Am 03.11. veröffentlichte ich einen Artikel in meinem Blog, in
dem es um Flüchtlinge ging. Ich stellte meine eigene Position, die
als „Gutmensch“ verschrieen ist, konträr zu derer, die ich
„besorgte Bürger“ nenne. Darin bestärkte ich meine Position pro
Asyl und pro Menschlichkeit. Wie zu erwarten gewesen ist, hat der
Artikel ein paar Kommentare produziert. Drei davon negativ
konnotiert, nicht mich angreifend, aber meine Haltung mit Beispielen
aus Magdeburg. Einer Frau, die ohne Pfefferspray in Magdeburg nicht
auf die Straße gehen wollte, und zwei Herren, die mit weiteren
Informationen aufwarteten. Alle drei sind mir unbekannt. Und alle
drei haben mir auch nur einen Besuch abgestattet und sind dann
weitergezogen. Moment, Korrektur. Anscheinend waren es doch alle drei
Männer. Alle drei haben mit Google ID gepostet. Der erste User,
Magdeburger, schickt einen allerdings auf eine Werbeseite. User Nr.
2, Daniel Vetter, nimmt einen mit auf seine Google+-Seite, wo er auf
den ersten Blick zeigt, dass er mit dem Thema gut vertraut ist und
durchaus in die Ecke „besorgter Bürger“ eingeordnet werden muss.
Universum zuguterletzt verlinkt auf seine stark esoterische Seite.
Dass der Gute Angst vor Flüchtlingen hat, ist verständlich,
propagiert er doch, dass alle Wünsche wahr werden, wenn man nur
stark genug an sie glaubt... Die Flüchtlinge sind aber eben noch da,
und das passt sicher nicht in sein Konzept.
Ich denke, ich
übertreibe nicht, wenn ich sage, dass die drei nur da waren, um ihre
Sicht der Dinge zu kolpotieren, ohne auf meine Antworten gespannt zu
sein. Das kann man mögen, ich finde es schlecht. Und ich fühle mich
an meine Trolle erinnert, die mich besucht haben, als es um den
Klimawandel ging. Mit denen konnte man reden, solange man ihre
Angaben als reale Fakten betrachtet hat.
Danach bekam ich positive Unterstützung von Nathan und Net
Sparrow, die regelmäßige Besucher meines Blogs sind.
Schließlich
kam ein etwas seltenerer, aber gern gesehener Gast meines Blogs,
HenjinAkira, und hinterließ gleich drei Postings zum Thema. Das war
solch ein Aufwand, den ich honorieren muss. Nicht nur mit einer
Antwort, die in den Kommentaren untergeht, sondern mit einem eigenen
Blogeintrag. Aber lassen wir ihn zu Wort kommen und mich antworten.
Und nein, Akira ist weder rechts, noch nahe dran, hat persönlich
sehr schlechte Erfahrungen mit Migranten gemacht und daher auch ein
Recht, ihnen mindestens argwöhnisch zu begegnen, nur um das gleich
zu Anfang zu sagen.
Hallo Ace,
in Bezug auf die Ängste Anderer redest du
meilenweit am Thema vorbei. Man merkt dir überdeutlich an, dass du
dich selbst noch für "unantastbar/unsterblich" hälst
(siehe unsere Diskussion per PN), weil du die Erfahrung der
Machtlosigkeit noch nicht machen musstest. Das ist keine Sache, die
sich rational erfassen lässt, auch nicht wenn man das will.
Und
ich beachte dabei deine Angstattacken nicht, die zählen da nicht,
die waren "selbstgemacht" und keinem Fremdeinfluß
geschuldet. Sorry, das nehme ich mir aufgrund eigener Erfahrungen
raus.
Ace: Ich habe mich schon erheblich machtlos gefühlt,
als ich nicht wusste, warum der Scheiß anfing, warum ich plötzlich
nicht mehr aufstoßen konnte und geglaubt habe, deswegen gleich jede
Sekunde sterben zu müssen oder zu ersticken. Auch das Gefühl, sich
selbst übergenau zu beobachten und jede Merkwürdigkeit als neu
anzusehen, und als Gefahr, war keine nette Erfahrung.
Zugegeben,
ich habe noch nie vollkommen hilflos in einem Krankenbett gelegen,
musste mich nie durch Reha quälen. Aber hilflos meiner Angst
ausgeliefert war ich. Und das war kein schönes Gefühl. Selbst jetzt
noch quälen mich Reste dieser Angst, wann immer ich Auto fahre.
Und ich bin in der Beziehung einer Meinung mit dem
Vorschreiber, dass du das nie begreifen wirst, wenn du diese
Erfahrung nicht machen musstest. Und das ist kein böser Wille von
dir, das ist einfach so, weil du es vorher nicht erfassen kannst. Das
konnte ich auch nicht, bevor ich selbst in eine solche Lage geriet,
wenn ich daran denke, wie ich vorher und wie grundlegend anders ich
nachher gedacht habe... Emotional liegen da Welten dazwischen... und
diese grundlegende Emotion der Bedrohung und Machtlosigkeit ist so
essentiell, dass auch das rationale Denken davon immer beeinflusst
wird.Ace: Aber ich begreife
durchaus, was Angst ist und wie sie funktioniert. Und ich erkenne
auch verallgemeinernde Angst oder den Beginn einer Psychose. Und noch
einmal, ich widerspreche Dir. Es war eine sehr schlimme und lang
anhaltende Angst, die mich an manchen Tagen zwang, bewusst zu atmen.
Tagelang habe ich das gemacht, ohne zu wissen, woher es kommt und wie
ich es abstelle. Nachts wachte ich zweimal auf und dachte, ich muss
an meinem Schleim ersticken... War keine schöne Zeit. Sicher, das
geht schlimmer, aber ich kenne diese Erfahrung. Gut, Du siehst das
anders. So, wie ich es anders als Du sehe.
So sehr ich dir wünsche, dass du deine "Blauäugigkeit"
in der Hinsicht nie verlierst, so sehr ärgere ich mich, wie
leichtfertig du die Ängste anderer abwatscht. Nein, es geht nicht
nur um Rationalität, und auch auf Ängste muss man eingehen und sie
ernst nehmen, denn sie sind nun mal menschlich. Wenn man sie einfach
ignoriert und kleinredet, verselbstständigen sie sich nämlich erst.
