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Montag, 23. Februar 2009

Da hat wohl einer Mißt gebaut...

Und zwar war das Philipp Mißfelder, Vorsitzender der Jungen Union, und damit auf dem Sprung in die Spitze einer der großen deutschen Volksparteien. Namentlich der CDU, wem das nicht klar ist.
Was ist geschehen? Mißfelder wird zitiert er habe gesagt, dass "eine Anhebung der Hartz IV-Sätze zu einem Anschub der Tabak- und Spirituosen-Industrie führt"...
Diese Aussage nimmt Herr Mißfelder übrigens nicht zurück, entschuldigt sich nicht dafür und verteidigt sie auch noch. Und zwar mit folgenden Argumenten: Seine Worte seien kein Angriff auf Hartz IV-Empfänger gewesen, sondern ein Plädoyer für deren Kinder. Statt Barmittel auszuzahlen wären Warengutscheine, z.B. für Schulspeisungen besser gewesen.

...Sacken lassen.
Also, was läuft hier? Ist sich Phil Miß eigentlich bewusst, dass er mit diesen Worten unterstellt hat, Hartz IV-Empfänger seien im allgemeinen Takab- und Alkoholsüchtig? Ist ihm bewusst, dass sein Beharren auf die Richtigkeit seiner Aussage wesentlich schlimmer ist, als die Worte an sich? Ist ihm bewusst... Ach, das führt zu nichts. Ich befürchte Phil Miß bleibt bei dem was er sagt und kommt damit auch noch durch, wird zudem vielleicht noch als Verteidiger der Kinder gefeiert.
Normalerweise bin ich eher auf Seiten der Politiker. Selbst in der Kommunalpolitik, weiß ich, dass viel von Bürgern zerredet wird, von Vorurteilen geradezu zerfressen ist und sich der Normalbürger mit der Ausrede, "die da oben wirtschaften doch eh nur in die eigene Tasche", aus der eigenen Verantwortung stiehlt und die drei Affen nachmacht: Nix sagen, nix hören, nix sehen.
Aber in diesem speziellen Fall hat ein Jungpolitiker in einer durchaus machtvollen Position ein paar Millionen Menschen auf einen Schlag beleidigt. Eine Entschuldigung und Rücknahme ist da mehr als angebracht. Einem JuSo-Vorsitzenden hätte man eine solche Aussage zum Strick gemacht, er wäre schon seit Tagen von allen Ämtern zurückgetreten. Aber in der Union? Gott bewahre. Irgendwie wird er schon Recht gehabt haben, und nach ein paar Tagen kräht kein Hahn mehr danach. Später vielleicht ein nettes Kabinettspöstchen, vielleicht im Familienministerium, denn er sorgt sich ja so um Kinder... Hallo?

...sacken lassen.
Rollen wir die Fakten auf. JEDE ZUNAHME von Geldmitteln in einem deutschen Haushalt, dessen Mitglieder Tabak und Alkoholika konsumieren, führt zwangsläufig dazu, dass die Tabak- und Alkoholindustrie profitiert. Entweder weil Mama nun nicht mehr Aldi raucht oder Papa sich statt dem Fünfjährigen den Elfjährigen Scotch leisten kann. Ist das verwerflich? Sicher nicht.
Phil Miß ging es aber mit Sicherheit nicht darum. Er wollte diffamieren, er wollte verachten, das unterstelle ich ihm. Und als er merkte, der Schuss ging nach hinten los, ruderte er zurück - leider im Vorwärtsgang. Seine Verteidigung: Kinder.
Kinder, das weiß doch jeder, haben unter Armut zu leiden. Und in seinen Augen besonders die Kinder von Hartz IV-Empfängern. Was durchaus sachlich richtig ist, denn Kinderarmut ist hierzulande kein Phänomen, sondern genau wie die Obdachlosenszene traurige Wirklichkeit. Sicher, es ist Zeit, das die Politik etwas dagegen tut, es ist Zeit, dass man sich mit dem Thema auseinander setzt, ohne es in den Massenmedien auszuschlachten. Mit einem sinnvollen Konzept.
Hartz IV-Empfängern einerseits die Fürsorgebereitschaft für ihre Kinder abzusprechen nach dem Motto, sie würden die Kindergelderhöhung mit Pennerglück versaufen, düpiert hier ein paar Millionen Menschen... Und das Jugendamt, das nämlich genau für diesen Fall weitreichende Rechte und Pflichten hat. Und manchmal mehr und manchmal weniger gut in Angriff nimmt, bzw. einsetzt. Obwohl diese Aussage auch direkt vom Stammtisch kommen könnte, wie ich zugeben muss.

...sacken lassen.
So wie ich das sehe, muss sich Phil Miß entschuldigen. Diese Worte zurücknehmen und seine Verteidigung in den WIND schießen.
Tut er das nicht hätte ich eine alternative Idee. Wie wäre es, wenn Phil Miß mal einen Monat selbst von Hartz IV lebt und dabei eine Familie versorgen muss? Ich würde drauf wetten, dass er als erstes zu den Zigaretten greift...

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