Ehrlich gesagt, weil das alles viel zu offensichtlich ist. Ich möchte auch erklären, wieso.
Es ist noch gar nicht so lange her, da gab es in Israel große und lang anhaltende Proteste gegen die viel zu hohen Lebenshaltungskosten; gegen die hohen Militärausgaben; gegen die Bevorzugung der orthodoxen Juden, die weder Steuern zahlen, noch zum Militärdienst müssen; gegen die international nicht anerkannten Siedlungen auf palästinensischem Gebiet, deren Förderung und vor allem Bau weitere Milliarden verschlingt, und, und, und...
Dazu kommt auch noch, dass die Regierung Netanjahu bis vor kurzem nach meinem Dafürhalten bei den in naher Zukunft stattfindenden Knesset-Wahlen vor der Abwahl stand, was ich persönlich als moderater Mensch des Friedens (meine Military SF ist nur Maßstab für meine Phantasie, aber nicht für meine Persönlichkeit, btw.) nur begrüßt hätte, da Netanjahu in meinen Augen ein aggressiver Falke ist, der kein Interesse an einer friedlichen Lösung des ureigensten Israel-Problems hat. Dieses lautet: Was machen wir denn mit den Palästinensern?
Wie gesagt, es stehen Wahlen an, und plötzlich fliegen wieder Raketen aus dem Gaza-Streifen auf israelisches Gebiet. Ja, sogar auf Jerusalem werden sie abgefeuert, auf die eine Stadt, die auch den Moslems eigentlich heilig sein müsste! Oh, Moment, halt, diese eine verirrte Rakete ist ja nur irgendwo in der Nähe runtergegangen. Eine Bombardierung der heiligen Stadt wäre medientechnisch doch ganz anders ausgeschlachtet worden.
Und was ist jetzt? Die Armee zieht die Reservisten ein, an der Grenze zu Gaza ziehen massiv Truppen auf, Flugzeuge bombardieren alles, was der im kleinen Küsten-Mini-Land regierenden Hamas wichtig sein könnte, und als Antwort fliegen weitere Raketen.
Angefangen hat das alles, als man einen Hamas-Führer hat liquidieren lassen. Ab da habe ich die weiteren Reaktionen so erwartet. Aber das muss man fairerweise sagen: Nicht nur Netanjahus Falkenjungs freuen sich über diesen Krieg und über die Möglichkeit, alte Munition zu verballern. In den Reihen der Hamas gibt es auch genügend, die, über die Jahrzehnte indoktriniert und durch allzu schlechte Erfahrungen gebrannt, nur zu gerne einen Konflikt mit Israel beginnen - wenn die gefälligst auf der eigenen Seite bleiben. Denn einen Landkrieg könnte die Hamas gegen Israel nie gewinnen. Aber würde die Armee das tun, Gaza erobern, wäre das Problem das Gleiche. Wohin mit dem Palästinensern? Noch schlimmer, Israel wäre plötzlich für sie verantwortlich.
Wie gesagt, es sind Wahlen, und dieser Krieg, ausgelöst durch die
Die alte Falkenweisheit, das ein Krieg einen Wahlsieg sichert, bröckelt, spätestens seit das Land gegen den Iran trommelt, seine Bevölkerung aber frecherweise desertiert und den iranischen Menschen den Frieden erklärt. Und diese Liebe wird erwidert. Zudem sind die Erinnerungen an die schlechte Wirtschaftslage und die steigenden Lebenshaltungskosten noch viel zu frisch - jeder Israeli, der davon betroffen ist, wird mit ihnen ja einmal im Monat konfrontiert. Vielleicht ist die Zeit reif für eine israelisch-palästinensische Lösung, wenn beide Seiten ihre Falken endlich mal an die Kandare nehmen. Mit einem Präsidenten Obama ist das mehr als machbar.