Die Leute, die vorher "nur besorgt" waren, fühlen sich
nicht ernst genommen und gedemütigt und werden im schlimmsten Falle
tatsächlich radikal. Auch besorgte Menschen haben ein Recht darauf,
gehört, ernst genommen und nicht abgewiegelt zu werden. Und woher
nimmst du das Recht, alle, die besorgt sind, als Rassisten zu
beschimpfen? Und die, die sich Sorgen machen, eben weil sie
persönlich schlechte Erfahrungen machen mussten, sind auch nicht
automatisch blöd, wie du zu unterstellen scheinst. Deine einseitige
Beurteilung finde ich grenzwertig.
Ace: Habe ich die Ängste
leichtfertig abgewatscht? Ich habe zum Thema recherchiert, als ich
damit konfrontiert wurde, vor allem den Part mit den vier
Vergewaltigungen. Heraus kam eine. Immer noch eine Vergewaltigung zu
viel, ich denke, das sehen wir beide ähnlich. Aber, hier kommt der
Mechanismus zum Tragen.
Auch wenn ich jetzt mit Hilfe diverser
Links beweisen kann, bleiben die Einsager bei vier Vergewaltigungen.
Schrauben sie hoch auf sechs oder gar acht, oder zehn. Es gibt
Menschen, die glauben das, die haben tatsächlich Angst. Und nicht
erst seit Nibiru wissen wir, dass manche Menschen diese Angst zu
ihrer Angst machen und jedes Wort glauben, das gesprochen wird oder
erzählt wird. Dann sind es vier Vergewaltigungen durch Flüchtlinge,
nicht eine, und wer was anderes sagt, der gehört zur Lügenpresse.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten. 1) Man lässt die Menschen mit
ihren Ängsten allein und sieht dabei zu, wie sie wachsen und sie
terrorisieren und sie ins braune Lager treiben, die tatsächlich was
tun wollen. Mord und Totschlag. 2) Man stellt ihnen Fakten entgegen
und versucht zu informieren. Zumindest jene, die noch für Fakten
zugänglich sind.
Ich habe es mit dem Nibiru-Hype verglichen. Da
kamen Menschen zum Astronomen Freistetter, und haben sich erklären
lassen, warum das Thema Unsinn ist.
Ebenso ist es Unsinn, sich im
großen Magdeburg nach einer Vergewaltigung pauschal vor Flüchtlingen
zu fürchten. Magdeburg hat eine Viertelmillion Einwohner, davon
ungefähr die Hälfte Frauen. Jetzt gab es eine Vergewaltigung, deren
Täter ein „Südländer“ war, vielleicht ein Flüchtling. Deshalb
Angst vor allen Flüchtlingen zu haben, ist irrational.
Freistetter hat gesagt, das beste Mittel gegen Angst ist, sich zu
informieren. In diesem Fall heißt das, liebe Leute, prüft nach,
woher diese Gerüchte kommen. Wenn es keine anderen Quellen gibt als
jene Rechte Rand-Fischer, nicht einmal Privatleute, die ein
Facebook-Konto haben und nicht durch rechte Parolen aufgefallen sind
– ich nehme die „Lügenpresse“ hier mal komplett raus – dann,
liebe Leute, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es ein Fake ist.
Oder dass eine Straftat unnötig aufgebauscht wurde. Aber wie gesagt,
eine Vergewaltigung ist schon eine zuviel. Ich hoffe, der Täter wird
gefasst.
Es gibt keine Trennung in "Gutmenschen" und
"besorgte Bürger", zumal du die in deinem Aufsatz gleich
mal alle über einen Kamm scherst und in die rechte Ecke stellst.
Lies da noch mal nach, du polemisierst und malst schwarz-weiß.
Hm,
das kann ich auch: "Gutmenschen" = naiv, "Besorgte
Bürger" = realistisch. Auch nett, oder? ;-p
Ace: Dabei
übersiehst Du aber eines. Ich habe niemanden explizit als „besorgten
Bürger“ identifiziert. Wer also den Schuh überstreifen möchte,
könnte verwundert sein, wenn er passt. Weißt Du, Hetze und
Agitation fängt immer ganz klein an und steigert sich. Am Schluss
glauben zehntausend Leute, sie würden für 82 Millionen
sprechen.
Sicher, eine glatte Trennung zwischen Gutmenschen und
besorgten Bürgern wird es nicht geben. Weil dazwischen nämlich noch
sehr viele Standpunkte stehen. Ich gebe zu, ich habe den Begriff
Gutmensch hart abgegrenzt dargestellt, weil er in der rechten Ecke
als Schimpfwort gilt.
Dummerweise wurde ich damals auch von "südländisch"
aussehenden jungen Männern überfallen. "Südländisch",
den Begriff verwendet man, weil man natürlich nicht auf deren Stirn
ablesen kann, woher die Täter genau kommen. Dunkler Teint, dunkle
Haarfarbe und Augen und typischer Gesichtsschnitt eben gleich
"südländisch"... eben auch, weil man nicht sagen will
"Migrant", weil das ein Vorurteil impliziert... und man
dann so abgewatscht wird, wie du das hier tust.
In meinem Fall
waren es Jugendliche mit "Migrationshintergrund",
ermittelt, erwiesen und verurteilt.
Ace: Ich weiß. Aber
verurteilst Du jetzt automatisch alle „südländischen“ Menschen
oder „Migranten“ als potentielle Straftäter? Oder beurteilst Du
jeden einzeln für sich und anhand seiner Taten?
Mir ist klar,
dass es Problemviertel gibt, Schattengesellschaften und libanesische
Clans, und, und, und. Mir ist klar, dass sich Migrantenkinder
aufgemacht haben, um an der Seite der Daesh zu kämpfen. Mir ist aber
auch klar, dass Deutschland und auch keine Problemviertel per se
Rechtsfreier Raum sind. Aber ich denke, dass auch Problemviertel in
den Griff zu kriegen sind, wenn man es wirklich versucht. Auch wenn
man mit vierzig Jahren Verspätung anfängt.
Dummerweise waren die Schläger, die mit Baseballschlägern im
Szeneviertel in Berlin auf meine Bekannten losgingen, "Südländer",
genauer junge Türken, die "Schwule klatschen" gingen. Da
konnte man aus dem Gegröle sehr gut heraushören, wer genau das
war.
