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Montag, 17. Oktober 2011

Wenn man mal eine Woche nicht bloggt...

Ja, da sammelt sich doch schon einiges an, worüber sich zu berichten lohnt. Oder zu diskutieren. Oder beides.

Der erste Punkt betrifft meinen letzten Blog-Eintrag. Damit habe ich jemanden verärgert. Gut so. Nur wer provoziert, kriegt Reaktionen. Und Reaktionen bedeuten Veränderungen. Es tut mir ein wenig leid, zugegeben, weil ich nicht blamieren will und das hoffentlich auch nicht getan habe. Aber über ein Thema muss gesprochen werden dürfen. Sonst sollte ich das Bloggen besser ganz sein lassen.
Tatsächlich hat es jemand gewagt, anonym einen Kommentar zu schreiben: "Hast Du sonst nichts zu tun im Leben ??"
Mit XXX kann man streiten, ob und wann sie eine Diskussion über Homöopathie wünscht und wann nicht. Und es ist XXX' verbrieftes Recht, meine Texte zum Thema nicht zu lesen.
Anonym jedoch ist ein anderes Kaliber. Er diffamiert mich als Person. Und er übergeht den Wert meiner geleisteten Arbeit. Danke für den Kommentar, aber eine ausführliche Antwort, warum ich Dein Missfallen erregt habe, Anonym, wäre mir lieber gewesen. Darüber hätte man reden können. Andererseits, habe ich es nötig, mit missgünstigen Trollen ohne Kernaussage zu streiten?
Nun, jederzeit. Denn wie Anonym festgestellt hat, habe ich ja sonst nix zu tun, den Mund halte ich eh nicht, und Homöopathie ist Quatsch und funktioniert nicht.
...sacken lassen.

Mir wurde gesagt, ich sei ein Gegner der Homöopathie. Das ist falsch. Ich bin der Homöopathie gegenüber nicht kritisch eingestellt, und ich habe auch nicht das Ziel, gegen sie zu polemisieren. Ich habe schlicht und einfach nachgewiesen, dass sie nicht funktioniert, nicht funktionieren kann. Das ist empirisch, keine Gegnerschaft.
Gut, auch darüber kann man streiten. Und ich mache es gerne.


Man nachdenken, was gab es denn noch? Ach ja, die letzte Woche war angefüllt mit Occupy-Demos nach New Yorker Vorbild. Was ist das? Eine Gruppe Menschen hat in einem Park in der Wall Street gecampt, um gegen die Allmacht und Selbstherrlichkeit amerikanischer Banken zu demonstrieren. In etwa so, wie junge Menschen in Kairo die alte Regierung zu Fall brachten. Oder in Tunis. Oder, wir erinnern uns alle, wie die friedliche Studentenproteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens, die genau so begonnen haben. Bevor sie von Panzern und Polizei aufgelöst wurden. Blutig aufgelöst wurden.
Parallelen zum letzten Fall gibt es auch. Libyen zum Beispiel, wo die Gewalt aber in einen Aufstand überleitete, der im Moment betrachtet erfolgreich gewesen sein muss. Eventuell. Mal sehen, welches Land für die NATO-Hilfe Ölförderkonzessionen haben will...
Oder Rom. Da ist eine große Occupy-Demo eskaliert. Ein Block aus fünfhundert Vermummten konnte eine kleine Polizeitruppe vertrimmen und anschließend stundenlang wüten und plündern. Aber anstatt das der Vorwurf der "gefährlichen linken Chaoten" laut wurde, um die Occupy-Anhänger als Ganzes zu diffamieren, wurde die Gegenseite gehört, die zwei Dinge vorbringt: Woher kamen diese fünfhundert Vermummten, die es augenscheinlich nur auf Gewalt abgesehen hatten; waren sie eventuelle bestellt, um der Occupy-Bewegung einen schlechten Ruf zu geben?
Warum hat die Polizei bei einer Großdemonstration mit mehreren zehntausend Menschen so unendlich lange gebraucht, und erst nach mehreren Stunden Verstärkung ausgerechnet in die Hauptstadt geschafft?
Der Vorwurf, dass man verletzte Polizisten und zerstörte Läden zur Polemisierung brauchte, erscheint mir bei diesem Hintergrund als wahrscheinlich.
Und Deutschland? Tja, da sitzen die Occupy-Anhänger in Frankfurt und in Hamburg.
Bei einer sich abzeichnenden weiteren Bankenkrise innerhalb von drei Jahren und einer sich abzeichnenden Uneinsichtigkeit in den Chef-Etagen, seine Bank rechtzeitig gegen einen weiteren Crash zu sichern, ist die Wut der Leute verständlich.


Und dann war da noch die Sache mit der ICE-Strecke Berlin-Hamburg, wo man Flaschen mit brennbarer Flüssigkeit an Weichen und in Schaltschränken gefunden hat.
Grund genug nach einem linken Bekennerschreiben, gleich von linkem Terrorismus zu sprechen. Für einige. Nicht für die Polizei, oder den Berliner Innensenator. Aber für die Zeitung mit den vier großen Buchstaben, und für andere Konservative.
Also, da wurden Flaschen gefunden mit brennbarem Inhalt. So what? Was regen sich da eine Handvoll Leute auf? Wären sie mit Sprengkapsel versehen gewesen, mit irgendeinem Höllenmechanismus, der die brennbare Flüssigkeit gezündet hätte, dann hätte man sicherlich von einem Brandsatz gesprochen.
Ein Fehler, den auch die konservative Presse entdeckt hat. Jetzt sollen auf Bahnstrecken Brotdosen mit Zündern versehen versteckt sein.
(Aber bin ich der einzige, der hier den Hinweis auf Sprengstoff vermisst?)
Und wofür das alles? Um eine linke gewaltbereite Szene zu simulieren, die es gar nicht gibt?
Und wofür noch? Bei einer Diskrepanz von politisch motivierten Gewalttaten, die eins zu zehn ausfällt, eins für linke Gewalt, zehn für rechte Gewalt (plus über hundert Todesfälle, die aus dieser rechten Gewalt resultieren), die uns ganz klar sagt, von welchem Spektrum mehr Gewalt ausgeht, klingt die BILD-Debatte tatsächlich so, als solle der "linke Terrorismus" eine Entschuldigung für rechte Gewalt werden. Ich meine, Terrorismus, das klingt doch gleich nach was.
Nur haben wir hier römische Verhältnisse. Auch in unserer Presse überwiegen die Stimmen, die den gewaltsam herbei geredeten "linken Terrorismus" nicht mal im Ansatz sehen. Eine beruhigende Entwicklung. Beunruhigend aber ist, dass es überhaupt Gewalttaten gibt, die links oder rechts orientiert sind.
Okay, okay, Gewalttaten an sich sind auch schon schlimm genug.


Was war denn noch? Ach ja, Gilat Shalit, der im zarten Alter von zwanzig Jahren entführt worden war, als junger Soldat, am Ghaza-Streifen stationiert, darf - auch durch deutsche Vermittlung - endlich wieder via Ägypten nach Hause. Der Preis hierfür: Die Freilassung von eintausend inhaftierten Palästinensern. Na, da sage ich doch erst einmal herzlichen Glückwunsch an Galit, dass er diese lange Tortur endlich hinter sich bringen kann und zu seiner Familie zurückkehrt. Im Gegensatz zu BILD.de drücke ich die Daumen, dass morgen alles glatt geht.
Und ich gratuliere auch den Palästinensern, die ab morgen die Gefängnisse verlassen können, um zu ihren Familien zurück zu kehren.
Und wenn ich schon mal dabei bin: Liebe Skeptiker und Apokalypse-Prediger. Ausgerechnet Netanjahu hätte diesem Handel nie zugestimmt, wenn er eintausend potentielle Terroristen frei lassen würde, die bereits am Mittwoch frisch bewaffnet für den nächsten Terrorangriff bereit stehen. Dagegen spricht auch, dass Israel fund die Hälfte der zu entlassenden Palästinenser selbst bestimmen darf. Man könnte meinen, der Hamas gehen die Terroristen in israelischen Gefängnissen aus.
Na, Schwamm drüber. Hauptsache, morgen läuft alles. Im Idealfall ist dieser Handel vielleicht der Auftakt für eine neue Gesprächsrunde, gegenseitiges Verständnis, und in letzter Konsequenz für stabilen Frieden in der Region.
*seufz* Man wird doch noch träumen dürfen.


Was war denn noch? Ach ja, die Schröder, also Kristina Schröder, und die von der Leyen, ja, die aus Niedersachsen, streiten sich über eine Frauenquote in deutschen Vorständen. Von der Leyen will die Quote per Gesetz regeln, Schröder hingegen hätte gerne eine freiwillige Selbstverpflichtung. Und die DAX-notierten Unternehmen, die von einem Gesetz betroffen wären, bringen ihre eigenen Vorschläge.
...sacken lassen.
Ich erinnere mich vage, dass es so etwas wie ein Gleichstellungsgesetz gibt. D.h., wenn es zwei gleich gut qualifizierte Bewerber auf einen Posten gibt, dann ist derjenige vorzuziehen, der weiblichen Geschlechts ist. Stark vereinfacht ausgedrückt, denn etwas komplizierter ist es schon.
Hm, mal Gleichberechtigung, Emanzipation und die erschlagende Mehrheit von Männern in Vorständen und Aufsichtsräten außen vor gelassen, genügt es nicht, dem Gleichstellungsgesetz einen Passus mitzugeben, der eine höhere Quote von Frauen in Vorständen regelt? Muss es gleich ein neues Gesetz sein?
Und davon mal abgesehen, was werden die armen DAX-notierten Unternehmen tun, die einfach nicht genügend qualifizierte Frauen für ihre Vorstände haben? Müssen sie dann Alibi-Frauen aus dem mittleren Management nach oben zwangsbefördern?
Ich glaube, das kann nicht im Sinn der Gleichberechtigung und auch nicht im Sinne der Unternehmen sein.
Leute, wir leben in Zeiten des Umbruchs. Macht es den Frauen, die sich berufen fühlen, ruhig leichter, um in Vorstände zu kommen und über deutsche Firmenpolitik mit zu entscheiden. Aber seht ein, dass ein dynamischer, durch sich selbst wirkender Prozess, über den die Frauen in den kommenden Jahren ihre eigene Quote schaffen werden - gerade weil ein vollkommen neuer Schlag von Frauen nachrücken wird, was durch die steigenden Zahlen studierender Frauen offensichtlich ist - mehr wert ist, als eine Alibi-Quote.
Und, Herrschaften, die Geschlechtergrenzen fallen ohnehin. Frauen drängen in Männerberufe, Männer in Frauenberufe. Die Zeiten ändern sich. Und das ist auch gut so.


So, mehr fällt mir auf die Schnelle nicht ein. Da bleibt mir nur noch, allen Lesern einen guten Wochenbeginn zu wünschen.
Bleibt mir treu und lest mich weiterhin.

Edit am Dienstag, dem 18.10.: Schalit ist frei und wurde ägyptischen Behörden übergeben. Ebenso kamen fast fünfhundert Palästinenser frei. Dass die sich da unten überhaupt mal auf was einigen konnten, ist ein Wunder. Vielleicht gibt es ja noch mehr davon. ^^

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