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Samstag, 9. April 2011

Hier mal zum Mitschreiben: Allah ist Gott, Gott ist Allah.

Okay, dies hier zu schreiben ist mir ein inneres Bedürfnis. Heute habe ich mit dem Vater eines Freundes gesprochen, den ich sehr schätze, auch wenn einige unserer Ansichten doch arg gegeneinander laufen. Als ich mit ihm redete, fiel folgendes Satzfragment: "...und wo die ihren Allah her haben... Es gibt nur einen Gott."
...
Sacken lassen.

Dies ist in diesem neuen Jahrzehnt schon das zweite Mal, dass ein an sich sehr gebildeter Mensch mir zeigt, dass er nicht weiß, dass Allah und Gott ein und der selbe sind.
Das ist eine Wissenslücke, die dringend geschlossen gehört.
Deshalb hier mal mein kurzer Abriss über unsere abendländisch-jüdische Kultur, die dem Islam gegenüber wesentlich offener sein sollte, weil der Großteil unserer heiligen Schriften identisch sind:

Wir beginnen mit dem Alten Testament, das sich in unserer Bibel befindet, obwohl wir Christen uns eher auf das Neue Testament beziehen. Oder meinetwegen Talmut und Tora, wie die Juden ihre Bücher nennen.
Mit Begründung der Sekte der Nächstenliebe des gewaltfreien Predigers Jesus Christus entstand eine Splittergruppe des Judentums, das sich dank der Römer und ihres Weltreichs schnell in der bekannten Mittelmeerwelt verbreitete. Vom Oströmischen Kaiser Konstantin zur Staatsreligion erhoben, war der Siegeszug der Sekte zur Kirche nicht mehr aufzuhalten. Schließlich und endlich brachten Römer die Gewaltfreiheit und Nächstenliebe lehrende Religion auch nach Norden. Ironischerweise mit Legionen. Gut, teilweise waren die schon da.
Über Jahrhunderte begann ein Christianisierungsprozess, der uns allerdings nicht davon abgehalten hat, dass unsere Vorfahren, bekennende Christen, Kriege geführt haben, und das auch untereinander. Also im Prinzip glauben wir Christen an den gleichen Gott, an den die Juden zuerst geglaubt haben. Wir verehren den Sektenführer Jesus als Sohn Gottes und Heiland, und unterscheiden uns damit im Glauben schon ein wenig von den Juden.

Kommen wir zu den Moslems. Mohammed, der große Prophet, begann sein Wirken in religiöser Hinsicht als Begründer einer arabisch-christlichen Splitterkirche.
Diese hatte kein leichtes Leben, auch wenn sie guten Zulauf erlebte. Als es zum Bruch zwischen den polytheistischen Gegnern Mohammeds und seinen monotheistischen Anhängern kam, blieb die von Mohammed erhoffte Unterstützung durch eine christliche Stadt aus. An dieser Stelle der Geschichte trat ein Bruch auf, der aus der christlichen Splittersekte, die gen Jerusalem betete, eine eigene Religion machte, die nun Mekka und Medina als Stätten ihrer Ursprünge verehrte.
Tja, so ungefähr war es damals. Vor ewigen Zeiten in meinem Religionsunterricht habe ich mal gelernt, dass das heilige Buch des Islams, der Koran, eine Art "Dach" über die Verehrung der Muslime für Altes und Neues Testament bildet. Auch folgen Muslime vielen christlichen Tugenden wie der Gewaltlosigkeit, Nächstenliebe und des Fastens (für mich nicht so relevant wie für die Katholiken). Jesus wird bei ihnen nicht als Gottes Sohn verehrt, wohl aber als Prophet. In dieser Reihe sah sich auch Mohammed selbst, als letzter Prophet. Zudem gilt im Islam ein Zwangsmissionierungsverbot gegenüber Christen und Juden.

