Den darauffolgenden anonymen Nutzer, der in die gleiche Kerbe schlug, habe ich leider verloren, weil er sich im automatischen Spamfilter wiederfand, und er dachte, ich würde zensieren. Tja, tut mir leid, mein Blog ist anscheinend klüger als ich.
Im Zuge dieser Erlebnisse habe ich mich natürlich intensiver mit dem Klimawandel und dem Gegenhype beschäftigt, und treibe mich seither weit häufiger auf Scienceblog.de herum, wo Wissenschaft leicht verständlich aufbereitet wird. Nicht immer, aber immer öfter.
U.a. Florian Freistetter hat es mir angetan. Der Astronom in Jena hat es problemlos geschafft, die Elenin-Verschwörung ad acta zu legen, den Nibiru-Glauben zu widerlegen, und mit seinem E-Book Keine Panik den 2012 Untergangshype ad absurdum zu führen. Wobei seine Maxime ist: Glaubt jetzt nicht mir statt den Weltuntergangsverschwörern, eignet euch Wissen an und überprüft die Argumente der Weltuntergangsverschwörer selbst.
Heute geht Florian auf das Buch von Varenholdt und Lüning ein, das von
Nein, diesmal kein Verkaufslink.
Genauer gesagt geht er auf das Buch gar nicht ein, denn das hat er nicht gelesen. Er bezieht sich nur auf etwas, was er aus online stehenden Auszügen weiß, nämlich dass sich Teile des Buchs auf die Theorie des dänischen Physikers Henrik Svensmark, der in der kosmischen Strahlung eine treibende Kraft im Klimawandel sieht. oder einfacher ausgedrückt: Viel kosmische Strahlung bedeutet viele Wolken, also ein kühleres Klima. Im Artikel kommt Florian selbst gar nicht so zu Wort, sondern lässt andere Klimaforscher zu Wort kommen, bzw. postet Auszüge aus Erklärungen anderer Wissenschaftler zur Theorie, die seit Ende der Neunziger bekannt ist, aus den Jahren 2010 und 2011. Der Tenor ist folgender: Kosmische Strahlung bildet Wolken, aber sicher nicht in dem großen Maß, den Svensmark theoretisch angenommen hat.
Untersuchungen des CERN sollen ähnliche Ergebnisse gebracht haben.
Und?, werden sich jetzt manche fragen. Warum bloggt Ace darüber, anstatt einfach zu verlinken?
Warum macht er hier den Steigbügelhalter für Florian Freistetter, anstatt über das zu schreiben, was er kann?
Stimmt, da gebe ich Euch Recht. Ich bin kein Klimaexperte, kein Klimawissenschaftler, und ich habe in diesem recht langen Blogeintrag bisher nur wiedergegeben und keine eigenen Gedanken eingebracht, außer vielleicht dem, dass ich nicht daran glaube, dass es keinen Klimawandel zu höheren Temperaturen gibt. (Das schiebe ich allerdings eher auf eine periodische Erwärmung der Erde, schließe einen - geringeren - Einfluss durch Klimagase aber nicht aus.)
Ich will mich auch gar nicht auf "Die kalte Sonne" einschießen, denn das Buch habe ich auch nicht gelesen. Und den Grundtenor halte ich ohnehin für groben Unsinn, wenn der Manager eines Energiekonzerns seinen Kohlekraftwerken und ihrer CO2-Emission Sakrosanz bescheinigt.
Nein, hier kommt etwas ganz anderes. Ich widme mich den ersten beiden Trollen in den Kommentaren. Warum? Weil ich auch Trolle hatte, und ich will sie wieder haben. Vor allem jetzt, da ich mit trollischem Verhalten besser umgehen kann, und mein Wissensstand von "Zeitungswissen" zum Klimawandel auf "Belesen" angestiegen ist, also Level-Up.
Ich werde die ersten Trollereien copy&pasten, solange ACTA noch nicht ratifiziert wurde, und dazu kleine Analysen schreiben.
Gleich der erste Post vom User Dalek zeigt das übliche Trollsein:
Religiose Diskussion mit inquisitorischen Zügen an beiden Seiten. Schade!
