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Samstag, 26. Juni 2010

Hätte, könnte, würde - der WDR-Film "Die Vitamin-Falle"

Heute Mittag lief eine Reportage auf WDR. Sie widmete sich einem wichtigen Thema, nämlich der Frage, ob Vitamine, in Neusprech Antioxidanzen, einen Nutzen haben. Tatsächlich könnte und würde laut dem Bericht die Einnahme in verschiedenen Fällen zum Tode führen.

Ich bin nun weder Mediziner, noch Laie auf dem Gebiet der Vitamin-Forschung. Und von der übermäßigen Einnahme von Vitaminen, sprich Tablettenschlucken, halte ich persönlich auch nicht viel. Vom zweifelhaften Nutzen der künstlichen Vitamine auch als Antioxidanz und Schutz vor den "Freien Radikalen" einmal ganz abgesehen. Kümmern wir uns nicht um diesen Teil des Films. Kümmern wir uns auch nicht um die skandinavische Studie, auf der dieser Bericht basiert, und in der laut WDR die "Gefahr von Vitamin-Präparaten aufgedeckt" wurde. Schauen wir uns den Bericht an.

Tatsache ist, der Mensch braucht Vitamine. Bis auf Vitamin C produziert der menschliche Körper sie allesamt selbst, zum Teil aus Provitaminen. Vitamin C erhält man auf natürlichem Wege aus Obst. Zum Beispiel Äpfeln. Dieser Fakt ist unumstritten, und sogar ich kenne ihn. Ich glaube, das kann ich so stehen lassen, ohne für Tablettenpresser Partei zu ergreifen, oder so im Licht da zu stehen, die Studie, auf der der Bericht basiert (und die ich nur als Zitat aus dem Report kenne), anzuzweifeln.

Tatsache ist aber auch, dass der Bericht höchst parteiisch ist. Wenn ich einen Bericht sehe, in dem der potentielle "Gegner" zwar zu Wort kommt, aber seine Statements zu zwei halbherzigen Sätzen zusammengestrichen werden, dann bekomme ich Zweifel am Motiv des federführenden Journalisten.
Wenn ich einen Bericht sehe, in dem alles getan wird, um die These über die Nutzlosigkeit, ja Gefährlichkeit des angeprangerten Produkts zu untermauern, dann sind wir normalerweise einen gigantischen Skandal auf der Spur.
Normalerweise.
Aber reißerische Musikuntermalung, Herumgespringe durch ein halbes Dutzend Themen und geschickter Schnitt lassen mich gleich an "Heilung unerwünscht" denken, jenen unsäglichen Werbefilm für die kleine rosa Paste, die vor kurzem aus Copyrightgründen umbenannt werden musste.
Gut, gut, ein amerikanischer Forscher kommt zu Wort, der sagt, dass der Körper freie Radikale braucht und dass Antioxidanten damit augenscheinlich ihr Ziel verfehlen, dem Menschen zu nützen. Aber was hat das mit der Gefahr der Todesfälle durch die Einnahme von Vitaminpräparaten zu tun?
Und wenn dann ein Sportler zu Wort kommt, der an einer Versuchsreihe mit Antioxidanten teil genommen hat, und zu berichten weiß, dass eine Gruppe beim Training Muskelkater hatte, die andere aber nicht...
Dann fragt man sich schon: Wenn eine Gruppe Antioxidanzen bekam, und die andere nicht, welche hatte dann bitte Muskelkater? Das klärt der Film leider nicht.
Und übersehen wir mal geflissentlich die Frage, ob es Sinn macht, den Sportlern zu sagen, in welcher Gruppe sie überhaupt sind, um PLacebo-Effekte zu vermeiden.
Kümmern wir uns nur darum, wie der Film berichtet, wie er die Fakten behandelt. Halbherzig. Und halbfertig, wie man am Sportler sieht. Welche Gruppe hatte denn jetzt den Muskelkater? Warum fragt man nicht den Chef der Studie? Und was ist so bahnbrechend am Muskelkater, dass er die Gefährlichkeit von Vitamin-Präparaten untermauert?
Der Film will viel beantworten, hinterlässt aber noch viel mehr Fragen.

Okay, ich will nicht kleinlich sein. Es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass Vitaminpräparate in hohen Dosen schädlich sind. Die ist sogar recht hoch. Es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass künstliche Vitamine nicht nützen. Dass sie sogar zu Todesfällen führen können, meinetwegen.
Es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass Vitamine gar keine "Freien Radikalen" binden können, oder eben dass sie damit dem menschlichen Körper keinen guten Dienst erweisen.
Und natürlich gibt es die Möglichkeit, dass die Industrie sich mit gekauften Fachleuten und gekauften Studien sowie einer geschickten Propaganda einen gigantischen Markt offen hält, auf dem sie mit wertlosen, ja gefährlichen Produkten groß verdienen. All das ist möglich. All das versucht dieser Report zu vermitteln, ja, aufzudecken. Ich will dazu als Nicht-Fachmann auch nicht mehr sagen, als ich schon getan habe.
Aber hektische Schnitte und eilig zusammengemixte Fachleute gegen unterschiedliche Aspekte sind keine stringente Erzählung, und erst Recht keine logisch durchdachte Beweisführung.

Angenommen, wir stehen hier wirklich am Anfang eines Skandals, der enthüllt, dass ein paar Tausend Menschen in den letzten Jahren nicht hätten sterben müssen, wenn große Chemiekonzerne keine Vitaminpräparate unters Volk gebracht hätten...
Angenommen, wir stehen vor einem Skandal, dessen Tragweite Korruption von unglaublichem Ausmaß enthüllt...
Angenommen, wir stehen vor diesem Skandal, dann hat der WDR sich mit "Die Vitamin-Falle" einen Auftakt geleistet, der auf BLÖD-Niveau rangiert.
Von einem Bezahlmedium wie dem WDR erwarte ich seriösen Journalismus, keine reißerischen Schnitte und Halbwahrheiten. Ich erwarte, dass entweder die Kripo bei den Produzenten von Vitaminpräparaten wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung in tausenden Fällen Razzien veranstaltet, oder aber die Befürworter der Vitaminpräparate in einem stärkeren Maße zu Wort kommen als in zwei Sätzen.
Bitte kein "Alarm für Cobra 11" in einem ernsten, seriösen Thema, in dem es um Leben und Tod geht.

Btw: Ich persönlich halte Vitamin-Präparate für nicht sehr hilfreich bis sinnlos; man sollte doch verdammt noch Mal seinen Tagesbedarf mit der regulären Ernährung abdecken können, vielmehr müssen. Aber bei einem so einseitigen Bericht stellen sich mir die Nackenhaare auf. Eventuell kriegen wir einen Skandal. Nur könnte er die Wissenschaftsredaktion des WDR betreffen, weniger die Produzenten von Vitamin-Präparaten.

Ich beobachte das Thema weiter. Eine Entschuldigung meinerseits wird es nie geben. Dazu war der Bericht zu schlecht, dem ernsten Thema nicht angemessen. Schade, WDR.

