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Samstag, 23. Juli 2011

Anschläge in Norwegen

Mein erster Versuch, zu den Anschlägen etwas zu schreiben, begann beim zweiten Absatz. Aber ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass ich eher so anfangen sollte:
Meine Gedanken und Wünsche sind bei den Opfern und deren Angehörigen der furchtbaren Anschläge in Oslo und auf der Insel Utoya. Sie wurden Opfer einer perfiden Ideologie, einer menschenverachtenden Einstellung, eines oder mehrerer Menschen ohne den Hauch eines Gewissens.
Es scheint beinahe bösartige Ironie zu sein, wenn die nie stillstehenden Massenmedien wie N-TV verkünden, der mutmaßliche Attentäter "hat auf seinem Facebook-Profil angegeben, Christ zu sein".
Nein, so verhält sich kein Christ. So verhält sich auch kein Mensch, der mit Anstand, Würde und Toleranz unter uns leben will. Der gestellte Attentäter und die m.E. zweifellos vorhandenen Hintermänner inklusive jener Helfer, die die Bombe in das Regierungsviertel gebracht haben - ich sehe da leichte Probleme, wie ein Mann all das alleine geschafft haben will - haben sich selbst von jeder Menschlichkeit freigesprochen. Es gibt im deutschen Grundgesetz einen wichtigen Satz: Wer die Grundrechte abzuschaffen versucht, verliert das Anrecht auf sie.
Ähnlich ist es in diesem Fall: Wer meint, mit Gewalt etwas ändern zu können, erntet auch nur Gewalt.

Tja, jetzt ist es passiert, könnte man sagen. Das reiche Erdölförderland Norwegen hat seinen eigenen Madrider Verkehrsanschlag. Was so rigide klingt, ist natürlich nicht meine Einstellung, lediglich eine Analyse.
Vorweg eines: Man braucht einen solchen Anschlag nicht verurteilen, wie das unser Außenminister und die Kanzlerin machen. Das ist Blödsinn und suggeriert, es gäbe tolerierbare Anschläge. Solch ein Anschlag gehört nicht verurteilt, sondern als das wahrgenommen, was er war: Ein, nein, zwei gewaltige, sinnlose, hemmungslose und unmenschliche Blutbäder, angerichtet von einer unbekannten Anzahl an Personen, die ihre Ziele darin erfüllt sehen, indem sie zufällig Menschen töten oder deren Tod in Kauf nehmen. Das ist perfide. Und ich sehe Norwegen für eine sehr lange Zeit nicht stillstehen.

Aber kommen wir zum anderen Aspekt des Geschehens. Kommen wir zu dem, was die Medien tun, nämlich den Zerfleischen des Täters. Oh, keine Sorge, ich will ihn nicht in Schutz nehmen. Ich sehe in ihm ein entmenschlichtes Wesen, das sich einem Dogma unterworfen hat und keine Gnade verdient hat. Er nicht, und seine Helfer und Hintermänner auch nicht. Aber bitte im Rahmen des Rechtsstaats.
Was gefällt mir also an der Arbeit der Medien nicht? Zum Beispiel der erste Aufschrei, der Al Quaida oder andere radikale Gruppierungen islamischen Glaubens herbeizureden versuchte.
Ganz still wurde es im Blätterwald für einen Moment, als die Nachricht kam, dass der gefasste Einzeltäter, der mit Maschinenpistole unter den Teilnehmern einer sozialistischen Jugendfreizeit gewütet hat, augenscheinlich einen christlich-fundamentalistisch rechten Hintergrund hat.
Dann stiegen die Medien auch auf diesen Zug auf, aber nicht wenige versuchten daraus die Tat eines Einzelnen herbei zu reden, denn, es gibt ja kein rechtsradikales Problem in der Welt. Und das, obwohl wir alleine in Deutschland wissen, dass die Zahl von Gewalttaten mit rechtsradikalem Hintergrund viermal so hoch ist wie jene mit linksradikalem Hintergrund. (Nebenbei bemerkt sind sowohl Gewalttaten als auch radikale Politikeinstellungen absoluter und gefährlicher Quatsch.)
Was mich aber am meisten stört: Der mutmaßliche Täter wird durch eine Übermacht an Beweisen und Zeugenaussagen wegen Dutzendfachem Mordes zur Verantwortung gezogen werden. Und ich hoffe, nicht nur er, sondern auch die Helfer und Hintermänner, die ich vermute. Gnade hat er nicht zu erwarten, und das sollte er auch nicht.
Aber ist es deshalb Rechtens, wenn Medien mit N-TV mit seinem Twitter-Auftritt und seiner Facebook-Seite Nachrichten produzieren wollen?
Ich persönlich kann nur mit dem Kopf schütteln, wenn Nachrichtenkanäle sich als Psychologen versuchen, und auf Facebook nach Motiven suchen.
Okay, das führt schon wieder zu weit.

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