Das Thema meines heutigen Blogeintrags ist die BLÖD-Zeitung. Wie eigentlich jeden Tag rief ich heute Bildblog.de auf und las mir die neue Rubrik "sechs vor neun" durch, in der sechs interessante Links aus der gestrigen Tagespresse präsentiert werden.
Mich persönlich hat dabei der Bericht von Heise-Redakteur Markus Kompa interessiert, der für seine Dichtkunst in einem Wettbewerb auf Kai Diekmanns Blogseite einen Tag in der BILD-Redaktion gewann.
Dabei gewinnt man, je mehr Markus Kompa über die Redaktion von innen berichtet, den vagen Eindruck, dass die Welt wohl doch etwas zu schlecht zur gedruckten BLÖD ist, weil sich die Redakteure so offen geben und so lange und hart recherchieren. Dabei tragen sie nicht Anzug, sondern Jeans und Freizeitklamotten, im Gegensatz zum armen Markus, der "im Dreireiher" aufgeschlagen war.
Auch ein Besuch in der Rechtsabteilung beeindruckt den Autoren, vor allem als er feststellen muss, dass "die BILD Paparazzi-Fotos diversen Frauenzeitschriften überlässt, die BILD-Leser-Reporter ja gar nicht so viele Bilder von Prominenten machen und man sich ernsthaft bemüht, bei BILD die Rechte für die veröffentlichten Bilder zu bekommen".
Nun, Herr Kompa, so schlimm ist die BLÖD also gar nicht, wenn sie sogar versucht, ihre komplizierte 68er Verwantwortung aufzuarbeiten. Und es sind ja auch alle hart arbeitende Familienmenschen, oder? Aber auf jeden Fall ganz, ganz nett.
Muss Bildblog.de jetzt die Arbeit einstellen, weil es kein Feindbild mehr hat? Mitnichten. Als erstes sollte sich BLÖD, genauer gesagt die Online-Variante zum Beispiel bei der sechzehnjährigen Anna P. entschuldigen, die vom Opfer per Fotobeweis zur Täterin gemacht wurde.
Herr Kompa, auch wenn sich die Rechtsabteilung der BLÖD bemüht, die Rechte für alle Bilder zu bekommen, ist das nicht das gleiche wie Bilder nicht zu veröffentlichen, deren rechtlicher Status vage ist. Und auch wenn unter "Diekmann alles besser" ist und die BLÖD nur noch vierzig Prozent Anteil an den Rügen des Presserates hält, so sind das immer noch vierzig Prozent zuviel.
Es ist keine Ausrede, dass BLÖD und Diekmann polarisieren wollen oder gerne Diskussionen anschieben. Das entbindet nicht von der Pflicht, die Persönlichkeitsrechte sowohl der normalen Bürger als auch der Prominenten zu achten - was BLÖD aber ungerne tut. Mag sein, dass Diekmann einen besseren Job macht und einen spritzigen Blog mit feiner Zunge führt, aber Minus ist immer noch Minus.
Nicht umsonst gibt es einen "Hilfe, ich bin in BILD"-Ratgeber, der einer Privatperson genau rät, wie sie NICHT aller Rechte beraubt, bloß gestellt und falsch zitiert wird.
Vielleicht ist die Redaktion auf einem guten Wege, aber noch weit, weit, weit vom Ziel entfernt. Niemand verlangt von BLÖD ernsthaften Journalismus, aber ein wenig Ehrlichkeit und gute Recherche wären doch nett. Dafür könnte sich der Herr Chefredakteur gerne mal Zeit nehmen. Die hat er ja, und nutzt sie für seinen Blog.
Zeitmanagement kann man lernen, Herr Diekmann. Zugegeben, ich beherrsche es auch nicht, aber ich veröffentliche ja auch keine zwanzig Zentimeter großen Schlagzeilen.
