Ich schreibe wenig in letzter Zeit. Das weiß ich. Hier und auch für meine Geschichten fällt nicht besonders viel ab, weil meine Arbeit und Facebook Kreativität konsumieren.
Dazu kommt noch das Buch, das ich schreibe und das ich abgebrochen habe, seit mein Verleger mir gesagt hat: "Lass Dir Zeit." Ein Motivationskiller sondergleichen.
Aber ich möchte. Möchte mehr schreiben. Und das mache ich heute auch.
Ich möchte heute wieder eine Anekdote aus meiner USA-Reise im Jahr 2000 zum Besten geben: Las Vegas.
Es gibt natürlich noch einiges zu schreiben über San Francisco, die ich damals für die schönste Stadt der Welt gehalten habe; davon, wie ich mit den unwahrscheinlichsten aller Kandidaten unter den Reisenden meinen Traum erfüllt habe, in Chinatown essen zu gehen, nachdem ich am Vorabend mit sechzehn Freunden in Chinatown gegessen habe -Chinatown McDonalds!!!; vom Fisherman's Dwarf, der Cancer Soup in Bread Bowl, von der Fahrt durch die Bay, über die Golden Gate Bridge, von meinem zweiten Kaffee in den USA, und, und und. Aber ich möchte etwas durch die Zeit springen und etwas loswerden, was mir Spaß machen wird zu schreiben. Vielleicht erzähle ich später noch mehr über San Francisco, denn die eine oder andere Anekdote gab es ja durchaus.
Aber jetzt brennt mir die Geschichte auf den Lippen, die ich oft und gerne zum Besten gebe: Wie ich in Las Vegas gewann.
Also, Zeitsprung. Ich lasse unter anderem Fresno aus (dämliches, einstöckiges Kaff, zumindest der Vorort, in dem wir waren) und den Yosemite National Park mit seinen gewaltigen Mammutbäumen, erwähne den Grand Canyon nicht (noch) und gehe direkt nach Vegas über.
Wir kamen per Bus am Tag an. Die Stadt ist ein unscheinbarer Anblick, wenn man bei Sonnenschein hereinkommt. Man unterschätzt die Ausmaße der Stadt dann aber auch.
Wir waren im Luxor untergebracht, in wahrhaft luxuriösen Zimmern. Aber wir spielten nicht im angeschlossenen Casino, denn Linda, unsere Reiseleiterin, sagte: "Spielt nur in den älteren Casinos. Die haben ihre Baukosten raus und die Gewinnchance ist höher."
Dazu aber später mehr.
Jedenfalls machte ich mit einem bestimmten Kreis jüngerer Teilnehmer der Reise die Stadt unsicher, besuchte diverse Casinos am Tage, darunter das Paris, das Venecia, das Treasure Island, dessen Schiffsschlacht wir am Abend besuchten, das Bellagio mit seinem wirklich wunderschönen Wasserfontänenbecken und den weißen Tigern von Siegfried und Roy... Das Tagesziel war eine Achterbahnfahrt. In einer Achterbahn, die AUF einen Fernsehturm gebaut war. Inklusive Droptower, der noch mal dreißig, vierzig Meter Höhe gemacht hat.
Auch hier will ich nicht alles erzählen, was erzählenswert wäre, so wie der Veteran am Rollstuhl, der keine Hände und keine Füße mehr hatte und dem sein Brötchen zu Boden gefallen war und an dem ich schon vorbei war, bevor mir bewusst wurde, dass aus der sich an ihm vorbei wälzenden Menschenmasse niemand helfen würde, wenn ich es nicht tat; nicht davon, wie wir im Hard Rock Café eingefallen sind oder einem Taxifahrer erklärt haben, was die Expo 2000 in Hannover war.
Ich will davon erzählen, wie wir ins New York New York kamen, einem Hotelcasion, das am Boulevard lag. Es war Straßenszenen nachempfunden, und man machte sich sogar die Mühe, aus Gullys im Boden Rauch aufsteigen zu lassen. Der Laden war brandneu, aber er sah alt aus, und in meinem Kopf war da dieser Moment. Gerade kurz zuvor hatte eine Freundin einen riesigen One Arm Bandit bedient und prompt einhundert Dollar gewonnen, und ich war neugierig geworden.
