Wie ich immer gerne schreibe, finden manche Themen mich, anstatt dass ich sie mir aussuche. So war es auch heute der Fall, als ich die Leine Deister Zeitung las, eine der lokalen Zeitungen des Unternehmers Dirk Ippen.
Die LDZ hat einen überregionalen Teil, der selbstverständlich nicht in Gronau Leine geschrieben wird, sondern in der überregionalen Redaktion in Kassel. Dort sitzen dann mit Sicherheit auch die beiden heutigen Kommentatoren, über die ich mich mockieren möchte. Oder besser gesagt, deren Meinungen mir Kopfschmerzen beschert haben. ^^°°° Und das bezieht sich direkt auf meinen Titel.
Internetzensur: Detlef Drewes berichtet in seinem Kommentar über die Bestrebungen der EU-Kommissarin Viviane Reding, Social Networks wie Facebook per Gesetz dazu zu bringen, dass sie die persönlichen Daten von Nutzern auf deren Wunsch unwiederherstellbar löschen.
Dafür findet er Sätze wie: "David gegen Goliath"(Anm.: Reding gegen FB), oder "Daten-Sammelwut der Unternehmen nicht länger hinnehmen", und "jeder muss Herr über seine persönliche Daten sein".
Wie es diese Auszüge bereits andeuten, ist Herr Drewes Feuer und Flamme für diese Idee, und sieht sie als wichtigen Schritt in Richtung Datenschutz. Ein Schlagwort, das er nicht erwähnt, das aber auch durch die Medien geistert, ist das sogenannte "Recht auf Vergessen".
Also, was haben wir hier? Den Wunsch, der BILD-Zeitung die Geschäftsgrundlage zu entziehen, vielleicht?
Sicher nicht. Vielleicht will Frau Reding tatsächlich die Datensicherheit im Internet verbessern. Vielleicht findet Herr Drewes das wirklich so supertoll. Nur... WIE SOLL DAS GEHEN?
...sacken lassen.
Und das ist eine ernst gemeinte Frage. Wie soll das zum Henker gehen? Wie soll zum Beispiel Facebook alle Daten löschen, die ein User im Laufe seiner aktiven Zeit hochlädt? Es wird oft bemängelt, dass Facebook exzessiv Daten sammelt und die Rechte an jedwelchem Material erhält, das auf seinen Seiten hochgeladen wird. Dies ist einerseits der Profilierung der User geschuldet, z.B. um Werbung auf ihn profilgerecht abzustimmen, und andererseits lässt die Rechtslage nichts anderes zu, als ein Mitnutzungsrecht für alle hochgeladenen Daten zu verlangen - wie sonst sollte sich FB absichern, wenn es diese Daten, also, Bilder, Geschichten, Kurznachrichten, dem Rest der Welt zugänglich macht? Natürlich ist es ärgerlich, nicht mehr der einzige Rechteinhaber z.B. am eigenen Bild zu sein und eventuell dabei zusehen zu müssen, wie FB es an eine Redaktion verkauft, die es dann für Werbezwecke einsetzt. Aber soweit ich weiß ist das noch nicht passiert, und wenn doch, dann in einem so kleinen Rahmen, sodass die begierig auf Ausrutscher von Facebook, Google und anderen "Datenkraken" lauernde Presse es noch nicht mitgekriegt und ausgeschlachtet hat.
Meine Meinung: Leute, ganz ehrlich, bringt uns das mehr Sicherheit? Selbst wenn FB alle meine Fotos, Profilnachrichten und dergleichen löscht, irgendwo im Internet gibt es einen Server, auf dem meine Facebookseite gespiegelt ist und weiterhin allen weltweit zur Verfügung steht. Facebook kann das weder verhindern, noch kann es diese Spiegel löschen. Auch eine rechtliche Grundlage würde dem keine Abhilfe schaffen, weil diese Spiegelungen nicht unter Vorsatz entstehen. Und was ist die Konsequenz: FB kann den gesetzlichen Anforderungen nach Löschung nicht nachkommen, und muss deshalb weg.
Da haben wir sie also, die Internetzensur. Ist zwar eine Extrapolation meinerseits, aber ich denke schon, dass es darauf hinauslaufen wird. Soziale Medien, die einen Lösch-Mechanismus nicht vorweisen können, geraten damit selbst in die prekäre Situation, vollkommen legal abgeschaltet zu werden.
Ich frage Euch: Wollt Ihr freiwillig auf Facebook, Google+, MySpace und myVZ verzichten? Wollt Ihr wirklich zulassen, dass diese Seiten geschlossen werden oder von Europa aus nicht mehr erreichbar sind, weil die in Brüssel und viel zu viele Menschen in Europa - nicht nur in der Politik - zu blöde sind, um zu begreifen, wie das Internet funktioniert?
...sacken lassen.
Davon mal ganz abgesehen muss ich hier mal fragen, was sich die Menschen dabei denken, die auf FB Babyfotos ihrer Kleinen hochladen, und diese dann allgemein zugänglich machen, quasi der ganzen Welt zur Verfügung stellen. Oder Urlaubsfotos. Oder Kurzgeschichten, Statusmeldungen, Unterhaltungen. Herrschaften, hier liegt die Verantwortung bei den Usern. Jeder einzelne sollte vor dem Hochladen kurz innehalten und sich fragen: Soll das wirklich die ganze Welt sehen können? Oder: Will ich wirklich die Rechte daran teilen?
