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Freitag, 7. Februar 2014

Diverses 2014, die Zweite

Ja, eine ganze Woche nicht gebloggt. Dabei ist sooo viel passiert. Ich habe jetzt allerdings keine Lust, das alles in einzelne Posts zu verpacken.
Was Euch erwartet, will ich mal mit dieser Zwischenüberschrift illustrieren: Ex-Eisaugenengel im Auslandseinsatz in Sotchi versuchen sich in moralischer Steuerhinterziehung beim Romaneschreiben.
Nun gut, fangen wir an. Von hinten.


Die Brücke nach Atum.
Sorry. Es tut mir wirklich leid. Ich habe vom neuen Kapitel, das ich eigentlich schon November hochladen wollte, in geschlagenen drei Monaten nur acht Seiten geschrieben. Die sind zwar recht gut geworden, aber eben nur acht Seiten. Ich habe allerdings auch in den letzten Monaten auf meiner regulären Arbeit im Schnitt zweihundertzehn Stunden gearbeitet. (Eigentlich eher so um die zweihundertdreißig, weil ich keine Pausen mache.) Da haben alle anderen Sachen sehr drunter gelitten, allem voran natürlich meine Schreibprojekte. Mist ist das. Ein dickes Entschuldigung an alle meine Fans, die auf die Fortsetzung warten. Nicht, dass ich mit allzu vielen rechne. ^^ Aber ich habe es schon einmal gesagt, ein echter Profi singt auch nur für einen Fan. Ich habe leider auch noch einige Projekte, die ich abarbeiten möchte. Die Brücke nach Atum gehört dazu, aber ich weiß nicht, ob ich das Kapitel und die anderen Vorhaben werde umsetzen können. Aber ich arbeite dran. Eventuell jage ich auch erstmal die acht Seiten hoch. Nach dem Einsendeschluss des Wettbewerbs denke ich da drüber nach.

Moral, Moral
Also wirklich. Da regt sich Alice Schwarzer darüber auf, dass ihre Steueranzeige öffentlich gemacht wurde, obwohl ihr das Gesetz zur Selbstanzeige Verschwiegenheit zusichert. Ja, sie spricht in ihrem eigenen Blog sogar von einer Kampagne gegen sich.
...sacken lassen.
Ich will mich da gar nicht großartig reinhängen, über Moral streiten, über Sonderrechte für Reiche oder Prominente oder beides, will mich nicht lange damit aufhalten, dass Frau Schwarzer befürchtet hat, mal ins Ausland flüchten zu müssen und dort Geld zu brauchen, das nicht auf deutschen Banken liegt. Ich will auch nicht darauf eingehen, dass sie von einer Kampagne gegen sich spricht - oder auf ihre Werbefotos ausgerechnet für die BILD, dieses leicht Frauenverachtende Yellow Press-Blatt. Und über Sinn oder Unsinn von Straffreiheit für Selbstanzeiger nach massiver Steuerhinterziehung (und 200.000€ plus Zinsen für zehn Jahre ist nun mal massiv) wollen wir auch nicht sprechen, gell, Herr Hoeneß? Ich würde hier gerne auf etwas anders hinaus. Frau Schwarzer hat ihre Steuern nachgezahlt, plus Zinsen. Soweit so gut. Aber das Konto existiert bereits seit den Achtzigern. Frau Schwarzer, rechtlich ist es sicherlich korrekt, aber ist es nicht moralisch verwerflich, dass Sie NICHT die Steuern nachgezahlt haben, die Sie dem Fiskus darüber hinaus schulden? Wie gesagt, rechtlich korrekt ist es schon, aber moralisch gesehen haben Sie hier verloren. Und zwar mehr als durch Kampagnen gegen sich, Spiegel-Reportagen und allgemeiner Nachrichtenlage über Sie.

