Und suggeriert, wenn ich das richtig gelesen habe, dass die Griechen, die ihr Geld kurz vor dem Bankenkollaps "in Sicherheit" bringen, ihr Privatvermögen nicht ins Ausland schaffen dürfen, weil es ja "Griechen-Geld" ist, und das soll gefälligst im Land bleiben. Warum, frage ich mich. Soll das Geld verstaatlicht werden, um griechische Schulden zu bezahlen?
Hm, Deutschland hat auch Staatsschulden, daher finde ich diese Idee der BILD gar nicht mal so schlecht. Warum nicht auch hier? Verstaatlichen wir doch am Besten das Vermögen des Vorschlagenden, um unser Staatsdefizit auszugleichen. Ich meine, wenn BILD schon mal so eine Idee in den Raum stellt, dann ist dem deutschen Steuerzahler das Vermögen der Axel Springer AG mehr als willkommen.
...sacken lassen.
Einmal unabhängig davon betrachtet, wie die rund zweihundert Milliarden Euro zustande gekommen sind, ob es sich um die Privateinlagen der Kleinsparer handelt, oder um die eine oder andere Milliardärs-Million, grundsätzlich ist gegen die Verschiebung des Geldes, z.B. in die Schweiz rechtlich nichts zu sagen. Mag sein, dass hier die Superreichen Griechenlands, die die berühmten fünf Prozent ausmachen und eine Mitschuld an der griechischen Staatskrise tragen, ihr Geld retten wollen.
Mag sein, dass korrupte Ärzte, Anwälte, Architekten, Vorarbeiter, Vorstandschefs, Besserverdiener und Polizisten - auch die nicht korrupten - ihr Scherflein aus griechischen Banken heraus transferieren, bevor sie den Abflug machen, also die Banken jetzt.
Und mag auch sein, dass besagte Banken pleite gehen, weil ihnen nun zweihundert Milliarden fehlen: Es ist nicht strafbar. Korrupt zu sein durchaus. Aber sicher nicht, sein Geld ins Ausland zu schaffen.
Nach deutschem Recht muss auch im Ausland gewonnenes Vermögen in Deutschland versteuert werden. Ich denke, Griechenland ist da nicht viel anders. Wenn die Griechen also ihre Auslandsvermögenswerte gründsätzlich bei der Steuer korrekt angeben, sehe ich hier nur einen Grund für einen Bericht, nämlich dass dieser Aderlass der Banken die Wirtschaft weiter schwächen wird.
Abgesehen davon hält Egghats Blog eine Obergrenze für zweihundertachtzig Milliarden Euro griechisches Auslandsvermögen für realistisch.
Das macht etwa vier Fünftel des Brutto-Inlandsprodukts aus.
Das Geld, über das BILD also berichtet, wird nicht gerade im Moment ins Ausland geschafft, sondern wurde dort schon zuvor investiert. Solange diese Vermögen angemeldet sind, und die Steuern auf die Verzinsung entrichtet wird, ist auch hier alles im grünen Bereich, (Egghats Blog hält etwa 2,6 Milliarden Euro Schwarzgeld für möglich) und es bleibt wieder nur der von mir identifizierte Wunsch der BILD, privates Vermögen zu verstaatlichen. Nicht unbedingt das der Superreichen, nicht die Vermögen der Korrupten (Griechenland hat sehr unter der über Jahre etablierten Korruption zu leiden), nein, es muss das Vermögen "der Griechen" sein.
Es wurde über Griechenland viel geredet und viel diskutiert, und die BILD hat dabei viel gehetzt; zwei ihrer Schmierfinken, die man auch noch Journalisten nennen muss, haben für ihre Hass- und Panik-Kampagne auch noch einen Preis bekommen. Aber zu fordern, dass Privatvermögen herhalten sollen, um Staatsschulden auszugleichen... Ist das nicht durch und durch und in jeder Form... Kommunistisch? Wandelt sich also die alte Mitte-Rechts-Einpeitscherin BILD jetzt in das Kampfblatt der Weltrevolution?
Wohl eher nicht. BILD reitet alles, was sie satteln kann, und wie immer ist sie sich für kein Thema zu schade. Schade ist einzig und allein, dass es Leute gibt, die ihr alles nachplappern.
...sacken lassen.
Bringen wir es mal auf den Punkt. Griechisches Schwarzgeld im Ausland bedeutet die gleichen Probleme wie für Deutschland. Es wird nicht versteuert, der Staat, und damit der Bürger, hat nichts davon. Angemeldetes griechisches Vermögen im Ausland hingegen wird versteuert, der Staat kriegt seinen Anteil, und leistet somit seinen Teil für die Entschuldung des Staates. Griechisches Kapital im Ausland würde auch ein Bankensterben überstehen und hinterher dem Staat weiterhin frisches Kapital einbringen. Und das scheint die einzige Überlebensstrategie für Griechenland zu sein, das von amerikanischen Rating-Agenturen niedergeratet wird, durch Put-Optionen der Investoren-Haie beschossen wird, und dann auch noch schlechte, ungerechte und einseitige Presse kriegt. In Deutschland zum Beispiel, durch die Axel Springer AG.
Um es mit den Worten von Peter Scholl-Latour zu sagen: "Griechenland ist nicht groß und wichtig genug, um deshalb den Euro zu riskieren."
Ich neige dazu, eher diesem großen Journalisten zu vertrauen als den Tintenklecksern von BILD mit ihren Endzeitszenarien.
Und wenn ich schon mal dabei bin: FOODWATCH steht in der Zeitung, und ich finde absolut keinen Grund, die Organisation für ihre neuesten Ansichten zu kritisieren.
Wenn FOODWATCH sich dagegen ausspricht, dass Stiftungen und Fonds in der Lebensmittelbranche investieren und damit Hedgefond-Managern das Kapital in die Hand geben, um Lebensmittel weltweit durch die im Ölgeschäft leidlich bekannten Verbrechen namens Termingeschäfte zu verteuern, und damit Hungersnöte auslösen, dann kann ich FOODWATCH nur Recht geben. Auf der einen Seite gibt es genügend Lebensmittel für alle, aber internationale Finanzwilderei treibt die Preise so in die Höhe, dass die Menschen im Angesicht der Reissäcke verhungern, weil sie sie sich nicht mehr leisten können.
Es ist nicht das erste Mal, dass mit Termingeschäften Nahrung künstlich verteuert wird und z.B. afrikanische Staaten in soziale Unruhen geworfen werden, weil die Rendite wichtiger war als die Menschen. Erst 2008 haben wir das erlebt. Bitte nicht noch mal. Termingeschäfte an sich müssen global verboten werden.
Was ist ein Termingeschäft? Hm, ich bin kein Ökonom, wohl aber Kaufmann, deshalb mein kurzer Abriss zum Thema.
A kauft Erdöl, sagen wir von B. Es geht um die Summe X. Aber das Erdöl wird erst in der Zukunft wirklich gekauft und bezahlt werden. Bis dahin ist es nur in der Bilanz verkauft worden. Aber in der Öl-Produktion des Landes von B wird das Erdöl schon als verkauft heraus gerechnet. Was passiert also: Das Öl ist noch nicht einmal gefördert, geschweige denn bezahlt, aber die Summe X fehlt bereits in der Produktion.
Was wissen wir aus dem kaufmännischen Unterricht? Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Das Angebot wurde um die Menge X verringert, zwar noch nicht bezahlt und auch nicht ausgeliefert, aber das ist dem Markt leider egal. Das Angebot sinkt bei gleicher Nachfrage. Ergebnis: Der Preis steigt.
Nun bezahlt A das Öl und verkauft es für den künstlich erhöhten Preis weiter. Schon hat er durch das Termingeschäft einen besseren Gewinn gemacht.
Natürlich gibt es bei Termingeschäften das Risiko, dass genau das Gegenteil geschieht, nämlich das der Preis fällt, und A das schlechte Geschäft macht. Aber je mehr finanzstarke Investoren sich den Termingeschäften anschließen, desto mehr sinkt die Ölmenge auf dem Markt, und desto höher klettert der Preis.
Das ist mit uns und dem Erdöl in den letzten Jahren geschehen.
So war es aber auch 2008 bei den Lebensmitteln, und so wird es augenscheinlich 2011 wieder bei den Lebensmitteln sein.
Wenn wir Termingeschäfte also verbieten, dann verhindern wir eine künstliche Verknappung der Rohstoffe, und damit eine künstliche Erhöhung der Preise, die wir alle auszugleichen haben. Schätze, es wird Zeit für die Politik, ein paar der Kapitalisten-Haifische da draußen zu schlachten...
KW 49/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende
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Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer
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vor 22 Stunden
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