(Und zu DDR-Zeiten gab es da auch mysteriöse Gruppen aus dem
nahem Osten, die im Studentenwohnheim untergebracht waren, und über
die wir nichts wissen durften.)Ace:
Homophob halt. Die findest Du nicht nur unter Türken. Das
auszurotten wird noch ein langwieriger Prozess sein. Schwer, lang,
voller Stolpersteine. Aber ein Anfang ist seit langem gemacht.
Beide neueren Vorfälle haben gemein, dass die
Gewalttätigkeiten mit der Religion und dem sozialen und
gesellschaftlichen Selbstverständnis der Täter begründet wurden.
Und das das in beiden Fällen Serientäter waren. Also bin ich
besorgt und vorsichtig, wenn ich auf einmal mit größeren Mengen
jungen und männlichen "Südländern" konfrontiert
werde.
Ace: Das gleiche Gefühl habe ich, wenn ich beim
Fußball in eine Gruppe Hooligans gerate. Und ich hätte es, würde
ich je in eine Pegida-Veranstaltung geraten. Und ja, auch eine Horde
gewaltbereiter Türken mit Baseballschlägern würde mir Angst
machen.
Allerdings hat mich ein Hund gebissen. Wirklich. So ein
kleiner Wadenbeißer. Seitdem habe ich Angst. Vor kleinen Hunden. Ich
misstraue allen Tieren erst einmal, aber ganz besonders den kleinen
Hunden. Vorsicht ist gut und schön, aber man muss erkennen, was
begründet ist, und was Angst ist.
Und das heißt trotzdem nicht, dass ich fremdenfeindlich
wäre oder gar rechtsradikal.
Die meisten meiner Freunde in
Heidelberg waren Ausländer und Migranten, tatsächlich. Schon wegen
der vielen Studenten dort. Hier, in dieser ländlichen Gegend, in der
ich wohne ist es nicht mehr so, weil es hier nicht so viele Ausländer
gibt... ganz einfach. In der Regel ist es mir wurscht, woher ein
Mensch kommt, mit dem ich mich gut verstehe und es gibt auch mehr als
genug deutsche Vollhonks.
Ace: In einem Punkt hast Du recht: Alle meine negativen
Erfahrungen habe ich bisher Deutschen zu verdanken, nicht den
Ausländern. Deshalb sind sie bei mir noch nicht negativ konnotiert.
Noch? Nun, ich hoffe doch sehr, dass ich meinen Vorsatz, niemals zu
verallgemeinern und zu pauschalisieren nicht fallen lassen werde.
Keine Sorge, ich weiß, dass Du weder fremdenfeindlich bist, noch
rechtsradikal. Aber Dein letzter Satz spricht doch genau das aus, was
ich sagen will...
Nein, ich unterstelle nicht allen Flüchtlingen,
gewalttätig und rücksichtslos zu sein.
Aber ich sehe auch, dass
es solche Menschen in den Flüchtlingsmengen geben wird, Gesetz der
Zahl und Erfahrung. Und das es nicht hilfreich sein kann, Menschen
ohne ausreichende Vorbereitung irgendwo zusammenzupferchen, schon gar
nicht Menschen, die traumatisiert sind, Hauptsache wir haben sie
erstmal "reingelassen", um uns selbst auf die Schulter
klopfen zu können, wie solidarisch und human wir doch sind. Und noch
was, wie sollen Menschen diese Flüchtlinge vom Grunde ihrer Herzen
willkommen heißen, wenn sie sich als Einheimische übergangen und
nicht ernst genommen fühlen?
Fakt ist eben auch, dass auch
besorgte Bürger mit anpacken und helfen, wenn es nötig ist, und
eben nicht irgendwas abfackeln. Hier in meinem Umfeld ist das
jedenfalls so.
Im übrigen sind nachweislich 2/3tel der Brände
dadurch entstanden, dass in den Unterkünften auf offenen Feuern
gekocht wurde.
Ace: Auf FB bin ich mit einigen Leuten
befreundet, die ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe tätig sind.
Ja, in einem Flüchtlingslager kommt schon mal die Polizei. Ja,
da gibt es auch Ärger, und dann stehen plötzlich alle Afghanen
geschlossen hinter ihrem Landsmann, und die Syrer hinter ihrem. Aber,
und das ist der spannende Punkt im Geschehen, es kommt
glücklicherweise nicht oft vor. Wäre das der Fall, hätten rechte
Gruppen das schon ausgeschlachtet, anstatt falsche Geschichten zu
verbreiten.
In den Aufnahmelagern sollen die Menschen nach der
Registrierung ankommen, zu sich selbst zurückfinden, aufhören,
Angst zu haben. Nationalitäten sind da erst in zweiter oder dritter
Linie ein Problem. Satt werden, es warm haben, und vielleicht mit
jemandem Schach spielen, keine Langeweile aufkommen lassen, Deutsch
lernen... Bis eine Wohnung zugeteilt ist.
Das sind übrigens
Aktionen des Bundes und der Länder, die zugegeben sehr spät auf den
zu erwartenden Anstieg reagiert haben, nicht die von Gutmenschen.
Die stehen eher an einem Bahnhof und organisieren ehrenamtlich
Busverkehr, Arztbesuche und eine warme Mahlzeit, gehen auch schon mal
durch einen vollbesetzten Zug und verschenken die eigenen Schuhe an
Fremde. Das sind keine offiziellen Aktionen, aber Dinge, vor denen
ich Respekt habe. Ich denke nicht, dass diese Freiwilligen sich dafür
auf die Schultern klopfen.
An der Stelle lasse ich es hier gut sein, natürlich kann
man über jeden einzelnen angesprochenen und vor allem nicht
angesprochenen Punkt tagelang diskutieren, ohne alles erfasst zu
haben.
Sorry, ich kann einfach diese "Gut gegen
Böse"-Rhetorik nicht mehr hören oder lesen, das ist fast
genauso dumm und einseitig, wie rechtsradikales Gedankengut.
Vereinfachung halt. Nur mit dem Unterschied, dass man es eben sagen
darf, es so gewünscht und gutgeheißen wird in der Öffentlichkeit.
Scheuklappen, nur in der anderen Richtung *lol*. Die Welt ist nun mal
nicht schwarz-weiß und wird es auch nie sein.
Ace: Ich finde
es gut, wenn man argumentieren kann, wenn man argumentieren darf.
Standpunkte austauscht, usw. Und ich finde es auch problematisch,
wenn es in Flüchtlingsheimen zu offener Gewalt kommt, z.B. weil ein
Christ den Koran im Klo runterspülen wollte. (Das enthebt uns
allerdings nicht, polizeilich feststellen zu lassen, wer was wem wie
angetan hat und gemäß unserer Gesetze zu ahnden.) Oder wenn eine
ethnische Gruppe auf die andere losgeht. Aber ich halte es für böse
Rhetorik, wenn davon gleich auf alle Flüchtlinge geschlossen wird.
Klar ist das Bild nicht schwarz oder weiß. Aber ebenso klar ist,
dass viel Unsinn im Spiel ist.
Ein Beispiel: An einem Internat sollten junge unbegleitete
Flüchtlinge aufgenommen werden. Zwischen vierzehn und sechzehn. Ein
Ehepaar mit zwei Töchtern stellten sich am Abend der Vorstellung
extrem quer und befürchteten ganz offen, dass ihre beiden Töchter
von den jugendlichen Ausländern vergewaltigt werden würden. Ohne
Beweis, ohne Tendenz, nicht einmal mit dem geringsten Hauch an
Fakten. Weißt Du, was diese Eltern wirklich sagen wollten? „Ich
will nicht, dass meine Töchter mit Freunden nach Hause kommen, die
Ahmad und Ursai heißen. Und dunkle Babies sollen sie auch nicht
kriegen.“
Und genau das ist der springende Punkt im Geschehen.
„Die“ sind eben „anders“ und sollen auch „woanders“
bleiben. Das ist schon sehr tief in unserer Gesellschaft angekommen.
Ich bin jederzeit bereit, mit jemandem zu diskutieren, auch über
Flüchtlingspolitik. Aber wenn er oder sie mir Quatsch erzählt,
widerspreche ich. Fakt für Fakt. Nichts anderes. Zum Beispiel das
Pärchen aus Gronau, beide über sechzig: „Die Flüchtlinge wissen
gar nicht, wie man eine Toilette benutzt.“ Originalton. Der Punkt
ist, sie haben Recht. Syrer zum Beispiel waschen sich nach dem großen
Geschäft gleich den Hintern und nehmen nicht wie wir tonnenweise
Papier. Wenn die also keine Wasserkannen auf dem Klo haben, sind sie
von der Papierrolle etwas ratlos.
Ich will damit sagen, dass „der
kann kein deutsches Klo benutzen und rasiert sich in der Schüssel“
doch kein Argument ist, um solchen Menschen Asyl zu verweigern. Das
Gleiche hat übrigens eine große deutsche Boulevardzeitung schon mal
behauptet – über einwandernde Russlanddeutsche, btw.
Und nein, ich habe nicht vor, rechtsradikales Gedankengut, vor
allem, wenn es zur Gewalt aufruft, zu verharmlosen. Das sollte
selbstverständlich sein. Das sag ich nur vorsichtshalber, denn ich
könnte wetten, dass so eine Entgegnung kommt ;-).
Ace: Das
habe ich Dir auch nicht unterstellt. Im Gegenteil, Dein Standpunkt
ist im Gegensatz zu den bornierten Eltern oder dem älteren Ehepaar
gut zu verstehen und nachzuvollziehen. Zudem baust Du Deine
Argumentation auf Fakten auf. Und es ist weder verkehrt, in der
Flüchtlingsfrage ein Auge auf das Thema und die Menschen zu haben,
noch wäre es richtig, zum Beispiel Flüchtlingsgewalt und
Flüchtlingskriminalität totzuschweigen oder zu verharmlosen. Aber,
und das behalte ich mir vor, wenn ein EDEKA-Eigentümer auf Facebook
einen Artikel veröffentlicht und da klipp und klar sagt, kein
Flüchtling dürfe bei ihm klauen, ohne dass er Strafanzeige stellt,
und der Laden wäre auch nicht schon halb ausgeräumt, dann teile ich
das.
Rechtsradikales Gedankengut wie die ständig aufkommenden
Vergewaltigungsvorwürfe, „die die Lügenpresse verschweigt“,
geht bereits zu weit. Ich denke, die Problematik ist, dass viele
Menschen zwei, drei Schritte weiter gehen als Du. Die noch nie durch
einen Ausländer oder einen Flüchtling Schaden erlitten haben, und
die einfach auf sie schimpfen, weil sie anders sind. „Wer ein
Smartphone besitzt, der muss nicht flüchten.“ „Junge Männer in
der Blüte ihrer Jahre, die hätten statt zu flüchten ein Gewehr
nehmen und für ihr Land kämpfen sollen.“ „Die schächten Lämmer
auf dem Balkon.“ Solche Dinge sind noch lange nicht rechts, aber
rechter als Dein Standpunkt, und dann auch noch nicht mal
gerechtfertigt. Rechts von Dir gibt es, bevor die Rechtsradikalen
kommen, tatsächlich noch eine Menge „besorgter Bürger“. Und die
sind sich gar nicht bewusst, wessen Argumente sie verbreiten. Darum
sage ich es ihnen.
Mit herzlichem Gruß
Akira
Ace: Du bist hier immer ein gern gesehener Gast. Und ich freue
mich auf eine gute Diskussion.
Neues vom Bookshelf – Jury gesucht
-
Aufgrund des Feedbacks im Bookshelf-Forum Thread haben wir uns dazu
entschieden, eine Jury für den nächsten Schreibwettbewerb zu schaffen.
Dafür suchen wir...
vor 6 Stunden
9 Kommentare:
Es ist immer einfach Gutmensch und besorgter Bürger zu sein, wenn man Werte nur predigen und nicht leben muss. Das haben beide Gruppen gemeinsam. Nur wer in beide Richtungen eigene Erfahrungen gemacht hat, sieht die Dinge im Ansatz realistisch.
Multikulti funktioniert nur bis zu einem gewissen Grad, alles andere ist Utopie.
Alle Diskussionen, die wir mittlerweile führen sind emotional getrieben, weil wir emotional sind und bei diesem Thema geht es ums Zwischenmenschliche.