Edit: Markus Kompa hat einen Kommentar in meinem Blog gepostet. Er sagt, ich interpretiere in seinen Text hinein, dass er der BLÖD für ihre 68er-Zeit Absolution erteilt.
Nun, ich gehe hier mehr oder weniger mit Markus scharf ins Gericht, deshalb ist dieser Einwand mehr als gerechtfertigt. Deshalb stelle ich fest: Die Aufarbeitung der 68er-Vergangenheit habe ich deshalb eingebaut, weil dank des neuen BILD-Archivs eine öffentliche Diskussion unter anderem über diese wenig ruhmreiche Zeit in den Medien kursiert. Wenn Markus in diesem Punkt nicht dastehen will, auf BLÖD-Seite zu sein, gebe ich ihm sogar Recht. Das braucht er nicht und soll er auch nicht. Sicherheitshalber entschuldige ich mich bei Markus Kompa an dieser Stelle. Ich war ja auch nicht sehr nett zu ihm. :D
Aber, Markus Kompa, danke für Deinen Besuch. Manchmal denke ich wirklich, hier kommt fast nie einer vorbei.
P.S.: Ich habe noch mal über die "Schaum vorm Mund"-Sache nachgedacht, bzw. sie ließ mir keine Ruhe. War ich zu scharf zu Markus Kompa, weil er BLÖD nicht runter gebattlet hat? Ist für mich nur kritische Springer-Kritik gute Kritik? Ich habe den Gedanken ein wenig laufen lassen. Okay, ein paar der Formulierungen in diesem Blog sind Markus gegenüber nicht nett, geradezu spöttisch zu nennen. Aber im großen und ganzen habe auch ich Fakten genannt.
Und nein, nur weil jemand ohne Schaum vorm Mund über BILD schreibt, gehört er für mich nicht zu den BILD-Sympathisanten. Und ich stehe zu meinen Kritikpunkten.
P.P.S.: Dass Markus Kompa in der Tat ein kritischer Betrachter der BILD ist, sieht man hier.
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6 Kommentare:
Schon faszinierend, was die Leute alles so in Texte reininterpretieren. Eine Absolution der 69er-Kapitel habe ich gerade nicht erteilt. Ich habe auch etliche kritische Seiten verlinkt.
Wenn man über Bild ohne Schaum vor dem Mund schreibt, scheint man gleich dem Establishment zugeschlagen zu werden. Wie schön einfacht die Welt doch sein kann!
Lieber Markus, da hast Du was missverstanden. Beziehungsweise ICH habe mich undeutlich ausgedrückt. Bei ersterem möchte ich das Missverständnis korrigieren. Bei letzterem werde ich stantepede meinen Text korrigieren. Aber auf jeden Fall siehst Du mich erstaunt und verwundert, dass Du Gast in meinem kleinen Blog geworden bist.
Für Fall eins: Nein, ich unterstelle Dir nicht, BILD Absolution für die 68er-Diskussion und die damalige, hrm, unkonstruktive Presse erteilt zu haben. Das bezog ich auf die derzeitige Diskussion um das von BILD freigegebene Archiv und den "Befreiungsschlag", mit dem die Redaktion das damalige Image los zu werden versucht. Siehe hierzu auch, wie vehement BILD die Erkenntnis gefeiert hat, dass der Dutschke-Attentäter STASI-Mitarbeiter gewesen sein soll, d.h. ihre negative Berichterstattung nicht oder wenig zum Attentat beigetragen hatte.
Zu Fall zwei: Ich werde es genauer heraus arbeiten, dass es nicht aus Deinem Text stammt.
Was uns zu Fall drei bringt: Ich muss Dir leider vorwerfen, von der BLÖD-Redaktion ordentlich beeindruckt worden zu sein. Dadurch hast Du ein paar wesentliche Punkte aus dem Auge verloren. Unter anderem, das die BLÖD bei all ihren Versuchen, es besser zu machen eben immer noch unerlaubt Facebook- und SchülerVZ-Fotos verwendet, und immer noch "Witwenschüttelt".
