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Donnerstag, 4. Februar 2016

Die "indischen Microsoft-Mitarbeiter" sind wieder unterwegs II

Eigentlich ist es unglaublich. Unglaublich dreist nämlich. Die Frage, die sich mir stellt, wenn ich von indischen Callcenter-Mitarbeitern angerufen werde, die sich als englischsprachige Microsoftmitarbeiter ausgeben um mich dazu zu bewegen, dass ich freiwillig einen Trojaner installiere, der mich erpressbar macht, ist folgende: Haben die keine Datenbank? Ich meine, der letzte Anruf dieser Art erfolgte am 17.11.2015, ist also nicht mal drei Monate her. Oder die Alternativfrage: Wie viele verbrecherische indische Callcenter gibt es, die auf diese Weise Geld machen wollen?
Es kann natürlich eine andere Verbrecherfirma sein, denn diesmal wurde mir eine Nummer angezeigt. Oder es wurde eine andere Taktik verwendet. Oder beides. Ist in jedem Fall scheißegal; Microsoft wird einen Scheiß tun und mich Zuhause anrufen, ohne dass ich um einen Rückruf gebeten habe. Und zudem nicht auf Englisch.

Witzig diesmal: Ich wurde mit vollem Namen angesprochen. Da hat also jemand ein deutsches Telefonbuch verkauft...

Dies ist also bereits das dritte Mal, dass ich solche Anrufe erhalten habe. Bereits vor über einem Jahr bekam ich so einen Anruf, und die Anruferin gab vor, für Microsoft zu arbeiten. Zu dem Zeitpunkt war ich über den Scam aber schon informiert.


Textbaustein:
Was ist so schlimm daran?
Die Anrufer geben sich als Mitarbeiter von Microsoft (Windows, ha, ha, sie hat tatsächlich Microsoft Windows gesagt) aus und behaupten, der eigene PC, der Windows nutzt (hahahaha, bei achtzig Prozent weltweiter Verbreitung keine schwere Vorhersage), sei von Viren verseucht und destabilisiere das Netz.
Deshalb soll man einem Fachmann online Zugang zum PC gewähren, indem man eine bestimmte Software herunterlädt. Tut man das, bekommt tatsächlich jemand Zugriff auf den eigenen PC - mit Adminrechten.
Wie geht es weiter?
Wenn Ihr so dumm wart, es so weit kommen zu lassen, dann habt Ihr jemandem auf dem System, der so gut wie alles damit anstellen kann. Daten löschen, Schadprogramme installieren, das ganze Windows korrumpieren, der Phantasie und der Böswilligkeit sind keine Grenzen gesetzt. Und: Der Techniker, der sich jetzt durch die Backdoor, die Ihr selbst geschaffen habt, eingenistet hat, wird dies auch tun. Auf jeden Fall wird er Euch demonstrieren, was er jetzt alles anstellen kann...
Warum?
Geld. Geld ist hier die Antwort. Um Euren PC und Eure Daten zu retten, wird von Euch verlangt werden, einen Geldbetrag nach Indien zu überweisen. Per Western Union, oder mit einer Internetwährung, die das Verbrechen vertuscht, so gut es geht. Hundert Dollar, zweihundert Dollar, keine Ahnung, wie viel sie haben wollen und wie viel Euch Eure Daten wert sind.


Was soll ich tun?
Gehen wir vom schlimmsten Fall aus: Der indische Techniker ist tatsächlich auf dem System, weil Ihr die entsprechende Software downgeloadet und installiert habt. Was jetzt? Internetverbindung kappen. Sofort. Das Beste ist, den Stecker an der Karte zu ziehen. Ohne Verbindung kann der Techniker nichts tun. Ab hier aber solltet Ihr professionelle Hilfe hinzu ziehen, denn es kann sein, dass bereits Schadsoftware übertragen wurde, die in so einem Fall aktiviert wird. Nur die Zugangssoftware zu deinstallieren wird nicht reichen.
Gehen wir vom nicht so schlimmen Fall aus: Die Abgebrühteren unter uns lassen, sobald sie den Testanruf vom Computer und den anschließenden Anruf des Mitarbeiters erhalten, das Telefon laufen und sagen zwischendurch mal Yes, No, oder Maybe. Warum? Weil es auch indische Betrügerfirmen Geld kostet, wenn das Telefon läuft. Alle anderen legen auf, außer, sie haben tatsächlich geschäftliche Kontakte nach Indien, dann wäre es vielleicht klug, diese Möglichkeit auszuschließen.
Dazwischen ist nichts.

Also: Es kommt ein Anruf von Anonym oder indischer Vorwahl rein, niemand meldet sich, die Verbindung bricht nach ca. zwanzig Sekunden ab.
Zweiter Anruf erfolgt, und es ist jemand, der Englisch mit indischem Akzent spricht, während im Hintergrund der Lärm einer Großkantine zu hören ist. Der versucht Euch weiszumachen, er rufe wegen Eurem PC an, oder, wenn Ihr länger zuhört, er wäre Mitarbeiter bei Microsoft.
Auflegen. Tut Ihr das nicht, wird er Euch erzählen, Euer Computer wäre eine wahre Virenschleuder und störe das Netz. Ist Microsoft aber herzlich egal. Spätestens jetzt: Auflegen. Microsoft beauftragt auch keine englischsprachigen Mitarbeiter, um auf dem deutschen Markt Telefonberatung durchzuführen. Einfach auflegen.
Sollte allerdings jemand das Glück haben, dass ihm eine internationale Telefonnummer angezeigt wird: Nummer abschreiben oder später aus dem Protokoll der Fritz!Box ziehen und der Bundesnetzagentur als versuchten Betrug übermitteln. Denn damit können die Fachleute einiges anstellen.
Also: Fallt nicht auf diesen Scam rein. Bitte nicht.
Textbaustein Ende.


Edit am 05.02.: Heute erfolgte ein zweiter Anruf, diesmal von einem Mann. Diesmal habe ich mir übrigens gleich die Nummer notiert. Geht nachher an die Bundesnetzagentur und an Microsoft.
Da ich zwei Telefonnummern habe, eine vierstellige und eine sechsstellige, ist bewiesen, dass sie ihre Listen numerisch abgrasen. Das heißt, theoretisch wurde die ganze Samtgemeinde angerufen, und dabei muss es ein paar Dumme gegeben haben, die darauf hereinfallen und sich erpressbar gemacht haben... Sonst lohnt sich dieser Aufwand nicht.

Edit am 06.02.: NOCH ein Anruf. Okay, ich habe auch noch eine dritte Telefonnummer. Die steht aber nicht im Netz. Fazit: Jemand hat Telekommunikationsdaten verkauft, auch solche, die nicht allgemein zugänglich sind. Alternative: Ein PC hat vorher alle möglichen Nummern abgeklappert.
Auf jeden Fall habe ich den angeblichen Microsoft-Mitarbeiter so lange reden lassen wie möglich, bis der Spruch mit der "We habe a problem coming from your Ip-Adress" kam. Daraufhin sagte ich: "I don't have a PC."
"Laptop?" "No." "Tablet?" "No. We are a totally Pc-less Community."
Daraufhin legte er auf, aber nicht, ohne drei Minuten internationale Verbindungskosten verursacht zu haben. xDDD
Bedenklich: Er gab vor, aus London anzurufen.
Na ja, Beschwerde und Hinweis an Microsoft ist raus.

Edit am 09.02.: Mittlerweile sieben Anrufe von indischen angeblichen Microsoftmitarbeitern. Ich verstehe diese Idioten nicht. Muss eine zweite Firma sein, denn diesmal waren die Rufnummern unterdrückt. Aber was reicht, das reicht. Indien wird per Fritzbox gesperrt.
Hat noch jemand eine so massive Telefonflut über sich ergehen lassen müssen, btw?

Noch'n Edit: Anscheinend kommen nur die anonymen Anrufer aus Indien. Die anderen mit der +65-Nummer kommen aus Singapur.
Was ist das für eine Welt, in der sogar Verbrechen outgesourct werden? ^^°°°

4 Kommentare:

Net Sparrow hat gesagt…

Ja, ja, wohl bekannt und schon öfter passiert.
Ich find ja den Akzent so geil!
Ich sag ihnen immer (auch auf englisch mit Akzent), dass sie mich nicht für so blöd halten sollen. Wird sie nicht jucken, sie probieren's in ein paar Monaten ja eh wieder.
Ich glaube, sie telefonieren ein Telefonbuch durch und nach Z wieder zu A, darum kommt man alle paar Monate regelmäßig dran.

Ace Kaiser hat gesagt…

Und meist probiert ein paar Wochen vorher ein Computer aus, ob die Telefonnummer existiert.

SilviaK hat gesagt…

Dass Du immer so lange wartest, um ihren ganzen Sermon mitzuschreiben, Respekt. :-D

Ace Kaiser hat gesagt…

Nene, das habe ich meistens aus dem Netz. Ich werd ja vorher misstrauisch und lege auf, aber dann recherchiere ich.

Nachricht an Microsoft und Bundesnetzagentur ist übrigens raus. ^^V