Es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen. Noch vor einigen Jahren wäre niemand auf die Idee gekommen, das Wort Gutmensch für sich in Anspruch zu nehmen.
Die Gruppe der besorgten Bürger aber labelt sich selbst so.
Das eine ist ein Kampfbegriff, das andere eine Wertung. Im Prinzip aber gibt es weder die eine, noch die andere Gruppe, weil es nichts fassbares gibt, an dem sie festgemacht werden können, nur die beiden Begriffe. Die Auffächerung in alle Spektren rund herum ist zu groß. So ist der "Gutmensch" genauso ein kritischer Betrachter der "Montagsspaziergänge" wie eben jemand, der sofort den Kleiderschrank leerräumt und alte Klamotten ins Auffanglager nebenan bringt. Es gibt zu viele, auf die der Begriff passen soll. Halt, ein Wort gibt es, und das wird auch aufgeprägt, nicht selbstgewählt. Dieses Wort, das auf alle Gutmenschen passen soll, ist "naiv".
Im Umkehrschluss ist auch der besorgte Bürger keine homogene Gruppe. Er reicht von Hitlergruß zeigenden, "Lügenpresse" skandierenden, Reporter angreifenden offenen Radikalen über Leute, die eine Überfremdung des Abendlandes befürchten bis hin zu Leuten, die der "Das Boot ist voll"-Rhetorik folgen, aber eher weniger Gewalt gutheißen oder bejubeln. Hier wird der Begriff als Schutzbehauptung massiv missbraucht, denn wenn man die besorgten Bürger und ihre Ängste nicht ernst nimmt, dann tut man ihnen ja Unrecht, begeht ein Verbrechen.
Multikulti funktioniert sehr wohl. Deutschland ist und war nichts anderes. Als zentrales Land Mitteleuropas war es schon immer ein Ein-, und Durchwanderungsland. Das hat nicht erst bei den West-, und Ostgoten angefangen. Das hat sich nahtlos durchgezogen. Seien es in der jüngeren Vergangenheit der Zuzug polnischer Bergarbeiter ins Ruhrgebiet im frühen neunzehnten Jahrhundert, sei es die Aufnahme der Hugenotten in Preußen ein paar Jahrzehnte zuvor oder die große Migration im letzten Jahrhundert mit dem Zuzug der Gastarbeiter aus dem Mittelmeerraum, all das ist, finde ich, Multikulti. Klappt natürlich nicht immer und auf jeder Ebene, weil nichts perfekt ist, an dem Menschen beteiligt sind. Aber auch von Bürgerkriegsähnlichen Zuständen ist Multikulti weit entfernt. (Und wenn, dann wird es kein Rassenkampf, sondern einer um Ideologie.)
Dein Schlusssatz ist hochinteressant. Ich weiß nicht, ob es mir gelungen ist, aber ich versuche zumindest, nicht emotional zu werden, sondern meine Worte mit Argumenten und Fakten zu unterfüttern, damit sie belastbar werden, nicht einfach nur Meinung. Danke, dass Du mich daran erinnert hast, Jo.
Über Begrifflichkeiten kann man eine Grundsatzdiskussion führen. Wer hat angefangen die Hippies so zu nennen? Sie sich selbst oder der andere Rest?
Was genau ist ein Kampfbegriff und was eine Wertung? Besorgter Bürger ist eine Wertung wie Gutmensch, denn der könnte ebenso gut ein Schlechtmensch oder fröhlicher Bürger sein. Wir belegen die Begriffe mit Attributen, erst dadurch werden sie zu dem, was Du hier Wertung und Kampfbegriff nennst.
Oh doch, die beiden Gruppen gibt es sehr wohl und sie unterscheiden sich durch Überzeugungen und Weltbilder und die Art, wie sie versuchen diese zu propagieren, wobei sie sehr oft zu den gleichen Mitteln greifen, je radikaler sie ihre jeweilige Meinung vertreten.
Richtig, allen Personen der Kategorie „Gutmensch“ drücken wir gerne das Siegel „naiv, aber harmlos“ und allen „besorgten Bürgern“ den des „gefährlichen stumpfsinnigen Bauerntrampels“.
Multikulti hat bisher dahingehend funktioniert, dass Gruppen es tatsächlich geschafft haben eine Zeitlang nebeneinander zu koexistieren. Von einer Kultur kann da nicht die Rede sein und ausgerechnet das Gebiet Deutschlands als Multikulti zu bezeichnen, finde ich seltsam, denn bestand es in der früheren Vergangenheit aus Hunderten Herzogtümern und kleinen Ländern, die so gar nix miteinander zu tun haben wollten. Heute mögen sich in Mitteleuropa noch nicht mal die Franzosen und die Deutschen, sollen aber gemeinsam die Syrer mögen und zwar von heute auf morgen? Echt jetzt? Wir beschimpfen uns heute teilweise gegenseitig als Ossis und Wessis, Gelbfüssler und Fischköpfe, dazu kommen die Bayern, die sich stets als Krone der Schöpfung sehen. Der Deutsche an sich ist sich selber fremd. Du kannst im Schwabenland 30 Jahre leben und wirst immer der „Nei‘gschmeckte“ bleiben und damit ein Fremder im eigenen Land. YEAH!
Es wird keinen Kampf um Idiologien geben, es wird ein reiner Ressourcenkampf sein. Spätestens wenn die Mittel für alle hier Lebenden knapper werden, stehen Gutmenschen und besorgte Bürger Seite an Seite gegen jeden, der da wird kommen mögen. Koexistenz funktioniert am besten, wenn man einen gemeinsamen Feind oder einen gemeinsamen Vorteil sieht, ansonsten sind sie nutzlos.
Verzeih, wenn ich mit meinem Schlusssatz für Verwirrung gesorgt habe, es sollte keine Anschuldigung sein. Er war allgemeiner Natur.
Ich bin der Überzeugung, dass wir diese Diskussion um Zuwanderung, Flüchtlinge und Integration nicht schaffen rational zu führen. Sie ist rein emotional getrieben, weil wir alle und dabei nehme ich mich selbst nicht aus, abgesehen von den Fakten (die eigentlich wer immer liefert und uns aufbereitet?), uns nur auf die eigene Erfahrung im Umgang miteinander beziehen können.