Lob wem Lob gebührt. Aber vergiss nicht die Fakten.
So, ich gehe meinen Text anpassen, bevor noch jemand auf den Gedanken kommt, der 68er-Bezug wäre aus Deinem Blog.
Nur, weil ich nicht alle Schandtaten der BILD aufzähle, heißt das nicht, dass ich sie negiere.
Im Dezember hatte ich vom Diekmannblog aus die zensierte Fassung vom Wallraff-Buch bei Wikileaks verlinkt. Was soll ich denn sonst noch tun?!?
*seufz*
Ich sehe schon, ich habe hier etwas angerichtet.
Ich entschuldige mich dafür, dass ich Dich in die Springerfreundliche Ecke gestellt habe. Und ich verspreche, in meinen weiteren Blogs subtiler zu sein. Meinen jetzigen Post korrigiere ich allerdings nicht, da ich zu meinen Fehlern stehe. Ich hoffe, Du kannst damit leben.
Ich denke wirklich nicht, dass ich etwas falsches geschrieben habe, selbst nicht bei meinen süffisanten Untertönen, die zugegeben etwas fies waren. Aber ich merke, was ich Dir damit "angetan" habe, und das hoffe ich hiermit aus der Welt geschafft zu haben. Letztendlich hast Du Deinen Blogeintrag sehr viel versprechend begonnen, und ich habe ihn auch mit großem Interesse gelesen. Bis auf die Mankos, die ich direkt angesprochen habe, hat er mir auch gut gefallen.
...Ich befürchte, diesen Kommentar könnte man mir schon als "umfallen" auslegen. Aber wer sich vor einer neuen Erkenntnis ziert oder um eine Entschuldigung verlegen ist, kann nicht sehr lernwillig sein. Und so will ich nie sein.
Also, Markus, nichts für ungut. Ich habe was gelernt bei der Sache und werde es beherzigen. Mal sehen, ob ich dieses große Versprechen einhalten kann. Und ob ich mein Publikum vergrößere, bzw. diskussionsfreudiger kriege...
In Deutschland gibts sowieso genug Probleme, da sind die Probleme einer Zeitung fast schon das mindeste, wenn sie net gegen den Datenschutz verstoßen würden weil sie eben Facebook Fotos nutzt. Ernsthaft, dafür könnten die Leute die Typen anklagen und würde rechtlich gewinnen.
Aber in Sachen Datenschutz pfeift, mal allgemein gesagt, eure Regierung eh schon drauf. Diese Zensursula verschickt massig Trojaner die den Computer überwachen und spioniert per IP Hack und eben jenen Trojaner über die allgemeinen Aktivitäten der Leute nach. Meiner Meinung nach sollte man diese Art von Leuten gleich in den Bau schicken, aber das überlass ich lieber euch.
Markus, die Welt ist nicht einfach, wäre auch langweilig. Wenn jemand eine offene Kritische Meinung aussagt kann man sie mit ihr diskutieren und falsche Dinge richtig stellen, aber lass dir gesagt sein Ace kann sich seinem Kritischen Bewusstsein nicht entziehen.
Für die Trojaner braucht es immerhin DAU, Subtra, Dümmste anzunehmende User, die den Trojaner tatsächlich runter laden und bei sich installieren. Und bei denen wird man sicherlich keine Kapitalverbrechen finden, höchstens ein paar Tauschborsenmusikstücke. Ein also eher bedenkliches Werkzeug.
Was meinVZ, StudiVz und dergleichen angeht, stehen wir vor einem ganz anderen Problem. Ich habe neulich gelesen, dass man als User alle Rechte an hoch geladenen Bildern an den Betreiber abgibt... Bisher geht StudiVz mustergültig mit diesem Blankobrief um. Bisher. Falls die Information korrekt ist.
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