Wir alle teilten uns auf und suchten uns Spielmaschinen. Ich fand eine mit einem Jackpot von fünfhundert Dollar und dachte mir: "Okay, das Casino sieht alt aus. Spiele ich doch hier." Das war mein Versuch, Lindas Rat zu beherzigen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir vorgenommen, jeden Tag höchstens einhundert Dollar zu verspielen. Ich bin eine gaaaaannz kleine Spielernatur, zugegeben. Also setzte ich mich an diesen One Arm Bandit und fütterte ihn mit zwanzig Dollar. Dann lernte ich, dass nur Amateure den Hebel ziehen, denn für sowas gibt es Knöpfe. Sogar einen Double Bet, mit dem man zwei Quarter auf einen Schlag einsetzt und auf den Jackpot spielt.
Jedenfalls wurden aus zwanzig Dollar vierzig, dann sechzig, und irgendwann achtundsechzig Dollar.
Meine Begleiter wollten mittlerweile zur Achterbahn weiter, aber ich wollte nicht mit. Ich wollte mir das restliche Geld auch nicht auszahlen lassen - ich wollte es verlieren. Ich hatte mir gesagt, wenn ich das verliere, dann spiele ich nicht mehr in Vegas. Deshalb blieb ich allein zurück.
Und dann, dann rauschten meine Coins richtig in den Keller. Ich hatte noch zwanzig oder weniger. Ich war so gut wie entwöhnt. Dann gewann ich einen kleinen Betrag dazu.
Kleine Erklärung vielleicht. Es war ein System aus drei Walzen. Bei bestimmten gleichen Symbolen wurde je nach Wert der Symbole Geld gutgeschrieben. Ich hatte eine kleinere Kombination getroffen.
Danach ging es wieder abwärts. Die Coins fielen. Und ich gewann erneut.
Erstaunlicherweise ging es weiter, ich gewann dazu und dazu und dazu, und das Geld wollte nicht weniger werden. Irgendwann wurde ich gierig, ich wollte das Geld in Händen halten und tippte auf Auszahlung. Ich nahm einen der berühmten Becher und füllte ihn mit den Quartermünzen, die der generöse Geldspielautomat für mich ausspuckte. Am Ende hatte ich einen vollen Becher voller amerkanischer Vierteldollarmünzen und suchte den Umtauschtresen. Dort wurden mir meine Münzen gegen Scheine eingetauscht, und Ace Kaiser hatte über einhundertachtundsechzig Dollar mehr in der Hand. Wow.
Wir blieben zwei Nächte in Vegas, und mir gingen zwei Dinge durch den Kopf. Erstens: Keiner meiner Freunde war da geblieben, keiner hatte mich gewinnen gesehen. Aber dafür hatte ich ja die Einhundert Dollar-Note als eindeutigen Beweis, dass ich gewonnen hatte. Und zweitens: Am nächsten Abend würde ich garantiert wieder dort spielen gehen, noch immer im Glauben, ich würde Lindas Rat befolgen und in einem alten Casino spielen. Nun. Nun ja.
Am nächsten Abend und nach besagter Invasion im Hard Rock Café Las Vegas - ich habe mir Drum Sticks mit Logo gekauft - bin ich dann alleine ins New York New York gegangen und suchte mir einen Automaten mit großem Jackpot. Zehntausend Dollar. Die Maschine fraß mein Geld, ohne zu rülpsen.
Also ging ich wieder an den gleichen Automaten wie am Vorabend, fütterte ihn auch mit zehn Dollar, und siehe da, der Automat hatte mich wiedererkannt und begann sofort damit, mich gewinnen zu lassen. Zwar nur kleine Beträge, aber was war das für ein Gefühl...
...sacken lassen. Denn jetzt kommt es. Relativ schnell war ich auf über dreißig Dollar Gewinn, da erschien eine Kombination, die ich so nicht erwartet hatte: Drei Siebenen. Der Automat tat etwas, was ich noch nicht erlebt hatte: Ohne, dass ich auf Auszahlung gedrückt hatte, spuckte er Geld.
Cool. Geil. Was für ein Erlebnis. Hätte ich es nur mit meinen Freunden teilen können...