Kommen wir aber mal fix zum Titel meines heutigen Blogeintrags. Bomben in Tel Aviv. Ein Anschlag auf einen Bus, bei dem es viele Verletzte gab, teilweise schwer. Aber keine Toten.
Keine Toten? Wie untypisch. Ich meine, es hätte doch mindestens einen Toten geben müssen, nämlich den Selbstmordattentäter, der als Märtyrer für seine Sache den Bus bestiegen und die Bombe an seinem Körper gezündet hat... Wie, es war kein Selbstmordattentäter?
...sacken lassen.
Okay, Hand hoch, wer das auch für ein klein wenig untypisch für Hamas und Konsorten hält. Das entspricht überhaupt nicht dem blutigen und leider sehr erfolgreichen Konzept der Anschläge vor ein paar Jahren... Erfolgreich im Sinne auf die Wirkung auf sogenannte "weiche Ziele".
Dafür gibt es meines Erachtens nur zwei Erklärungen:
1) Der Hamas sind die Selbstmordattentäter ausgegangen. Das bedeutet, das Vertrauen in und der Fanatismus der Hamas schwinden, sachliches Denken und säkularisiertes Handeln setzen sich durch, und ein pragmatischer Friedensprozess muss unmittelbar bevorstehen, wenn kein fanatisierter Moslem mehr bereit ist, für Allah zu sterben.
2) Findet selbst heraus, wer aus dem Anschlag den größten Nutzen gezogen hätte, wenn er ein größeres Medienecho ausgelöst hätte. Selbst denken ist mitterweile erste Bürgerpflicht. Gerade wenn es um Themen wie Israel und Gaza geht.
Ich bleibe dann mal bei Antwort eins und hoffe nebenbei auf ein baldiges Ende der Falkenregierung in Israel. Aber ich bin auch hoffnungsloser Optimist. ^^V
Ach ja. Mein Mitgefühl gilt sowohl der Bevölkerung des Gaza-Streifens, die unter den Luftangriffen schwer zu leiden hat, als auch den Opfern der Raketeneinschläge in Israel und den Opfern des feigen, rückgratlosen, hinterhältigen und fiesen Bombenanschlags auf den Bus in Tel Aviv.
P.S.: So, so, die Türkei kriegt das Patriot-System zur Abwehr eventueller syrischer Raketen Richtung eigenes Staatsgebiet. Hey, israelische Regierung! Warum lasst Ihr euch lieber zubomben, als auch so ein paar Dinger am Gaza-Streifen aufzustellen? Eure Bevölkerung würde es euch danken.
Oder gibt es irgendeinen versteckten Nutzen, wenn Israelis durch Raketeneinschläge sterben könnten?
15 Kommentare:
Zu deinem PS. kann ich etwas sagen, zum Rest enthalte ich mich.
Die Israelische Armee besitzt ein effektives Abwehrsystem gegen solche Waffen namens 'Iron Dome' (http://de.wikipedia.org/wiki/Iron_Dome). Und sie besitzen auch das Patriot-System, aber nicht in der Ausbaustufe PAC3. Dies tun bloß die USA, die Niederlande und wir.
Also, entweder ist dieses Abwehrsystem nicht besonders effektiv, wenn es um die relativ einfach konstruierten und vermutlich alten Raketen geht, die aus dem Gaza-Streifen abgefeuert werden, oder... Die israelische Armee setzt es nicht ein. Beides ist sehr, sehr merkwürdig, vor allem, da sie doch wissen, dass aus dem Gaza-Streifen ab und an Raketen abgefeuert werden.
Es wird eingesetzt und es ist sehr effektiv, aber vor Systemausfällen ist niemand sicher.
Außerdem gibt es keinen 100% Schutz, aber das Iron Dome-System soll angeblich trotzdem das beste System dieser Art sein.
Die meisten Raketen die einschlagen tun dies auch nicht in bewohnten Bereichen.
Ich zitiere mal aus der Wikipedia zum aktuellen Gaza-Konflikt.
