Bevor wir zum eigentlichen Thema kommen zuerst in eigener Sache: Mir war es von vorne herein klar, dass ich es nicht lange durchhalten würde, jeden Tag einen Blogeintrag zu schreiben. Aber es erstaunt mich schon, dass meine Motivation so schnell verschwunden ist.
Andererseits ist es natürlich sinnvoll, auch nur dann einen Eintrag zu schreiben, wenn auch etwas passiert, und nicht auf Teufel komm raus den eigenen Blog zu zu spammen.
Was uns gleich zum Thema bringt: Gorleben und den jüngsten Castortransport.
Tja, nun ist es raus. Erst waren wir Papst, und nun sind wir Atommüllendlager.
Weil gut fünfzehntausend Menschen in teils aktivem, teils passivem Widerstand verhindern wollten, dass weitere Castor-Behälter aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague zu uns nach Niedersachsen gelangen, war ein bundesweiter, enormer Polizeiaufwand notwendig.
Letztes Jahr hatte ein Aktivist gesagt: "Wir machen jeden Transport so teuer, dass sie es irgendwann sein lassen."
Nett gesagt, aber sowas von falsch. Gut, gut, auch dieser Transport hat wieder zehn bis fünfzehn Millionen Euro gekostet, aber das sind doch alles nur Peanuts gegenüber den wahren Kosten.
Denn der Transport nach Gorleben und die dortige Lagerung des Atommülls ist nur der letzte Schritt einer endlosen Kette innerhalb der Atomwirtschaft, quasi noch einmal der überteuerte Schlusspunkt, der uns auch noch mit rund fünfzigtausend Jahre lang strahlendem atomaren Abfall zurück lässt. Davor hat Gott noch den Betrieb der Kernkraftwerke, den enormen Sicherheitsaufwand und die enormen Subventionen und Abschreibungen gesetzt.
Machen wir uns nichts vor: Uran als Energieträger ist genauso eine limitierte Ressource wie Erdöl oder Erdgas. Es wird in den nächsten Jahren teurer werden, und wenn sich die Spekulationsheuschrecken, die bereits das Erdöl auf das Doppelte künstlich verteuert haben und das gleiche nun mit Nahrungsmitteln durchführen, das Uran für sich entdecken, kriegen wir auch hier enorme Preisspitzen um die Ohren gehauen. Den Preis bezahlt natürlich der Betreiber, und im Gegensatz zu Öl und Gas werden die Mehrkosten nicht direkt an den Endverbraucher weitergegeben werden. Nein, das erfolgt indirekt über höhere Subventionen des Bundes, über Reduzierung von Steuerforderungen und dergleichen. Und wer hat diese Lücken zu füllen? Wir natürlich, die Steuerzahler. Und zwar ohne das wir es wissen. Der Witz an der Geschichte ist, dass Atomstrom den günstigsten Preis auf dem Strommarkt anbietet, aber dafür hochsubventioniert ist und somit den Steuerzahler immer belastet, selbst wenn er seine Energie aus Kohlekraftwerken, Gaskraftwerken, Solaranlagen oder Biostromanlagen bezieht. Wir verlieren immer und bezahlen eigentlich - so in den Raum geworfen - das Doppelte. Und dem können wir nicht entkommen.
Im letzten Bundeswahlkampf meinte mein Nachbar mal: "Wenn sich alle Mitarbeiter aller Atomkraftwerke zusammen schließen und streiken, gehen in Deutschland die Lichter aus und der Kanzler wäre damit gestürzt."
Mitnichten, mein lieber Nachbar, denn entgegen der, nun, Propaganda, ist Atomstrom schon lange nicht mehr so wichtig für uns wie suggeriert wird. Längst ist der Anteil an Atomstrom weit unter fünfzig Prozent gefallen, und kann in der bis 2020 anvisierten Frist leicht ersetzt werden. Für uns ein Segen, weil damit die versteckten Kosten wegfallen werden. Dann haben alle mehr Geld in der Tasche, erfreulich vor allem für all jene, die keinen Atomstrom beziehen, dennoch aber die Subventionen mittragen müssen.