Dann hörte er wieder auf. Ich spielte weiter. Das heißt, ich wollte es, aber der One Arm Bandit reagierte nicht. Auf gar nichts. Ich bekam Panik. Dachte: "Toll, Ace, jetzt hast du ihn kaputt gemacht."
Aber ein älterer Herr nahm sich schmunzelnd meiner an. "Don't worry, Pal, look up to the red Light on Top. Someone is already coming vor you."
Ich war dem Herrn, der mich gemeinsam mit einem Freund beobachtete, sehr, sehr dankbar, war ich doch drauf und dran, den Automaten allein zu lassen, um Hilfe zu suchen. Tatsächlich sagte eine Bassstimme hinter mir: "Excuse me, Sir."
Ein Mann, breit wie ein Epsaler, und nicht viel größer, scheuchte mich vor der Maschine fort, öffnete sie, rüttelte am Münzfach und schloss sie wieder. Der One Arm Bandit begann weiter, Münzen zu spucken. Oh, nur verklemmt. Niedlich. Und ich hatte mir schon Sorgen gemacht.
Dann hörte der Geldsegen wieder auf, ich wollte weiter spielen, aber WIEDER reagierte die Maschine nicht. Bevor ich mich aufregen konnte, kam wieder der freundliche Herr und sagte: "Relax, Pal, the light is burning again. Help is on the way." Ehrlich, ich war dem Burschen wirklich, wirklich dankbar.
Dann wieder hinter mir - ich glaube, der Typ mochte es, sich anzuschleichen - die Bassstimme: "Excuse me, Sir." Der Epsaler war wieder da, einen kleinen Sack auf der Schulter, jagte mich weg, öffnete den Spielautomaten, schnitt das Siegel am Sack auf und füllte den Inhalt, Quarter im Wert von mehreren hundert Dollar, ins Münzfach ein.
Dann verschloss er den Automaten wieder und ließ mich weiter spielen.
Das Geld, das er schon ausgespuckt hatte, packte ich sicherheitshalber schon mal in einen Bucket. Und oh Wunder, der Automat ging wieder ohne Probleme. Ich hatte ihn leergespielt. Was für ein Gefühl. Und nein, natürlich konnte ich nicht ein einziges Mal ganz normal gewinnen. Es musste spektakulär sein. Irgendwie.
Jedenfalls spielte ich noch einige Zeit, und obwohl die NAcht noch jung war, ließ ich das Gewinnen irgendwann, drückte auf Auszahlung und füllte einen zweiten Bucket mit den Münzen.
Mit zwei dieser Monster, einer bis zur Hutkrempe gefüllt, ging ich wieder zur Auszahlung und ließ mir die Münzen in Scheine tauschen. Beim zweiten Mal waren es zweihundertfünfundzwanzig Dollar und fünfzig Cent.
Und das ist meine stärkste Erinnerung an Las Vegas. Nicht unbedingt, dass ich rund dreihundert Dollar nach Einsätzen gewonnen hatte. Sondern was mit mir und dem Spielautomaten passiert ist, der nicht einmal, sondern gleich zweimal nicht hatte funktionieren wollen...
Okay, der Gewinn ist auch wichtig. ^^
Ja, ich hatte beide Abende viel Spaß. Ja, ich war anschließend in der Arcade-Abteilung und habe mit einer Handvoll Quarter, die ich nicht umgetauscht habe, in einem Simulator gesessen und habe die Star Wars-Trilogie nachgeflogen, bis die Quarter alle waren - ich kam bis Endor, bevor mir Lust und Quarter ausgegangen sind. Und selbst nach achtzehn Jahren sind diese Szenen so lebendig in mir, obwohl ich mich mehr wie ein toter Fisch gefühlt hatte, solange ich drüben war...
Ich werde, wenn es mich wieder packt, gerne mehr erzählen und vielleicht auch die Lücken schließn, die ich mit meinem Sprung nach Las Vegas gerissen habe, denn diese Geschichte musste einfach mal raus.
Bleibt mir treu und lest mich weiterhin.
Berichten über Israel, Meta beugt sich, “Wir sind Papst” geschützt
-
1. Wie ausgewogen berichten deutsche Medien über Israel? (uebermedien.de,
Holger Klein, Audio: 26:31 Minuten) Holger Klein hat sich mit dem
Kommunikations-...
vor 7 Stunden
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen