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Donnerstag, 24. Januar 2013

Lacher des Tages: Deutsche Wirtschaft beklagt Fachkräftemangel...

Und das ist wirklich ein Lacher, gleich in mehrerlei Hinsicht. Denn im Land von Zeitarbeit, dem Trend hin zum Leiharbeiter und dem 400,-€ - Job und Lohnstagnation hat die deutsche Wirtschaft gar kein Interesse an Fachkräften - denn die müssten sie ja bezahlen.
Ich korrigiere das mal und schreibe es so, wie die deutsche Wirtschaft es wirklich gemeint hat.

"Uns fehlen Fachkräfte, also hochspezialisierte Fachleute mit zwanzig Jahren Berufserfahrung, rund um die Zwanzig, die minimal ein abgeschlossenes Studium vorweisen können, am Besten einen Doktortitel, aber bereit sind, für einen Appel und ein Ei zu arbeiten. Da wir das so in dieser Form in Deutschland nicht kriegen können, müssen wir halt bei einigen unserer Erwartungen Abstriche machen. Wir nehmen dann auch Billiglohn-Facharbeiter aus Schwellenländern. Die sind von vorne herein nicht gewohnt, viel Geld zu verdienen. Das kommt uns billiger, als aus dem Millionenheer deutscher Arbeitsloser neue Fachkräfte heranzuziehen, oder - Gott bewahre - die Facharbeiter, die wir bereits im Land haben, angemessen zu bezahlen. Es ist absolut nicht notwendig, dass ausgerechnet die Industrie, der Handel oder die Produktion in Deutschland dafür Sorge tragen muss, dass für ordentliche Arbeit ordentliche Gehälter gezahlt werden, nur damit die Binnenwirtschaft durch starke Kaufkraft der Konsumenten ordentlich angeheizt wird. Selber Schuld, wer produziert und noch im Inland verkauft, oder sogar ausschließlich hier verkauft.
Alternativ sind wir natürlich gerne bereit, unsere freien Stellen für Frauen zu öffnen, denn wozu sonst gibt es überhaupt eine KiTa-Platz-Regelung, als die Billiglohnmädchen angeblich "im Job" zu halten, wenn es doch einzig und allein darum geht, auszunutzen, dass die Regierung Merkel die Gleichstellung von gleicher Arbeit bei Männern und Frauen in den Gehaltszahlungen versäumt hat herzustellen?
Natürlich würden wir auch gerne in den Osten outsourcen, solange das Lohnungleichgewicht herrscht. Aber anstatt die Ostlöhne weiter zu drücken, strebt die CDU ja an, den Status Quo zu erhalten. Zumindest versuchen sie nicht, die Lohnunterschiede anzupassen, dann wäre Polen echt offen; will sagen, wir produzieren dann erst in Polen und wenn die lohntechnisch aufgeholt haben, in Weißrussland und dann nach Vorbild der interkoreanischen Industrieparks in Nordkorea, wo die Kim-Regierung eine Lohnobergrenze garantiert.
Also, was ist nun mit unseren Billiglohn-Facharbeitern? Tempo, Bundesregierung, unsere Rendite muss stimmen!"

4 Kommentare:

Nathan hat gesagt…

Jo alle jahre wieder das gleiche von unserer Industrie
Die glauben doch tatsächlich Facharbeiter würden auf Bäumen wachsen, selbst ausbilden ist ja auch zu teuer und dann könnten die ja abgeworben werden

Ace Kaiser hat gesagt…

Und unsere Bundesregierung hat dann nichts eiligeres zu tun, als "Greencards" auszustellen.
Wenn diverse rechte Gruppen also damit Recht haben, dass "Ausländer uns Deutschen alle guten Jobs stehlen", dann liegt das einzig und allein am freien Markt und der Industrie. Ihre eigene Ideologie und Klientel dient ihnen als Mittel zur Propaganda und Agitation. Brrrrrr.
Und unsere liebe Industrie scheint mehr und mehr zu glauben, wir seien hier die USA.
Aber, liebe Industrie, dazu gehört auch, Leute einzustellen, die merkwürdigerweise vier Arbeitgeber in drei Jahren hatten...

Anonym hat gesagt…

Hallo Ace, da bist du nicht mehr auf dem Laufenden ... Polen hat in den letzten Jahren massiv aufgeholt, so dass es sich mitunter für Deutsche Fachleute schon lohnt, in Polen zu arbeiten(nachdem in der Vergangenheit viele qualifizierte Fachleute aus Polen hauptsächlich in Vereinigte Königreich abgewandert sind). In Polen ist also auch nicht mehr so viel zu holen in Sachen qualifizierte Billigarbeit.

Ja, der Durchschnittslohn ist noch wesentlich geringer als in Deutschland, aber meines Wissens nach gilt das nicht für eben die qualifizierten Fachleute, die fordern auch in Polen gutes Geld, weil sie wissen, dass sie nicht so leicht ersetzbar sind.

Tostan

Ace Kaiser hat gesagt…

Hi, Tostan.
Danke für die Info. Das habe ich ehrlich gesagt erwartet. Und das wird auch über kurz oder lang in Tschechien und Ungarn der Fall sein.
Nehmen wir eben gleich Weißrussland, und als Ausweichland Georgien.