Donnerstag, 24. Juni 2010

BILD mit Gelb verwarnen wäre angebracht.

Gestern Abend gelang es sowohl Deutschland, als auch unserem Spielgegner Ghana, ins Achtelfinale der Weltmeisterschaft zu kommen. Nicht zuletzt das gigantische Aufbäumen der Australier in ihrem Spiel gegen Serbien hat entscheidend dazu beigetragen, dass Afrika eine Mannschaft sicher weiter hat. Uns hat natürlich vor allem der Siegtreffer von Özil geholfen. Die Leistung war durchwachsen, und das gefährliche Kurzpaß-Spiel, das uns zur Weltmeisterschaft bringen wird, blitzte relativ spät, dann aber erfolgreich auf. Letztendlich zählt der Sieg.

Was aber zählt für BILD, die ich nur zu gerne mal BLÖD nenne? Abgesehen von der reißerischen, vor falschem Patriotismus triefenden Berichterstattung, die zudem nach allen Seiten austritt, in erster Linie eine Entschuldigung, warum ihre Prognosen vor dem Ghana-Spiel NICHT eintreffen könnten. Wie macht sie das? Nun, sie schiebt die gestern mögliche Niederlage einfach auf den Schiedsrichter. Und das mit einem großen Header in der gedruckten BLÖD, sowie natürlich einem begletendem Artikel auf Bild.de. Carlos Simon heißt der Mann, der gestern gepfiffen hat, und BLÖD war sich nicht zu schade, ihn gründlich zu diffamieren. Interessant daran ist, dass die Hauptseite heute nicht mal den allerkleinsten Link auf diesen Bericht bereit hält... Aber Google macht es möglich. Danke, Jungs. ^^b
Dass man mit Simon auch anders umgehen kann, ohne den Verdacht der Manipulation zu verheimlichen, zeigt ausgerechnet die T-Online-Homepage.

Was bleibt da noch zu sagen? Dass ein Verdacht noch nicht ausreicht, einen Menschen schlecht zu machen. In dubio pro reo, meine liebe BLÖD-Redaktion. Und wenn Ihr einen gnädigen Sündenbock sucht, dann nehmt doch nächstes Mal bitte Matthäus - weil der Deutschland nicht trainiert hat.
Das Spiel Ghana - Deutschland in der Gruppe D der WM 2010 jedenfalls wurde nach meinem persönlichen Empfinden fair gespielt, kaum von Fouls unterbrochen, und zudem von Carlos Simon sehr fair, sauber und hervorragend geleitet. Dafür hätte er eigentlich den Titel "Player of the Game" verdient. BLÖD hingegen wird mit Gelb verwarnt. Hoffentlich fliegt die Redaktion bald mit Gelb-Rot vom Platz. Wir können das nur hoffen.

Mittwoch, 23. Juni 2010

Das ging ja fix: 12500!

Nachdem ich am letzten Freitag noch stolz eine sehr interessante Schnapszahl verkünden konnte, nämlich zwölftausenddreihundertfünfundvierzig Aufrufe meiner Geschichten und Gedichte (ja, Gedichte. Ja, ich.) auf Fanfiktion.de verkünden konnte, habe ich heute wieder einen netten kleinen numerischen Rekort zu vermelden: Heute registrierte ich den zwölftausendfünfhundertsten Aufruf. Und ein Ende ist nicht abzusehen.
Danke dafür, meine lieben Leser. Bleibt mir treu und gebt auch gerne mal Euren Senf dazu. ^^
Zwei negative Kommentare bei insgesamt einhunderteinundzwanzig ist doch wirklich nicht repräsentativ, also geht auch mal hart mit mir ins Gericht. ^^

Euer Ace

Freitag, 18. Juni 2010

12345

Willkommen im fünfstelligen Bereich. Willkommen zu einer ganz besonderen Zahl.
Auf Fanfiktion.de, jener Seite, auf der ich versuche möglichst viele meiner Texte unterzubringen, erreichte heute der Zähler meiner Aufrufe diese verrückte Zahl: 12345!
Ich bin also sehr stolz darauf, verkünden zu können, das meine Fans, und solche, die es noch werden wollen, meine Geschichten zwölftausenddreihundertfünfundvierzig-mal aufgerufen haben. Verrückte Zahl. Verrückter Erfolg. ^^V

Donnerstag, 17. Juni 2010

Schwedens Ausstieg aus dem Ausstieg

Ich bin nicht immer ganz glücklich mit tagesschau.de. Nicht mit der Berichterstattung, nicht mit den Kommentaren der Redakteure, und erst Recht nicht mit einigen Sprüchen in den Kommentaren der Leser. Doch was soll's, ich habe nun mal den Nachrichtenfeed, und es ist so einfach, mit einem simplen Klick einen Überblick zu wenigstens einem Teil der Welt zu bekommen.
So auch heute Mittag, als ich die interessante Meldung gelesen habe, dass Schweden morgen im Parlament darüber entscheidet, ob es aus dem Atomausstieg wieder aussteigt, sprich neue Kernkraftwerke baut.

Was ist passiert? In den Achtzigern beschloss Schweden, keine Atomkraftwerke mehr zu bauen und auf andere Energiequellen zu setzen.
Heute, rund dreißig Jahre später, sehen konservative schwedische Parteien jedoch Atomkraft als Wirtschaftsmacht an, die Arbeitsplätze schafft und eine stabile Energiewirtschaft ermöglicht, und das zu günstigen Preisen.
Das dringlichste Problem dabei, die Endlagerung, sehen sie durch den zwei Milliarden Jahre alten Granitfelsen unter der Stadt Oskarshamn als gesichert.
DAs ist ja gut und schön, liebe Schweden, und es ist auch allemal besser, Atommüll in Granit einzulagern, anstatt die deutsche Methode mit dem wasserlöslichen Salz auszuprobieren und zu scheitern. Dennoch bleiben einige unbequeme Fragen übrig.

Zum Beispiel für mich als Laien auf geologischem Gebiet: Schön und gut, dass Euer Granit zwei Milliarden Jahre alt ist, aber bleibt die Gesteinstasche, in die der Endmüll soll, die einhunderttausend Jahre, die das Zeug strahlt, auch in sich stabil?
Immerhin braucht man sich nur das eine oder andere Gebirge anzuschauen, um zwei Milliarden Jahre alte Gesteinsschichten oben in den Bergen zu finden, anstatt an ihren Wurzeln... Gestein hat die wirklich ärgerliche Eigenschaft, sich aufzufalten, zu verwerfen. Was heute unten liegt, ist in einer Million Jahren vielleicht ganz oben. Oder in der Mitte. Oder irgendwo weiter rechts vorne. Hält die Tasche ihre einhunderttausend Jahre? Oder wird sie noch innerhalb der einhunderttausend Jahre zerquetscht? Okay, das liegt viertausend Generationen in der Zukunft, und Menschen gibt es dann in unserer jetzigen Form sicher nicht mehr. Aber das Problem kann ja auch wesentlich früher auftreten. Der Erdmantel ist eben alles, nur nicht stabil. Und wer den zwei Milliarden Jahre alten Granit als Argument dafür angibt, der muss es sich gefallen lassen, wenn er als Argument dagegen angeführt wird.

Frage Nummer zwei: Warum setzt Schweden auf Atomstrom? Weil er am an CO2 ist? Sicherlich nicht, denn alleine beim Abbau, dem Transport und der Anreicherung fält mehr als genügend an.
Weil er günstiger ist? Vielleicht haben die Schweden den großen Trick gefunden, wie man Atomstrom günstig produziert. Bei uns in Deutschland jedoch ist er nur günstig, weil er subventioniert wird.
Weil er stabile Stromspannung liefert? Wohl wahr. Dafür kann ein Atomkraftwerk jedoch keinen Verbrauchsspitzen beliefern, d.h. es kann den Output nicht steigern. An oder aus. Dazwischen gibt es nichts. Für Spannungsspitzen braucht man konventionelle Kraftwerke.

Frage Nummer drei: Warum eine Energieform, die von Uran abhängig ist? Uran ist ein Rohstoff, der natürlich in der Erde vorkommt. Das bedeutet nicht, dass er endlich ist. Das bedeutet nur, dass er abgebaut werden muss, und zwar dort wo er vorkommt.
Wenn man einen Blick auf diese Karte wirft, erkennt man, dass Schweden nicht gerade großartige Reserven an Uran hat. Egal ob Öl oder Uran, diese Methode der Stromerzeugung macht abhängig. Weit abhängiger als die Wasserkraft im eigenen Land, Windkraftanlagen und Solarenergie. Uran ist gewiss nicht endlich, was nicht zuletzt daran liegt, dass man sicher noch nicht alle produktiven, Förderungswerten Lagerstellen gefunden und erschlossen hat. Aber teuer wird er, der Rohstoff Uran. Teurer, mit jedem Kernkraftwerk, das zusätzlich betrieben wird, das zusätzlich das Futter braucht. Mehr Kraftwerke im Land bedeutet einen erhöhten Bedarf. Damit verteuert Schweden sich selbst diese wichtige Ressource. Und macht sich abhängiger vom Lieferanten.

Viele, viele Nachteile, und ich bin noch nicht mal ins Detail gegangen.
So nett die Idee mit dem Granitbergwerk auch ist, und so praktisch sie erscheint, Schweden hat keine eigene Uranförderung. Zwar wissen Medien zu berichten, dass das Land eigenes Uran fördern und sogar exportieren kann, doch sich dagegen sträubt. Und somit verbleibt es wieder in der Abhängigkeit des internationalen Markts.
So wird das nur ein sehr teurer Spaß für die Bürger und die Subventionskassen, liebe Schweden.

Mittwoch, 16. Juni 2010

Es war einmal... Die Ampel-Kennzeichnung

Heute hat der Europa-Rat über die sogenannte Ampel-Kennzeichnung von Lebensmitteln entschieden. Sie wurde vor allem mit den Stimmen der Konservativen abgelehnt, da die Form der Kennzeichnung für sie zu simpel und wissenschaftlich nicht begründet ist. Kann man wunderschön auf Tagesschau.de nachlesen. Ebenso wie einen ganzen Haufen Kommentatoren, die beinahe schon die Mistforken und die Fackeln hervor kramen, um die Monsterhatz auf Doktor Westerwelle und seine Angie zu beginnen. So sehr es mich freut, wenn die derzeitige Regierung durch Inkompetenz glänzt, und so zufrieden es mich macht, wenn die konservativen Abgeordneten im EU-Parlament beweisen, warum man sie besser NICHT gewählt hätte, in diesem Fall sehe ich das Thema aus neutraler Warte.

Die Ampel-Kennzeichnung ist eine leichte, nach Farbschema sortierte Beurteilung der wichtigsten Anteile eines Lebensmittels, das dem Verbraucher helfen soll, sich zu orientieren. Die von mir in keinster Weise geschätzte Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hatte sich für ihre Einführung stark gemacht. Auch die Grünen und Linken im EU-Parlament hatten sich für die Einführung ausgesprochen.

Wie funktioniert die Ampel? Die einzelnen Bestandteile von Lebensmitteln werden einzeln aufgeführt, und anhand der Anteile grün, gelb oder rot markiert. Damit soll ein hoher, mittlerer oder niedriger Anteil der betreffenden Bestandteile angezeigt werden, der sich an einem fiktiven Tagesbedarf orientiert.
Ziel der Ampel ist es, dass man z.B. bei Fastfood wie Pizza auf einem Blick erkennen kann, wie viel überschüssiges Salz oder wie viel extra Fett man zu sich nimmt.
Aber Moment mal, steht nicht auf den deutschen Lebensmitteln bereits etwas ganz ähnliches? Eine Aufstellung der einzelnen Bestandteile, vom Brennwert über Eiweiß bis hin zum Natrium, aufgeschlüsselt im Anteil am ganzen Produkt und einen Fixwert, also 100g, 1Ltr, und dergleichen?
Wir haben in Deutschland also schon ein System, anhand dessen ein einigermaßen des Lesens mächtiger Kunde sehen kann wie viel Fett sein Einkauf enthält. Und die Flasche Lipton IceTea, die gerade vor mir steht, rechnet zudem den Anteil am Tagesbedarf anhand eines angenommenen Bedarfs von zweitausend Kalorien aus. Da bleibt zwar noch etwas Rechenarbeit über, um die "Portion" auf die ganze Flasche hoch zu rechnen, aber unmöglich ist es nicht. Die von Ampelzeichnung.org vorgeworfene Unübersichtlichkeit finde ich bei Lipton jedenfalls nicht. Ich finde die Ampel - im Gegenteil - sehr viel ungenauer. Sie stellt einfach fest, dass "Fett viel zu hoch ist, und deshalb rot kriegt". Wie viel zu hoch, und wann rot, wann gelb beginnt, sagt sie nicht.
Beide Lösungen sind nicht optimal, sicherlich. Aber ehrlich gesagt komme ich leichter damit zurecht, wenn mir ein ungefährer, für mich vielleicht nicht ganz zutreffender Richtwert genannt wird, als dass mir einfach gesagt wird: Du, das ist rot, das ist nicht gut. Man sollte vielleicht der Ampel-Kennzeichnung noch hinzu fügen, WARUM ein einzelner Punkt rot gekennzeichnet ist. Sonst steht der mündige Verbraucher nämlich vor dem Regal, und weiß nicht mehr als dass die roten Punkte alle "böse" sind... Ungeachtet der Tatsache, was er wirklich braucht.

Bringen wir es mal auf den Punkt: Für diätisches Leben ist die Aufschlüsselung nach Tagesbedarf besser als eine schlichte Schwarzweiß-Malerei in grün, gelb, rot. Auch wenn man einen höheren oder meinetwegen niedrigeren Tagesbedarf als zweitausend Kalorien hat.
Wir vergleichen: Auf meinem Lipton-Tee stehen die Bestandteile am Tagesbedarf orientiert. 250ml haben einen Brennwert von 4% meines angenommenen Tagesbedarfs. Für mich nur ein ungefährer Richtwert. Aber gewiss praktischer, als wenn dort stattdessen ein roter Warnpunkt stehen würde, der mir sagt, dass die Kalorien zu hoch sind.
Mein Tagesbedarf wird nicht einmal ansatzweise berücksichtigt. Es wird nur gesagt: Zuviel. Wieviel zuviel? Oder soll die Ampel mir tatsächlich suggerieren, auf dieses Lebensmittel zu verzichten, anstatt mir zu erlauben, meine Diät aus Fakten zusammen zu stellen?