Der Hintergrund ist simpel und hier ein Beispiel: Zur Entwicklung des Klimas oder des Ölpreises baue ich keine emotionale Beziehung auf. Zu einem Menschen, der mich schädigt oder mich bereichert sehr wohl.
Was genau ist ein Kampfbegriff und was eine Wertung? Besorgter Bürger ist eine Wertung wie Gutmensch, denn der könnte ebenso gut ein Schlechtmensch oder fröhlicher Bürger sein. Wir belegen die Begriffe mit Attributen, erst dadurch werden sie zu dem, was Du hier Wertung und Kampfbegriff nennst.
Ace: Wie ich schon schrieb, ich käme nie auf die Idee, den Begriff Gutmensch für mich zu erfinden, auch wenn ich ihn mittlerweile vereinnahme. Kontra bezeichnen die besorgten Bürger sich selbst so. Also ist das eine ein Kampfbegriff: Seht, wir sind besorgt, seht, Ihr tut nicht genug für uns, Ihr versucht nicht, uns zu verstehen. Das andere ist eine Wertung: Ja, ja, Ihr Gutmenschen, wartet ab, bis auch Eure Frauen vergewaltigt und Eure Kinder gefressen werden.
Das ist m.E. der Unterschied zwischen beiden Begriffen. Aber, meine Meinung, zugegeben.
Oh doch, die beiden Gruppen gibt es sehr wohl und sie unterscheiden sich durch Überzeugungen und Weltbilder und die Art, wie sie versuchen diese zu propagieren, wobei sie sehr oft zu den gleichen Mitteln greifen, je radikaler sie ihre jeweilige Meinung vertreten.
Ace: Jein. In erster Linie sind beide Begriffe Sammelbegriffe für oftmals sehr unterschiedliche Meinungen und Interessenströme. Aber das ist bei allen gesellschaftlichen und politischen Bewegungen so. Die kleinste Einheit ist immer eine Stimme in Dir selbst. Aber das zerfasert nur unnötig.
Es sind demnach auch nicht alle, die sich überhaupt radikalisieren. Problematisch ist es aber, wenn die Radikalen, Gewaltverherrlichenden auf der Bühne stehen, die Reden schwingen und dafür gefeiert werden. Das gilt eigentlich für beide Gruppen.
Richtig, allen Personen der Kategorie „Gutmensch“ drücken wir gerne das Siegel „naiv, aber harmlos“ und allen „besorgten Bürgern“ den des „gefährlichen stumpfsinnigen Bauerntrampels“.
Ace: Meine Meinung: Gutmensch: Naiv, führt den Untergang des Abendlandes herbei. Besorgter Bürger: Gebildeter Mittelschichtler, der seine dünne Tünche an Political Correctness an einem Tag in der Woche wohlig von sich abstreift und mal sagt, was er wirklich denkt.
Multikulti hat bisher dahingehend funktioniert, dass Gruppen es tatsächlich geschafft haben eine Zeitlang nebeneinander zu koexistieren. Von einer Kultur kann da nicht die Rede sein und ausgerechnet das Gebiet Deutschlands als Multikulti zu bezeichnen, finde ich seltsam, denn bestand es in der früheren Vergangenheit aus Hunderten Herzogtümern und kleinen Ländern, die so gar nix miteinander zu tun haben wollten. Heute mögen sich in Mitteleuropa noch nicht mal die Franzosen und die Deutschen, sollen aber gemeinsam die Syrer mögen und zwar von heute auf morgen? Echt jetzt? Wir beschimpfen uns heute teilweise gegenseitig als Ossis und Wessis, Gelbfüssler und Fischköpfe, dazu kommen die Bayern, die sich stets als Krone der Schöpfung sehen. Der Deutsche an sich ist sich selber fremd. Du kannst im Schwabenland 30 Jahre leben und wirst immer der „Nei‘gschmeckte“ bleiben und damit ein Fremder im eigenen Land. YEAH!
Ace: Sag ich ja. Deutschist nur ein Sammelbegriff für Dutzende unterschiedliche Kulturen. Die Sorben leben schon länger im Land als die Sachsen, und die Friesen sowieso. Wir haben an den Grenzen zudem große Populationen an ehemaligen Bürgern der benachbarten Nationen. Und damit graben wir nur die Spitze des Eisbergs aus.
Dazu fällt mir eine witzige Anekdote ein. Die Franzosen berufen sich ja gerne darauf, Nachfahren geflohener Trojaner zu sein, so seien die Franken entstanden... Jetzt rate mal welchen Nationalmythos die Bayern haben... Richtig, sie führen ihre Herkunft auf das Morgenland zurück... Das verschweigt uns der Horst heutzutage.
Über Begrifflichkeiten kann man eine Grundsatzdiskussion führen. Wer hat angefangen die Hippies so zu nennen? Sie sich selbst oder der andere Rest?
Ace: Warte. Ich frage Wiki und die starken Seiten.
Ah, ja, Wiki sagt, Hippie leitet sich von Hipster ab, einer Art kultureller Vorstufe, die ein Lebensgefühl jenseits des Mainstreams propagiert.
Wir können also davon ausgehen, dass die Hippies sich selbst so genannt haben, da der Begriff positiv dekliniert ist.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hippie
https://de.wikipedia.org/wiki/Hipster_%2820._Jahrhundert%29
Es wird keinen Kampf um Idiologien geben, es wird ein reiner Ressourcenkampf sein. Spätestens wenn die Mittel für alle hier Lebenden knapper werden, stehen Gutmenschen und besorgte Bürger Seite an Seite gegen jeden, der da wird kommen mögen. Koexistenz funktioniert am besten, wenn man einen gemeinsamen Feind oder einen gemeinsamen Vorteil sieht, ansonsten sind sie nutzlos.
Ace: Ich will es mal mit den Worten von Heiner Geissler sagen: "Deutschland hat genug Geld, es haben nur die falschen Leute."
Die einzige Ressource,um die wir uns Sorgen machen müssen, ist eben dieses Geld, mit dem Waren verteilt werden. Ist dieses Geld nicht da, nützen die vollsten Warenhäuser nichts. Ich denke, wir leben in einem Land namens Europa, in dem Landwirten Geld gezahlt wird, damit sie nicht so viel produzieren, in einem Land, in dem Dutzende Millionen Tonnen an Lebensmitteln in der Mülltonne landen; ob alle Menschen etwas zu essen haben, ist keine Frage, ob es genügend gibt, sondern eine Frage danach, wer dafür bezahlt.
