Einige meiner regelmäßigen Besucher werden sich gewundert haben, dass ich (wieder mal) die Werbung abgeschaltet habe. Nein, diesmal nicht, weil es sich nicht rentiert. Es hat einen ernsten Hintergrund. Man mag über Schüssler Salze den Kopf schütteln (vor allem in D12-Dosierungen), man mag es lächerlich finden, wenn neben einem meiner Homöopathie-Artikel eine Werbung für Astrologie steht. Und man könnte sich fragen, ob vielleicht jemand es geplant hat, wenn er auf meinem Blog Werbung für ein SF-MMORPG findet.
Was gar nicht geht, das ist die Aktion Kinder in Gefahr. Da hatte ich heute eine Werbung in meinem Blog. Meine erste Reaktion war: Abschalten.
Über diese Aktionsgruppe, die "deutsche Vereinigung für eine christliche Kultur" habe ich bereits einmal gebloggt, als ich auf ihre Pläne gestoßen bin, die BRAVO verbieten zu lassen. (Btw, das propagieren sie immer noch. Anscheinend hat es also für eine Kanzler-Petition nicht gereicht.)
Der neueste Streich dieser Aktionsgruppe geht aber auf keine Kuhhaut mehr, geschweige denn auf ein Stück Schweineleder.
Die Aktion Kinder in Gefahr behauptet tatsächlich, in Deutschland gäbe es eine "zunehmende Kultur an Christenfeindlichkeit".
Dies begründen sie wie folgt:
1) Das Christentum wird ihrer Meinung nach in den Medien und im Fernsehen permanent verhöhnt, angefeindet und mit Gotteslästerungen beschimpft.
2) Christliche Gruppen würden nur noch unter Polizeischutz gegen Abtreibung demonstrieren können.
3) Kinder soll nicht ab dem ersten Schuljahr beigebracht werden, was Homosexualität, Bisexualität, usw. und sexuelle Vielfalt ist.
Es ist natürlich schon ein sehr starkes Stück, daraus abzuleiten, Deutschland würde zunehmend christenfeindlicher werden. Es ist aber ein genauso starkes Stück, die eigene Gruppe als Stellvertreter für alle Christen Deutschlands zu sehen. Da sträuben sich mir nicht nur die Nackenhaare.
Wenn eine bigotte, selbst überzeugte Gruppe christlicher Fundamentalisten glaubt, hier wäre der amerikanische Bible Belt und jede Aktion, Meinung oder Handlung gegen ihre Einstellung oder ihre Aktionen träfe die ganze deutsche Christenheit, kann ich als evangelisch-lutherischer Christ nicht die Klappe halten und muss sagen: Akzeptiert die Realität und lernt endlich dazu! Für mich sprecht Ihr definitiv NICHT!
1) Gotteslästerungen sind nicht strafbar. Gottseidank das nicht. Die eigene Meinung ist garantiert - von einigen Einzelfällen abgesehen, die ich aber für wichtig erachte. Anfeindungen muss das Christentum abkönnen. Immerhin ist sie eine Religion der Gewaltlosigkeit, hat sich aber beim Thema nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Und verhöhnt werden... Nun, die ersten Christen in Rom wurden verhöhnt, verfolgt und getötet. Ich würde mich dafür interessieren, was sie zu unseren heutigen Christen sagen würden - im Speziellen zu den Fundi-Sissies der Aktion Kinder in Gefahr.
2) Es ist natürlich eine gewagte Aussage, dass "man nur noch unter Polizeischutz gegen Abtreibung demonstrieren" könne. Ich meine, mich hat auch nie eine ähnliche Pressemeldung erreicht. Impliziert das, dass christliche Fundamentalisten Angsthasen sind, sobald es zu einer Diskussion kommt? Meinungen aufeinanderprallen? Oder werden sie wie die Schwächeren in der Schule dauernd verdroschen, sodass sie die Leute in dunkelblau brauchen?
Jeder hat das Recht auf freie Meinung. Abtreibungsgegner, aber auch deren Befürworter. Und zu jeder Demonstration ist eine Gegendemonstration grundsätzlich zulässig. Das ist Demokratie, Baby.
(Meine persönliche Meinung zu Abtreibung: Jede Frau muss grundsätzlich volle Kontrolle und volles Entscheidungsrecht über den eigenen Körper haben. Muss. Da gibt es m.E. keine Diskussion.)
3) Ich frage mich immer, welches Problem christliche Fundamentalisten mit Homosexuellen haben. Was denken die sich? Ich meine, britische Fundis bieten Psychotherapien an, um Homosexualität "heilen" zu können. Andere sprechen von Laster oder Frevel, gar von einem Verbrechen gegen Gott.
Aber wenn dem so ist, warum hat Gott dann überhaupt erst Homosexuelle erschaffen? Und wie war das noch mit dem Vorsatz "Liebe deinen Nächsten"? Hört das bei Homosexuellen auf? Ich BITTE Euch. Das macht Euch zu sehr, sehr, sehr schlechten Christen.
Und überhaupt: Denkt Ihr wirklich, die werden Hetero, wenn man ihnen Homosexualität verbietet?
Die Homosexuellen in Deutschland zu WKII haben ihre Verfolgungszeit und ihre Unterdrückung überstanden; sie haben sich nicht "umgewöhnt".
Darüber hinaus finde ich es richtig und gut, wenn man einer ganzen Klasse Erstklässler erklärt, warum Jonas zwei Mamas hat. Oder Adele zwei Papas. Und es schadet auch nichts zu erklären, warum Frau Koch früher mal Herr Koch war. Das sind reine Informationen. Außer natürlich, bigotte Fundamentalisten christlichen Glaubens denken ähnlich rückständig wie afrikanische Konservative und halten Homosexualität für eine Erfindung, eine Idee, die eingeführt wurde, für die Propaganda betrieben wird, um "andere schwul zu machen".
Dafür habe ich kein Verständnis. Jeder soll so leben dürfen wie er oder sie es will, ohne dass zwangsläufig jemand mit dem Finger auf sie oder ihn zeigt. Oder noch schlimmer, ihm oder ihr "Hilfe bei dem großen Problem" anbietet.
Alles in allem ist die Aktion unter aller Sau. Absichtlich verlinke ich nicht auf die Seite, weil ich ihr keinerlei Zulauf gönne. Das Niveau ist sogar noch niedriger als an deutschen Stammtischen mit BILD als Hauptlektüre. Kein Wunder, dass die Petition gegen BRAVO noch immer auf der Seite herumdünkelt - sie kriegen nie genügend Unterschriften zusammen.
Das Gleiche hoffen wir dann mal für die aktuelle Petition. Und für den Verein an sich.
Christliche Werte, ja. Aber nicht wie es diese Gruppe betreibt: Selektiv, so wie es ihr passt.
Aber wie sagte schon Jesus? "Selig sind die, die da geistig arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich."
Das Direktticket für den Himmel ist gebucht. Immerhin etwas.
Caligula als Kinofilm
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Es war ein Skandal ersten Ranges. Auf der Schule wurde darüber getuschelt;
es hieß, »Caligula« sei der schlimmste Film aller Zeiten. Und es wurde
behaupte...
vor 14 Stunden
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