Seit einiger Zeit beherrscht die Google-Diskussion unsere Medien. Beziehungsweise sie füllt das Sommerloch, wie böse Zungen behaupten.
Es geht darum, dass Google auf deutsch Verlagseiten verlinkt, dafür aber nichts bezahlt, um ein Beispiel zu nennen. Das ist in etwa das Gleiche, wie wenn ich zum Kiosk meines Vertrauens finde, und für den Weg belohnt werden will. Oder anders ausgedrückt, die Medien wollen Geld dafür haben, dass Google ihnen Leute auf die Seiten schaufelt.
Ein besonderer Auswuchs ist zur Zeit die Diskussion um Google Streetview. Oder vielmehr die Hysterie, die darum gehyped wird. Google ist wieder einmal der Böse, weil er Geld mit dem Bild meiner Häuserfassade verdient... Und natürlich braucht Deutschland eine Sonderbehandlung, und die armen Bürger müssen die Möglichkeit bekommen, ihre Front verpixeln zu lassen. Google muss das einfach gewährleisten können.
Das Problem an der Geschichte ist schlicht und einfach, dass der Informationskonzern selbst in Deutschland mit seinem Streetview nichts Illegales tut. Das Entgegenkommen der deutschen Sektion, jedermann eine Verpixelung anzubieten, der darauf hinweist, ist eine freiwillige Leistung. Die Medien bashen also auf Google ein, weil der Konzern Fotos schießen lässt. Punktum.
Und die Aufregung kommt natürlich in erster Linie von den Konzernen und Verlagen, die das Leistungsschutzrecht haben wollen (aber frech fremde Fotos und Blogs im Internet abgrasen, ohne dafür zu bezahlen), die nichts dagegen haben, wenn die USA alle europäischen Kontoaktivitäten gegenkontrollieren, die absolut kein Problem damit haben, dass deutsche Fußgängerzonen mehr Überwachungskameras haben als ein x-beliebiger Hollywood-Blockbuster. Diese Medien wollen den Leuten tatsächlich weis machen, ein Foto ihres Hauses würde sofort eine Division Einbrecher scharf machen, die danach bei ihnen einsteigen. Ein Foto, wohlgemerkt, kein Live-Bild.
So weit ist es also schon gekommen in Deutschland. Und so weit ist es mit mir gekommen, wenn ich einen US-Konzern gegen ungerechte Presse verteidige.
...sacken lassen. Es gibt vieles zum Thema zu schreiben, aber Bildblog.de hat heute auf den Artikel Burka für Fassaden? verlinkt, der nahezu alles erklärt. Jeder mündige User sollte sich diesen Artikel durchlesen, und danach entscheiden, wie gerchtfertigt das Google-Bashing ist.
Alle anderen Fragen beantwortet Google übrigens selbst. Auf seinen Streetview-Seiten äußert sich der Konzern - wie war es auch anders zu erwarten - zu den Vorwürfen und räumt in seinen FAQ mit ihnen auf. Natürlich kann man Google, einem amerikanischen Großkonzern nicht trauen. Oder glauben, das er die Wahrheit schreibt. Aber es sollte mich doch wirklich wundern, wenn sich die derart ungerecht angespitzte Presse einen Hauch von Chance entgehen lassen würde, Google ans Bein zu pinkeln.
Noch eine Passage, für die Hysteriker in der Bevölkerung, aus der Sektion Datenschutz der FAQ möchte ich direkt zitieren:
"Vor der Veröffentlichung in Deutschland
Antrag auf Unkenntlichmachen eines Bildes
Google und die deutschen Datenschutzbehörden haben sich geeinigt, dass Google vor der Veröffentlichung von Street View-Bildern in Deutschland eine Funktion zur Verfügung stellt, mit der jeder uns mitteilen kann, wenn sein/ihr Haus nicht in Street View abgebildet werden soll. Diese Funktion befindet sich derzeit noch in der Entwicklung, wird jedoch rechtzeitig vor der Veröffentlichung der Bilder zur Verfügung gestellt. Eine solche Funktion ist notwendig, weil die eindeutige Identifizierung eines Hauses oder Grundstücks allein anhand der Adresse technisch nicht möglich ist. Google nimmt aber auch bereits vor Fertigstellung der Funktion Widersprüche entgegen."
Sprich, selbst wenn es gewissenlose Menschen geben würde, die mit Hilfe von Streetview einen Bruch planen, müssen sie Eure Häuser auch erst suchen.
...Hoffentlich ist das Sommerloch bald vorbei. Hoffentlich haben wir bald eine vernünftige Diskussion. Und die großen Städte Deutschlands durch die dreidimensionale Straßenkarte Googles einen Tourismus-Schub.
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