Wie der Titel schon verrät, möchte ich in diesem Jahr ab und an einiges schreiben, was ich unter einem gemeinsamen Titel zusammenfassen kann. Eine Rubrik, quasi. Den Anfang möchte ich heute machen, indem ich von einem eigentlich banalen Erlebnis berichte. Weitere solche Texte (früher habe ich die Glosse genannt, aber da ist zu lange her, also mache ich einfach mal was Neues) werden sicher noch folgen. Und auch zwei weitere Rubriken, aber dazu später mehr.
Danke, Volksbank.
Wirklich, das meine ich auch so. Es ist schon ein paar Tage her, da hatte ich ein Erlebnis, das mir den Wert des Geldes - also des Geldscheins - drastisch vor Augen geführt hat. Die Volksbank spielt dabei eine, hm, wichtige Rolle. Aber ich fange mal von vorne an.
Da ich seit einiger Zeit in Hildesheim arbeite - das Ding, das am ehesten als Großstadt durchgeht und meiner Heimat Banteln am Nächsten liegt (ja, Ihr Besserwisser, Hannover ist nur ein kleines Stück weiter, aber ich arbeite nun mal in Hildesheim) - nutze ich die Möglichkeit, vor allem Freitag Abends noch mal fix in den Real zu huschen und dort etwas für mein Wochenende zu kaufen. (Schweinehaxe, fertig gebraten, drei Euro, riesengroß für wenig Geld, und sehr schmackhaft, echt.)
Während ich nach getanem Einkauf an der Kasse stand und bezahlen wollte, überhörte ich an der anderen Kasse einen Mann mittleren Alters, der ein elektronisches Gerät kaufen wollte. Er hatte augenscheinlich eine Sprachbehinderung, und sein Verhalten ließ darauf schließen, dass er mit der Situation, in der er sich unabsichtlich befand, nicht wirklich gut zurecht kam. Denn der Geldschein, mit dem er bezahlen wollte, wurde nicht angenommen. Daraufhin versuchte er, den Schein an einer anderen Kasse zu tauschen, aber das gelang nicht.
Mein erster Impuls war, seinen Artikel für ihn zu kaufen und ihm zu schenken, ja, solche Anfälle habe ich manchmal, nein, Ihr sollt nicht hinter mir stehen und einkaufen, aber da war er schon weg zu einer anderen Kasse. Ich rief ihm hinterher, aber er hörte mich nicht. Die Kassierin, also meine jetzt, nicht die, die den Geldschein nicht nehmen wollte, fragte: "Wollten Sie ihm den Geldschein tauschen?" Ich nickte dazu. Klar hätte ich das gemacht.
Als mein Einkauf bezahlt war, hielt ich kurz nach dem jungen Mann Ausschau, der den guten Rat bekommen hatte, den defekten Geldschein bei einer Bank zu tauschen. Er brauchte das Gerät aber heute noch, und kurz nach sechs auf einem Freitag war keine Bank mehr auf. Ich sah ihn und bot ihm an, am Geldautomaten einen anderen Schein zu ziehen und zu tauschen.
Gesagt, getan. Neuer, fast noch blinkender Fünfziger raus, und dem jungen Mann für seinen gegeben. Der war sofort auf und davon, um an "seiner" Kasse "sein" Gerät zu erwerben. Und ich stand für einen Moment da und betrachtete den Geldschein. Oh, es WAR ein Fünfziger. Es war ein ECHTER Fünfziger. Wer wie ich siebzehn Jahre Kassenerfahrung und Kassenbuchabschluss vorweisen kann, der fühlt beim ersten Kontakt, ob das Papier "gut" ist, und ob die Sicherheitsmerkmale da sind, wo sie sein sollten. Das Fatale: Dem Schein fehlte etwa ein Drittel. Und zwar der Teil mit dem Wasserzeichen.
Meine Vermutung: Jemand hat den weißen Teil des Fünfzigers abgetrennt in der Hoffnung, ihn gegen einen neuen Fünfziger einzutauschen und hat dem jungen Mann mit dem leichten Handycap den "Rest" angedreht. Glaube ich zumindest, denn er war sehr gerade geteilt worden.