Mit diesem einfachen Satz unterstellt er dogmatisches Denken mit Missionierungsglauben. Man mag ihm zugutehalten, dass er dies auf beiden Seiten sieht. Aber augenscheinlich hat er den Artikel nicht gelesen, sonst hätte er festgestellt, dass nur auf einer Seite (Geld-)Inquisitoren der Stromlobby missionieren wollen. Auf der anderen Seite steht ein halbes Dutzend Wissenschaftler, das sich mit Svenmarks These auseinander gesetzt hat. Sehen wir es als Anbiederungsversuch, um nicht gleich mit Antitroll behandelt zu werden.
Kommentar zwei lohnt sich, zerpflückt zu werden:
P.S.: Zu einem Buch Stellung zu nehmen, das man nicht gelesen hat, ist schon ein Stück rhetorische Akrobatik. Im Sozialismus wurden damals auf diese Weise Bücher verrissen, die ohnedies verboten, da unbequem, waren. Eigentlich bin ich von diesem geschätzten Blog(ger) ein höheres Niveau gewohnt.
Hier haben wir schon den ersten Nebelschuss. Breitseite vor Florians Bug: Was fällt ihm ein, das Buch zu kritisieren, wenn er es nicht mal gelesen hat? Was Dalek übersieht, ist aber folgendes: Er hat gar nicht das Buch kritisiert. Das hat sich selbst ad absurdum geführt, weil es zum Teil auf der umstrittenen Theorie Svensmarks beruht. Und die hat Florian eigentlich besprochen. Der Schuss vor den Bug wird also ein Eigentor. Allerdings nicht in trollischer Logik, denn es geht weiter:
Und dass Herr Vahrenholts kein Wissenschaftler ist und keinen Anspruch erhebt, auch nur ansatzweise als ein solcher zu gelten, das betont der Autor explizit und offen an mehreren Stellen, unter anderem auch (wer das Buch nicht lesen will) im gedruckten Spiegel-Interview.
Ja, was denn nun? Man kann natürlich antworten, dass man das Buch dann gar nicht zu lesen braucht, wenn Herr Varenholdt es ja dadurch selbst entwertet, dass er sagt, kein Wissenschaftler zu sein. Oder man kann ein Buch, das als wissenschaftlicher Beitrag gelten will, auch wissenschaftlich behandeln. Sprich: Widerlegen oder bestätigen. Oder genießen Freizeitwissenschaftler besonderen Welpenschutz, wenn sie sich wissenschaftliche Daten zu eigen machen oder den Anspruch erheben, solche zu schaffen? Man kann natürlich nicht so scharf mit Laien ins Gericht gehen. Und man kann Herrn Varenholdt seinen Lobbyismus ruhig verzeihen, da er ja bei RWE arbeitet. Aber deshalb das Buch durchwinken, nach dem Motto: Ja, ja, der wird schon Recht haben, das hat schon Züge der Political Correctness in einem unnötigen Fall. Ich sage: Kein Kotau vor der Laienwissenschaft, nur weil es Laien sind. Man sollte erst auf sie hören, wenn sie den Schatz des Priamos gefunden haben.
Weiter geht es mit Dalek - ehrlich, Doktor Who-Fans müssten jetzt schon 'nen dicken Hals haben - wie folgt:
Ansonsten finde ich cool, dass die Reaktionen auf Vahrenholts Äußerungen so präzise vorhersehbar sind :-)
Natürlich sind sie präzise vorher zu sehen, wenn sich sein Buch auf eine Theorie stützt, die im schönsten Fall seit einem Jahrzehnt kontrovers diskutiert, und im schlimmsten Fall als nicht maßgeblich für die Klimaforschung gilt.
Auch hier gilt: Kein Welpenschutz für Freizeitwissenschaftler, wenn sie wissenschaftlich ernst genommen werden wollen. Tun sie das nicht, hat das Buch das Label Belletristische Erzählung verdient.
Richtig interessant aber wird es mit dem Nutzer Klimaexperte. Wobei ich nicht sicher bin, ob Dalek nicht einfach alleine einen Zweifrontenkrieg versucht. Auch hier wieder eine Stückelung, weil der Text länger ist:
Glauben Sie mir, Herr Freistädter und andere Wissenschaftshörige, die Bevölkerung hat euch schon längst durchschaut.