"Während der Operation Wolkensäule im Jahr 2012 hatte Iron Dome eine enorme Bedeutung: US-Amerikanische Sicherheitsexperten gaben an, dass ohne das Raketenabwehrsystem Israel wahrscheinlich direkt in der ersten Woche der Operation in den Gazastreifen einmarschiert wäre. Die fünfte Iron Dome Batterie wurde während der ersten Tage der Operation in der Nähe von Tel Aviv in Betrieb genommen. Das System fing seit Beginn der Operation mehrere aus dem Gazastreifen abgefeuerte Artillerieraketen verschiedener Typen, ... , ab. Am 15. November kam es zu einem Ausfall des Iron Dome, ..."
Das heißt, wie viele Raketen werden von der Hamas abgeschossen? Oder lassen sie auch mal ein paar durch, um es für die Medien ausschlachten zu können?
Einige Hundert sicherlich und ich habe gelesen das eine Rakete bei Iron Dome so um die 50.000 USD kostet. Wobei immer zwei pro Ziel verschossen werden.
Macht also 100.000 Dollar pro Ziel und dies sei sogar recht günstig für so ein System.
Es wird sicherlich berechnet wo die aufschlägt und nach Relevanz werden die abgeschossen.
Du musst bedenken die Raketen welche die Hamas verschießt sind auch nicht so billig und klein wie es immer dargestellt wird. Die größte Rakete von dehnen ist über 6 Meter lang und fast 1 Tonne schwer.
Also kann man sagen, jeder Bericht über eine detonierte Rakete ist eigentlich einer zuviel.
Und einen positiven Effelt hat das Ganze ja auch. Entweder gehen der Hamas die Raketen, oder das Geld aus.
Es gibt/gab Beschuss und es wird auch mal was getroffen, aber für die Anzahl an Raketenstarts sind die Schäden doch sehr gering.
Dies entschuldigt natürlich nicht den Tod eines einzigen Menschen.
exshipp 5201PS. Die großen Raketen haben ein Sprengkopf von 90 kg und sind mit Schrapnells beladen. Diese können teilweise doch sehr weit fliegen.
Wenn man bedenkt das der effektive Wirkradius einer einfachen Claymore Mine um die 100 Meter beträgt. Kann man sich schon vorstellen wieweit so ein kleines Stahlteil bei 90 kg Sprengstoff fliegt.
Nach Deiner Erklärung bleibe ich bei meiner Zusammenfassung. Beide Seiten, sowohl, Hamas als auch israelische Regierung, profitieren vom Raketenbeschuss vor allem symbolisch.
Für mich ist das immer noch ein Krieg wo der Gewinner schon fest steht. Aber was mich etwas wundert ist das der vermutliche Angreifer das Unschuldslamm ist. Und er der einzige ist dessen Opfer in den Medien existieren.
Erinnert mich ein klein wenig an Neuzeitliche Geschichte in Europa um 1940 rum.
Hallo Ace, hier bin ich noch mal mit zwei Bildern zum Patriot-System. Damit du eine grobe Vorstellung hast.
Der erste Link zeigt einen Launcher für PAC-3:
https://secure.flickr.com/photos/augustinfotos/8210136743/in/photostream/lightbox/
Der zweiten einen Launcher für PAC-2:
https://secure.flickr.com/photos/augustinfotos/8198426561/in/photostream/
Das musst Du konkretisieren, Nenos.
Danke, Stinkstiefel.
Ich werde mir die mal ansehen, auch wenn sie nicht viel mit Iron Dome zu tun haben, schätze ich.
Du hattest in deinem Post gefragt wieso Israel nicht Patriot bekommt.
So wollte ich dir einfach mal den Unterschied zwischen beiden Systemvarianten zeigen.
Klar kriegen sie die Patriots nicht. Immerhin haben sie ihr eigenes Abwehrsystem. Auch wenn das schon mal die eine oder andere Rakete durchlässt...
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