Nun, mein lieber Widerstandsbereiter Castor-Gegner, der Du mit Deiner Aktion den Transport nach Gorleben teurer machen willst, Du wirst es leider nie schaffen, denn die Castor-Kosten sind vergleichsweise niedrig, wenn man bedenkt, um wie viel Geld es geht.
Aber mach dennoch weiter und erkläre lautstark Deine Bedenken gegenüber dem Atomstrom, denn das bedeutet, dass das Thema und die Gefahren dieser Methode den Menschen im Gedächtnis bleiben wird. Und das ist auch gut so.
Vielleicht noch eine Kleinigkeit am Rande, die mir in den Sinn gekommen ist, als ich kurz zu Öl und Gas abgeschweift bin...
Im Moment liegt der Preis für das Fass Rohöl bei sechzig US-Dollar. Im Sommer waren es kurzfristig 130 US-Dollar. Gas ist und war billiger, dennoch bestanden die Gaskonzerne darauf, dass der Gaspreis an den Ölpreis gekoppelt bleibt und sie somit vom Gewinn der Spekulationsheuschrecken profitieren können. Nun ist der Ölpreis geradezu ins Bodenlose gefallen, ich hätte gestern für einen Euro zwanzig tanken können, und die Gaskonzerne sehen jetzt überhaupt nicht ein, warum Gas und Öl gekoppelt bleiben sollen.
Ich schätze, es wird Zeit ihnen zu zeigen, was eine soziale Marktwirtschaft ist. Bundeskartellamt, ist das nicht ein Fall für Euch?
Berichten über Israel, Meta beugt sich, “Wir sind Papst” geschützt
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1. Wie ausgewogen berichten deutsche Medien über Israel? (uebermedien.de,
Holger Klein, Audio: 26:31 Minuten) Holger Klein hat sich mit dem
Kommunikations-...
vor 8 Stunden
6 Kommentare:
Ich habe das heute bei meinen Betrieb im Radio gehört und dachte nur:
Was bringen den Protestlern ihre ganzen Aktionen, wenn sie im Grunde genommen:
a. nichts erreichen
b. mit ihren Verzögerungstaktiken das Unvermeidliche eh nur hinausschieben
c. mal wirklich ein radikaler Protestler auftauchen sollte und es zu einem richtigen "Unfall" kommt?
Ich will nicht damit sagen das ich es total unnütz finde was diese Menschen machen aber:
Wenn ihr schon irgendwelche Sitzstreiks machen müsst, geht doch sofort genau vor die entsprechenden Kraftwerke in Frankreich.
Das ist viel medienwirksamer als irgendwelche Leute, die in irgendeinem Waldstück oder auf einem Feld campieren.
Tut mir leid, dass ich eine so konservative Meinung vertrete aber, momentan ist es mir egal woher mein Strom kommt. Hauptsache ich bekomme abends meinen Computer angeknipst oder meine Schreibtischlampe.
Zum Gas kann ich nicht viel sagen, da wir äußerst selten heizen.
Hallo, miyu-moon,
viele der Aktionen protestierender Atomkraftgegner sind indes fragwürdig. Egal ob sie dünne Stahldrähte "zwischen Bäumen spannen, damit die Bullen hineinlaufen", oder sich in einem massiven Betonklotz auf den Schienen eingießen und damit beinahe den Unterkühlungstod einer Heranwachsenden ausgelöst haben. Aber das darf uns nicht vom Blick aufs Ganze ablenken. Diesen Menschen geht es nicht darum zu protestieren, das haben sie beileibe nicht nötig, denn jeder kennt ihre Einstellung. Es geht darum, das Thema wieder und wieder in die Bewusstseine der Menschen zu bringen, ihnen klar zu machen, dass wir in der Stromwirtschaft ein großes und teures Problem haben, das alle trifft. Sogar Leute die mit Gas heizen, ganz einfach weil sie dafür Mehrwertsteuer bezahlen. Denn dies sind Einnahmen, die später auch in die Subventionen für den Atomstrom fließen.
