Seiten

Samstag, 19. November 2016

Sicherheitsmasssssssnahmen Nummer dreiunddreißig: Im Namen von DirectPay

Schon mal was von DirectPay gehört? Nein? Wieso nicht? Googelt man DirectPay, bekommt man Tonnenweise Warnung vor Phishing, Betrug und Trojanern. Es ist demnach anzunehmen, dass Ihr deshalb noch nichts von der Kanzlei DirectPay gehört habt, weil es sie schlicht und einfach nicht gibt.
Nun ereilte mich eine Rechnung. Und in dieser wurde ich von einem Stellvertretendem Rechtanwalt Leo Schäfer aufgefordert, meine ausstehenden Schulden zu bezahlen; Höhe: 97,97€. Tatsächlich, das ist kein Witz.
NATÜRLICH ist das Spam, Phishing, offener Betrug und dergleichen. NATÜRLICH reagiere ich da nicht drauf. Abgesehen von diesem Blogpost, der vor Spam warnt. ABER, und das ist der unangenehme Part: Der Brief wartet nicht nur mit meiner Telefonnummer auf, sondern auch mit meiner alten Anschrift.
...sacken lassen.

Bisher ging ich immer davon aus, dass irgendwo da draußen, irgendwo im Web, eine Datenbank existiert, in der meine Mail Tiff26@Gmx.de mit meinem Klarnamen Alexander Kaiser verknüpft ist.
Das ist nicht mehr der Fall. Die Verwendung meiner Telefonnummer beweist etwas anderes: Jemand verkauft meine Kontaktdaten. Vollständig. Mail, Telefonnummer und Adresse. Das aber können nur ganz wenige Firmen tun, weil ich mit allen drei Daten äußerst sparsam umgehe.
Was bedeutet das? Eine eigentlich seriös auftretende Seite verschachert meine im Vertrauen weitergegebenen Daten für erheblich Geld im Web, und unseriöse Arschlöcher wie die DirectPay-Leute bezahlen bannig Geld dafür, um mich mit meinen eigenen Daten zu beeindrucken, damit ich verunsichert genug bin, die anhängende Zip-Datei zu öffnen, damit werweiß was geschieht.

Fazit: Tja, hätte ich mich eben mal NICHT bei einem oder zwei Gmx-Gewinnspielen angemeldet. Tatsache ist, ich falle jetzt nicht soo schnell auf so etwas rein. Und ich weiß, wie man Spam und Phishing und Trojaner-Mails erkennt. Aber Ihr, Ihr alle da draußen, Euch gebe ich einen guten Rat: Egal, was es zu gewinnen gibt, nehmt nirgends dran teil, wo Ihr Eure kompletten Nutzer-Daten angeben müsst, also Telefon, Mail und Postadresse.





So, und nun, zu unser aller Erbauung, bevor ich zur Phishing-Mail ohne Zip-Anhang und auch ohne meine Telefonnummer komme, vorab die Beweise, dass es sich um Spam handelt:
- Der Bankeinzug konnte nicht durchgeführt werden. (Mein Konto ist immer gedeckt.)
- Sehr geehrte/r... (Ganz eindeutig maschinell anhand einer Datenbank erstellt.)
- Alexander Kaiser. (Das heißt Herr Kaiser, Ihr spammenden Nulpen.)
- Wem schulde ich das? (Steht da nicht, nur die Summe und eine ID Nummer.)
- Wo ist das Impressum? (Eine Kanzlei ohne Adresse?)
- Stellvertretender Rechtsanwalt Leo Schäfer. (Ja, was denn nun? Was ist ein Stellvertretender Rechtsanwalt? Hat sein Studium nicht zu einem ganzen Rechtsanwalt gereicht?)
- Diese Mail ist nur [...] für den Empfänger... (Ihr seid wirklich so naiv zu glauben, dass ich die jetzt niemandem mehr zeige, oder was?)

Ergebnis: Gutes Deutsch, zugegeben, aber dennoch dummdreister Spam, und im Zip-Anhang sind Viren, Trojaner oder Lieder von Kanye West enthalten. Also Finger weg.

Hier die Mail:

Alexander Kaiser Lastschrift Nr. 85554408 konnte nicht durchgeführt werden 17.11.2016

Sehr geehrte/r Alexander Kaiser,

zu unserem Bedauern mussten wir feststellen, dass die Erinnerung ID 855544082 bis jetzt ergebnislos blieb. Heute gewähren wir Ihnen hiermit letztmalig die Chance, den ausbleibenden Betrag der Firma DirectPay GmbH zu decken.

Aufgrund des bestehenden Zahlungsrückstands sind Sie gezwungen zuzüglich, die durch unsere Beauftragung entstandene Gebühren von 97,97 Euro zu bezahlen. Bei Rückfragen oder Unklarheiten erwarten wir eine Kontaktaufnahme innerhalb von 72 Stunden. Um zusätzliche Mahnkosten zu vermeiden, bitten wir Sie den fälligen Betrag auf unser Bankkonto zu überweisen. Berücksichtigt wurden alle Zahlungen bis zum 16.11.2016.
Die vollständige Zahlung erwarten wir bis zum 22.11.2016. Können wird bis zum genannten Datum keine Zahlung einsehen, sehen wir uns gezwungen Ihren Fall an ein Gericht abzugeben. Sämtliche damit verbundenen Zusatzkosten werden Sie tragen.
Gespeicherte Personalien:

Alexander Kaiser
Breslauer Str. 1
31029 Banteln

Tel. 05182960***

Eine vollständige Kostenaufstellung ID 855544082, der Sie alle Positionen entnehmen können, fügen wir bei.

Mit verbindlichen Grüßen

Stellvertretender Rechtsanwalt Leo Schäfer

Diese E-Mail ist nur für den Empfänger bestimmt, an den sie gerichtet ist und kann vertrauliches bzw. unter das Berufsgeheimnis fallendes Material enthalten.


Nachtrag: Was aber, Ace, wenn dieser Stellvertretende Irgendwas tatsächlich einen Richter einschaltet?
Tja. Darüber habe ich auch schon gebloggt. Damals, als mich Megadownloads an der Kandare hatte. Diese Firma hatte TATSÄCHLICH aktive Mitarbeiter, die das Web durchsurft haben, um Kritikern an ihrer Geschäftspraktik zu widersprechen. Das verunsichert, und man fragt sich, ob Megadownloads nicht doch eine seriöse Firma ist, aber... Sie bietet NICHTS an. Keine Dienstleistung, keine Downloads, keine Software, nur Rechnungen. Rechnungen an Dich.
Ich zitiere hier mal den Katzenjens, der mit seinen Videos auch mir zur Seite stand, bevor Youtube ihn aus mir unerfindlichen Gründen rausgeworfen hat: "Keine Sorge, wenn Ihr Post vom Gericht bekommt. Der Richter leitet erst einmal nur die Forderung weiter. Im Formular müsst Ihr lediglich beim Part "ich widerspreche" einen dicken Strich machen und das Dokument zurücksenden. Jetzt erst muss sich ein Richter drum kümmern und feststellen, ob tatsächlich ein Anspruch besteht."
Noch dazu: Solche Spam-Firmen gibt es zuhauf. Zweimal ist eine solche Firma tatsächlich vor Gericht gegangen. Zweimal von hunderttausend? Fällen? Beide Male wurden grandios von ihr verloren.
Auch für diese Anwaltskanzlei gilt: Post von ihr bedeutet noch gar nichts. Solche "Firmen" wissen, dass kein Richter Deutschlands in ihrem Interesse entscheiden wird, deshalb wird sie es nie bis zu einer Klage kommen lassen. Wenn aber doch der gelbe Brief reinschneit: Widersprechen. Der Richter wird entscheiden, ob der Anspruch berechtigt ist. Und selbst wenn es zu einer Verhandlung kommt: Der Verbraucherschutz würde Dich mit Tränen in den Augen willkommen heißen, um Dich in so einem Musterverfahren zu unterstützen.
Aber, und das ist irgendwie schon schade, so weit gehen diese "Firmen" nie. Leider.

2 Kommentare:

Nathan hat gesagt…

Ach hat es dich auch erwischt?
naja mich hat es kurz zum Nachdenken gebracht das Direktpay24 in der mailaddy noch amazon.com drin stehen hatte... deshalb hab ich kurz mal gegooglt anstatt direkt zu löschen

Ace Kaiser hat gesagt…

Ja, hat's. ^^
Aber hey, bietet mir die Gelegenheit für einen weiteren Blogeintrag, der zudem noch jemandem helfen wird.
Ich habe es schon bei der Anrede gemerkt. "Sehr geehrte/r..." Vollkommener Quatsch.
Allerdings hatte ich als Antwortadresse auch eine Amazon-Mail. Darum habe ich ihnen das gleich zukommen lassen.
Leider, leider werden die Online-Verbrecher nicht dümmer.
...Klüger allerdings auch nicht. ^^