Seiten

Mittwoch, 5. November 2008

Obama for President

So, es ist geschehen. Die U.S.A., oder wie sie sich selbst gerne bezeichnet, die "großartigste Nation der Welt" hat Wahlbetrugsgerüchte, Kriegstreiberei und vor allem die Rassenschranken hinter sich gelassen, indem sie Barack Obama den Regierungsauftrag erteilt hat.
Dabei fällt es nicht weiter ins Gewicht, dass es eigentlich drei Präsidentschaftskandidaten waren, geflissen tot geschwiegen von den Medien. Noch erwähnen sie das von mir vermutete bevorstehende Comeback der gerade wieder frisch zur Senatorin gewählten Hillary Clinton, die sicher bald ihren (lukrativen) Platz in Obamas Kabinett einnehmen wird. Auch erfahren wir wenig über all jene Großspender, die Obama unterstützt haben, die für ihr gutes Geld bald ihren Preis fordern werden, vor allem mit Blick auf die Wiederwahl in vier Jahren.
Freuen wir uns einfach darüber, dass da jemand ist, der sagt: "Yes, we can change."
Und hoffen wir, dass der Rückhalt seiner Wähler ihm die Kraft gibt, dieses Versprechen auch zu halten.

Schon werden erste Stimmen laut. Von der bevorstehenden Ermordung des Politikers mit schwarzem kenianischem Vater und weißer amerikanischer Mutter ist die Rede, ein Komplott wurde schon aufgedeckt und verhindert.
Andere werfen Obama vor, die Welt in ein noch größeres Chaos zu stürzen als Bush es gekonnt hat, indem sie anführen, er sei nur eine willenlose Marionette der Kriegsindustrie, die ihn überhaupt erst bis zum Präsidenten aufgebaut hat.
Und vergessen wir nicht all jene, die lauthals geschrieen haben, Obama sei ein Terroristenfreund, ein Muslim und ein Kommu... Pardon, Sozialist.
Ich gebe zu, die meisten Stimmen waren schon während der Wahl aktiv, aber sie werden wieder aufklingen, und das umso lauter, sobald die U.S.A. aus ihrem Wahltaumel erwacht und der von Obama erwartete Aufschwung ein wenig auf sich warten lässt.
Ich kann einige dieser Punkte beschwichtigen. Es ist allgemein bekannt, dass "Barry" früher als jeder andere Kandidat schon sehr früh unter die Fittiche des Geheimdienst genommen wurde, und es scheint als hätten sie einen guten Job gemacht. Es bleibt zu hoffen, dass es so weitergeht.
Auch denke ich, dass "Barry" mit dieser Anhängerschaft, die von ihm Gutes erhofft und positive Taten erwartet, nicht so ohne weiteres in der Lage sein wird, z.B. einen Krieg mit dem Iran zu beginnen. Im Gegenteil, denn die Menschen die ihn gewählt haben, sind entmutigt und desillusioniert angesichts des Lügenkonstrukts, mit dem Cheney, Powell und Rice den Krieg mit dem Irak (meiner Ansicht nach eigentlich einem Vasallen der U.S.A.) eingeläutet haben. Ein ähnliches Spiel kann er also gar nicht spielen. Ich zweifle auch daran, dass er sich dafür hergeben würde.
Was den Aufschwung angeht, so erweist sich Obama als sehr realistisch. In seiner Siegesrede sagte er, dass diese Veränderungen nicht in einem Jahr und vielleicht nicht in einer Amtszeit erreicht werden können. Eine ungewöhnlich ehrliche Einstellung, die auf die schwere Krise, welche das Land erschüttert, zugeschnitten ist.

Bleibt uns als Fazit zu sagen, dass wir uns alle viel erhoffen. Einerseits vom jungen Senator, der nun für voraussichtlich acht Jahre das Schicksal einer der größten Nationen der Welt lenken wird, andererseits aber auch vom enthusiastischen amerikanischen Volk, das für den "Change" gestimmt hat, und das hoffentlich nun aus der Arroganz aufwacht, mit der es bisher die übrige Welt betrachtet hat.
Und hoffen wir einfach, dass das politische Verständnis dieser Menschen gereifter ist als noch acht Jahre zuvor.
Ich als Deutscher habe es natürlich leicht so etwas zu sagen. Wir hatten keinen Bush und keine zweideutigen Wahlergebnisse. Aber seid versichert, ich beobachte die deutsche Politik immer mit der nötigen Distanz für ein objektives Urteil. Ich werde mich bemühen, so zu bleiben.
Drücken wir Barack Obama und den U.S.A. die Daumen, damit sie ihren "Change" erreichen.
Wir werden sehen, wie sich dieser Staat in Zukunft präsentieren wird. Ich gebe zu, ich bin optimistisch eingestellt.

Keine Kommentare: