Also, ich hätte es nicht besser machen können. Da wird doch der bayrische Bundes-Verkehrsminister Ramsauer damit zitiert, in seiner Behörde typische Anglizismen wieder einzudeutschen. So wird aus dem Computer wieder ein Rechner, und aus der Task Force eine Arbeitsgruppe.
Der Witz bei dieser Geschichte ist: Ausgerechnet ein Bayer fühlt sich dazu berufen, die Reinheit der deutschen Sprache zu retten. Und ich finde, das ist doch schon ein Schmunzeln wert, solange die Bayern so stolz auf ihren Dialekt und ihre Subkultur sind. (Subkultur jetzt aber richtig verstehen, liebe Bayern. Ihr seid nun mal keine eigene ethnische Gruppe, weder kulturell, noch sprachlich. Demzufolge seid Ihr eine Subkultur des deutschen Kulturraums.)
Aber was tut man nicht alles für ein wenig Aufmerksamkeit.
Das ist so gesehen nicht schlimm. Beinahe im Minutentakt fühlen sich Politiker der dritten Reihe, Semi-Promis und Vorsitzende irgendwelcher Bundesverbände dazu berufen, sich zum Retter der deutschen Sprache aufzuschwingen und ein wenig Schlagzeile zu machen. Das ist halt so üblich in Deutschland. Und die Halbwertszeit solcher "Phänomene" beträgt dankenswerterweise nur ein paar Wochen.
Weitaus bedenklicher sehe ich da schon die Ergebnisse der Umfrage auf Stern.de, wo man zur Frage: Hat Ramsauer Recht?, in drei Kategorien antworten konnte: A)Völlig, richtig, rettet die deutsche Sprache, B)Ist mir total egal, C) So ein Quatsch, englische Begriffe sind viel knackiger...
Abgesehen von der idiotischen, Meinungseingefärbten Wortwahl der möglichen Antworten irritiert mich das Ergebnis, das zu A) vierundachtzig Prozent Zustimmung anzeigt.
Ja, hallo, Deutschland und liebe Stern.de-Leser, geht's noch?
Einige mögen sich jetzt fragen, worum es Ace eigentlich geht. Hat er was gegen die deutsche Sprache? Ist er ein Denglish-Fan? Oder hält er Deutsch für allgemein überflüssig in Zeiten der Globalisierung?
Weder noch. Ich halte Deutsch wegen seiner Grammatik, wegen der vielfältigen Ausdrucksmöglichkeit, wegen der Akzente für eine der schönsten, durchaus schwierigsten und interessantesten Sprachen der Welt. Ich liebe Deutsch. Was ich aber liebe, das ist das lebendige Deutsch. Das Deutsch, das sich der Zeit anpasst, das flexibel und damit interessant bleibt. Das aufsaugt was immer es braucht, und fallen lässt, was es hinter sich gelassen hat.
Letztendlich ist das Deutsch, das wir kennen, kein reines Deutsch. Allerdings ist das Deutsch, zu dem Ramsauer zurückkehren möchte, auch kein reines Deutsch. Es ist dann halt nur nicht verenglischt, sondern bezieht seine Lehnwörter aus dem Französischen, dem Italienischen, dem Spanischen, dem Holländischen, und was wir an Nachbarn mehr haben. Prominentestes Beispiel hierzu ist einer der simpelsten Begriffe, die wir in Deutschland kennen, das Substantiv "Nase". Habt Ihr gewusst, dass das kein deutsches Wort ist? Unter Hitler und den braunen Massen sollte "Nase" durch ein reindeutsches Wort ersetzt werden: "Gesichtsriechzinken". (Übrigens einer der Gründe, warum ich bei jedem neuen Verteidiger der deutschen Sprache automatisch an Nazi-Deutschland denken muss.) Na, da ist man doch froh darüber, dass man das ausländische Lehnwort hat, oder?
Also, meine lieben Semi-Promis, Politiker der dritten Reihe und Vorstände irgendwelcher Vereine: Bitte erst nachdenken, und dann posaunen. Vor hundert Jahren war Französisch in; heute sind es Anglizismen, morgen ist eventuell das Holländische dran, oder eher wahrscheinlich das Chinesische (Kantonesisch, denke ich mal). Macht uns nicht unsere lebendige Sprache kaputt, und lasst uns nicht in die Horrortiefen des Reindeutschen zurückkehren. Wobei ich in diesem Blog schon mal festgestellt habe: Deutsch ist eine Mischung. Das Rezept hat sich bewährt. Bleiben wir dabei.
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