Nun, ich gehöre zur Bevölkerung, und ich habe Florian auch durchschaut. Als wissenschaftlich, Faktenorientiert arbeitenden Astronom, der mir Wissenschaft mundgerecht aufbereitet. Wobei Wissenschaftshörige nur bei Esoterikern ein Schimpfwort ist. Wir faktenbasierenden Lebensformen sehen das eher als Lob an.
Mit dem Klimaschwindel werdet ihr nicht durchkommen, um der Bevölkerung das Geld aus der Tasche zu stehlen.
Ich stehe gerade etwas auf dem Schlauch. Wie zieht die Klimaforschung der Bevölkerung das Geld aus der Tasche? Ich meine, die Gegenseite will doch Geld haben, indem sie Bücher wie "Die kalte Sonne" verkauft. Und die Forschungsgelder, die Klimaforschung verwendet, sind nichts gegen die Lobbyzahlungen an die KKW-Betreiber alleine in Deutschland.
Was wollen denn Klimaforscher, die z.B. CO2 als Treibhausgas erkannt haben und sagen, dass ein erhöhter Ausstoß des Klimagases die Welttemperatur erhöht: Dass weniger produziert wird.
Und was bedeutet das? Dass ihnen jemand Geld zahlen muss? Nein, es bedeutet den Umbau der Industrie, weg von fossilen Brennstoffen, hin zu neuen Technologien, und das weltweit. Das bedeutet: Geld in die Hand nehmen. Was also werden Leute tun, die in ihrem Unternehmen auf fossile Brennstoffe setzen und für die neue Zeit eine Menge Geld in die Hand nehmen müssen?
Einerseits schicken sie ihre Spitzenmanager als Frontleute für ein Buch wie "Die kalte Sonne" an die Spitze. Andererseits bezahlen sie Leute, die dafür sorgen, dass Typen wie der Klimaexperte eine großangelegte Weltverschwörung hinter dem Begriff Klimawandel erkannt zu haben glauben. Oder selbst diese Leute sind. Also, Geld wird hier nicht unbedingt generiert, wenn am Klima geforscht wird. Mir ist auch kein Korruptionsskandal im Zusammenhang mit veruntreuten Forschungsgeldern im Klimaforschungssektor bekannt, bei dem Milliarden veruntreut wurden. Ach kommt, Leute, Klimaforschung wird seit den Sechzigern betrieben. Hat da nicht mal wenigstens einer die üppigen Forschungsgelder zweckentfremdet? Ich meine, wenn es keinen Klimawandel gibt, dann liegt das Geld doch nur so rum, oder?
Okay, das war jetzt sehr trollig von mir. Aber man sieht daran auch die Hauptvorgehensweise des Trollseins: Möglichst breit angelegte, schwammige Argumente, möglichst mit dem Hinweis auf eine größere Gegnerschaft, möglichst mit Hinweisen auf eine Weltverschwörung. Zumindest beim Thema Klimaforschung, Chemtrails, Elenin, Nibiru, Homöopathie, usw.
Seit den gefälschten e-Mails ist wohl mittlerweile jedem klar - außer den bezahlten Jungs von der Erwärmungsprognostik - was hier für ein mieses Spiel gespielt wird.
Hä? Was ist das denn für eine Logik? Ausgerechnet die bezahlten Jungs von der Erwärmungsprognostik sollen ihre eigenen Forschungen nicht kennen? Also entweder werden sie dafür bezahlt, ihre Daten zu fälschen, um einen Klimawandel herbei zu reden, oder ihre Daten sind korrekt. Wo ist dann das miese Spiel?
Und welche gefälschten e-Mails? Mir ist nur ein Fall bekannt, in dem rund einhunderttausend Mails von Klimaforschern von einem Server gestohlen und veröffentlicht wurden. Was aber als "Klimagate" verkauft wurde, entpuppte sich nur als recht ruppiges Untereinander verschiedener Forscher und ihrem Beitrag zu größeren Modellen.
Auffallend ist hier das Troll-Verhalten: Schlagwort auf Schlagwort, aber sieht man auch einen Link? Nein. Und wo ist das miese Spiel, wenn es doch die Atomlobby ist, die mit Geld zugeschissen wird?
Und was soll dieser Artikel überhaupt? Sie weigern sich aus dogmatischen Gründen das Buch zu lesen, lassen sich aber Länge mal Breite, ob direkt oder indirekt, darüber aus. Das ist wirklich unfassbar. Wir sind hier nicht in der Sowjetunion. Obwohl, so sicher bin ich mir da jetzt auch wieder nicht.
