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Montag, 9. November 2009

Ringelt sich das Schwänzchen schon?

Schweinegrippe und kein Ende. Eigentlich sollte ich ja alle Zeitungsartikel ignorieren, die den Virus NICHT mit H1N1 oder Neue Grippe betiteln, weil alleine das schon ein Hinweis darauf ist, dass ungenau recherchiert wurde. Aber ich habe es dennoch gemacht, bin ein paar Links von Bildblog.de gefolgt und hier gelandet! Und was Frau Friederike Tinnappel von der Frankfurter Rundschau in ihrem Leitartikel hier abliefert, abgesehen davon, dass sie am Montag, dem 9.11. bereits davon spricht, das morgen der 11.11. ist, kann man wie folgt zusammenfassen: Impf-Lobbyismus.

Nicht nur, dass sie vollkommen unbekümmert ohne Zahlenbelege arbeitet, sie scheut sich auch nicht, finsterste Polemik zu verwenden. Da sind die Impfstoffe, die vor zwei Wochen noch zuverlässig ausgeliefert wurden, plötzlich "wegen Engpässe nicht mehr geliefert worden", da werden Menschen die sich gegen die Impfung entscheiden die ewigen "Ich doch nicht"-Impfgegner genannt und damit karikiert, während die anderen jene sind, "die sich ernsthaft um ihre Familien sorgen". Und mit wahrer Hingabe beschreit sie nicht nur das Ende des Impf-Engpass, sondern auch die Verfügbarkeit neuer (und wahrscheinlich verträglicherer) Impfmittel von anderen Pharmaunternehmen.
Sie schließt mit Blick auf den Karneval und die dort folgenden Menschenmassen wie folgt: "Wenn wir uns alle impfen lassen, schlagen wir der Schweinegrippe ein Schnippchen."

Sehr geehrte Frau Tinnappel, Sie haben anscheinend ein paar elementare Dinge nicht begriffen.
1) Fünfundzwanzig Millionen mögliche Immunisierungen sind für ein Volk von zweiundachtzig Millionen Menschen mehr als ausreichend.
2) Wenn von dreißigtausend oder mehr Krankheitsfällen mit H1N1 geredet wird und wir auf elf Tote kommen - wobei bei diesen Opfern das Virus nachgewiesen wurde, nicht dessen Lethalität - haben wir einen supermilden Verlauf mit etwas Husten und Schnupfen, aber keine Pandemie, die Impf-Hysterie rechtfertigt.
3) Impfgegner pochen zwar auf die Nebenwirkungen der Impfung, aber darum geht es nicht, wenn ich mich nicht impfen lasse: Ich persönlich sehe keinen SINN darin, mich gegen diesen leichten Sommerhusten impfen zu lassen. Und ich bin Asthmatiker.
4) Mit Artikeln wie Ihrem muss man die Hände über dem Kopf zusammen schlagen und Medizinern wie Robert Koch und Wissenschaftlern wie Louis Pasteur Abbitte leisten, weil die positive Arbeit, die von ihnen begonnen wurde, von Ihnen absurd gemacht wird. Absurd in der gezielten Schürung von Panik, künstlichem Impfwillen und Lobbyismus für Pharma-Unternehmen, die nun auch noch auf den vermeintlich fetten Impfmarkt drängen, der gar nicht existiert.
5) Auch die Impfgegner sorgen sich um ihre Familien, deshalb sind sie ja skeptisch.

Frau Tinnappel, Sie leisten weder der Impfung an sich, noch der Bekämpfung der Schweinegrippe einen Dienst. Ich habe vergeblich in Ihrem Artikel nach Zahlen gesucht, nach Links zu Vergleichswerten und dergleichen. Was ich gefunden habe war eine Anzeige, über der das Wort Anzeige nicht zu finden war.
Was Ihren Schlusssatz angeht: Wir können der Schweinegrippe eben KEIN Schnippchen beim Karneval schlagen, wenn wir uns jetzt alle impfen lassen. Zwar dauert der Karneval bis zum Aschermittwoch... Aber um eine Immunität nach der Impfung zu entwickeln, bedarf es im Schnitt zwei Wochen. Zu spät für den 11.11. um Elf Uhr Elf.

Bitte mehr Fakten und weniger Meinung in Ihrem nächsten Leitartikel.
Ach, und bitte, überlassen Sie unsinnige, reißerische und sachlich falsche Texte doch bitte der BLÖD-Zeitung.

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