Putins Spiele. Und Brot.
Tja. Sotschi heißt es nun also. Olympische Winterspiele. Über die stand ja Folgendes als Kommentar von Regierungsseite: Liebe Schwulen und Lesben, kommt nach Sotschi, wir garantieren Eure Sicherheit, aber tut nicht das, was Ihr tut.
...sacken lassen.
Sicher werden es tolle Winterspiele. Sicher wird es ein Erlebnis für alle, die dort teilnehmen werden. Ich meine, es sind Olympische Spiele, der Ort, an dem sich die Jugend der Welt versammelt, um gewaltfrei miteinander zu wetteifern. Das alleine ist eine der besten und wichtigsten Errungenschaften unserer Zeit. Und es ist auch kein großes Problem, dass die russischen Behörden "kein schwules Verhalten" haben wollen. Das eigentliche Problem ist die Homophobie, die in Russland derzeit gepflegt wird. Nicht unbedingt wegen der Homophobie an sich, sondern wegen der Unsäglichkeiten, die nicht nur in Russland, sondern auch in Deutschland, in Teilen Afrkias, den USA und vielen anderen Orten der Welt verbreitet sind: Die Legenden, Schwule könnten rekrutiert werden können und würden dies auch mit massiven Kampagnen tun. Oder dass man Kinder vor dem Anblick sich küssender Männer schützen müsste. Ich meine, ich schau da nicht hin, zugegeben, aber ich gucke auch nicht bei heterosexuellen Pärchen gerne zu. Das macht mich verlegen.
Alles in allem sind weite Teile der Weltbevölkerung rückständig und vorurteilsbeladen. Und das ist das eigentliche Problem. Die Aufklärung fehlt. (Und damit meine ich den gesellschaftlichen Wandel.) Solange die nicht da ist, solange diese Menschen keine Chance hatten, ihre Vorurteile abzuschütteln, ist es das kleinste Problem, schwul oder lesbisch zu sein. Denn solche Menschen brauchen immer einen Vorwand, um sich besser fühlen zu können - auf Kosten anderer. In Russland sind es Schwule, Lesben und Ukrainer. Ukrainer? Ja. Davon gibt es mehr in Russland, die kann man leichter diskriminieren.
Hier in Deutschland versucht die CSU es gerade mit Rumänen und Bulgaren. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Als Menschen und als Gesellschaft.
Dementsprechend: Genießt die Winterspiele, und vergesst nicht, dass die Russen für ihre bigotte Moral nichts können. Sie sind halt oberflächlich, patriarchisch und so voller Lebensangst, dass sie jemanden diskriminieren müssen. Helfen wir ihnen einfach, sich nach und nach zu ändern.

Zensursula von der Leyen
Was habe ich mich gestern erschrocken. Da stand doch in meiner Tageszeitung der Satz: "Durch ihre Ernennung zur Verteidigungsministerin prädestiniert sich Ursula von der Leyen als Merkels Nachfolgerin als Kanzlerin."
Autschautschautschautsch. Dumme Idee. Ganz dumme Idee.
Wenn wir von der Leyens Wirken als Ministerin des Bundes mal zusammenfassen, sehe ich vor allem ein Fazit: Lobbypolitik. Und jetzt als Bundesministerin der Verteidigung ist eine der ersten Äußerungen die nach mehr Auslandseinsätzen der Bundeswehr. Noch mehr pro Atlantikbrücke geht doch gar nicht mehr. Ich meine, wir stehen eigentlich vor einer tiefgreifenden Bundeswehrreform, sind an zwei Hochsee-Einsätzen und mehreren Auslandseinsätzen beteiligt, die Bundeswehr stöhnt auf wegen der Überlastung und lebt von der Hand im Mund, weil Ausrüstung, Personal und Geld fehlen - und dann kommt Frau Ministerin und redet von weiteren internationalen Einsätzen?
Vielleicht versteht jetzt der eine oder andere, warum mir eine Kanzlerin von der Leyen Angst macht. Es war klar, dass sie vom Militär, speziell von der Bundeswehr keine Ahnung hat, als sie ihr Ministeramt antrat. Braucht sie auch nicht, sie hat dafür ein Ministerium und Berater mit Know How. Aber auf die scheint sie nicht einmal ansatzweise zu hören. Wie sonst kommt sie zu solchen hanebüchenen Forderungen?

