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Montag, 2. September 2013

Hausaufgaben, Gesamtschulen, soziale Internetnetzwerke

Das Problem:
Gerade in der Zeitung gelesen: Siegmar Gabriel ist dafür, an Gesamtschulen die Hausaufgaben abzuschaffen. Er bekam dafür erhebliches Bashing von CDU und Co., wurde sogar als leistungsfeindlich beschimpft. Leistungsfeindlich, was ist das überhaupt? Sind Hausaufgaben so ein großer Bringer, dass ihre Abschaffung gleich den Untergang des Abendlandes bedeutet?
Fassen wir doch mal zusammen: Auf Gesamtschulen ist man als Schüler locker bis vier Uhr Nachmittags beschäftigt. Und dann soll man obendrein noch zwei, drei Stunden mit Hausaufgaben verbringen. Was ist daran Leistung? Das klingt mehr nach einer Beschäftigungstherapie. Das Ganze wirft ein Problem auf, das ich später noch beleuchten werde. Aber an diesem Punkt möchte ich Hausaufgaben definieren:
Eine Hausaufgabe ist eine Lektion, die der Schüler zu erarbeiten hat. In seiner Freizeit. Um das Gelernte umzusetzen oder zu bestätigen oder um für die nächste Stunde vorzulernen.
Nun war Siegmar nicht gegen Hausaufgaben an sich, aber er ist der Meinung, an Gesamtschulen könne man die Nach-, und Vorbereitung namens Hausaufgaben auch während der achtstündigen Schulzeit erledigen und müsse nicht noch Arbeit mit nach Hause nehmen. Recht hat er. Auch noch Überstunden machen, liebe CDU?

Facebook vs. Hausaufgaben:
Kommen wir zu einem kleinen Sprung im Thema: Zu sozialen Netzwerken. Freitag durfte ich mich mit einer Auszubildenden unterhalten, die auf einer Gesamtschule war. Die hat mir ihre damalige Situation so geschildert: "Acht volle Stunden in der Schule, dazu zwei Stunden Hausaufgaben minimal, und dann wird einem auch noch vorgeworfen, dass man keine sozialen Kontakte mehr hat und auf Facebook ausweicht, um mit Klassenkameraden und Freunden zu kommunizieren."
...sacken lassen.

Ursachen:
Natürlich: Facebook ist Schuld. Und nicht etwa die reguläre Schulzeit von acht bis vier und auch nicht die zwei Stunden Hausaufgaben, die locker während der acht Stunden mit erledigt werden könnten. Lernen Schüler etwa nur Zuhause gut? Oder welche Logik steckt dahinter? Also, für mich grenzt diese Ideologie schon hart an Quälerei. Und dann ist da dieses Totschlagargument, die Schüler würden nur noch auf Facebook herumhängen. Hey, zumindest reden sie da mit echten Leuten, etwas, was ihnen im realen Leben nicht vergönnt ist, weil sie mit Hausaufgaben zugespammt werden.
Oder, um es mal mit MAD, dem vernünftigsten Magazin zu sagen: Schülerin, acht volle Stunden am Tag in der Schule, fünf Tage die Woche, jeder Tag Hausaufgaben zwei bis drei Stunden oder mehr, vollkommen übermüdet in der Schule, fragt die Lehrerin: Nimmst du Drogen?
...sacken lassen.

Meine Meinung: 
Siegmar hat Recht, die Auszubildende hat Recht. Und in der CDU sitzen viele, viele Männer und Frauen, die ihre eigene Schulzeit nicht mehr vor Augen haben.

P.S.:
Danke, deutsches Leistungsschutzrecht. Außer auf Wikipedia oder andere Blogger verlinke ich erstmal nichts mehr. Pech, wenn Zeitungen dadurch Traffic entgeht.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich war ein Teil meiner Zeit auf einer Ganztagesschule und da haben wir nach dem Mittagessen unsere Hausaufgaben gemacht, quasi in der Mittagspause (die auch sehr ausgedehnt war).
Verboten war es nicht gerade, da die Hausaufgabenbetreuung ja teil des Angebotes war. Aber dass das an anderen Schulen verboten sein soll, empfinde ich schon als krass.


PS: Kannst du vielleicht eine kleine Analyse zu den Partei-Programmen machen, auch wenn du CDU-Wähler bist? Ich musste einen Vortrag über mich ergehen lassen, wie nutzlos doch die Piraten für die Zukunft wären.


Miyu-Moon

Ace Kaiser hat gesagt…

Ich und CDU-Wähler? Miyu-chan, ich habe das SPD-Parteibuch.

Eine Analyse der Partei-Programme... Ich weiß nicht. Das wäre ja eindeutig von meiner Meinung eingefärbt, und ich bin SPD-Wähler.
Ich sage: Wenn Dir die Piraten gefallen, dann wähle die Piraten. Viele wünschen sich, dass sie konfus sind, nutzlos, zerstritten und nichts bewirken und vor allem keine Wählerstimmen "klauen". Aber sie sind m.E. basisdemokratisch, authentisch, ehrlich und diskutieren über wirklich jeden Vorschlag, egal was für ein Mist er ist und egal wie sehr sie dafür von der höhnischen Presse verrissen werden. Auch die Grünen hat man anfangs nur belächelt. Und wo stehen sie heute?
Über Nutzen lässt sich streiten. Fest steht allerdings, dass die Piraten von allen Parteien die größte Internet-Medienkompetenz haben, und dieser Sektor wird für uns in Zukunft eher wichtiger als unwichtiger. Daher empfehle ich die Piraten gleich nach SPD und auf einer Ebene mit den Grünen.

Anonym hat gesagt…

Jede Analyse ist persönlich eingefärbt. Aber wenn es dir zuviel Arbeit macht (du hast ja erwähnt, das deine Woche schon sehr voll wäre?)

Entschuldigung, aber das ist so lange her, das ein Blogeintrag kam, wo das erwähnt wurde.



Miyu-Moon

Ace Kaiser hat gesagt…

Hm, ich glaube, Du siehst das Problem hier nicht, Miyu-chan. Alleine das Wahlprogramm der SPD umfasst einhundertzwanzig Seiten.
http://www.spd.de/linkableblob/96686/data/
Jetzt rechne das mal hoch mit CDU, CSU, FDP, Die Grünen, Die Linken, Piratenpartei (die dürften ein etwas kleineres haben), NPD, Alternative für Deutschland, Tierschutzpartei, ProDM, Freie Wähler, Stattpartei... Das ist viel zu viel zu viel. Und das haben andere bereits gemacht.
Wenn Du Dir unschlüssig bist, welcher Partei und welchem Kandidaten Du Deine Stimme geben willst, brauchst Du Dich allerdings nicht langfristig durch Wahlprogramme wälzen oder mich darum bitten. Ich habe Dir bereits zwei Parteien empfohlen, die ich wähle, bzw. vorstellen kann zu wählen. Du kannst aber auch eine vollkommen eigene Entscheidung treffen, indem Du den Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung benutzt. Er stellt Dir Fragen zu Deinen Interessen und Deinen Meinungen auf Basis der Wahlprogramme aller Parteien und empfiehlt Dir anschließend jene Partei, die am Besten zu Dir passt.
http://www.bpb.de/politik/wahlen/wahl-o-mat/
Ich hoffe, das hilft Dir weiter.