Der eigentliche Hintergrund, Verbraucher mithilfe dieser optischen Signale von Fastfood und versteckten Kalorien wegzukriegen, verpufft wirkungslos, sobald von vier, fünf Ampeln nur eine oder zwei rot sind. Dem Verbraucher wird suggeriert, dass die anderen drei Ampeln gefahrlosen Genuss bedeuten, und da kann das Rote ja nicht so schlimm sein, oder?
Eindeutig ein Schuss nach hinten. Dabei wissen wir nicht erst seit gestern aus England, dem Land der McDonald's Mega-Menus, dass Verzicht auf Fastfood, Fertigprodukte und dergleichen, oder eben ein maßvoller Konsum dieser Lebensmittel zusammen mit Bewegung wesentlich mehr bringt, als sich einfach den Burger mit den wenigsten roten Punkten auszusuchen und rein zu stopfen. Die Verantwortung des einzelnen Konsumenten für sich selbst auf ein Ampelsystem zu schieben, das funktioniert wie die bereits existierende Tagesbedarf-Aufschlüsselung (halt nur schlechter), ist schon etwas dreist. Und mindestens genauso ungenau.


Meine lieben, Abnehmebereiten Leser: Wenn Ihr glaubt, Ihr seid zu dick, dann ist der dümmste Ansatz, den Ihr gehen könnt, Euch bei Eurem Konsum nach dem empfohlenen Tagesbedarf auf Eurem Essen und Euren Getränken zu richten. Generell gilt, dass weniger Fett und weniger Zucker, sowie der Griff in die Obstschale anstatt in den Schoki-Schrank wesentlich mehr bringt, als sich hinzusetzen und eine Rechnung aufzustellen. Vor allem, gerade weil nicht jeder Mensch einen Tagesbedarf von zweitausend Kalorien hat.
Mit der Ampel-Kennzeichnung ist es das Gleiche. Fünf grüne Ampeln bedeuten nicht automatisch, dass das Lebensmittel gesund ist. Schön wäre es ja. Ach, und wenn Ihr schon dabei seid, ein wenig regelmäßiger Sport wirkt wahre Wunder, versprochen.

Es ist allerdings nicht so als würde mich eine Ampelkennzeichnung stören, wenn sie die bisherige Kennzeichnung ersetzt oder ergänzt. Ich richte mich ohnehin nicht danach. Aber wie immer stellen sich mir die Nackenhaare auf, wenn jemand versucht, etwas so Unpraktisches als Ultima Ratio zu verbreiten. Sie ist ungenau, Verbraucherunfreundlich und leicht auszuhebeln. Zumindest leichter als die Aufschlüsselung nach dem ungenauen Tagesbedarf von zweitausend Kalorien.
Übrigens ist das Gesetz damit noch nicht gestorben. Es dreht noch eine Ehrenrunde, wird nachgebessert, und sucht das Parlament dann erneut heim. Wir werden sehen, was dabei herauskommt.

Ach, ein kleines Nachwort noch an all jene, die jetzt noch gerne die "versteckten" Fette und Kalorien durch die Ampel-Kennzeichnung entlarvt sehen wollen... Tiefkühlgemüse ist gesund, Vitaminreich und schmackhaft. Tiefkühlfertiggerichte sind Tiefkühlfertiggerichte. Entlarvt die versteckten Kalorien so viel Ihr wollt, aber esst das Zeug doch einfach nicht, auch wenn es schnell geht. Schiebt Euren Einkauf nicht anhand der Ampel durch die Tiefkühlregale, sondern zur Abwechslung mal nach einem Plan, der frisches Essen beinhaltet. Und vergesst eines nicht: Ab und zu ist auch ungesundes Essen vollkommen in Ordnung. Versprochen.

Dienstag, 15. Juni 2010

Barry Obama - wie ich die Ölpest sehe.

Es ist jetzt rund acht Wochen her, da brannte die "Deepwater Horizon", eine Ölplattform im Golf von Mexiko, die in rund zweitausend Metern Tiefe ein Ölfeld angebohrt hat. Als Ergebnis wurde das Bohrlock leck, und seitdem fließt das Rohöl, das unter hohem Eigendruck stehen muss, unkontrolliert ins Meer.

Was ist passiert? Warum durfte BP da überhaupt auf diese riskante Art und Weise bohren lassen? Die Antwort ist simpel: Es geht um Geld. Sehr, sehr viel Geld. Das Öl, das jetzt ungenutzt ins Meer fließt, ist natürlich nur ein Bruchteil dessen, was bei den, wie mir scheint, technisch unausgereiften Bohrungen gefördert wird. Und dennoch soll der andere Bruchteil, den BP mittlerweile abfangen und auf ein Schiff pumpen kann, einen ordentlichen Profit erbringen, mit dem Reparationen bezahlt werden sollen. Daran kann man erkennen, mit welcher Größenordnung an Profit hier gespielt wird. Daran kann man erkennen, um welche Mengen es geht, um welche Summen.
Was mich an der ganzen Geschichte aufregt, ist nicht unbedingt der Druck, den Ölkonzerne von Weltformat auf Barack Obama ausgeübt haben, um in der Tiefsee bohren zu dürfen. Nicht unbedingt die Verwässerung der Sicherheitsbestimmungen, die zwar Geld sparen, aber letztendlich zu dieser Katastrophe geführt hat. Nicht der Druck, den besagte Konzerne über ihre Lobby in Washington weiter ausüben, um zum Beispiel die unpopulären Bohrungen im Norden Alaskas mitten in einem Naturschutzgebiet fortführen zu können.
Nein, es ist Obama selbst. Und um das von vorne herein richtig zu stellen: Es regt mich auf, wie mit ihm umgegangen wird.