Was passiert, wenn Geld falsche Wege geht, haben wir in Afrika gesehen, als Hedgefonds große Optionen auf in den Ländern angebaute Lebensmittel gekauft haben. Diese Lebensmittel waren damit defacto vom Markt, der Anteil von Lebensmitteln auf dem freien Markt verknappte sich, die Preise stiegen so weit, dass manche Leute nicht einmal mehr die einfachsten Grundnahrungsmittel kaufen konnten. Nur ein weltweiter Sturm der Entrüstung konnte die Hedgefonds dazu bringen, nicht länger im absolut unmenschlichen Bereich der Lebensmittelfonds Geld zu schneidern.
Nein, die Menge ist nicht das Problem. Nur, wo das Geld ist, wer es hat, was er damit tut. Die Geschichte der Menschheit ist voll von Zeiten, in denen der Lebensmittelertrag besser wurde oder die Medizin, und jedesmal stieg die Zahl der Menschen, und wir sind bisher immer damit fertig geworden.
Verzeih, wenn ich mit meinem Schlusssatz für Verwirrung gesorgt habe, es sollte keine Anschuldigung sein. Er war allgemeiner Natur.
Ich bin der Überzeugung, dass wir diese Diskussion um Zuwanderung, Flüchtlinge und Integration nicht schaffen rational zu führen. Sie ist rein emotional getrieben, weil wir alle und dabei nehme ich mich selbst nicht aus, abgesehen von den Fakten (die eigentlich wer immer liefert und uns aufbereitet?), uns nur auf die eigene Erfahrung im Umgang miteinander beziehen können.
Der Hintergrund ist simpel und hier ein Beispiel: Zur Entwicklung des Klimas oder des Ölpreises baue ich keine emotionale Beziehung auf. Zu einem Menschen, der mich schädigt oder mich bereichert sehr wohl.
Ace: Natürlich ist die Diskussion emotional geführt und nicht Faktenbasiert. Könnte sonst ein Horst Seehofer "Obergrenzen" für Flüchtlinge fordern, obwohl er genau weiß, dass er damit europäisches Recht brechen würde? Er fordert es, es ist eine emotionale Sache, sie wird nie verwirklicht, aber ist jetzt in den Köpfen der Menschen. "Seht, er hat Obergrenzen gefordert, und er hat sie nicht gekriegt, aber das war nicht seine Schuld." Und somit bedient er seine Klientel emotional und dämonisiert zugleich die anderen, die "Verhinder".
Würden alle Beteiligten die Diskussion rational führen, dann würde öfter folgendes zu Wort kommen: In Deutschland werden dieses Jahr fünf Millionen Wohneinheiten gebaut, während, fast sechs Millionen leer stehen.
Oder dieses: Die UNO rät Deutschland, um den demagogischen Wandel aufzuhalten, jedes Jahr zwei Millionen Menschen ins Land zu lassen.
Das sind zwei Fakten, die, wenn man sie nüchtern betrachtet, eine klare Sprache sprechen, aber keine Emotionen wecken. Mit Emotionen lassen sich Fakten nämlich problemlos übertünchen. Ja, das hat schon was von Propaganda. Erstmal laut was in die Welt setzen, und wenn es ad absurdum geführt wird, dann ist das "die Schuld der Verhinderer".
Wer bereitet uns die Fakten auf? Heutzutage wir selbst, weil wir dank des Internets auch als Privatleute weitläufig recherchieren können, wenn wir dies wollen. Das entbindet den Journalismus nicht von der Qualitätsforderung, eigentlich. Daher empfehle ich Dir die Springerpresse und Focus absolut gar nicht als Quelle.
Warum baust Du keine emotionale Beziehung zur Entwicklung des Klimas auf? Immerhin geht es um Dein Leben...
Danke übrigens für diese spannende Diskussion. ^^V
Ich möchte nur kurz auf das Thema „Geld“ eingehen. Und hier beruht nämlich der Irrglaube an Europa und auch Deutschland. Geld kann man nunmal nicht essen. Und Deutschland ist nix ohne seine Importe und vor allem seine Exporte. Wenn wir aufhören Autos, Waffen und Maschinen zu verkaufen, sieht es ziemlich Mau aus!
Und dann noch eine Sache zur UNO und den 2 Mio Menschen, die man hier ins Land lassen „muss“, um den Demographiefaktor zu stabilisieren. Nun, es ist schon ein Armutszeugnis für eins der reichsten Länder der Welt, wenn es dahingehend versagt eine Umgebung zu schaffen, in der Kinder gewünscht und gefördert werden. Lieber bedient man Lobbys und Klischees anstatt Kindergärten, Spielplätze und andere Einrichtungen zu schaffen. Eins der reichsten Länder der Welt ist zu blöd die Familie zu fördern und braucht Einwanderung? Au weia!
Auch sehe ich Wikipedia nicht als Quelle aller Weisheit an. Demnach ich der Hippie-Begriff nicht unbedingt immer positiv belegt. Dies mag aber meine persönliche Meinung sein.
Zu Afrika: Das ist einer der bemitleidenwertesten Kontinente der Welt, da die ganze Welt ihn ausbeutet und er tatsächlich zum größten Teil von Schwachmaten besiedelt wird, die lieber ihr Land und ihre Leute an die Amis, Russen, Chinesen und Europa verkaufen, anstatt etwas eigenes aufzubauen. Sorry, an der Situation von Afrika sind nicht nur alle anderen Nationen Schuld, sondern die Regierungen der jeweiligen Länder selbst. Ich verwehre mich dem Gedanken, dass immer ein anderer an allem Schuld ist. Am vielen (nicht allen) Situationen sind die beteiligten Parteien zum gleichen Teil schuldig! Es ist immer einfach mit dem Finger auf die Ausbeuter, Waffenlieferanten etc. zu zeigen. Dennoch ist da immer die andere Seite, die den Handel eingeht.
Ja, durchaus eine anregende Diskussion. Und gleich vorneweg: Ja, das ist eine krasse Meinung. Hach, bin ich rebellisch! ;-)
Ich möchte nur kurz auf das Thema „Geld“ eingehen. Und hier beruht nämlich der Irrglaube an Europa und auch Deutschland. Geld kann man nunmal nicht essen. Und Deutschland ist nix ohne seine Importe und vor allem seine Exporte. Wenn wir aufhören Autos, Waffen und Maschinen zu verkaufen, sieht es ziemlich Mau aus!