Es würde jetzt zu weit führen, alle drei Religionen zu vergleichen, Vor- und Nachteile aufzuführen, oder auf unsere Kreuzzüge im Mittelalter zu verweisen und dem Islam vorwerfen, sie würden sich benehmen wie unsere Vorfahren damals. Das ist alles Quatsch, und kann nicht pauschalisiert werden. Jeder Fall muss wirklich einzeln betrachtet werden, oder die Ergebnisse bleiben bruchstückhaft.
Aber ein paar Fakten kann ich noch hinterher werfen.
Alle drei Religionen beziehen sich auf Abraham als Stammvater, im biologischen und im religiösen Sinne.
Alle drei Religionen verehren Jerusalem als heilige Stadt. Der wichtigste Tempel des Islam steht in Jerusalem, ebenso wie unsere Grabeskirche und die Klagemauer als Rest des von den Römern geschliffenen Tempels der Juden.
Alle drei Religionen missionieren und nehmen Konvertiten auf.
Alle drei Religionen sind Monotheisten gegenüber tolerant; bei Polytheisten wird es schon schwieriger.

Soweit mein kleiner, unvollständiger, nicht wissenschaftlicher und kaum mit Fakten unterfütterter Artikel.
Wenn Ihr es nicht schon vorher wusstet, könnt Ihr jetzt jedem sagen, der auf Muslime und Allah schimpft, dass er doch bitte beim Menschen differenzieren möchte, weil nicht alle Muslime automatisch fanatische Selbstmordattentäter, Steinewerfer und/oder aggressive Missionare sind; und dass er, wenn er Allah beleidigt, den christlichen Gott beleidigt. Die Kopten, Christen in Ägypten, beten zu Allah, nicht zu Gott. Namen sind austauschbar.
In der Hoffnung, Euch ein wenig klüger gemacht, oder zumindest bestätigt zu haben, schließe ich meinen Eintrag hier. Ich bin gespannt, ob sich hierzu eine Diskussion in den Kommentaren entwickelt.

18 Kommentare:

Stinkstiefel hat gesagt…

Hallo Ace,

guter Post. Ist es nicht so das es in Israel sogar messianische Juden gibt. Also Juden die Jesus Christus als Messias ansehen aber "trotzdem" nach jüdischem Ritus leben.
Also ist die Frage was sind sie, Juden oder Christen?

Ace Kaiser hat gesagt…

Scheiß drauf. Sie sind Menschen. Die Grenzen in den Religionen sind fließend, und nur Machtbesessene Paragraphenreiter, die auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind - oder eben besserwisserische Fanatiker - legen Wert auf solche Details.
Das ist das Fatale an Religion...

Ace Kaiser hat gesagt…

Eine Nacht später fällt mir auf, dass ich auf die sachliche Frage gar nicht geantwortet habe.
M.E. sind sie dennoch Juden. Wegen der Riten.
Aber ich verabscheue religiöse Formfragen. Sie dienen nur dazu, sich selbst über andere zu erheben, moralisch im Vorteil zu sein, aus sich mehr Schein als Sein zu machen.
...Man merkt wohl, dass mir dieses Thema leicht an die Nieren geht.

Stinkstiefel hat gesagt…

Erstmal einen schönen Sonntag.

Es ist Religion. Immer eine Frage der persönlichen Auffassung.
Außerdem verstecken sich doch viele Menschen dahinter, um lieb gewonne Gewohnheiten weiter zu betreiben.
Siehe bsp. Ehrenmorde in manchen Gsellschaften.

Ace Kaiser hat gesagt…

Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie einfallsreich Menschen sein können, um so einen Quatsch wie Ehrenmorde religiös zu begründen. Ich habe nirgendwo gehört, dass die Sharia vorschreibt, eine Tochter zu töten, die nicht innerhalb der Familie verheiratet wird. Da wird patriarchische Kultur - und schlechte Kultur - doch glatt zur Ersatzreligion, und man fragt sich, ob es richtig ist, neben Allah das eigene Ego ebenfalls zum Gott zu erheben.

Stinkstiefel hat gesagt…

Die Menschen können halt in alles ihre eigenen Wüsche und Meinungen rein Interpretieren.
Darum frage ich mich manchmal ob manche Leute, so wie dieser amerikanische Prediger, sich jemals mit ihren "gegnerischen" Religionen (oder der Eigenen) richtig auseinander gesetzt haben.
Eher nicht, sonst müssten sie eigendlich wissen, das wenn sie den Koran verbrennen, auch teile der Bibel verbrennen.
Aber wenn ich mich damit beschäftige, Verstehe ich es möglicher weise und dies wollen sie ja nicht.

