Die Griechen wählen. Und nach etlichen Jahren der gescheiterten Austeritätspolitik, indirekten Hilfmaßnahmen für Gläubigerbanken, schrumpfenden Vermögen und Bruttosozialprodukt (was erstaunlicherweise nicht die Superreichen im Land traf, geschweige denn die Banken), neuen Höchstraten in Verschuldung und Arbeitslosigkeit und weiteren Horrogeschichten, die von Hassartikeln diverser Möchtegerntageszeitungen in Deutschland mitbefeuert werden, stehen sie bei den Wahlen vor dem großen Scheideweg. Weiterhin rigoros sparen, oder mit einer neuen, linken Regierung einen Neustart wagen - mit den Schuldnern durch Neuverhandlungen, nicht etwa durch höriges Weitermachen wie bisher.
Grund genug, dass durch Berlin das alte Märchen vom Griechenlandrauswurf "Grexit" aus dem Euro geistert.
Allerdings wäre mir eines neu: Nämlich, dass Deutschland entscheiden kann, dass Griechenland aus dem Euro fliegt. Oder dass unser Land, bzw. Mutti Merkel auch nur einen Hauch daran mitzuentscheiden hat. Denn allein Griechenland, in diesem Fall das griechische Kabinett oder eher das Parlament, haben das Recht, über einen EU-Austritt ihres Landes zu entscheiden. Was Griechenland nicht tun wird, weder unter den Mitte-Rechten, die hörig weiter verprivatisieren, noch unter den Linken.
Damit zu drohen ist also nichts weiter als eine - Tatsächlich - Drohgebärde und damit ein Eingriff in den griechischen Wahlkampf. Von außen. Wieder einmal. Denn bereit 2012 war sich die Bundesregierung nicht zu schade, subtil mit dem Grexit zu drohen.
Machen wir uns nichts vor. Griechenland hat sich ein Großteil der Suppe selbst eingebrockt. Korruption, Steuerbegünstigung Reicher und hohe Prozentzahlen nichtexistener Beamter und Rentner haben dem Land nicht gut getan. Griechenland hat demzufolge einiges verdient und muss einiges an Wiedergutmachung (im eigenen Land) leisten. Aber machen wir uns auch auf der anderen Seite nichts vor. Die Massenprivatisierung von Staatseigentum gehört ebenso wenig zu den sinnvollen Maßnahmen wie z.B. das Bedienen der Schulden u.a. deutscher Banken mit deutschen Steuergeldern über den Umweg Griechenlandschulden, was defacto eine Verstaatlichung privater Schulden ist, wie der Spiegelfechter sagt.
Die Mär vom Euro-Rauswurf Griechenlands wird nicht wahrer, je öfter man sie wiederholt. Das finde ich peinlich, feige, unehrlich. Genauso wenig wie die Behauptung, das Winz-Ländlein Griechenland mit seinen knapp elf Millionen Einwohnern würde nachhaltig den Euro gefährden können, während weitere 230 Millionen Menschen in Europa den Euro als Hauptwährung führen.
Ich will mal ein Fazit geben: Alle Personen und alle Medien, die direkt behauptet haben oder es auch nur suggerieren, jemand anderer als der griechische Souverän (das Parlament) könne darüber entscheiden, ob das Land die Euro-Zone verlässt, hat schlicht und einfach gelogen. Ob aus Dummheit oder mit purer, blanker Berechnung, ja, fast schon verbrecherischer Energie, sei dahin gestellt. Und all diese Personen, seien sie nun aus der Politik oder aus den Medien - oder der Finanzwelt - haben massiv an Glaubwürdigkeit verloren. Denn Lügner mag ich nicht, und sind sie zu dumm, das nicht zu wissen, haben sie dort, wo sie gerade arbeiten, nichts verloren. (Ich entschuldige mich schon mal vorab bei allen dummen Menschen. Diesen diskriminierenden Vergleich haben sie eigentlich nicht verdient.)
Edit am 07.: Tagesschau.de berichtet, dass der Martin Schulz vom EU-Parlament exakt meiner Meinung ist.
Edit am 08.03.2024, weil dieser Post seit mehreren Monaten zu den Meistgelesenen meines Blogs gehört:
Tja, es sieht so aus, als hätte ich hier Recht gehabt. Kein #Grexit. Und auch mit der anderen Sache. Nach diversen Milderungen der Austeritätspolitik, die ohnehin nur zweifelhaften Erfolg gebracht hat, und die Merkel nutzte, um deutsche Steuergelder auf Umwegen als indirekte Subvention nach Deutschland fließen zu lassen, haben die Griechen es schließlich doch geschafft. Siehe da, langsam und mit Bedacht, ohne Zerstörung der eigenen Wirtschaft, ging doch auch.
Länger arbeiten? [Gesundheits-Check]
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Nebenan gibt es einen neuen Beitrag zur Rentenpolitik. Kommentare auch
gerne nebenan.
vor 7 Stunden
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