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Donnerstag, 21. Februar 2013

Einmal kurz gelacht - Kommunalpolitiknachwuchs im Ring der Großen

Ich denke, der Titel sagt alles aus, was ich hier schreiben werde. Es geht um meine Heimat-Samtgemeinde Gronau, natürlich (Samtgemeinde ist ein Zusammenschluss selbstständiger Gemeinden zu einem größeren Verwaltungsgebilde, wobei die einzelnen Mitglieder Kompetenzen abgeben, aber auch behalten, um teilweise selbstständig zu bleiben, btw.) und um deren kommunale Entwicklung.
Seit einiger Zeit bietet sich, grob gesprochen, folgendes Bild in Samtgemeinde und Stadt Gronau:
Im Westen gibt es die große Gemeinde Flecken Eime, die vier Orte umfasst und die einen Discounter und einen Supermarkt ihr eigen nennt; Im Nordnordosten liegt die Gemeinde Betheln, die drei Orte umfasst und keinen Supermarkt ihr eigen nennt. Im Westen liegt die Gemeinde Despetal, drei Orte hoch und ebenfalls nicht mit Supermärkten gesegnet. Wir kommen im Südosten nach Rheden. Drei Orte, ein Achtzehn Loch-Golfplatz, aber keine größeren Einkaufsmöglichkeiten. Direkt darunter die Gemeinde Brüggen, ein Ort, kein Supermarkt. Kommen wir nach Südsüdwest, meinem Heimatort Banteln. Einen knappen Kilometer von Gronau Stadt entfernt, kein Supermarkt.
Nun die Einkaufslage in Gronau selbst. Dort massieren sich im Osten die Märkte, ungefähr zwischen siebenhundert und eintausend Meter von der Innenstadt entfernt; Aldi, das Leinecenter mit LIDL und Netto, REWE und Penny sind hier zu finden. Die Innenstadt selbst hält weder einen Vollversorger, noch einen Discounter bereit. Es gibt Bäcker und Schlachter, aber keine Einkaufsmöglichkeit für Dinge des persönlichen Bedarfs. Der Westen nun ist vollkommen einkaufsfrei.
Nun gibt es seit einiger Zeit Bestrebungen, ein sogenanntes Fachmarktzentrum im Westen der Stadt zu errichten (nicht zuletzt, weil die dort geplanten Bauplätze nicht angenommen werden und neue Bauprojekte in das begehrte Baugebiet im Südosten der Stadt ausgelagert werden), was am Veto des Landkreises gescheitert ist. Zu groß. Zudem merkten die Geschäfte in der Innenstadt an, das neue Center würde ihnen die Kunden abspenstig machen.
Es gibt derzeit eine abgespeckte Version, die dem Landkreis zur Genehmigung vorliegt, die erheblich verkleinert wurde. Sie hält aber vor: Einen Vollversorger, einen Schuhdiscounter, ein großes China-Restaurant und ein Sportsbar-Entertainment-Center. (Liste eventuell nicht vollständig.)
...sacken lassen.

Vorab erst mal eins. Für mich als Bantelner ist klar: Einen Supermarkt kriegen wir in Banteln weder genehmigt, noch finanziert. Nicht mal einen Discounter wie Penny oder Netto, geschweige denn einen NP. Für mich bedeutet ein Vollversorger im Westen der Stadt eine erhebliche Verkürzung der Einkaufswege und die beste Lösung angesichts der Tatsache, dass man als Bantelner zwischen Eime und Gronau zu wählen hat. Wobei ich persönlich in neunundzwanzig von dreißig Fällen nach Gronau fahre. Ich fände demnach die Einrichtung des Fachmarktzentrums in dieser abgespeckten Version nicht nur sinnvoll, sondern dringend notwendig. Näher kommt Banteln nicht an einen eigenen Supermarkt, fürchte ich.
...sacken lassen.

Wir kommen zum Titel, nachdem ich die Vor-Ort-Situation und meine persönliche Meinung kundgetan habe.
Tatsache ist, dass das Fachmarktzentrum im Westen der Stadt dem örtlichen Verband der Kaufleute selbst in der abgespeckten Version wehtut, um nicht zu sagen, erhebliche Zahnschmerzen bereitet. Am liebsten hätten sie es ganz weg, egal ob sie die Waren, die dort angeboten werden sollen, vorhalten können oder nicht. Deshalb schießt dieser Verband teils unter Unterstützung der Opposition erheblich gegen diesen Antrag.
Ich will mich jetzt nicht darüber auslassen, dass bereits ein Elektronik-Fachmarkt der Schere zum Opfer fiel, der vielen den Weg nach Hildesheim oder Hannover erspart hätte; ich möchte auch nicht mehr als notwendig darauf hinweisen, dass, wenn die Samtgemeinde das Fachmarktzentrum nicht baut, die Stadt Elze oder die Samtgemeinde Nordstemmen die Gelegenheit ergreifen und etwas Vergleichbares bauen werden; ich will auch gar nicht zu sehr ins Detail gehen, sondern zum Thema kommen: Gestern stand in der LDZ ein Artikel über die Junge Union in der Samtgemeinde Gronau, die sich mit einem speziellen Aspekt des geplanten Fachmarktzentrums auseinander gesetzt hat: Mit der Sports- und Entertainment-Bar. Fakt ist, dass die Pläne ein Bowling-Center, eine Sportsbar und eine Abteilung ab achtzehn mit Spielautomaten vorsehen. Grund genug für die kleinen Kinder die Junge Union, nicht nur Konsequenzen für das Jugendzentrum Gronau zu sehen, sondern auch noch Jugendschutz-Probleme.
...sacken lassen.

Okay, ich will fair&square die Karten auf den Tisch legen: Liebe Junge Union Gronau, hackt es bei Euch? Was sollen diese Anspielungen auf den Jugendschutz? Welche Befürchtungen hegt Ihr da, die nicht an den Haaren herbeigezogen sind? Alkohol? Es gibt sechs, sieben Lokale allein in der Innenstadt oder deren Umgebung, die Alkohol ausschenken. Wie zum Henker soll eine Sportsbar diese Gefahr des Missbrauchs durch Jugendliche merklich erhöhen können? Der Spielhallen-Sektor? In seiner Hochzeit gab es drei Spielecenter in Gronau. Ich habe in jedem einzelnen schon mal gesessen und gespielt, meistens Billard. Jetzt ist es nur noch eines. Zudem ist der geplante Bereich in der Sportsbar streng ab achtzehn, wie es übrigens das Gesetz vorsieht. Und das ahndet wohlwollende Duldung von Gesetzesübertretungen der Betreiber, den Jugendschutz betreffend, sehr streng.
Was ist da noch? Ach ja, die Bowling-Bahn. Der Inbegriff der Sünde. Wir wissen ja alle, wie sehr eine Bowling-Bahn Jugendliche vom rechten Pfad abbringt und dem Pfad der Sünde zuführt. Ich meine, Bowling ist ja nicht mal ein Sport. Zudem müssen da vor allem die Mädchen und Frauen merkwürdige Verrenkungen machen, die bestimmt zum Verfall von Moral und Sitten führen. Sarkasmus aus.
...sacken lassen.

Natürlich sind die von der Jungen Union vorgebrachten Argumente nichts weiter als Nebelkerzen, Scheinargumente und heiße Luft, vorgetragen, um weitere Argumente zu haben, warum das Fachmarktzentrum bitte, bitte NICHT gebaut werden soll. Damit macht die Junge Union einen Schulterschluss mit den örtlichen Gewerbetreibenden, die gegen das Zentrum polemisieren, egal ob ihr Warenangebot betroffen ist oder nicht. Ich sag's ganz ehrlich, hysterische Hexenjagd ist nicht meins und das letzte Wort hat eh Herr Flory vom Landkreis. Da könnt Ihr noch so dagegen sein - es ist nun mal so.
Auch Scheinargument Nummer zwei, "man" müsse sich doch zuerst darum kümmern, wie es dem JUZ geht und dieses fördern, geht vollkommen am Thema vorbei.
Vor ca. drei Jahren hat sich die SPD ausgiebig mit dem Jugendzentrum beschäftigt und Fragebögen ausgewertet. Daraus ging eindeutig hervor, dass je älter die Jugendlichen werden, desto weniger identifizieren sie sich mit den JUZ und gehen auch hin. Das beginnt etwa ab sechzehn Jahren. Das ist ein Trend, den man kaum umgehen kann. In der gleichen Umfrage kam übrigens auch heraus, dass die Jugend der Samtgemeinde so etwas wie die Sportsbar sehr zu schätzen wissen wird. Ein "junges" Ambiente wie Bowling ist etwas, was bei uns dringend fehlt. Zusammen mit der Möglichkeit geselligen Beisammenseins in der Sportsbar eröffnen sich hier Optionen, die zu befriedigen bisher Alfeld oder Hildesheim hatten vorhalten müssen. Nun können wir die Jugendlichen und Heranwachsenden mit der potentiellen Sportsbar vor Ort unterhalten (und die Gewerbesteuern in der Samtgemeinde behalten, btw.).
Und was das JUZ angeht: Niemand, wirklich niemand, hindert das JUZ daran, mit dem Bowling-Center einen Kontrakt auszuarbeiten, der den Besuchern des JUZ günstige Konditionen für die Bowling-Bahn anbietet. ICH würde das als Samtgemeindebürgermeister in die Betriebserlaubnis einbauen. Und nebenbei bemerkt, eine Bowlingbahn in Gronau? Ich würde dort spielen.

Liebe Junge Union, es ist vollkommen legitim, die Interessen eines Teils der Bevölkerung zu vertreten. Es ist auch vollkommen okay, dabei einseitige Standpunkte zu vertreten, um ein Gegengewicht gegen reine Befürworter zu bilden. Was aber nicht in Ordnung ist, das sind Scheinargumente wie Jugendschutz und Schäden für das JUZ anzuführen, die so nie stattfinden werden. Oder soll die Schülerhilfe am Nachmittag in Zukunft nicht mehr mit Hilfe des JUZ, sondern mit Hilfe der Sportsbar durchgeführt werden?
Liebe Junge Union, Ihr werdet zitiert, dass Ihr nicht die Maria machen wollt. Da habt Ihr Recht. Es ist mehr der Judas, nicht so sehr die Maria. Entschuldigung, aber ich als Bantelner, der Vollversorger, China-Restaurant und Bowling-Center mit Sportsbar im Westen Gronaus haben will, ist es wirklich die Verschacherung einer guten Sache für dreißig Silberlinge.
Better luck next Time, Junge Union Gronau.

Und wenn wir schon mal dabei sind: Liebe Kaufleute in Gronau, reicht es denn nicht, wenn die Politik verspricht, dass es nur sortimentsfremde Artikel zu kaufen geben wird, die es in der Innenstadt nicht gibt? Warum diese Diskussion über alternative Standorte (z.B. auf dem Gelände der jetzigen Realschule) und die Polemik gegen jede Form von Fachmarktzentrum?
Bedenkt doch bitte folgendes: Wird das Fachmarktzentrum tatsächlich gebaut, rückt Gronau den Schienen der Bundesbahn ERHEBLICH näher. Und damit fällt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Strohkraftwerk tatsächlich an die Bahnstrecke gebaut wird. Und Ihr wollt Euch doch nicht wirklich mit der Bürgerinitiative "Saubere Luft" anlegen, weil Ihr deren Vorteile torpediert, oder?
Ich habe es getan und bin immer noch stinksauer. Na ja.
Überlegt es Euch, liebe Gronauer Kaufleute.

4 Kommentare:

Stinkstiefel hat gesagt…


Kommunale Politik. Wie immer meistens nur für die interessant die es auch betrifft.
Deine Einleitung fand ich aber interessant, den sie hat mich die 'Samtgemeinde Gronau (Leine)' mal mit meiner eigenen alten Heimat vergleichen lassen. Wo vergleichen immer so ein Problem ist, da man so wie ich es gemacht habe nur oberflächliche Zahlen gegeneinander stellt.
Aber es wahr doch mal wieder interessant. ^^

Ace Kaiser hat gesagt…

Danke Dir.
Wie nennt Ihr diese Gebilde gleich noch mal in MecPomm?

Mir ging es vor allem darum, zu zeigen, wie bereits der CDU-Nachwuchs der Versuchung nicht widerstehen kann, auf Teufel komm raus zu argumentieren. Was ich nicht zu schätzen weiß. Ich mag es sachlich und fundiert. Oder muss ich jetzt befürchten, dass Gronau in die Prohibition getrieben wird, so wegen Jugendschutz und so, und nur der in Gronau hergestellte Schnaps "Lockstedter" aus Traditionsgründen ausgeschenkt werden darf?
Zustände sind das bei uns...

Stinkstiefel hat gesagt…

Wird als Amt bezeichnet und unterlasse es bitte MecPomm zu nennen.
Wenn du es schon abkürzt schreibe MV oder, wenn es sein muss, MeckPomm.

Das ist politischer Meinungsaustausch. So ist es besser als wenn man garnichts sagt oder nur im stillen Kämmerlein.

Ace Kaiser hat gesagt…

Ah, MecK, danke. Ich versuche dann man, mich an MV zu gewöhnen.

Politischer Meinungsaustausch hin oder her, wichtig ist, dass man dabei bei Fakten bleibt und keinen Bullshit erzählt.