Natürlich, der erste schwarze Präsident der USA hat viel versprochen, und einige seiner Kernpunkte nicht eingehalten. Natürlich, von ihm wurden mehr Wunder erwartet als vom Messias selbst, und versucht dem mal gerecht zu werden.
Aber er selbst hat gesagt, dass die nächsten vier, vielleicht acht Jahre kein Zuckerschlecken werden, sondern dass das Land sich durch die Krise kämpfen muss. Dafür hat er Weichen gestellt, Zugeständnisse gemacht und hart gearbeitet.
Seinen Erfolg mit der Gesundheitsreform, gegen die Republikaner und ihnen nahe stehende Medien erfolglos gehetzt haben, kann man gar nicht hoch genug bewerten. Und auch seine bisher erfolglosen Versuche, das Guantanamo-Gefängnis zu schließen, scheitern nicht an seinem Willen, sondern an der mangelnden Fähigkeit der USA, für ihre eigenen Fehler gerade zu stehen und für die seit Jahren inhaftierten Terrorverdächtigen die Verantwortung zu übernehmen. Oder ihnen den Prozess zu machen, um ihre Schuld oder Unschuld zu beweisen.
Vor nicht allzu langer Zeit, als ein gewisser George Bush Jr. an der Macht war, hat sich die USA noch als Weltpolizei aufgespielt. Als Führer der freien Welt, als Vorreiter im Kampf gegen den Terrorismus, als sakrale Figur, die alles darf, der man aber nichts vorwerfen durfte. Zwei Kriege sind das Erbe dieser Zeit, dazu enormer Einfluss der Industrie-Lobbys in Washington, darunter auch die Öl-Industrie, deren einziges Rezept gegen den höheren Ölverbrauch in den USA und den Schwellenländern ist, einfach mehr Öl zu fördern.
Barack Obama hat sich in dieses Wespennest gesetzt, hat versucht, das Beste daraus zu machen. Ehrlich gesagt hat er mehr erreicht, als ich von ihm erwartet habe. Und dabei ist nicht mal die Hälfte seiner Amtszeit um. Natürlich genügt das noch nicht, natürlich hat er noch mehr versprochen. Und, das dürfen wir nicht vergessen, so schön ein Mann mit weißen und schwarzen Wurzeln im Amt des US-Präsidenten auch ist - er ist nicht unser Präsident, sondern der eines befreundeten Staates, der noch immer Militärbasen in unserem Land unterhält.
Aber dennoch, gegenüber der Russlandfeindlichen, provokanten Politik eines George Bush Jr. ist das eine schöne Abwechslung. Auch wenn er nicht UNSER Präsident ist, so ist das Leben mit ihm doch wesentlich leichter als mit den verknöcherten Republikanern. Er hat uns Vorteile gebracht, und das weiß ich zu schätzen.
Summa summarum: Ich hätte ihn gewählt, und ich würde ihn wieder wählen. Und ich ärgere mich jedesmal fürchterlich, wenn wieder mal eine Meldung über den großen Teich schwappt, in der berichtet wird, wie infam z.B. Fox die Berichte über ihn und gegen seine Politik manipuliert. Als Beispiel nenne ich hier mal die Hetze gegen die Gesundheitsreform. Oder das Westpoint-Video, aus dem Fox den Applaus der Kadetten raus geschnitten hatte, um Mr. President schlecht aussehen zu lassen.
Wie gesagt, ich würde ihn wieder wählen. Vor allem wenn ich mir Übermutter Merkel und Westerweller so anschaue... Brrr.

Aber kommen wir nach Deutschland. Kommen wir direkt zum Geschehen. Kommen wir zu Meldungen, z.B. auf tagesschau.de, mit denen ich ein wenig auf Kriegsfuß bin, nachdem sie unsauber, tendenziös und teilweise bewusst falsch über den Konflikt in Bangkok berichtet haben. Kommen wir zu den Kommentatoren dieser Meldungen. Kommen wir zu Deutschen, die es sich nicht nehmen lassen, Barack Obama in einem schlechtestmöglichen Licht darzustellen. Kommen wir zu Leuten, die ihre Posts mit Sätzen beginnen wie: "Habt Ihr immer noch nicht gemerkt, was für ein Schwein er ist?" Oder: "Jetzt seht Ihr sein wahres Gesicht!" Auch beliebt: "Der lügt und betrügt doch wo er geht." Auch ganz nett: "Er hat nichts gehalten, was er versprochen hat!"
...sacken lassen.

Meine lieben Damen und Herren Kommentatoren in deutschen Foren. Es gibt einige Dinge, die ich nicht mag, ja, bei denen ich mich mitunter zur Benutzung des Wortes Ärger verleiten lasse. Dazu gehören unhaltbare Vorwürfe, Tatsachenverdrehung und Lobbyismus für eine politische Partei, die acht Jahre an der Macht in den USA nur Fehlschläge produziert hat.
Oder um es mal einfacher für Euch auszudrücken: Barack Obama ist NICHT Jesus. Ihr braucht ihn nicht ans nächste Kreuz zu nageln.
Natürlich ist er nicht perfekt. Natürlich hat er viele seiner Versprechen noch nicht gehalten, bzw. wegen des Lobbyismus und der Blockadepolitik der Republikaner nicht halten können. Natürlich hat er noch einen weiten Weg vor sich. Aber er macht seinen Job. Er versucht, sie alle an einen Tisch zu bringen, Kompromisse zu finden, alle zu berücksichtigen.
In der derzeitigen Ölkrise war er viermal am Golf, reißt BP den Arsch auf und hat allen Betroffenen direkte, unbürokratische Unterstützung versprochen. Er hat Küstenschutzmaßnahmen in die Wege geleitet und unterstützt die Notfallprozeduren. Er arbeitet. Ich persönlich finde, dass er einen tollen Job macht, gerade als Krisenmanager.
Ich sage jetzt nicht, dass Ihr, die Kritiker, fortan aufhören sollt, auf ihm herum zu hacken, ihn als Gefahr darzustellen, als Lügner, als Verbrecher gar, oder als Lobbyisten. Nein, macht nur weiter. Sicher steckt auch überall ein Körnchen Wahrheit drin, das Ihr nur etwas zu sehr aufgeplustert habt. Macht einfach weiter wie bisher, denn ich verfalle nicht in den Fehler, von Barack Obama, Präsident der USA, Wunder zu erwarten. Ich kann das also wütend, aber mit einem ärgerlichen Schnauben lesen.
Aber ernst nehmen, Euch ernst nehmen, das kann ich nicht mehr. Und das ist einzig und allein Eure Schuld. Wer sich selbst von der Ernsthaftigkeit disqualifiziert, verwirkt das Recht auf sie. In diesem Fall ist das auch gut so.

Samstag, 5. Juni 2010

The Rimshots und Betonengel im Checkpoint

Für alle meine Leser, die es gewohnt sind, das ich sie entweder mit meiner Meinung zu öffentlichen Themen traktiere, oder von meinem Lieblingshobby, dem Schreiben erzähle: Ihr seid hier durchaus richtig. Das ist der richtige Blog. ^^ Auch wenn es ausnahmsweise um Musik geht.

Gestern Abend hatte ich die große Freude, in der kleinen, feinen Rock-Disco Checkpoint in der Hohen Warte bei Coppengrave (Alfeld, im weitesten Sinne Südhannover)zu sein.
Bereits beim Beatbattle, der angesagten Veranstaltung der Organisatoren, durfte ich im Finale als "Master of Ceremony" die Bands ankündigen, abkündigen und den Werbe-Onkel spielen.
Als mir dann angetragen wurde, für den gestrigen Freitag zwei Bands aus dem Wettbewerb anzukündigen, habe ich natürlich sofort ja gesagt.