Tja, da stand ich nun, mit einem unvollständigen Fünfziger in der Hand, von dem ich zwei Dinge wusste: Der MUSSTE definitiv aus dem Verkehr gezogen, also getauscht, werden, und das konnte NUR eine Bank machen. Ach, und mir war klar, dass ich damit NICHT bezahlen würde.
Für einen Moment murmelte ich zu mir selbst: "Hat er mich jetzt über den Tisch gezogen?" Aber diese Bedenken währten nur kurz, dann steckte ich den Geldschein ein mit dem Vorsatz, ihn bei einer Bank einzutauschen. Denn immerhin, ich hatte über fünfzig Prozent des Scheins und fühlte mich auf der sicheren Seite.
Ein Sprung etwa eine Woche in die Zukunft. Ich war in der Lage und dazu bereit, "meine" Volksbankfiliale in Gronau zu deren Öffnungszeit aufzusuchen und den Schein einzutauschen. Dabei war mir klar, dass das klappen musste. Ich hatte mehr als die Hälfte des Scheins. Wahrscheinlich musste er, um seine Echtheit zu bestätigen, an die Landeszentralbank geschickt werden und würde dann später meinem Konto gutgeschrieben werden. Und selbst wenn das nicht klappte - wie gesagt, ich wusste, dass der Schein echt war, ich alter Hase, ich - dann hatte ich mich immer noch aus freien Stücken dazu entschieden, dem jungen Mann zu helfen. Damit hatte ich auch akzeptiert, notfalls die Konsequenzen zu tragen. Damnit, ich bin erwachsen und stehe zu dem, was ich tue, zu den positiven Dingen wie zu den Fehlern.
Ich betrat also die Bank, sprach eine junge Dame vom Team an und zeigte ihr den Schein und damit mein Dilemma. Nach ein paar erklärenden Worten meinerseits setzte sie sich ans Telefon und kontaktierte einen Kollegen in der Hauptstelle in Hildesheim, um Instruktionen einzuholen. Sehr schnell merkte ich dann, dass ich mich von der Idee, den Schein aufs Konto gutgeschrieben zu bekommen, verabschieden konnte - sie würde ihn mir gleich umtauschen. Denn drei von fünf Sicherheitsmerkmalen, die man ohne Schwarzlicht sehen konnte, waren gut zu sehen, darunter die Seriennummer, die zweimal auf den Schein gedruckt wird, und damit konnte und durfte sie den Schein annehmen.
Ich gebe zu, ich war sehr, sehr erleichtert. Ich hatte keine fünfzig Euro aus falschem Altruismus in den Sand gesetzt, ich hatte diesen Schein ein für allemal aus dem Geldverkehr gezogen, ich hatte nur wenige Minuten meiner Zeit investiert und auch noch einem Menschen geholfen. Fühlte sich alles gut an.
Die junge Dame (zensiert, denn ich will ja Bankräubern keine Ideen geben) kam also mit einem Fünfziger, registrierte kurz noch anhand meiner Bankkarte - für Rückfragen - meine Identität, und nachdem ich mich ausgiebig bedankt hatte, konnte ich mit einem nagelneuen hochstaatlichen Dokument über einen Warenwert von fünfzig Euro die Bank wieder verlassen.
Ich war hochzufrieden, ich hatte geholfen, der Zeitaufwand war akzeptabel, die junge Dame war sehr, sehr freundlich und servil. Was will ich mehr?
Danke, Volksbank.
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vor 22 Stunden
4 Kommentare:
Sehr schöne Geschichte! Aber wo sind die weiteren Teile dieser wunderbaren Rubrik?
Du bist leider der Einzige, der die Geschichte goutiert hat...
Och ...
Siehst Du doch an den Kommentaren...
Nicht, dass die Rubrik tot ist, aber ich schreibe gerade überall, nur nicht da, wo es Sinn macht.
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