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Mittwoch, 29. Oktober 2014

Vom Lokführerstreik über Pilotenstreik zum Streik bei Amazon

Ja, es wurde in Deutschland gestreikt. Ja, es betraf den Nah-, und Fernverkehr. Ja, es wird auch wieder diesen Bereich betreffen. Völlig legal, alles im rechtlichen Rahmen, seit Jahrzehnten vom Gesetzgeber erlaubt und von Arbeitgeberseite und Arbeitnehmerseite ratizifiert.
...sacken lassen.

Aber jetzt muss ich mal meinem Unmut Luft machen. HABT IHR SIE NOCH ALLE?
...noch mal sacken lassen.
Liebe deutsche Presse, was Ihr in den letzten Wochen getan habt und gerade tut, ist eine bodenlose Frechheit. Die Lokführer streiken, und ihre Gewerkschaft ist zu klein, oder die Urabstimmung wurde gefälscht; die Piloten streiken, und die sollen sich doch mit ihren bereits angehäuften Luxusgehältern zufrieden geben; aber wenn bei Amazon gestreikt wird, ist das ein aufrichtiger, zu fördernder Arbeitskampf?
...sacken lassen.

Ich bringe es mal auf den Punkt. Eine Gewerkschaft ist eine Organisation von Arbeitern. Diese Organisation von Arbeitern verhandelt, ihre Mitglieder im Rücken, mit dem Arbeitgeberverband über Löhne und Gehälter. Ist selten geworden in Deutschland, seit Hartz IV-Empfänger ihr Schicksal durch Faulheit, Alkoholkonsum und Lotterleben selbst verdient haben und man zur Mittelschicht gehört, kaum dass man eintausend Euro Netto verdient; es gibt ja immer noch jemanden, der unter einem steht. Und der kriegt noch viel zu viel, sodass der Staat versucht, so viel Sozialleistungen wie möglich abzuknapsen und zu kürzen. Aber ich schweife ab.
Wir haben da also eine Gewerkschaft. Nennen wir sie Verdi. Die verhandelt mit den Arbeitgebern. Je stärker eine Gewerkschaft ist, je mehr Mitglieder sie hat, je besser sie ihre Mitglieder auf den Arbeitskampf einstimmen kann und je besser die Streikkasse gefüllt ist - ja, Leute, das vergessen viele. Im Streik wird das Gehalt nicht weiter bezahlt. Da leben die Streikenden von der gemeinsamen Kasse, also gehen sie tatsächlich ein Risiko ein - desto mehr Druck kann sie auf den Arbeitgeber ausüben, um ihre Forderungen durchzusetzen.
Die Gewerkschaft macht ein Angebot. Die Arbeitgeber machen ein Gegenangebot. Man trifft sich irgendwo in der Mitte. In den letzten vierzehn Jahren war das Angebot der Gewerkschaften relativ klein, bei zwei, drei Prozent Lohnsteigerung, weil sie "nicht den hoffnungsvoll aufkeimenden Aufschwung" kaputt machen wollten. Stattdessen ging der Binnenhandel flöten. (Siehe Karstadt. Kein Geld im Inland - das Aus für inländische Warenhäuser.)
Forderungen von dreieinhalb, vier oder gar fünf Prozent? Nicht zu realisieren. Die einzigen, die da eine Ausnahme bildeten, waren lt. meiner Erinnerung die Lufthansa-Piloten. Die waren mutiger und haben mehr gefordert. Bei Zuwachsraten im Luftverkehr auch das richtige Vorgehen.
Nun kommen aber Arbeitgeber und Gewerkschaften zu keiner Einigung. Was passiert? Arbeitskampf.
Der Arbeitskampf sieht den Streik vor. Die Beschäftigten legen die Arbeit nieder, der Arbeitgeber hat das Recht, die Beschäftigten auszusperrren und Streikbrecher einzusetzen. Wer den längeren Atem hat, gewinnt. Um zu streiken, hat der Gesetzgeber aber hohe Hürden gesetzt. In der sogenannten Urabstimmung zum Streik müssen achtzig Prozent der Gewerkschafter FÜR den Streik sein.
Anders herum sieht es zum Streikende aus. Hier müssen nur zwanzig Prozent dafür sein, und der Streik ist zu Ende.
...sacken lassen.