Den Auftakt machte der Halbfinalist THE RIMSHOTS, die sich April knapp GOB geschlagen geben mussten.
Wie erwartet haben Basti und seine Truppe schönen, kräftigen Rock gespielt. Mit einer Ausnahme: Da Christoph, der Bassist, krank war, versuchten sich die drei "Überlebenden" an einer nahezu unplugged Version ihres Konzerts. Für sie war es ein Experiment, und auch wenn die Zahl der Zuschauer überschaubar blieb (keine Ahnung, wieso. An der Qualität der Musik kann es nicht gelegen haben), war das Konzert doch ein voller Erfolg. Was nicht zuletzt daran lag, dass ihr Leadsänger die Akustik-Gitarre klampfte. Ehrlich, Jungs, ich habe es Euch doch gesagt, eine zweite Gitarre würde Euch gut tun. ^^b
Live sind die Jungs einfach Schweinegeil mit ihrem Mix aus eigenen und gecoverten Stücken. Sie gehen ordentlich ab und begeistern ihr Publikum. Dafür, dass sie erst seit 2009 existieren, liefern sie solide, handwerkliche Arbeit ab.
Ihr Konzert hat mir sehr gut gefallen. Übrigens ein Grund dafür, warum ich hier so vollkommen aus meiner Rolle falle, und meinen Blog für Schleichwerbung missbrauche. ^^° Aber, Hey, die Jungs haben es verdient. Wer Lust und Laune hat, sollte ruhig mal ihre Songs auf ihrer MySpace-Seite anhören, oder noch besser, sie live erleben. Ich persönlich freue mich schon sehr auf ihre Homepage, so sie denn irgendwann einmal fertig sein wird.
Allerdings habe ich bei Fabis Minimalequipment doch seine overzised Drumsticks vermisst, und Rolf an der Lead-Gitarre hat einen neuen Haarschnitt ausprobiert... Ich fürchte, in Zukunft braucht Ihr Ordner, welche die Mädchen davon abhalten, zu Rolf auf die Bühne zu stürmen. :P
Ach, noch ein kleiner Wermutstropfen... Sorry, Chris, aber dass THE RIMSHOTS gestern ohne Bassist aufgetreten sind, ist überhaupt nicht aufgefallen. ^^°°°
Ich kann mir eine Unplugged mit voller Besetzung durchaus vorstellen. Wie seht Ihr das, Jungs?


Die zweite Band des Abends, bei merklich besserer Publikums-Situation war der Halbfinalist BETONENGEL. Die Band aus dem Hildesheimer Großraum - darauf konnten sie sich schlussendlich einigen - spielt Hardrock, Deutschrock, Metal, und ansonsten alles was hart ist. Für eine Truppe, die erst ein halbes Jahr zusammen ist, waren die Jungs wirklich professionell.
Schaut mal ruhig auf die Homepage, auf der sie ihre besten Coverstücke aufgelistet haben. Aber keine Sorge, sie haben eigene Stücke.
"Im Himmel gegossen, in der Hölle gehärtet und auf Erden losgelassen", so durfte ich die Truppe ankündigen. Eine sehr treffende Formulierung, denn darauf folgte die musikalische Apokalypse des Vergnügens. Viel Rammstein haben sie gestern gespielt, und ihr Sänger könnte jederzeit als Rammstein-Wannabe-Sänger auftreten. Das ging aber nicht auf Kosten von Persönlichkeit und Aura.
Beim letzten Mal hatte ich - noch in der Jury zum Wettbewerb - angemerkt, dass die Jungs um Peter zu wenig Bühnenshow machen. Zwar war das effektvolle Zerlegen einer alten Wanduhr unter Zuhilfenahme eines schweren Hammers ein nettes Gimmick, und auch die gefüllten Eier hatten ihren Reiz, aber ich finde, gestern haben sie die beste Bühnepräsenz gezeigt. Sie haben geflachst, gescherzt und nebeneinander gepost. Die Bühnenpräsenz war erstklassig, Jungs.
Als dann in der zweiten Hälfte schließlich ein BETONENGEL-Fan die Bühne erklimmen durfte, um seiner Freundin einen Heiratsantrag zu machen, war der Abend ein Ereignis geworden, dass wohl niemand so schnell vergessen wird, der dabei war.

...Ich persönlich behalte noch in Erinnerung, dass Peter mit dem potentiellen Trauzeugen bei geöffnetem Mikro a capella zum "Kleinen grünen Kaktus" gesungen hat. *räusper* Unter meiner spontanen gesanglichen Mithilfe. XD


Alles in allem war es ein toller Abend mit zwei wirklich guten Bands, die Presse hat eifrig Fotos geschossen, und die Gäste hatten ihren Spaß. Der letzte Punkt war etwas unterrepräsentiert, aber das Checkpoint mausert sich am Freitag mehr und mehr zur Spielwiese guter Nachwuchsbands mit Potential. Es wird nicht mehr lange dauern, und sie sind im Altkreis Alfeld (und darüber hinaus) nicht nur durch den nächsten Beatbattle eine wichtige musikalische Größe für den Nachwuchs, aber auch die etablierten Bands.
Den Abend mit THE RIMSHOTS und BETONENGEL hätte ich mir auch nicht entgehen lassen, wenn ich sie nicht hätte ankündigen dürfen.
Wir sehen uns beim Beatbattle II, meine Herren. V^^V

Freitag, 4. Juni 2010

Merkels Gaza-Hilfskonvoi nach Bellevue

Ihr werdet es kaum glauben, aber ich bin schreibtechnisch zu meiner alten Form zurückgekehrt. Besonders gut sehen kann man daran, dass ich wieder Blogposts schreibe, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Und, oh, Wunder, nach meiner bitteren Bangkok-Erfahrung bin ich auch wieder eifrig dabei. Vor allem, nachdem ich wieder ein paar gute Texte zu Papier bringen konnte. Dieser Post ist zwei brandaktuellen Themen gewidmet, die ich heute unbedingt anreißen möchte: Der Free Gaza-Hilfskonvoi, und die Bundespräsidenten-Frage.

Fangen wir mit dem einfachen Text an. Da gibt es eine Organisation. Sie nennt sich Free Gaza, und sie hat es sich zum Ziel gemacht, die Komplett-Blockade um den Gaza-Streifen, also jenes palästinensische Gebiet, das von der radikalen Hamas beherrscht wird, aufzubrechen und ins Licht der Öffentlichkeit zu zerren.
Eigentlich sollte ich als gebranntes Kind bei der geballten Propaganderie auf beiden Seiten eifrigst zurückschrecken und die Finger davon lassen... Aber ich habe einiges gelernt. Und das wende ich jetzt auch an.
Fakt ist, dass die Hamas dem Kampf gegen Israel nicht abgeschworen hat. Fakt ist, dass der eigentliche Palästinenser-Präsident aus Gaza ins Westjordanland fliehen musste. Fakt ist, dass die Hamas meines Wissens nach auch keine Wahlen für den Gaza-Streifen abgehalten haben.
Fakt ist aber auch, dass Israel den Gaza-Streifen komplett abriegelt, und dies seit drei Jahren. Gab es zuvor für Palästinenser zumindest ein paarmal die Woche die Möglichkeit, Arbeitsplätze in Israel selbst aufzusuchen, so wurde das vollkommen unterbunden. Fakt ist, dass es im Gaza-Streifen nur ein paar Stunden am Tag Elektrizität gibt. Fakt ist, dass selbst nach sechzig Jahren Flüchtlingslager existieren.
Um es auf den Punkt zu bringen: Da stehen sich zwei unversöhnliche, gewaltbereite Standpunkte gegenüber, die israelischen Hardliner mit ihrer kompromisslosen Einstellung, mit der sie selbst den unnötigen Tod von Zivilisten schön reden, und auf der anderen Seite die Hamas, die noch immer von der Ausrottung/Vertreibung/was auch immer des israelischen Staates träumt.
Dazwischen und davor gibt es eine Menge Menschen, die ungewollt und unbeachtet auf beiden Seiten unter dieser Gewalt, dieser Kompromisslosigkeit leiden müssen; die letzte Offensive Israles gegen Gaza hatte über tausend Tote zur Folge, darunter viele Zivilisten.

In diese angespannte Situation dringt nun Free Gaza ein, eine offiziell vollkommen selbstlose Organisation, die versucht auf dem Seeweg Gaza mit Medikamenten, Baumaterial und Hilfsgütern zu versorgen.
Die aktuelle Free Gaza-Flotte, bestehend aus sechs Schiffen, wurde mitten in der Nacht aufgebracht, geentert, und in einen israelischen Hafen umgelenkt, von dem aus Israel sich bereit erklärt hat, die Hilfsgüter per Lastwagen nach Gaza zu schaffen.
Lassen wir einmal die Toten im zweistelligen Bereich außen vor. Schauen wir mal nicht auf die plötzliche Bereitschaft Israels, Hilfsgüter in den Gaza-Streifen zu lassen, ja sogar selbst zu bringen. Schauen wir mal nicht auf die Knüppel, Stangen und Messer, die das israelische Elite-Angriffskommando dazu gezwungen hat, "das Feuer zu erwidern". Und denken wir einmal nicht daran, dass Free Gaza das Angebot, alle Hilfslieferungen über Land nach Gaza zu schaffen, stets ablehnt, weil sie so auf die Blockade an sich aufmerksam machen wollen.
Schauen wir nur auf die Fakten. Was sagen diese Fakten? Dass eine internationale Flotte von Fracht-, und Passagierschiffen außerhalb der Zwölf Meilen-Zone, die jeder Staat an seiner Küste als Hoheitsgebiet beansprucht, von israelischen Einheiten aufgebracht, geentert und aus dem Kurs gezwungen wurde. Dass die Passagiere inhaftiert und abgeschoben wurden. Dass die Fracht nicht zurückgegeben wurde.
Entschuldigt, wenn ich jetzt etwas gehässig klinge, aber am Horn von Afrika patrouillieren deutsche Schiffe, weil man das dort PIRATERIE nennt.
Das ist ein Fall für das internationale Seegericht in Hamburg, und das nicht nur wegen der Toten, die für eine Elite-Einheit, die angeblich beteiligt gewesen sein soll, mehr als peinlich ist.


Kommen wir zur nächsten Peinlichkeit. Horst Köhler, Finanzjongleur und ehemaliger Bundespräsident, wurde aus einer Rede zitiert, und erntete dadurch auch aus den eigenen Reihen, vor allem aber der Presse vernichtende Kritik.
Ich kann verstehen, dass er diesen Schritt unternommen hat. Ich kann auch verstehen, dass er verlauten lässt, die kritisierte Passage über Wirtschaftlichen Absatz und Auslandseinsätze der Bundeswehr habe nicht unmittelbar mit Afghanistan zu tun.
Aber ehrlich gesagt finde ich es sehr Schade, denn Horst Köhler war ein für Schwarzgelb sehr unbequemer, nach dem eigenen Gewissen, und nicht (zumindest selten) nach dem Parteibuch entscheidender Bundespräsident.
Anstatt sich nun an die eigene Nase zu fassen und sich zu fragen, ob und warum, wo die eigenen Fehler lagen, die den Bundespräsidenten - unser Staatsoberhaupt - zum Rücktritt bewegten, entspinnt sich in der Koalition die große Selbstmitleids-, und Beweihräucherungsmasche.
Das erste Thema bei ihnen ist nicht: Welche Schuld haben wir wegen dem Rücktritt?
Es lautet: Wer macht nun den Job?

Ziemlich schnell wurde Zensursula genannt, Tschuldigung, ich meine natürlich die Tochter unseres ehemaligen niedersächsischen Landesvaters, die mit sieben von Nannies aufgezogenen Kindern und grandioser sachlicher Familienpolitik Furore machte, indem sie sich für den Big Brother-Überwachungsstaat á la Schäuble hatte einspannen lassen.
Mein erster Gedanke dazu war: Von der Leyen als Bundespräsidentin? Gut, da kann sie ja nicht mehr so viel falsch machen.
Dennoch, dieser Kelch ging an der Frau, welche die Nöte der selbst erziehenden Eltern aus eigener Hand kennt, und damit auch an uns glücklicherweise vorbei.

Nun hat die Koalition Christian Wulff am Wickel.
Ehrlich, ich mag Wulff nicht. Er regiert autoritär, kompromisslos, deckt den Gorleben-, und Asse-Skandal als sei er nicht der niedersächsische, sondern der bayrische Landesvater, und neigt bei Kürzungen der Haushaltsaufgaben zu sozialer Ungerechtigkeit. Aber dieses Schicksal hat er nicht verdient.
Von den CDU-Ministerpräsidenten ist er mir allemal lieber als Mr. "Ich fahre Ski, töte jemanden, und nutze das dann tränenreich im Wahlkampf, obwohl ich deshalb wegen fahrlässiger Tötung vorbestraft bin" Althaus, Mr. "Wenn ich am rechten Rand fische, gewinne ich die Wahl" Koch, oder Mr. "Rechtsrandfischen hat doch auch in Hessen geklappt, versuchen wir das doch auch in NRW und diskriminieren die SPD-Schnepfe ein wenig" Rüttgers.
Nun soll Chris also das allerhöchste, repräsentative Amt Deutschlands bekommen, im Schloss Bellevue sitzen, Gesetze unterzeichnen und Staatsgäste empfangen. Manchmal. Wenn Übermutter Merkel keine Zeit hat, oder der Gast sogar für sie zu wichtig ist.
Was für eine Verschwendung. Chris Wulff wurde lange Zeit als Nummer zwei der CDU gehandelt, als nächster Bundeskanzler.
Für alle, die sich in unserem politischen System nicht so auskennen, der Bundeskanzler ist der Macher bei uns. Zwar nur die Nummer vier des Staates (Bundespräsident, Bundesratsvorsitzender, Bundestagsvorsitzender, Bundeskanzler), aber er führt als Kommissar die Staatsgeschäfte. Bundeskanzler ist eine Menge Arbeit, aber auch eine Menge Macht. Außerdem spielt hier die Musik, im Kanzleramt, und nicht im Schloss Bellevue.
Was passiert also mit Chris, wenn er den Bundespräsidenten macht? Er wird nicht mehr Bundeskanzler. Oder könnt Ihr Euch einen Bundespräsidenten vorstellen, der als Zweitkarriere Kanzler werden kann? Nein? Dachte ich mir.
Im Prinzip sollte es mir als SPD-Wähler egal sein, wen die CDU als Nächsten zerstört, aber mir drängt sich dabei ein Gedanke auf, den ich hier mal zum Besten gebe: Sieht das nicht so aus, als würde Supermutter Angie Merkel hier ihren schärfsten Konkurrenten um das Kanzleramt ausschalten? Für mich ja.
Na ja, wenigstens haben wir es dann in Niedersachsen etwas ruhiger...