Ace Kaiser hat gesagt…

Du hast den Nagel auf dem Kopf getroffen. Genauso sieht das aus.
Mit einer Einschränkung: Die Suren des Korans enthalten keine Textstellen der Bibel. Dennoch kann man von einem Menschen, der sich Priester nennen lässt, Respekt vor anderen Religionen zwingend erwarten, gerade von einem Priester einer Religion, die Nächstenliebe predigt. Der Mann ist ein abgrundtiefer, gewissenloser Heuchler.

Stinkstiefel hat gesagt…

Ist er überhaupt Priester?
Von einem Priester/ Pfarrer erwartet man doch das er Theologie studiert bzw. eine Weihe erhalten hat.
Ansonsten ist er ein Laienprediger. Aber der Mann lebt in den Staaten, dort fällt sowas unter Meinungsfreiheit.

PS. Wird dann das Alte Testament also die Tora im Islam anerkannt?

Ace Kaiser hat gesagt…

Also, ich weiß von Katholiken, dass sie ihre Priester weihen. Bei den anderen müsste ich googlen.
Aber natürlich hat jede Kirche ihre eigenen Regeln, und gerade in den USA gibt es sehr viele Splitter- und Minikirchen mit eigenen Vorschriften, Ansichten und Gesetzen. Das erkennt man auch daran, dass sich unter Bush Junior Intelligentes Design beinahe hätte als Lehrfach etablieren können. (In einem Bundesstaat, Kansas, soll das tatsächlich der Fall sein.)

Diverse Quellen im Internet sagen aus, dass die Bibel, also AT und NT sowie Tora und Talmut (und diverse) vom Islam als heilige Bücher anerkannt sind.

Stinkstiefel hat gesagt…

Intelligentes Design zeigt doch das manche Menschen einen Kleingeistigen Gott wollen. Anstatt eines der den Inezialfunken gibt und nur noch leicht korregierent eingreift.
Bei den Wahabieten (radikalste Konfession im Islam)in Saudi-Arabien ist die Einfuhr und der Druck von Bibeln verboten.

Ace Kaiser hat gesagt…

Bei den Wahabiten ist vieles anders. Sie sind eine der radikalsten Splittergruppen des Islam, die für sich die reinste Form des Glaubens beanspruchen. Vergleiche hierzu den pakistanischen Autor Tariq Ali.
Ursprünglich war das eine Masche, um die Plünderungen von Karawanen der "nicht so gläubigen" Muslime, die nach Mekka pilgerten, zu rechtfertigen. Und dann wurde daraus stammesgebunden eine Staatsreligion.
Aber erfreulicherweise gibt es auch hier bereits Ansätze, um den absolutistischen Glauben aufzuweichen, zu modernisieren, und das nicht aus Glaubensgründen, sondern aus rein praktischen Motiven. Das Autofahrverbot für Frauen stand bereits einmal kurz vor der Kippe, und wird vielleicht bald fallen, wenn die saudische Führung Zugeständnisse macht, um Szenen wie in Ägypten und Libyen zu verhindern...
Zur stoischen, prüden Haltung gehört selbstverständlich auch die strikte Annahme, Allah als Einzige richtig zu verehren. Doch während man Shiiten und Sunniten gerade so noch toleriert, sind Christen und Juden natürlich vollkommen auf dem Holzweg.
Auch viele rudimentäre Staaten wie Oman und VAE sehen den Kontakt mit anderen Glaubensrichtungen sehr streng, sehen im Versuch, Konvertiten zu erzeugen ein Verbrechen. Ich mag mich irren, aber die Shariah verbietet es zu konvertieren, wenn ich das richtig im Kopf habe. Eine deutsche Familie im Oman hat den von vorne herein lebensgefährlichen Versuch teuer bezahlt. Übler Missionierungsdrang in einem Land, das das überhaupt nicht mag.

Was das Intelligente Design angeht: Idioten, alles ein Haufen Idioten. Ihre ganzen Beispiele für die Existenz des Designers wurden tausendfach widerlegt, aber sie kommen immer noch mit ihren "nicht widerlegbaren Beispielen und Beweisen" an. Das Auge, die Geissel bestimmter Bakterienarten, und, und, und...
Eine Freundin von mir hat mir einen Gastblogeintrag zu diesem Thema versprochen, weil sie gerade erst ein Referat über das Thema gehalten hat. Ich freue mich sehr auf den Artikel. Ich kenne ihre Stichwortsammlung für das Referat. Sehr gut recherchiert.
Na ja, Kreationisten und ID-Gläubige habe ich eh gefressen. Ist nicht schwer zu merken.