Menschen neigen dazu Dinge hinzunehmen, solange man ihre Hand tätschelt und sagt das alles in Ordnung ist. Aber es kommt auch vor, dass sie sich gegen etwas alteingesessenes entscheiden, wenn sie merken: Es ist falsch so.
Und ständig und in Ewigkeit radioaktive Abfälle produzieren, die fünfzigtausend Jahre lang strahlen, kann doch nicht die Lösung sein. Im Gegenteil. Je mehr wir verursachen, desto größer wird unser Problem. Deshalb befürworte ich die Tatsache, Gorleben im Gespräch und in den Köpfen der Menschen zu halten.
Es sind halt Dinge, die die Menschen lieber verdrängen wollen. Aus eigener Erfahrung kann ich sogar sagen das ich auch zu diese Art von "Schafen" gehöre.
Aber ich erinnere mich auch noch an die Nacht, wo es einen riesigen Stromausfall gegeben hat (ganze Stadt war lahmgelegt) und richtig Angst gekriegt hat, als ein Bekannter meinte, dass er eine richtige Stichflamme über unseren Kraftwerken gesehen hätte. Das hat dann im Kreis der Familie natürlich eine richtig interessante Diskussion entfacht, aber wenn ich heute meine Mom fragen würde, was sie damals sagte, könnte sie es nicht.
Theoretisch gesehen bräuchten wir mindestens einmal die Woche so einen Vorfall, damit die Menschen nicht nur wachgerüttelt werden sondern auch wach bleiben. Wobei ich nicht leugne, dass Schafe sich an Vieles gewöhnen können, wenn es zur Routine wird.
Hallo, Miyu,
vielleicht hilft Dir ein Zitat: Man kann sich an alles gewöhnen, aber ob man es akzeptiert, ist eine andere Sache.
In diesem Fall ist die Sachlage natürlich genau umgekehrt, weil Atomkraft lange Zeit als Wunderartikel galt und den Menschen langsam nur ins Bewusstsein sickert, was sie da eigentlich angerichtet haben, bzw. haben anrichten lassen.
Es gibt bessere Methoden der Energiegewinnung, unter anderem setze ich große Hoffnungen auf die kalte Fusion. Und mit der Abschaffung der Atomkraft wird besagte Lobby auch nicht mehr die Suche und die Nutzung alternativer Energien unterbinden oder behindern können.
Ich denke, wir sind auch ohne einen wöchentlichen Störfall auf dem richtigen Weg.
Und nochmal kurz zurück auf die Aktionen der Demonstranten die du aufgezählt hattest. Das schwirrt mir schon seit der Mittagspause im Kopf herum. Hatte das Drahtbeispiel mit den Rindern wirklich was mit den Atom-Demos zu tun?
So eine Betonmanschette wie in den Krimis? Himmel, wir sind hier doch nicht im warmen Sizilien.
Manchmal frage ich mich auch ob diese Menschen vor lauter Tunnelblick überhaupt noch klar denken können. Okay, der letzte Satz ist wohl mit Vorsicht zu genießen.
Hallo, Miyu.
Da ich die entsprechende Passage in Zeichen für wörtliche Rede gesetzt habe, gehe davon aus, dass ich sie damit entweder hervor heben oder jemanden zitieren wollte.
Der Atomkraftgegner sprach in diesem Fall also nicht von Rindviechern, sondern von der Polizei, allerdings im Slang.
Das als Erklärung und als Hinweis darauf, dass die Aktionen militanter Atomkraftgegner eher zweifelhaft sind.
Eine "Die oder wir"-Mentalität scheint mir in unserem jetzigen Rechtsstaat doch verkehrt zu sein.
Auch sich in einem Betonklotz (Keine Manschette, sondern massiver Beton) eingießen zu lassen ist fragwürdig. Zeigt es doch, wie wenig diese Leute nachgedacht haben, vor allem über die Sicherheit ihres eigenen Lebens.
Ich denke, fünfzehntausend friedlich demonstrierende Menschen mit Sitzblockaden erreichen mehr Leute als eine kleine Gruppe Steinewerfer, die nebenbei Straßen unterhöhlen.
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