Ace: Warum? Damit Devisen ins Land kommen, müssen wir exportieren?
Würde ein Teil des Exports wegfallen, sagen wir, der Waffenhandel, hätten wir weniger Importsorgen bei den Rohstoffen. Deshalb geht aber nicht gleich die Welt unter. Deutschland käme ohne Export z.B. Waffen, recht gut klar (siehst Du, Geld kann man nicht essen, und solange wir für Exporte Geld kriegen, kriegen wir ein Zeut, das nur solange etwas wert ist, wie alle sich einig sind, dass es etwas wert ist und wieviel). Letztendlich ist unser Hauptgeschäft die europäische Binnennachfrage. Da braucht es keine Waffenverkäufe. Die einzigen, die auf Waffenexporte angewiesen sind, sind die Großaktionäre der entsprechenden Firmen.
Und dann noch eine Sache zur UNO und den 2 Mio Menschen, die man hier ins Land lassen „muss“, um den Demographiefaktor zu stabilisieren. Nun, es ist schon ein Armutszeugnis für eins der reichsten Länder der Welt, wenn es dahingehend versagt eine Umgebung zu schaffen, in der Kinder gewünscht und gefördert werden. Lieber bedient man Lobbys und Klischees anstatt Kindergärten, Spielplätze und andere Einrichtungen zu schaffen. Eins der reichsten Länder der Welt ist zu blöd die Familie zu fördern und braucht Einwanderung? Au weia!
Auch sehe ich Wikipedia nicht als Quelle aller Weisheit an. Demnach ich der Hippie-Begriff nicht unbedingt immer positiv belegt. Dies mag aber meine persönliche Meinung sein.
Ace: Sehe ich ein wenig anders, Jo. Ich denke, einher gehend mit Wohlstand, sinkender Säuglingssterblichkeit und sinkenden Todesraten bei Kindern braucht es keine drei oder vier oder fünf Kinder mehr. Die Chancen stehen gut, dass alle das Erwachsenenalter erreichen, daher braucht es nur einen oder zwei Nachkommen, und das macht das Leben viel bezahlbarer und leichter. Das ist das Anfangsproblem. Daraus resultierte ein Umbau der Bevölkerungspyramide.
Jetzt kommt allerdings Dein Part mit der Kinderunfreundlichkeit.
Zu Afrika: Das ist einer der bemitleidenwertesten Kontinente der Welt, da die ganze Welt ihn ausbeutet und er tatsächlich zum größten Teil von Schwachmaten besiedelt wird, die lieber ihr Land und ihre Leute an die Amis, Russen, Chinesen und Europa verkaufen, anstatt etwas eigenes aufzubauen. Sorry, an der Situation von Afrika sind nicht nur alle anderen Nationen Schuld, sondern die Regierungen der jeweiligen Länder selbst. Ich verwehre mich dem Gedanken, dass immer ein anderer an allem Schuld ist. Am vielen (nicht allen) Situationen sind die beteiligten Parteien zum gleichen Teil schuldig! Es ist immer einfach mit dem Finger auf die Ausbeuter, Waffenlieferanten etc. zu zeigen. Dennoch ist da immer die andere Seite, die den Handel eingeht.
Ace: Jein. Afrika leidet natürlich unter drei Dingen: Den Nachwirkungen der Kolonisierung und des Sklavenhandels, der Ausbeutung durch Firmen der Ersten und Zweiten Welt, und schlussendlich daran, dass die weißen Kolonialherren die Grenzen vollkommen willkürlich gezogen und damit die Lebensweise von Millionen Menschen über den Haufen geworfen haben. Das schafft eine Menge Probleme, und in einem vergifteten Klima, in der sich eine kleinere, aber vermögendere Bevölkerungsgruppe an die Spitze putscht und größere Bevölkerungsgruppen, die aber schlechter bewaffnet sind, unterdrückt und gegen deren Willen regiert (siehe Südafrika), ist natürlich der Grundpool für Unterdrückung, Rassenhass und Gewalt gesetzt. Aber diverse Handelsabkommen mit der Ersten Welt, die afrikanische Länder auf das unfairste behandeln, tun auch ihren Teil zur Korruption. Teilweise benehmen sich die weißen Kolonialherren immer noch so, als wären sie noch weiße Kolonialherren.
Umgekehrt vergessen, z.B. in Namibia, die Einheimischen gerne mal, dass sie das Land der weißen Farmer an diese verkauft haben, und dass es eben nicht geraubt wurde.
Generell gilt über Afrika zu sagen, dass es viele Länder gibt, eine gemeinsame Organisation (mehrere sogar), abnehmende Kindersterblichkeit, Hunger nur in drei oder vier Ländern, Bildung und Wohlstand steigen, aber eben auch die Abhängigkeit von Importen aus der Ersten Welt, und damit die Vernichtung des Binnenarbeitsmarkts. Wozu im Inland produzieren, was aus dem Ausland viel billiger zu haben ist? Das ist das aktuelle Problem für afrikanische Staaten. Auf ihre Märkte drängen sich Amerikaner, Russen, Europäer und unterbieten einheimische Anbieter. Dadurch steigt der Abfluss von Währung ins Ausland, die Binnennachfrage sinkt, Jobs gehen verloren, die Leute müssen noch billiger einkaufen, tja, und dann kommen die Chinesen und bieten noch billiger an, noch mehr Arbeitsplätze gehen verloren, die Leute haben noch weniger Kaufkraft, und dann kommen die Inder und bieten NOCH billiger an... Und dem Staat sind wegen entsprechender Knebelverträge, zu denen er gezwungen wurde, die Hände gebunden und muss bei der Verelendung des eigenen Volkes zusehen. Es ist vergleichbar mit der Austeritätspolitik in Griechenland, eine der absurdesten politischen Situationen, die ich je beobachtet habe.
Ja, durchaus eine anregende Diskussion. Und gleich vorneweg: Ja, das ist eine krasse Meinung. Hach, bin ich rebellisch! ;-)
Ace: Sei ruhig rebellisch. Einfach und konform ist doch langweilig. ^^
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