Sicher, es gab Zugausfälle. Sicher, es gab und wird geben, dass Flüge ausfallen, nicht ersetzt werden, ersatzlos gestrichen sind. Na und? Okay, ich arbeite gleich um die Ecke und habe ein Auto. Aber ehrlich, Leute, auch wenn ich direkt betroffen wäre, hätte ich als Arbeitnehmer Verständnis für die Streikenden. Denn wenn ich mal im Arbeitskampf bin und meine, mehr Lohn zu verdienen, als mir angeboten wird, und wenn meine Gewerkschaft mit über drei Vierteln das Gleiche denkt, dann will ich in der Bevölkerung auf Verständnis treffen. Nicht auf ein von Hohn, Spott und Anschuldigungen verseuchtes Klima, wie sie die deutsche Presselandschaft gerade mehrheitlich produziert.
JEDER gewerkschaftlich organisierte Arbeitnehmer Deutschlands hat das Recht auf Streik. Für den Arbeitskampf. Um für mehr Lohn zu streiten, um am zweifellos weitergehenden Aufschwung teilzuhaben. Damit nicht noch mehr Geld von ganz unten nach ganz oben verteilt wird - und von allen Einkommensklassen bis hoch zu den 0,1% der Bevölkerung, die das Gros des Geldes halten, noch was abknapsen, und das nicht gerade wenig...
...sacken lassen.

Liebe deutsche Presselandschaft. Die deutschen Streikenden bewegen sich vollkommen konform mit den Gesetzen zum Arbeitsrecht. Sie tun NICHTS VERBOTENES! Das wisst Ihr natürlich, liebe Reporter. Warum also drückt Ihr auf die moralische Tränendrüse und sprecht von "Unverhältnismäßigkeit", "Verantwortung" und "dem Leid des Pendlers"? Ihr wisst schon, dass das, was Ihr hier zelebriert, Wasser auf die Mühlen der Arbeitgeber ist, um die Streikenden in ihrem Sinne unter Druck zu setzen? Ihr wisst schon, dass eine solche Berichterstattung die Streikenden demoralisiert und sie um den gerechten Lohn ihrer Mühen bringt, nämlich einen gerechten Anteil am Gewinn der Arbeitgeber? Ihr wisst schon, dass man hier vermuten kann, dass Ihr absichtlich parteiisch handelt - und das auch noch in bester Propaganda-Manier?
Und dann gibt es einen Streik bei Amazon (was ich übrigens begrüße, weil bessere Arbeitsbedingungen immer einen Streik wert sind), und obwohl durch einen Amazon-Streik mehr Menschen betroffen sind als durch einen Pilotenstreik bei der Lufthansa, geht der in Ordnung, weil es gegen einen amerikanischen Konzern geht, oder was?
An dieser Stelle verlinke ich mal auf den Spiegelfechter, der einen etwas anderen Aspekt dieses Themas beleuchtet. Im Prinzip sind wir uns aber einig: Das geht so nicht.
...sacken lassen.

Liebe deutsche Medien, wenn jemand im Rahmen der Gesetze handelt, und Ihr alles dafür tut, um ihn unter Druck zu setzen, ihn moralisch ins Abseits zu stellen und drängt, seine Handlungen, sprich Streik, einzustellen, dann ist das Meinungsmanipulation. Und das hat in Deutschland einen wirklich schlechten Beigeschmack. Denkt mal drüber nach, liebe Reporter und Redakteure in Deutschland.

4 Kommentare:

Nathan hat gesagt…

Lieber Ace du hast ja sowas von recht... bitte teile diese deine Meinung doch bitte deinen Parteimitgliedern von der FDP...ach ne Nahles und Gabriel gehören ja zur SPD... mit.
Steht S mittlerweile für Schmarotzer???
Oder warum scheint grad die Seehoferseuche bei der Bundespartei ausgebrochen zu sein???

Sorry Ace in mir kocht es grade, wenn ich die letzten Meldungen les.