Donnerstag, 3. Juni 2010

12.000

Tja, es hat ein wenig gedauert, aber vor wenigen Sekunden verzeichnete ich auf Fanfiktion.de die unglaubliche Zahl von zwölftausend Aufrufen meiner Geschichten.
Okay, okay, ich bin mit vierundsiebzig Geschichten in den unterschiedlichsten Genres auch gut vertreten, angefangen beim Gedicht über Kurz- und Lang-Geschichten bis zum Roman, und mit einhundertdreiundneunzig Kapiteln in diesen vierundsiebzig Geschichten auch recht gut sortiert, um diese Riesenmenge an Aufrufen einzufangen...
Stolz bin ich trotzdem. Und ich hoffe, noch viele weitere Aufrufe, und vor allem noch mehr als die einhundertneunzehn Reviews zu erhalten. Drückt mir die Daumen. Oder noch besser, besucht mich. ^^V

Mittwoch, 2. Juni 2010

Anime Evolution: Krieg 9

Ich mag es selbst kaum glauben, aber ab und an kümmere ich mich nicht nur um die Dinge in der Welt, sondern manchmal auch um die aus meiner eigenen Feder.
In diesem speziellen Fall kann ich voller Stolz, und ein paar Tage zu spät berichten, dass ich mein Epos Anime Evolution in Staffel fünf, Krieg, um Episode neun bereichert habe. Damit ist der zusammenhängende Geschichteblock um Akira Otomo und seine Freunde meine größte Geschichte. Und auch wenn ich nicht mehr täglich eine halbe Episode on bringe, ja, einen Monat oder länger brauche, so ist die Geschichte auch noch lange nicht abgeschlossen und bietet noch ein klein wenig mehr Potential, das ich in weitere, vielfacettige Erzählungen verarbeiten kann.
Bis dahin, folgt einfach den Links auf der linken Seite, um zur aktuellen Geschichte zu kommen.
Und vielleicht geht es bei meinem nächsten Post auch wieder ums Schreiben. Allerdings bezweifle ich das. So lange kann ich nicht still halten und die Welt ignorieren. ^^V

Dienstag, 1. Juni 2010

Foodwatch und die Deutsche Bahn

Und wieder bricht der gerechte Zorn von Foodwatch über Deutschland herein. Die Organisation hat der Deutschen Bahn vorgeworfen, oder wie sie sagt, nachgewiesen, dass die Speisen, die im Zuge ihrer Bordrestaurantaktion "TV-Köche tischen auf", nicht ausgewiesene Geschmacksverstärker und Zusatzstoffe enthalten. Und das würde sich für die Gerichte nach Rezept eines Sternekochs nicht ziemen, bzw. wäre Betrug am Bahn-Kunden.
Diese Meldung ging auch prompt durch die Presse, und eine der betroffene Köche, Sarah Wiener, ließ verlauten, dass ihre Rezepte ohne Zusatzstoffe auskommen. Der Fehler müsse also beim Zulieferer der Bahn liegen.
Das ist natürlich alles ganz schön und medienwirksam, und vor allem ist es ja auch ein Schock für jeden Verbraucher, der in einem IC- oder ICE-Restaurant tatsächlich einmal Sterneküche erwartet hat. Wenn möglich auch noch tatsächlich frisch zubereitet.
Was dabei nicht so durch die Medien ging, war das Dementi der Bahn.
Und da der Text so vollkommen konträr zu Foodwatch ist, erlaube ich ihn mir, hier zu posten, weil er einerseits auf der Bahnnews-Seite etwas untergeht, und andererseits jeder meiner Leser in der Lage sein soll, sich eine eigene Meinung zu bilden, nachdem er beide Seiten gelesen hat.

Zitat von Bahnnews.de:
DB weist kennzeichnungspflichtige Zutaten auf Speisekarten aus

(28.05.) BERLIN - Die DB hat die Vorwürfe der Verbraucherschutzorganisation foodwatch zurückgewiesen, Gäste der Bordrestaurants nicht über die Zutaten zu informieren. "Alle kennzeichnungspflichtigen Zutaten werden auf der Speisekarte ausgewiesen", sagt Robert Etmans, Vorstand Personal und Bordservice der DB Fernverkehr AG. "Außerdem verbessern wir ab Juni weiter die Qualität bei der Produktion unserer Menükomponenten" Zusatzstoffe wie Hefeextrakt, gehärtete Fette und Maltodextrin werden in den Gerichten, die im Rahmen der Aktion "TV-Köche tischen auf" exklusiv produziert werden, nicht mehr verwendet.

Mit dem Ziel, qualitativ hochwertige Produkte zu bieten, wird im Bordrestaurant bereits seit mehr als zwei Jahren zum Beispiel auf die Verwendung künstlicher Farb- und Aromastoffe verzichtet. In Fällen, in denen eine besondere Zutat wie gepökeltes Fleisch diesen Verzicht nicht zulässt, kennzeichnet die Bahn die jeweiligen Gerichte gemäß § 9 der Zusatzstoff-Zulassungsverordnung (ZZulV) auf der Speisekarte. Mit dieser Qualitätsphilosophie entspricht die Bahn dem Wunsch vieler Gäste nach Ursprünglichkeit und Natürlichkeit der angebotenen Lebensmittel.

"Die Deutsche Bahn ist einer der wenigen Systemgastronomen in Deutschland, der, wo immer möglich, auf jegliche Zusatzstoffe bei der Produktion ihrer Gerichte im Bordrestaurant verzichtet", so Etmans weiter. "Darüber hinaus händigen wir den Gästen gerne auf Nachfrage Listen aus, auf denen sämtliche Zutaten der Speisen ausgewiesen sind." Zitat Ende.

Ergo: Systemgastronomie, gerade bei der Bahn, hat einen schlechten Ruf und gilt als ungesund. Andererseits ist die Bahn in diesem Fall nicht kleinlaut dabei sich zu entschuldigen, sondern ganz klar wie die Unschuld vom Lande auf Konfrontationskurs. Darüber hinaus habe ich Foodwatch vor allem als Organisation kennen gelernt, die leichte Siege mag, und sich mit den wirklich Großen und den tatsächlich gefährlichen Themen nicht gerne auseinander setzt.
Ich bin gespannt, wie es hier weiter geht. Und ich bin gespannt, ob die deutsche Presselandschaft das Dementi der Bahn ebenso schnell weiterverbreitet, wie sie Gratiswerbung für Foodwatch macht.