeigeredet, und so auch versucht, die abtrünnigen CDU-Wähler, die die Grünen gewählt haben, wieder umschwenken zu lassen.
Hat man jemals einen größeren Quatsch geschrieben? Die CDU hat nicht den Grünen ihre Kernkompetenz genommen, sie ist schlicht und einfach opportunistisch einer Gelegenheit nachgelaufen und hat ein Thema aufgegeben, das sie wahrscheinlich ohnehin nicht hätte durchdrücken können. Nicht wenn der Bundesrat ein Mitspracherecht gehabt hätte, und wofür auch geklagt worden wäre. Nein, hier ist keine neue CDU-Kompetenz entstanden, sondern es hat sich wieder einmal die Richtungs-, Plan, und Ziellosigkeit der CDU unter Muberkel gezeigt.
Liebe CDU, Eure abtrünnigen Wähler waren so schlau, die Grünen zu wählen. Denkt Ihr wirklich, die würden so ein offensichtliches Manöver nicht durchschauen? Soviel also zur Ökokompetenz der CDU.


Nachtrag am Dienstag, dem 07.06.2011: Das JakBlog befasst sich ebenfalls mit dem Thema Hysterie um EHEC, und wie ich finde, trotz einiger Fehler recht gut. Ich empfehle dabei allerdings allen meinen Lesern, auch einen Blick in die Kommentare zu werfen, wo mit diesen Fehlern durchaus ruppig umgesprungen wird.
Aber was bleibt ist unsachgemäße Medienhysterie im Fall von EHEC. Man muss NICHT gleich von Killerkeimen von Killerspanischen Killergurken schreiben, wenn das RKI zu abwaschen, schälen und kochen rät. Am Bedrohlichsten sind m.E. die BILDiesken Züge, die unsere Medienlandschaft im Zuge des Hysteriehypes annimmt.