So, 2013 ist nur noch wenige Stunden aktuell - dann wird es kalendarisch nach und nach auf unserem schönen blauen Erdball dem neuen Jahr 2014 weichen. Tatsächlich ist dies schon vor über einer Stunde geschehen, und vor zehn Minuten schon wieder, nämlich im Pazifik an der Datumsgrenze und der ersten Zeitzone westlich davon. Nach und nach wird das neue Jahr dann den Erdball umkreisen, immer schön zur Mitternachtszeit, dem Kalender und den politischen, willkürlichen oder vermeintlich sinnvollen Einteilungen der Menschen folgend. Nach diversen Pazifikinseln wird dann Neuseeland als erste große Landmasse das neue Jahr begehen; dem folgt Australien, dann sind schon die Ostasiatischen Inseln dran, von Borneo über die Phillippinen bis hoch nach Japan. Und das ist erst der Anfang, denn ab dort beginnt unser eigentlicher Counter erst. Wir selbst sind dann vom Jahreswechel nicht mehr weit entfernt. Wir liegen da ziemlich mittig, weil wir a) zur Zeit in Winterzeit rechnen, der "korrekten" Zeit, und b) weil wir +1 Greenwich in unserer Zeitzone rechnen, der Mitteleuropäischen Standard-Zeit. Was übrigens noch ein Relikt der Rolle des United Kingdoms als weltbeherrschender Faktor ist - und der Tatsache, dass für ihre damals überragenden Seefahrer zwecks der Navigation die ersten präzisen Uhren eingesetzt wurden, was natürlich Konsequenzen für den Rest der Welt hatte, wenn schon etwas so Bahnbrechendes erfunden und durchgesetzt wird. Aber das ist eine andere Geschichte.
Worauf will ich hinaus, abgesehen davon, dass ich all meinen Lesern einen guten Rutsch und ein tolles 2014 wünsche (sowie die Lust, vermehrt meine Bücher zu kaufen)? Nun, es ist genau dieser subjektive Punkt, die Datumsgrenze ebenso wie die Greenwich-Zeit, um die es mir geht.
Im Grunde ist es noch etwas komplizierter, ich muss argumentativ bis nach 2012 zurückgehen, genauer gesagt bis zum 20.12.2013. Nanu, da klingelt es bei einigen? Kein Wunder, denn dies war der Vorabend zu jenem Tag, an dem angeblich die verrücktesten Dinge passieren sollten (ich habe drüber gebloggt und auf andere verlinkt): Der Weltuntergang, der Untergang des Euros, der Untergang des Euro-Raums, der Untergang der FDP (der hat sich ein wenig verspätet, aber guuut, das Warten hat sich gelohnt), ein Synchronisationsstrahl aus dem Zentrum der Milchstraße sollte die Erde treffen und unsere Bewusstseine auf eine neue Ebene hieven, der Komet Elenin, natürlich ein Neutronenstern, hätte uns alle vernichten müssen, hätte die NASA ihn nicht mit HAARP zerstört, und ach ja, die Annuaki sollten mit ihrem Minisonnensystem namens Nibiru vorbeigeschippert kommen und uns alle versklaven, damit wir Gold für sie schürfen können. (Warum sie nicht einfach das Gold hätten nehmen sollen, das wir überall auf der Welt horten, wissen nur die Annuaki und die Spinner, die sich das ausgedacht haben.)
Es gab noch mehr Sachen in der Richtung, und eine Menge Leute hatten richtig, richtig Angst vor dem Morgen und der Zukunft. Aber nichts ist passiert. Der Komet Elenin kam einfach nur der Sonne zu nahe und wurde verdampft (und er war auch nicht aus der Masse eines Neutronensterns), Nibiru kam und kam nicht, auch wenn er angeblich nur im Infrarotspektrum zu sehen war, und angeblich konnte das nur ein Teleskop der NASA in der Antarktis, der Synchronisationsstrahl kam nicht und die Welt ist ebenso wenig zusammengebrochen wie der Euro oder der Euro-Raum.
Warum? Weil das Datum Menschengemacht war, und kein Naturereignis oder Naturgesetz. So einfach ist das.
Tatsache ist: Folgen natürliche Ereignisse natürlichen Gesetzen - so wie die Sommersonnenwende und die Wintersonnenwende - werden sie einen Teufel tun und willkürlich auftreten. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Zahlenmagie, bestimmte interessante Datumsverhältnisse wie 11.11. und dergleichen von natürlichen Ereignissen eher zufällig begleitet werden. (Wir erinnern uns alle: Elenin sollte Erdbeben auslösen, wenn er mit Erde und Sonne auf einer Linie lag. Leider hat sich das Tohouko-Erdbeben nicht daran gehalten und kam einen Tag später.)
