Die Diskussion ufert aus. Das Ziel wird vollkommen aus dem Auge verloren.
Wovon ich rede? Von der bevorstehenden Impfung. Und alle, alle springen auf den Zug auf, um ihren Senf dazu zu geben. Von der rein sachlichen Variante bis hin zu fachlich qualifizierten Kommentaren ist alles dabei.
Auf Youtube bin ich dann dem Gipfel begegnet: Eine Medizinjournalistin namens Jane Bürgermeister verdächtigt das Pharmaunternehmen Baxter, die großmaßstäbliche Ausrottung der Menschheit vorzubereiten.
Dieser Punkt fällt eindeutig in die Verschwörungstheorie-Kiste und ist für mich unseriös.
Zwei Dinge sprechen m.E. gegen Frau Bürgermeisters Theorie:
1) Sie verkauft ein Buch zu diesem Thema.
2) Obwohl sie das größte Geheimnis eine elitären Spezialorganisation ausplaudert, welche mit Krankheiten die Überbevölkerung der Erde umregulieren will, sprich ein paar Milliarden ausrotten, ist sie noch immer am Leben, bzw. fürchtet sich nicht davor, von dieser geheimnisvollen verbrecherischen Organisation verfolgt zu werden.
Dies sind Auswüchse wie der Fall der rosa Wundercreme gegen Neurodermitis und Schuppenflechte, die während der TV-Sendung vom "Heilmittel" zum "Therapieunterstützenden Präparat" reduziert wurde. Auch hier versucht der Regisseur des Fernsehfilms zum Thema, ein Buch zu verkaufen, und ein mittelständisches Schweizer Pharmaunternehmen die Creme zu vermarkten.
Leute, so viele globale Verschwörungen haben wir nun auch wieder nicht. Ist doch klar, dass der Komplex nicht für alle reicht. Ich persönlich beschließe jedenfalls, immer erstmal skeptisch zu werden, sobald das Wort "Verschwörung" fällt. Zumeist in Verbindung mit "die da", "die Konzerne", "die ganz oben" oder "es gibt Leute".
Kommen wir aber mal zu den Fakten zurück. Was wissen wir?
Schweinegrippe tauchte das erste Mal offiziell in Mexico City auf; angeblich hoch ansteckend und supertödlich, weil sich hauptsächlich junge Menschen daran infizierten und daran auch starben. Daraufhin stürzten sich die großen Medien auf das Thema und entwickelten ein Szenario, das düsterer nicht sein könnte.
Nun, das düstere Szenario blieb aus. Mexico City wurde nicht entvölkert, und die Grippe verbreitete sich zwar in viele westliche Länder, darunter die USA und Europa, aber der weitere Verlauf der H1N1-Grippe war eher mild zu nennen. Hauptsächlich Personen aus Risikogruppen fielen ihr zum Opfer, während ältere Semester ab sechzig dagegen weitgehend immun zu sein scheinen. (Anmerkung von mir: Könnte eventuell daran liegen, dass die wirklich immun sind. Was bedeutet, dass sie diesen Virus wahrscheinlich schon mal hatten - vor fünfzig bis siebzig Jahren.)
Durch den Medienhype, der voll auf eine tödliche und Bilderwirksame Pandemie wie die Schwarze Pest im Mittelalter setzte, ließen sich auch die Behörden infizieren: Sie bestellten große Mengen des Impfstoffs, um ihre Bevökerung zu schützen, was an sich voraus schauend und löblich ist.
Nun ist der Impfstoff fertig, weltweit gab es ein paar hunderttausend Infizierte und ein paar tausend Tote. Versteht mich nicht falsch, ich will die Verstorbenen weder verhöhnen noch abtun, im Gegenteil. Mein Mitgefühl gehört den Angehörigen.
Aber wir haben den Impfstoff nun einmal, und fünfundzwanzig Millionen Deutsche können immunisiert werden.
Ich will jetzt nicht auf Frau Bürgermeisters Zug aufspringen, da sie behauptet, die Geimpften würden nicht immunisiert sondern mit einem besonders tödlichen Präparat infiziert werden.
Ich will auch nicht auf den anderen Zug aufspringen, der die Nebenwirkungen der Impfung aufpuscht und den "Impfungs-Hype" beschreit, da ich ein erklärter Befürworter der Impfung an sich bin.
Und ich will gar nicht erst auf Einzelrisiken eingehen.
Stattdessen überlege ich ein wenig an den Fakten herum.
Fakt ist, die "Schweinegrippe" hat sich außersaisonal weit verbreitet, allerdings mit mildem Verlauf und im Anbetracht der Infektionszahlen mit geringen Todesfällen.
Fakt ist, die Medien (vor allem die BLÖD) versuchen noch immer die Pandemie herbeizuschreien, was die Gegner eher noch stärkt als das es sie straucheln lässt.
Fakt ist, dass die normale Grippesaison kurz bevorsteht, der Winter. Also jene Zeit, in der unser Immunsystem durch weniger Bewegung, schlechtere Ernährung (als wäre es so schwer mal etwas Obst zu essen ^^° ), sowie trockene, überheizte Raumluft ohnehin geschwächt ist. Für diesen Zeitraum erwarten wir die normale Grippewelle, die wie meistens aus den Ballungsgebieten Südostasiens kommt und Ende Dezember, Anfang Januar hier eintreffen wird, um ihre fünf- bis zehntausend statistischen Todesfälle zu fordern. Wie sich ein zweiter Virus in dem Getümmel ausmachen wird, kann man gar nicht sagen. Das ist sowohl ein Argument FÜR als auch GEGEN die Impfung.