Stinkstiefel hat gesagt…

Wollen wir bei diesen Umwälzungen hoffen, das sie am Ende erfolgreich sind.
Ich habe keine Lust, weitere Soldaten für "friedenerhaltene, humanitäre" oder sonstwelche Maßnahmen in der Region zu sehen.

Die deutsche Familie hat woll "nur auf den Schutz Gottes" vertraut. Dabei wird woll vergessen das er Neutral ist.
Die einen Radikalen treffen auf die anderen mehr oder weniger Radikalen. Was will man erwarten. In Saudi-Arabien wären sie als Deutsche nur ausgewiesen worden, wenn sie der Staat erwischt hätte, im Oman woll auch.

Wird sicherlich ein interesanter Betrag.

Ace Kaiser hat gesagt…

Nach Saudi-Arabien würde die Entsendung von Soldaten aber Sinn machen. Die haben viel Öl. XD
Ach nee, die haben ja schon die Amerikaner im Land.

Die deutsche Familie hat vorsätzlich die Leben ihrer Kinder riskiert. Das kann nicht den Gefallen Gottes gefunden haben.
Und wenn Vater und Mutter geplant haben als Märtyrer zu sterben - noch schlimmer, vor allem für die Kinder.

Ich freue mich auch sehr auf ihren Beitrag.

Stinkstiefel hat gesagt…

Haben doch schon Libyn wenn die EU mit ihrer "Humanitären" Mission reingeht. Und wenn dann Gaddafi mit seinen Leuten ärger macht schicken wir halt Bodentruppen zum Schutz unserer Bodentruppen.

Du hast die beiden jungen Krankenschwestern vergessen die mit der Familie unterweg waren.
Aber sterben tum immer die Falschen, weil die die Strippen ziehen sich für zu wichtig halten.
Und ich glaube nicht das die Eltern sich und ihre Kinder opfern wollten. Sie haben das Risiko nur deutlich unterschätzt.
Ist halt immer der Glaube wenn alles schief läuft holt uns der deutsche Staat noch raus, war davor ja auch gut gegangen.

Stinkstiefel hat gesagt…

Habe wegen der Familie noch mal nachgesehen.
Eltern: verbleib unbekannt,
2 Töchter von Saudischen Spezialeinheiten befreit nur das Kleinkind damals 2 Jahre ist Tot.

Ace Kaiser hat gesagt…

Die Krankenschwestern, davon eine Koreanerin oder Japanerin, sind bereits tot gefunden worden, wenn ich mich richtig erinnere.

Natürlich hat die Familie das Risiko falsch eingeschätzt. vor allem aber derjenige, in dessen Auftrag sie überhaupt in ein erzkonservatives muslimisches Land gegangen sind.
Das Risiko, dem sie ihre Kinder ausgesetzt haben, stand in keinerlei Verhältnis zum zu erwartenden Ergebnis.
Christentum kann man auch durch Beispiel lehren, nicht nur durch aggressives Missionieren.

Was die Kinder angeht: Die Armen. Alle drei. Sie können/konnten am wenigsten dafür und haben die größten Folgen zu tragen.

Radikalismus in der Religion ist IMMER eine sehr dumme Idee, egal für welche Glaubensrichtung.

Stinkstiefel hat gesagt…

Ich stimme dir vollkommen zu.
Dabei hoffe ich, das man Selbst oder Andere, durch Handlungen solcher Fanatiker nicht verletzt oder getötet wird.
Wobei bei vielen der Glaube überwiegen wird, ,dies passiert ja immer nur anderen'.

Ace Kaiser hat gesagt…

Albert Einstein hat mal gesagt: "Wenn du nicht erklären kannst was du tust, ist es die Mühe nicht wert."

Ich habe das Gefühl, dass Fanatiker jeder Couleur, ob religiös, ideell oder fannisch, nicht erklären können, und deshalb so agieren wie sie es tun. Zusammengefasst: Dumm.