Ace Kaiser hat gesagt…

Ja, was die Nahles da gerade fabriziert, müsste eigentlich alle Gewerkschaften auf die Barrikaden treiben. Nicht die Gewerkschaft mit dem besten Abschluss, sondern die mit den meisten Mitgliedern soll fortan den Tarif bindend für alle Gewerkschaften in einer Firma aushandeln, was soll denn der Mist?
Da freut man sich gerade, dass wenigstens irgendjemand mutig genug ist, um GELD zu fordern und dafür bereit ist, auf Bequemlichkeit und das sichere Einkommen zumindest zeitweilig zu verzichten, und dann wird das ausgerechnet von meiner Partei torpediert. Also, ich koche nicht, aber ich schüttle den Kopf voll Unverständnis. Die neue Mitte bekommt mir nicht.

Subtra aka DJ Dimension hat gesagt…

Naja das sind nicht die einzigen Anzeichen davon das die Freie Meinung in Deutschland nach und nach unterdrückt wird. Meinungsfreiheit kommt mit Entscheidungsfreiheit und diese wird genauso wie die Meinungsfreiheit immer weiter im Videospielbereich eingeschränkt. Man spricht sich auf Videospiele aus anstatt auf Eltern wenn mal wieder ein Amoklauf geschieht. Emotionale unterdrückende Umgebungen sorgen dafür, nicht Videospiele, die Videospiele sind ein gerechter Auslass für Hass Gefühle und dergleichen, was aber leider nicht auf dauer funktioniert und es dann doch zum Amoklauf kommt.

Die Medien berichten immer wieder, ja die Amokläufer haben alle was gemeinsam, sie spielen Shooter oder Killerspiele. Deshalb sind die Killerspiele schuld, geben wir virtuellen Welten die schuld, nicht den verantwortungslosen Eltern die ihrem Kind geholfen haben. Nicht den verantwortungslosen Direktoren der Schulen auf die sie gegangen sind die immer Auge zudrücken wenn es ums Mobbing geht.

Videospiele sind ein Auslass und Deutschland versucht sein allerbestes nach ihrem eigenen Standard diese zu zensieren und zu verbieten, was an sich schon wieder eigene Gesetze bricht, vor allem das Gesetz des Medienrechts (ich glaub das war das Medienrecht, aber es gibt soviele verdammte Gesetze, ich bin mir da nie so sicher)

Jeder Entwickler hat ein recht Videospiele, egal wie pervers sie auch sein mögen zu vertreiben. Erwachsene haben ein recht, für Erwachsene eingestufte Spiele zu erwerben. Das Land darf Alters Beschränkungen hinausgeben. Doch sie gehen zuweit damit wenn sie Videospiele die hässlich und gemein sind zu zensieren, aber Videos mit selben Inhalt im freien Umfeld weiter freien Lauf zu geben.

Bei Deutschland, rede ich vom Land, von der Politik, meine Ansicht was sie alles machen um eine Demokratie zu simulieren jedoch einen Diktatur dar zu stellen. Die Medien sind Sprachrohre der Politik und diese liebt es gerade zu wie die Medien die Allgemeinen manipulieren damit sie tiefer in deren Taschen greifen können.

Ace schmeiß ihn raus oder wechsle die Partei, die Partei versucht immer von außen rum geschmeidig und fein zu kommen, aber wenn man mal drin ist hat man den Salat. Sei vorsichtig das du dich nicht verlierst, achte auf deinen Blog wie dein Tagebuch und schau immer wieder in die Vergangenheit damit du beobachten kannst ob du auf deinem selbstgewählten Pfad geblieben bist oder die Partei dich schon längst eingenommen hat wie eine Schachfigur.

mfg

Subtra

Ace Kaiser hat gesagt…

Na ja, besonders weit werde ich in der Parteihierarchie ohnehin nicht kommen. Ergo sei unbesorgt.
Was Killerspiele angeht, stimme ich Dir unumwunden zu. Das Problem liegt woanders.
Ich danke Dir für Deinen ellenlangen Rant. Der hätte durchaus auch als Beitrag in einen Blog gepasst, Subtra.