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Donnerstag, 7. Januar 2010

Die Welt aus der eigenen Sicht sehen...

Mit diesem eher normalen Titel möchte ich gerne den Blog beginnen. Genauer gesagt mit zwei Personen, die m.E. die Welt etwas zu sehr aus eigener Sicht sehen.
Zwei Themen erwarten heute meine eifrigen Leser. Im einen geht es um den Islam im weitesten Sinne, im anderen um *sigh* die Nacktscanner.

Doch der Reihe nach. Vor ein paar Tagen wurde der als Mohammed-Karikaturist bekannt gewordene Kurt Westergaard in seiner dänischen Heimat von einem mit einer Axt bewaffneten Einzeltäter in seinem Haus überfallen. Er und sein Enkel konnten sich gerade so noch in sein Badezimmer retten. Die Polizei kam schnell hinzu, da der Mann unter Polizeischutz steht, und konnte den Täter verhaften. Ende gut, alles gut? Nein, sicherlich nicht. Ich will heute allerdings nicht über Westergaard oder seine Karikaturen sprechen, obwohl ich als eingefleischter MAD-Leser in dieser Beziehung abgehärtet bin, sondern über Trittbrettfahrer.
Ein Trittbrettfahrer fiel mir da in der heutigen LDZ ganz besonders ins Auge, nämlich die türkischstämmige Soziologin Necla Kelek. In einem Interview äußerte sie sich besorgt, geradezu entrüstet über die fehlende Resonanz in den Medien nach dem Anschlag und warf deutschen Medien Angst vor dem radikalen Islam, ja Duckmäuserschaft vor. Sie ging sogar so weit zu sagen, dass "man (die Medien) anscheinend froh sei das nichts schlimmeres passierte und man nun Eskalationen vermeiden will".
Weiter ging sie hart mit den Anhängern des islamischen Glaubens ins Gericht und warf ihnen vor - wobei sie erfreulicherweise nur zehn Prozent von ihnen meinte - man könne nicht für Minarette, Moscheen und Kopftücher sein und dann Selbstmordattentäter, Zwangsheirat und Ehrenmorde ausschließen, bzw. aus der Verantwortung.
Nun kenne ich Frau Kelek überhaupt nicht, und ehrlich gesagt habe ich auch nicht das Bedürfnis, sie kennen zu lernen. Denn ich halte nichts von Radikalen, egal in welche Richtung sie schießen. Ich bin nur ein wenig verwundert, weil ICH die Medienwelle gesehen habe, die nach dem Anschlag durch Deutschland rollte. Was hat Frau Kelek erwartet? Das automatisch ein Inhaftierungspogrom beginnt und alle "radikalen" Ausländer anschließend ausgewiesen werden? Oder das unsere Zeitungen sofort ein solches Vorgehen fordern?
Was Herrn Westergaard passiert ist, war eine Nachricht. Diese wurde verbreitet. Sicher ergaben sich daraus Forderungen nach Konsequenzen, aber die sollte der Attentäter tragen, nicht jene, die Glaubensbrüder dieses Mannes sein müssen, weil er sich zum Islam bekannt hat.
Auch verwundert es mich, dass sie fordert, dass neben dem Kopftuch auch ein Bekenntnis zum Ehrenmord kommen müsse. Hallo, Frau Kelek? Tot schweigen ist wohl eine herzlich dumme Idee, aber ich persönlich finde es schon mal einen sehr guten Anfang, wenn islamische Bürger in Europa Ehrenmorde schon mal NICHT unterstützen.
Ich frage mich gerade, ob Frau Kelek zur Radikalisierung gegen radikale Islamisten aufgerufen hat.
Liebe Frau Kelek, Minus und Minus ergibt NUR in der Mathematik Plus. Also seien wir einfach froh über jeden in Deutschland lebenden Moslem, der Ehrenmorden, Zwangsheiraten und Selbstmordattentaten nichts abgewinnen kann. Denn diese schleichende Revolution in den Köpfen bedeutet letztendlich, dass sie in Deutschland angekommen sind.