Fakt ist, dass sich die reguläre neue Grippe und die H1N1-Grippe in einem Infizierten treffen können, Daten austauschen und ein neuer gefährlicherer Virus entsteht. So läuft die Scheiße nämlich, und das wäre wieder ein Argument FÜR die Impfung. Aber genauso gut kann auch ein harmloser Drei Tages-Schnupfen dabei herauskommen. Denn Viren haben weder ein Bewusstsein, noch einen eigenen Willen. Sie haben keinen Plan, kein Konzept und keinen Zeitdruck. Sie sind beinahe Maschinen, am äußersten Rand dessen, was die Wissenschaft als lebendig bezeichnen würde. Sie planen nicht, sie tun einfach. Und da sie kein Bewusstsein haben, haben sie auch keine Ziele. Ziele wie die Menschheit auszurotten, beispielsweise. Das spricht wieder GEGEN eine Impfung.
Fakt ist, dass die älteren Semester eher selten infiziert werden. Daraus allerdings den Umkehrschluss zu ziehen, es würden hauptsächlich junge Leute infiziert werden, ist hanebüchen. Ich lasse hier lediglich ein "unter sechzig" gelten.
Natürlich kann man sich impfen lassen. Natürlich kann man durch die Immunisierung verhindern, dass gerade der eigene Körper durch eine Doppelinfektion von H1N1 und der regulären (aber neuen, verdammt noch mal. Darauf wird viel zu wenig aufmerksam gemacht! Jeder saisonale Virus ist auch ein NEUER Virus!) Grippe der Brutort einer neuen Supergrippe wird.
Aber: Man hat keine Garantie, das der Nachbar dann nicht zu eben jenem Superbrutherd wird, und dann widerum einen infiziert... Dass die Impfung gegen den neuen Supervirus funktioniert ist nämlich äußerst unwahrscheinlich.
Und auch der Medien-Hype, der immer noch versucht Recht zu behalten, die Regierungen die nun versuchen, mit Hinweis auf die eigentliche Grippe-Saison die dieses Jahr "besonders übel ausfallen kann" (aber keinesfalls muss) ihren Impfstoff, der gekauft und unbenutzt herum liegt, an den Mann zu bringen, sind der Sache letztendlich nicht zweckdienlich.
Danke, liebe Bundesregierung, dass ihr so besorgt wart und den Impfstoff produzieren lassen habt, um ganz Deutschland vor der Ausrottung zu retten. Aber ich für meinen Teil habe mich dazu entschieden, mich NICHT impfen zu lassen, weil ich zwar zur Risikogruppe der "Jungen" gehöre, ansonsten aber gesund bin. Eine kleine Infektion wird mich eher stärken als töten.
Außerdem, angenommen, es entsteht eine neue Supergrippe, und ich infiziere mich mit ihr...
DANN GIBT ES IMMER NOCH TAMIFLU? Schon vergessen? Und Donnie Rums freut sich dann bestimmt über den zusätzlichen Umsatz.
Tamiflu wirkt gegen Schweinegrippe. Damit ist die Chance auch recht groß, dass sie auch gegen eine eventuell entstehende neue Supergrippe hilft. (Betonung auf eventuell.)
Ich bin nicht gerade ein Freund der hypenden Pharma-Unternehmen... (Unsere hart arbeitenden mittelständischen Nonglobalplayer mal außen vor gelassen.)
Aber in diesem Fall habe ich das große Vergnügen, zwei Produkte der Global Pharma-Welt gegeneinander ausspielen zu können. Und das ist wirklich ein Vergnügen. Würde mich freuen, wenn Tamiflu auf diesem Weg wieder in die Diskussion kommt. Was dann allerdings in den Medien passiert... Könnte durchaus interessant werden.
Edit: Im April, gerade in meinem eigenen Blog nachgelesen, hieß es noch, Tamiflu hilft. Daraufhin bedienten sich Zehntausende auf mehr oder weniger legalen Wegen an diesem Medikament.
Heute, auf dem Höhepunkt der Impf-Operation wird Tamiflu eine Wirkung abgesprochen.
Marketing? Die Wahrheit? Beides? Oder will man sich mit dem einen Produkt nicht das andere kaputt machen lassen?
Fakt ist in jedem Fall, dass Tamiflu TROTZDEM gegen einen eventuellen Supervirus im Januar helfen kann. Falls es einen Supervirus gibt.
Edit am 26.10.: Und noch was ist mir aufgefallen... Sollte es wirklich zu einer zweiten, schwereren H1N1-Welle zwischen Januar und März kommen, kann man sich immer noch impfen lassen. Die Immunität tritt nach ca. zwei Wochen ein, wenn ich es richtig im Kopf habe.
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In der zweiten Hälfte der 80er-Jahre hatte sich mein ehemaliges Fanzine
SAGITTARIUS in ein semiprofessionelles Magazin verwandelt. Günther Freunek
sorgte ...
vor 10 Stunden
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