In diesem Teil sehen wir wieder das ganze Ausmaß an trollischem Denken: Klimaexperte hat den Artikel nicht mal gelesen, wie es scheint, sonst hätte er - wie ich - gesehen, dass Florian lediglich Svensmarks Theorie bespricht, beziehungsweise Rezensionen anderer Wissenschaftler zum Thema herausgesucht hat. Von dogmatischen Gründen kann hier absolut keine Rede sein. Ein Dogma ist ein unumstößlicher Tatbestand, religiös, so wie die Jungfrauengeburt durch Maria, oder die Dreifaltigkeit von Gott, Jesus und Heiligem Geist, an dem nicht gerüttelt werden darf. Ein Wissenschaftler kann und darf gar nicht dogmatisch sein, sonst überrollen ihn die neuen Erkenntnisse, und während er noch einen Status Quo verfolgt der veraltet ist, arbeiten alle anderen schon mit neuen Fakten. Dieses Verhalten bin ich eher von Kreationisten und Intelligentes Design-Anhängern gewohnt.
Und betrachten wir das Abschlussargument: Wir sind nicht in der Sowjetunion.
Hierbei übersieht Klimaexperte, dass Florians Artikel mit seiner Veröffentlichung nicht automatisch die neue Lehrmeinung Deutschlands ist, redet aber einen staatlichen Zensurvergleich wie im repressiven Regime herbei.
Im Gegenteil, hier in Deutschland kann jeder zu jedem etwas sagen, solange er keine strafbare Handlung damit begeht. Also darf Florian Freistetter bloggen, und Vahrenholt darf ein Buch veröffentlichen. Nur sollte man den einen ernster nehmen als den anderen. All das sind keine sowjetischen Verhältnisse, beileibe nicht.
Fazit: Was macht trollisches Verhalten aus, vor allem solcher Verschwörungstrolle?
Das, was sie der Wissenschaft am meisten vorwerfen: Dogmatisches Denken. Wie habe ich sie erkannt? Nun, sie kamen nur vorbei, um ihre vorgefertigten Argumente abzuladen. Und das haben sie sehr allgemein getan.
Mein Troll war da doch von anderem Kaliber, der war zumindest bereit, hier und da ins Detail zu gehen, auch wenn es sich darauf beschränkt hat, auf SEINE Details einzugehen.
Bleibt mir nur noch zu sagen: Don't feed the Trolls. Aber es schadet nicht, ihre Dogmen ad absurdum zu führen.
P.S.: Ich glaube immer noch an eine periodische Erwärmungsphase, in der wir gerade auf dem Weg ins Plus sind (auf dem Weg zur nächsten Eiszeit, also wird es auch mal wieder kälter) als Hauptursache für den globalen Temperaturanstieg, habe einen Einfluss des Menschen aber nie ausgeschlossen. Mittlerweile halte ich ihn für höher als bisher von mir angenommen, aber ich fürchte, die zwei Grad globaler Erwärmung bis 2050 werden wir nicht erreichen. Aber das ist meine eigene Meinung, die ich nur mit wenigen Fakten unterlegen und daher nur interpretieren kann, keine wissenschaftliche Arbeit. Dennoch ist das mehr, als die beiden Trolle Dalek und Klimaexpertesich da geleistet haben.
4 Kommentare:
Wie heißt denn jetzt das Buch kalte oder schwarze Sonne?
Ach ja Trolle was sind das den für, Nachmittags mit ihrer Ignorranz manchmal aufheiternde, Gessellen
Versteht man das?
naja was solls
Dazu fällt mir generell immer der Spruch von Tom Hanks ein.
"Wir leben eben in einer Gesellschaft, in der kein Gesetz verbietet, mit der Verbreitung von Unwissen oder in manchen Fällen Dummheit Geld zu verdienen …"
Am Ende läuft es darauf immer hinaus.
Spelllord: Urgs. Habe ich schwarze Sonne geschrieben?
Wohl 'ne Überdosis Nirvana....
Weißt Du was schön an Trollen ist? Wenn man sie widerlegt und sie nie wieder kommen. Das versüßt einem den Tag. ^^
Stinkstiefel: Klingt nach dem Geschäftsprinzip von Nazis und Kommunisten...
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