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Freitag, 18. Oktober 2013

Reden wir mal über das Quandt-Vermögen, reden wir über die Spende an die CDU

Nein, das wird jetzt nicht das, was viele vermuten. Ich möchte nicht auf den Zusammenhang zwischen der Groß-Spende der Quandt-Erben, zufällig Minoritätseigner bei BMW war's, richtig?, und der deutschen "Abwehr" der EU-Abgasverschärfung eingehen. Klar, die CDU kann tausendmal behaupten, da bestehe kein Zusammenhang, aber zum Thema hat sich der Spiegelfechter schon viel besser geäußert, als ich es vorhabe. Ich will auch nicht darauf eingehen, dass CDU und FDP (zumindest, als sie noch im Bundestag war) von Großspendern sehr viel häufiger frequentiert werden als die SPD; nein, das ist kein Neid. Die SPD kann Großspenden auch gebrauchen, denn politische Arbeit kostet Geld, aber noch immer finanziert sich diese Partei über Mitgliederbeiträge und über die Wirtschaftsleistung Parteieigener Firmen und Verlage, also bitte nicht mit der CDU in einen Topf werfen. Danke.
Ich will auch nicht darauf eingehen, dass da wirklich jemand steht und erzählt, dass die drei Quandt-Haupterben mal eben das gespendet haben, was früher mal eine kräftige Million D-Mark war, ohne etwas dafür zu fordern oder gar zu erwarten - einfach nur, weil ihnen die CDU so gut gefällt. Was m.E. für die Besitzer knapp der Hälfte des BMW-Aktienpakets doch sehr blauäugig ist. Andererseits wird die Spende von BMW selbst auch nicht mehr lange auf sich warten lassen, hat die Einmischung der Kanzlerin in die geplante Emissionsbegrenzung doch über das nächste Jahrzehnt locker ein paar Milliarden an Kosten und Strafgeldern gespart.
...sacken lassen.

Klar habe ich gerantet. Klar, sagen jetzt einige, der ist neidisch. Bei so viel Geld. Und all das für die CDU, damit sie ihre politische Arbeit fortsetzen kann. Ist ja nicht so, als würde es für Parteien in den Bundes-, und Landtagen nicht auch noch die Parteienfinanzierung geben. Und ist ja auch nicht so, als wenn die Hälfte der Parteispenden für die Spender nicht steuerlich absetzbar wäre. Nein, darum geht es mir nicht, auch wenn man mir das ruhig unterstellen kann. Worauf ich hinaus will, ist folgendes: Da draußen sind drei Personen, die fast fünfzig Prozent der BMW-Aktien halten, die das Quandt-Vermögen geerbt haben und die sicher nicht arbeiten müssten. Stattdessen steht ihnen sicherlich alles offen, was man mit kleinen und mittleren Vermögen kaufen kann. Sicher, der eine oder andere wird da neidisch. Aber diese Leute haben so viel Geld, dass sie mal eben fast siebenhunderttausend Euro an eine politische Partei spenden können. Mal eben so. An die CDU. Nach eigener Aussage nicht, um irgendwas bestimmtes zu erreichen, sondern weil sie Merkel und Schwarz so hip finden.
...sacken lassen.

Also ehrlich, Leute, wer jetzt noch rumjammert, dass eine Besteuerung großer Vermögen Unsinn oder Arbeitsplatzvernichtung ist, der hat einen an der Waffel. Ich meine 690.000 Euro, das wären für viele Menschen in meiner Gehaltsklasse fast vierzig Jahreslöhne! Fast vierzig! Nachdem man diese Zahl hat auf sich wirken lassen, stelle ich fest: Gigantvermögen schaffen keine neuen Arbeitsplätze. Stattdessen schaffen sie - ganz automatisch - ein noch größeres Vermögen. Was wäre also gerechter, als die Steuervorteile für hohe Einkommen und große Vermögen aufzuheben? Ich meine, die CDU freut sich natürlich, wenn diese Menschen mal eben eine Extra-Million für sie haben. Aber auch das hilft nicht gerade, die gerechte Verteilung von Vermögen in der Welt und in Deutschland auch nur ansatzweise zu regulieren.
Neulich wurde mir vorgeworfen, ich sei zu sozialkritisch. Und? Ich habe damit wenigstens Recht.

Wisst Ihr, was gerecht wäre? Alle Menschen bezahlen den gleichen Steuersatz. Ohne Abschreibungen, ohne Steuertricks, ohne Rechenkünste. Ausgenommen besonders einkommensschwacher Verdienste, die dank Merkelismus den kuriosen Namen "Aufstocker" bekommen haben: Arbeiter in Vollzeitbeschäftigung, die von ihrem Verdienst überhaupt nicht und aufgestockt mit ach und krach überleben können. Alle anderen bezahlen. Das Gleiche. Den gleichen Steuersatz. Immer noch ungerecht? Ungerecht ist, dass man sich in bestimmten Einkommensklassen öfters mal ein neues Auto kauft, damit die Abschreibungen die Steuerlast mildern können. Der Trick ist einfach, dass auch alle bezahlen. Ich finde den dreigeteilten Steuersatz daher nicht gerecht. Mit einer einheitlichen Steuergröße hätten Reiche und Superreiche auch keine Ausflüchte mehr. Wenn ganz Deutschland das Gleiche bezahlt, welchen Grund hätten sie dann, von einer Übervorteilung zu reden?
Ich gebe zu, ich komme ins Schwafeln und Träumen. Aber Tatsache ist nun mal: Mit dem Geld könnten vierzig Jobs für ein Jahr bequem und mit einem weit besseren Gehalt finanziert werden, als Aufstocker zur Zeit erreichen könnten. Jetzt rechnen wir das mal auf ein Milliardenvermögen hoch. Und zwar abseits von fest investiertem Geld und dergleichen. Wundert es da noch jemanden, dass die berühmte Vermögensschere immer weiter aufklafft, der Merkelismus mit Aufstockern die Arbeitslosenzahlen schön redet und über Geld sprechen in Deutschland tabuisiert wird? Mich jedenfalls nicht.

(Noch ein kleiner Nachsatz für diejenigen, die jetzt vorrechnen wollen, wie schnell dann eine Milliarde Euro "verbraucht" sei: Jeder Arbeitnehmer erwirtschaftet seinen eigenen Lohn, seine Lohnnebenkosten, die Lohnnebenkosten des Arbeitnehmers UND einen Gewinn für seinen Arbeitgeber. Sonst würde sich ein Arbeitsplatz nicht rentieren. Jetzt Ihr.)

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