Wenn Ereignisse und bestimmte Daten zusammentreffen, dann ist da immer eine Intelligenz involviert, die aus dem Zufall Wissenschaft zu machen versucht.
Man stelle sich vor, man lebe an der Datumsgrenze. Sagen wir, es ist elf Uhr Mittags. Man hat ein Flugzeug und beschließt, im Osten jenseits der Datumsgrenze einzukaufen. Nun muss man theoretisch nur dreizehn Stunden Wert an Zeitzonen überwinden, um - jetzt kommt's - im vorigen Tag zu landen. Klingt kompliziert? Ist es auch. Aber das ist eben das Markenzeichen einer Wissenschaft, die nicht auf Forschung, sondern Konstruktion beruht. Damit die Welt gleich tickt, damit sie funktioniert, damit wir wenigstens eine gemeinsame Sprache alle sprechen, nämlich die Zeit, wurde die Zeitverteilung so festgelegt.
Der Erde ist das natürlich reichlich egal, die gemessene Zeit hat keinerlei Einfluss auf ihr Befinden und Verhalten. Für die Erde sind nur interessant ihre derzeitige Achsneigung, ihre Position auf ihrer ellyptischen Bahn um die Sonne und die Position des Mondes (wobei die anderen Planeten auch durchaus Einfluss auf sie haben.) Stunden, Minuten, ja, Tage und Jahre, sind menschliche Erfindungen, die eine der wichtigen Grundlagen unserer Zivilisation bilden. Sie sind nicht relevant für die Welt, nur für die Menschen, die auf ihr leben. Und die können mittlerweile nicht mehr ohne.
Vorbeikommende Nibirus, Kometen groß und massereich wie kleine Sonnen, nicht existierende Sychronisationsstrahlen aus dem Milchstraßenzentrum, ihnen allen ist die Zeit egal. Damit auch das Datum. Sommersonnenwende, Wintersonnenwende, das ist interessant für die Erde, für Flora und Fauna. Aber nur ein spinnerter Sachbuchautor wird daraus konkrete Fakten ableiten. Im Prinzip genauso, aber nicht derart schlimm verhält es sich mit der Zeitmessung. Sie besteht aus Beobachtung natürlicher Gesetze und wurde extrapoliert, bis sie dem Menschen den besten Nutzen versprach. Das ist eben die Zeit. Deshalb gibt es alle vier Jahre einen Schalttag, der alle einhundert Jahre ausfällt, deshalb wird die Erdrotation, die jedes Jahr ein wenig langsamer wird, von der Zeitrechnung ignoriert. Es ist eben Menschengemacht, kein Naturgesetz.
Mein Fazit: Wie ich oben schon schrieb, wünsche ich allen meinen Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr. Zugleich aber sage ich Euch: Nehmt das Datum nicht zu ernst. Klar, es beeinflusst unsere Leben, weil wir mit dem modernen Kalender existieren, aber der Kalender wurde von Menschen gemacht, solange bis er uns genehm war. Das erkennt man daran, dass der olle Julius Gaius noch mit dreißigtägigen Monaten rechnete, Papst Gregor hingegen bei seiner Reform sieben Monate mit einunddreißig Tagen einfügte (anstatt einen dreizehnten Monat zu erfinden und überall ein paar Tage abzuknapsen, oder die Monate zu straffen). Es ist Menschengemacht. Darum: Keine Angst vor diesem Datum.
Was mich noch einmal zu meinen Nibiru-Ausführungen bringt. Sollte euch wieder jemand solch einen Unsinn unterschieben wollen, liebe Leser, achtet doch darauf, ob er ein konkretes Datum anzubieten hat und fragt Euch, in welchem Verhältnis es tatsächlich zum Ereignis steht. Die Natur betreibt keine kaballistische Zahlenmagie - Menschen schon.
Im Prinzip also ist heute ein Wintertag und eine Winternacht wie jede andere auch. Nur der Mensch hat aus diesem Datum etwas besonderes gemacht. (Araber, Chinesen und ein paar andere Völker feiern übrigens ein eigenes neues Jahr - später.) Damit ist das Datum auch nur für Menschen relevant, und so soll es bleiben. Also, genießt den Tag, den Abend, die Feier zur Mittnacht, egal ob am Brandenburger Tor oder im engsten Kreis der Familie - das Fest ist von Menschen für Menschen, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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