Knox enteisaugt
Erinnert Ihr Euch noch an den Engel mit Eisaugen? Unter diesem Namen war die Amerikanerin Amanda Knox traurige Berühmtheit geworden. Die schöne, eiskalte Killerin, und so weiter. Nun, wir wissen, Oktober 2011 wurde sie, nachdem sie bereits mehrere Jahre in Haft verbracht hatte, in der Berufungs-Instanz freigesprochen. Sie tat das einzig Richtige - nämlich nach Hause fliegen.
Nun, sie wurde enteisaugt. Die tendenziöse, vorverurteilende Berichterstattung über Knox, ihr Kosename Engel mit Eisaugen ist jedenfalls Schnee von gestern. Er wird nicht mehr verwendet. Ob es daran liegt, dass sie sich dem Zugriff der italienischen Behörden entzogen hat und nicht mehr eingeknastet werden kann, oder weil die Zeitungsredaktionen und Medien Zweifel an ihrer Schuld haben, sei dahingestellt. Ich bin wahrscheinlich der Einzige, der diesen Begriff heutzutage verwendet. In einem sarkastischen Ton, wie ich bemerken möchte.
Ich will jetzt auch nicht darüber nachdenken, ob sie schuldig ist oder nicht, ob sie Meredith Kercher tatsächlich mit Dutzenden Messerstichen und durchschnittener Kehle getötet hat oder nicht, will nicht auf ihre Mitangeklagten eingehen, Guede und Sollecito.
Ich frage mich nur eines: Guede wurde einzeln der Prozess gemacht; über ihn hört man nichts in den Medien. Sollecito und Knox jedoch wuren ausgiebig ausgeschlachtet. Von einem Sex-Mord unter Alkohol und Drogen war die Rede und eine Haftstrafe mit Höchstmaß gefordert. Und das ist der Punkt, der mir merkwürdig erscheint. Ich kenne das italienische Strafrecht nicht, aber im deutschen Strafrecht würde jemand, der unter Drogeneinfluss einen Mord begeht, nicht des Mordes, sondern des Totschlags angeklagt werden, weil er nicht oder nur teilweise für seine Handlungen verantwortlich gemacht werden könnte. Warum also ist das Rechtssystem der Italiener so viel anders als unseres, warum wurden Knox und Sollecito für Mord verknastet? Ich denke, hier liegt auch ein Teil der Antworten, die sowohl der Schauprozess als auch die Tat an sich aufgeworfen haben.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Akiradom sagt:

Stichwort Homophobie... mal wieder.
Ich werde wohl nie verstehen, wo das Problem ist und warum man Menschen nicht lieben lassen kann, wen sie wollen. Nur weil ein paar Religionsdemagogen sich seit etwa 2000 Jahren das verdammen, was sie selbst nicht in den Griff bekommen... Sex an sich. Und so schießt man sich wieder munter auf "Andersartige" ein, besonders auf die, die schon ein Bullseye auf der Stirn haben...
Seid willkommen, aber tut nicht, was ihr tut??? Klar!
Ich für meinen Teil boykottiere eben Sotchi, auch wenn das vermutlich keinem weiter auffällt ;-)... und ich finde es eigentlich unglaublich, dass die Spiele dort statt finden können.

Mata ne
Akira

Ace Kaiser hat gesagt…

Das Problem ist sicher nicht Sotchi, aber durchaus die Regierungshaltung und die unsägliche Homophobie. Es ist ja nun wirklich nicht so, als würden Homosexuelle randalierend und vergewaltigend die Straßen unsicher machen, deshalb kann ich die Aufregung um die ganze Geschichte nicht verstehen. Ein altes Sprichwort sagt aber: "Wer quietscht, will geölt werden." Daher ist Homophobie für viele eventuell auch die Angst vor der eigenen sexuellen Gesinnung.
Auch der gute Paulus wandelte sich vom Saulus, nachdem er einmal mit Gott konfrontiert wurde...
Ansonsten hast Du vollkommen Recht: Lasst sie doch leben, wie sie wollen. Ich sehe hier wirklich nicht das Problem.