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Montag, 17. November 2008

Glanz und Gloria in California

Gerade eben flimmerte es durch die Nachrichten. Wieder einmal kämpfen die tapferen Feuerwehrleute Kaliforniens gegen einen flimmernden Großbrand. Tausende Häuser sind bereits vernichtet, und zehntausende sind bedroht. Sogar die Villen der großen Stars sind nicht mehr sicher und drohen ein Raub der Flammen zu werden.
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, und der Wetterbericht macht Hoffnung. Die starken Winde, welche die Brandherde immer wieder anheizen, sollen schon bald abflauen und...
Moment Mal, kommt einem solch ein Text nicht bekannt vor? Wiederholt er sich nicht jedes Jahr im Sommer und Herbst in den U.S.A.? Was zugegebenermaßen neu ist, ist die Information, Los Angeles wäre bereits von drei Seiten vom Feuer eingeschlossen. Aber ansonsten ist diese Meldung kalter Kaffee.
Ich entschuldige mich hiermit aufrichtig bei all jenen Menschen, die ihr Hab und Gut verloren haben, vielleicht sogar Angehörige, die bis zur Erschöpfung das Feuer bekämpfen, sei es privat, sei es beruflich, und bei all jenen die noch bangen und hoffen, denn das bin ich ihnen als Mensch schuldig.
Außerdem erlaubt es mir, DAS zu sagen: WANN LERNT IHR ENDLICH?
Es kann doch nicht angehen, dass Jahr für Jahr ein riesiger Waldbrand über Kalifornien hinweg zieht und in trauter Regelmäßigkeit die großen Villen der Reichen dahinrafft! Es kann doch nicht sein, dass an das Problem seit Jahrzehnten kennt und nichts zur Prävention tut!
Es kann doch nicht sein, dass Kalifornien überhaupt noch nennenswerte Baumbestände hat, nach all den Jahren der Großfeuer, nach all den vernichteten Häusern.
Gut, gut, würde es alle paar Jahre mal ein Feuer geben, wäre das ja noch verständlich. Vor allem wenn es sich durch ungünstige Wetterbedingungen zum Großbrand ausbreitet könnte ich kapieren, dass die Feuerwehren nicht darauf vorbereitet sind.
Wir erinnern uns, bei unseren letzten Gigantfeuer in der Lüneburger Heide, waren wir auch relativ hilflos. Aber anscheinend haben unsere Feuerwehren was dazu gelernt.
Wo liegt das Problem? Bauen die Menschen immer und immer wieder in besonders gefährdeten Regionen, die zwangsläufig einmal vom Feuer konsumiert werden? Haben sie lasche Brandschutzbestimmungen oder wird den Amerikanern ihr Hobby zum Verhängnis, ihre Wohnhäuser aus Holz zu bauen? Ist der Gigantmoloch Los Angeles, der einen Großteil des vom Hoover-Damm gestauten Wassers benötigt, um überhaupt lebensfähig zu sein, vielleicht zu groß geraten, um hier wirklich sinnvoll zu löschen? Oder brauchen die Medien jedes Jahr ihren großen Aufhänger, was Schuld an den Brandstiftungen ist? Ein wenig von allem, vielleicht. Verstehen kann ich es dennoch nicht.
Leute, Brandschneisen. Kontrolliertes abbrennen. (Tatsächlich ist ein kontrollierter Waldbrand alle paar Jahre für Kaliforniens Wälder äußerst fruchtbar. Die großen Mammutbäume werfen Tannenzapfen ab, die sich nur nach einem Waldbrand öffnen. Auch andere Spezies profitieren von einem Waldbrand oder sind auf ihn perfekt eingestellt.) Nicht auf Wasser setzen oder auf eine Schar tapferer Feuerwehrmänner, die mit dem Fallschirm mitten in den Waldbrand abspringen und dort versuchen, dem Feuer mit Motorsägen und Hacken zu Leibe zu rücken.
Prävention beginnt im Kleinen. In diesem Fall bei den Brandschneisen. Zumindest in den Regionen um die großen Städte müssten sie breitflächig angelegt werden, um ein Überspringen des Feuers von einem Baumbestand zum nächsten zu verhindern. Wie macht man das am besten? Natürlich mit einem guten amerikanischen, sechsspurigen Highway. Da tut man gleich was für die Infrastruktur und bewahrt den Baumbestand von halb Kalifornien davor, ebenfalls ein Raub der Flammen zu werden.
Oder vielleicht doch den Park-Ranger des eigenen Vertrauens fragen und ruhig mal ein wenig kontrolliert zündeln?

2 Kommentare:

Miyu-Moon hat gesagt…

Was du ansprichst, hätte mich auch schon eine Weile verwundern müssen. Aber erst dein Text bringt es auf den Punkt. Jedes Jahr dasselbe Theater mit Feuer in Amerika und sie scheinen wirklich nicht dazuzulernen. Natürlich ist das traurig, aber hast du beim kontrollierten Zündeln auch schon eines Bedacht? Oder beim Bau einer sechsspurigen Autobahn?
Touristen, würde ich mal sagen.
Vielleicht befürchten die Kalifornier ja, dass ihnen die Touristen wegbleiben, wenn da jedes Jahr Brandrodung betrieben wird.
Wer möchte schon den schönen Redwood-Mammutbäume schaden, die auch ihren Teil für die Touristenindustrie tun?
Außer das man sie gerne in den Reißwolf wirft, um Toilettenpapier zu bekommen.
Und was würden die Umweltschützer dazu sagen, wenn man ihre geliebten Rotbäume anzündet?
Und was wäre wenn die Touristen selber auf die dämliche Idee kommen, auch ihren Teil beim Zündeln beizutragen?

Was sie gegen die Autobahn haben könnten? Smog. L.A hat jetzt doch schon Problem mit ihrem Smog und wer will da zusätzlichen Smog durch eine neue Autobahn riskieren?

Ich hoffe man versteht die phasenweise ausgestreute Ironie.

Ace Kaiser hat gesagt…

Hm, mit Touristik mag das zu tun haben. Aber ein Großfeuer, das Los Angeles bedroht ist wohl schlechter für den Tourismus als ein Dutzend kleiner.
Um noch mal kurz auf die Mammutbäume zurück zu kommen... Sie brauchen Feuer. Deshalb sind sie ja so verdammt hoch, damit das Feuer ihre Äste nicht erreichen kann. Dennoch entspreche ich Deinen Gedanken und hoffe, dass die uralten Riesen noch lange vor dem Schicksal, zum Taschentuch zu werden, bewahrt bleiben.
Viel mehr Möglichkeiten als Taschentücher gibt es auch nicht, denn durch die poröse Struktur der Mammutbäume sind sie äußerst schwierig zu bearbeiten. Früher hat man meistens Bleistifte aus ihnen gemacht, zu mehr reichte es nicht.
Da soll noch mal einer sagen, die Natur wäre nicht vorausschauend und erfinderisch.