Wer sich auf meinem FB-Account umschaut, der wird außer meinem Angry Eagles-Logo keine relevanten Daten finden. Keine Fotos, und vor allem keine meiner Kurzgeschichten und Romane. Ich benutze den Account lediglich zur Kommunikation, dafür aber sind alle meine Postings allgemein zugänglich.
Wer es also als inneres Bedürfnis sieht, seine neuesten Fotos hochzuladen und mit seiner dreihundert Personen-Community zu teilen, der sollte vielleicht drüber nachdenken, sich auf die Community zu beschränken, und seinen braungebrannten Körper nicht gleich der ganzen Welt vorzustellen.
Ich plädiere hier klar für mehr Eigenverantwortung der User, anstatt nach Lösungen aus der Politik zu rufen, die ohnehin nur nach einen geeigneten Tool für eine Internetzensur sucht, was an sich schon traurig genug ist.
Denkt dran, Leute, was Ihr hochladet, für wen Ihr es hochladet und wer es sehen können wird, anstatt Euch zu fragen: Was würde Ilse Aigner tun? Denn die hat vom Internet noch weniger Ahnung. Oder Viviane Reding.
Sauferei: Auch der zweite Kommentar, diesmal von Lorenz von Stackelberg, hat mir überhaupt nicht gefallen. Von Stackelberg referiert über die sogenannte Einstiegsdroge Cannabis und die Forderung der Linkspartei, sie zu legalisieren. Seiner Meinung nach kommt diese Frage immer wieder auf, durchläuft die Medienlandschaft, um dann bis zum nächsten Mal wieder in der Versenkung zu verschwinden.
Nun, nichts könnte mir egaler sein, als Hanf legalisiert zu sehen. Teufel auch, wer das Zeug braucht, soll es eben nehmen. Ich meine, Tabak ist eine bundesweite, leicht gegängelte, aber immer noch akzeptierte Droge, die von knapp der Hälfte der Deutschen in dieser oder jener Form konsumiert wird und teilweise erhebliche Gesundheitsschäden verursacht. Wissenschaftlich in Langzeitstudien bewiesen, wohlgemerkt.
Mein Ärger wird erst später geweckt, wenn von Stackelberg ein wenig süffisant behauptet, dass die Frage nach der Einstiegsdroge mitnichten entschieden sei, ganz so als hätten wir die letzten einhundert Jahre keinerlei Erfahrungen mit Hanf machen können, ganz so als gäbe es keine Studien über durchschnittliches Suchtverhalten bis hin zu harten Drogen. Ich möchte mich auch gar nicht dran aufhängen, ob Hanf zwangsläufig auf härtere Drogen "vorbereitet", oder nicht. Ich finde den Ton von von Stackelberg einfach uninformativ und süffisant.
Richtig fies aber wird es hier: "Natürlich ist auch Alkohol im Übermaß gesundheitsschädlich und kann süchtig machen; im Gegensatz zu Hanfprodukten orientalischen Ursprungs ist er aber [...] eine hierzulande kulturell akzeptierte Droge [...]."
Okay, wo fange ich hier denn mal an? Lohnt es sich darauf hinzuweisen, dass Cannabis eine der ältesten Kulturpflanzen Europas ist und bereits vor über fünftausend Jahren in Europa verbreitet war? Dass europäische Hanfpflanzen vielleicht weniger THC enthalten als die indischen Vettern, aber deshalb nicht davon frei sind? Nein, das wären ja wissenschaftliche Ansätze, und hier geht es um einen kulturellen Aspekt.
Also frage ich: Her von Stackelberg, was wollen Sie mir, den Menschen in Deutschland und speziell jungen Leuten sagen, die vielleicht "vor der Tüte" oder "vor der Bierflasche" stehen? Geht lieber saufen als rauchen, weil Alkohol gesellschaftlich akzeptiert ist?
...sacken lassen.
Herr von Stackelberg, auch Alkohol kann in kleinen Dosen süchtig machen, die Persönlichkeit verändern und körperliche Schäden verursachen, und das nicht nur bei regelmäßigem, überzogenem Konsum. Ich glaube, Sie können Ihrer Meinung, Ihrer Vehemenz gegen eine Legalisierung von Hanf keinen ungeschickteren, schlechteren und dümmeren Gefallen tun, als Hanf mit der Volksdroge Nummer eins, dem Alkohol zu vergleichen, und im gleichen Atemzug mit Ihrer kaum mißzuverstehenden Formulierung jungen Leuten zur Droge Alkohol zu raten.
Sehr viel ungeschickter geht es nun wirklich nicht. Ich vermisse hier sehr stark den "lasst es doch ganz sein"-Finger, der hier m.E. angebracht gewesen wäre.
Aber wenn schon Drogen in dieser Gesellschaft toleriert werden - und das werden sie, weil sie die Menschheit seit Anbeginn begleiten - dann darf es auch kein Tabu geben; dann sollte jede Droge, die keine schlimmeren, weitreichenderen oder schädlichen Auswirkungen hat als Alkohol oder Nikotin, auf dem Prüfstand der Legalisierung stehen. Denn bedenken Sie, vielleicht ist es das harmlosere Hanf, das die Menschen vor den gerade wieder einmal aufkommenden und höchst gefährlichen synthetischen Drogen bewahrt. Selbst wenn ein einziger Mensch lieber zum legalen Hanf als zum illegalen, hoch gefährlichen Angel Dust greift, ist die weiche Droge es wert.
So, genug aufgeregt. Wie immer, schreibt mir Eure Meinung in die Kommentare.
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