Wirklich. Seit Ed Snowden die NSA im In-, und Ausland vorgeführt, bloßgestellt und deren Machenschaften aufgedeckt hat, seit bekannt ist, wie viele Daten von Freund und Feind UND von den eigenen Leuten in Utah gesammelt werden, haben sich viele, viele Leute beschwert. US-Amerikaner, Europäer Südamerikaner (Kanadier und Australier nicht, die hängen wie die Briten mit drin und tauschen das, was sie über US-Amis herausfinden, gegen Daten über die eigenen Leute aus), Asiaten und Afrikaner... Der Kongress probte den Aufstand und Barry Obama tauscht jetzt ratzfatz die Führungsspitze der NSA aus und verspricht, ihre Arbeitsparameter zu überprüfen. Ist also nicht so, als würde internationale Empörung nichts bringen. Abgesehen davon, dass die NSA weitermachen wird wie bisher, nur den Medien und den Menschen wird was anderes erzählt werden.
Aber von wem kam nichts, außer einem großen Kotau in Richtung Washington D.C.? Richtig, von der Bundesregierung.
Pofalla und Friedrich - Angie hat das Thema wie immer ausgesessen und die deutsch-amerikanische Freundschaft beschworen - haben uns mit markigen Sprüchen wie: "Wer keinen Dreck am Stecken hat, hat auch nichts zu befürchten" oder "wir können noch gar nicht abschätzen, wie viel die Amerikaner damit für unsere Sicherheit getan haben" oder "Die Affäre wird vollkommen überbewertet" oder auch "Die US-Amerikaner dürfen das eben, weil sie US-Amerikaner sind", ordentlich unter Beschwichtigungsfeuer genommen.
Alle Hinweise darauf, dass die Amis effektiver sind als die Vorratsspeicherung der Daten, dass sie nicht nur Verbindungsdaten, sondern ganze Telefonate auswerten, dass sie den weltweiten Emailverkehr überwachen und speichern, dass der neue Trumm in Utah diese Fähigkeit noch einmal vergrößern wird, dass sie mit diesen Daten keine Terroristen jagen, sondern Industriespionage betreiben (warum auch nicht? Die Daten über Terroristen liefert schließlich der BND), gingen an der entspannten Merkel-Raute vollkommen vorbei.
Der Wahlkampf im Zeichen der Datensicherheit, der Privatsphäre und vor allem gegen staatliche Überwachung? Fehlanzeige.
...sacken lassen.
Und jetzt kommt der Witz bei der Geschichte. Heute ging es durch die Medien, dass Angela Merkels Handy "höchstwahrscheinlich" (wobei das voller Absicht in Anführungszeichen steht, denn wenn sie etwas können, die NSA-Leute, dann tun sie es auch) auch abgehört worden ist. Warum auch nicht, immerhin ist sie ein ausländisches Staatsoberhaupt außerhalb der Clique aus UK, Kanada, Australien, Neuseeland und USA. Wie kann jemand erwarten, dass sie als Einzige nicht abgehört wird?
Und jetzt, ausgerechnet jetzt, fordert Angie Aufklärung, Konsequenzen und das Versprechen, dass so etwas nicht noch einmal passiert.
Einmal ganz davon abgesehen, dass die NSA, da sie nun die Technologie hat, dies NICHT tun wird, egal welcher Präsident an der Macht ist (Wirtschaftsspionage. Wirtschaftliche Interessen. Milliardengeschäfte, Ihr versteht?), finde ich es höchst erstaunlich, ausgerechnet diese Töne jetzt von der Kanzlerin zu hören, wenn ihr eigenes Handy überwacht wird. Drei Monate zu spät, Angie. Drei Monate zu spät.
Nebeneffekt: Vielleicht werden jetzt alle, die "zugunsten des Kampfes gegen den Terror" oder anderer dämlicher Ausreden das Thema verharmlost haben, nun einmal kräftig schlucken. Das wäre das Mindeste. Einen Aufschrei und eine vehemente Bekämpfung dieser Praktiken erwarte ich gar nicht. Allerdings wird die Kanzlerin sich sehr bald auf das besinnen, was sie am Besten kann: Aussitzen.
ÖRR-Reform, Medien über Migration, Schwierige Neuanfänge
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1. Bitte mehr kürzen! (taz.de, Ann-Kathrin Leclère) In ihrem Essay in der
“taz” fordert Ann-Kathrin Leclère mutige Reformen des
öffentlich-rechtlichen Rund...
vor 5 Stunden
4 Kommentare:
Ich musste so lachen, als die Nachricht im Fernsehen über der Laufband lief *ggg* Ach nee, Angie - hat es dich also auch mal erwischt und jetzt wird gemeckert? Was soll man dazu sonst noch sagen?
Echt ich hau mich weg
erst alles abwiegeln...da ist nix alles hirngespinnst und wenn die selbst trifft große geschauspielerte aufregung...Lachhaft
passend dazu
http://www.der-postillon.com/
Berichte vom 24. und 25. Oktober
Silvia: Zum Beispiel kann man sich fragen, wie blauäugig unsere Kanzlerin sein kann, dass sie davon ausgeht, NICHT abgehört zu werden, wenn die USA über diese Möglichkeit verfügen. Was geht, wird auch gemacht. Das ist nun mal so.
Dass sie deshalb aber einen Aufstand macht, ist schon sehr peinlich. Sie ist unsere Kanzlerin, nicht die Kaiserin.
Hi, Nathan.
Ja, der Postillion trifft hier echt den Nagel auf den Kopf. Selten war Satire realer. Drei Daumen hoch für den Postillion. ^^
Ja, so ist sie, die Kanzlerin. Da überwachen die Amis ganz Deutschland, nutzen Spionage-Ergebnisse, um EADS bei einem Milliardenauftrag ein Bein zu stellen und speichern ALLES, aber Angie glaubt tatsächlich noch, bei ihr würde eine Ausnahme gemacht werden. Wenn die NSA beschließt, Deutschland wie einen neutralen Staat zu überwachen, dann überwacht sie alles. Auch Angie. Die Naivität ihres Glaubens wird nur noch durch die von Dir bereits angesprochene Abwiegelei in der Anfangsphase der Snowden-Affäre getoppt.
Aber, um mal Pofalla zu zitieren: "Die Affäre ist damit beendet." Eben nicht, Herr Regierungssprecher.
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