Thema Nummer zwei wurde vom Kommentar in der heutigen Ausgabe der Leine Deister Zeitung inspiriert: Der Autor Christof Schneider verteidigt dort vehement die Nacktscannerpläne, und erklärt auch wieso er das tut.
Leider habe ich hierfür keinen Internetlink gefunden, abschreiben will ich auch nicht, also werdet Ihr, meine lieben Leser, wohl die Zeitung kaufen müssen, wenn Ihr den Kommentar lesen wollt.
Jedenfalls verteidigt Herr Schneider die Nacktscannerpläne, und führt dabei an, "dass die Mehrheit der pragmatischen Deutschen" lieber ein wenig Intimsphäre aufgibt, um dafür ein wenig mehr Sicherheit beim fliegen zu haben".
Auch die Kritik, das der Nacktscanner einfach umgangen werden kann, indem man Waffen und Sprengstroff IM Körper durch den Scanner schmuggelt, kontert Herr Schneider mit dem Hinweis: "Doch nicht alle Terroristen sind Vollprofis".
Herr Schneider, Sie haben Unrecht. Terroristen, die sich auf Flugzeuge schmuggeln, die Sprengstoff mitbringen und/oder Waffen, SIND Vollprofis. Sie sind sozusagen die Crème de la Crème des internationalen Terrorismus. Denn die Kontrollen vor internationalen Flügen gehören zu den Aufwändigsten in der Welt (Einschränkung: Wenn sie durchgeführt werden), und setzen die Messlatte entsprechend hoch. Dass mit dem jungen Nigerianer, der durch eine Fehlfunktion der Zündflüssigkeit nicht erfolgreich war, nun kein hochkarätiger Terrorist, sondern nur ein schauspielerisch begabter Fanatiker der hinteren Chargen an Bord war, deutet vielleicht das Gegenteil an - außer man betrachtet das Selbstmordattentat als das was es ist: Ein Bauernopfer. Und obwohl das Attentat gescheitert ist und die Al Kaida-Sprengstoffspezialisten erst mal dran feilen müssen warum die Bombe nicht zündete, ihren Nutzen hat die Organisation trotzdem. Der Anschlag ist zwar fehlgeschlagen, der Attentäter in der Hand ihrer Feinde und Amerika wieder sicher... Aber sie ziehen dank der Medien ihren Nutzen daraus und verbreiten Angst und Schrecken, ohne Angst und Schrecken zu verbreiten. Solche Zeiten sollte man weder dazu missbrauchen, den Terroristen kostenlose Promotion zu liefern, noch trittbrettfahrenden, unnützen Technologien Tür und Tor aufzuhebeln.

In den letzten Jahre sind mir einige Flugzeugabstürze zu Ohren gekommen, aber nicht ein einziges erfolgreiches Attentat. Könnte es also sein, das fliegen immer noch die sicherste Form des Reisens ist, Terrorismus hin, Terrorismus her? Und könnte es nicht sein, dass die Bundesbürger DOCH etwas gegen unnütze, voyeuristische und wertlose Technologien haben, die sie bloß stellen? Herr Schneider, ergreifen Sie nicht Partei für eine Technologie, die in Holland schon einmal dabei versagt hat, einen Terroristen aufzuhalten - entweder aus technischen Gründen, oder weil sie falsch platziert war (wir erinnern uns alle: der niederländische Flughafen Schiphol, von dem der Nigerianer geflogen ist, HAT bereits fünfzehn Nacktscanner). Stattdessen bewahren Sie bitte unzählige Flughäfen davor, in überteuerte, sinnlose Technologien zu investieren, deren Kosten diese dann auf die Gesellschaften wälzen, von wo es zu den Fluggästen geht, oder noch schlimmer zu den zweiundachtzig Millionen Steuerzahlern in Deutschland. Noch mal: Terroristen, die sich an Flughäfen ran wagen, SIND Vollprofis.

Edit am 10.01.: Zusätzlich bemerkt ist die Hoffnung, dümmere Terroristen "abfischen" zu können nicht nur lächerlich, sondern auch noch äußerst gefährlich, Herr Schneider.

1 Kommentar:

Subtra aka DJ Dimension hat gesagt…

Mann braucht nich mal mehr Terrorist für Flugzeuge sein, die stürzen so oder so vom Himmel wenn man nen dämlichen Piloten und ne dämlich gewartete Maschine bekommt.