Ich habe ja schon vieles erlebt in meiner Zeit als Blogger. Habe versehentlich Menschen gekränkt, mich zeitweise vor einen Propaganda-Karren spannen lassen, und nun schon den dritten Werbehype für eine "unaufhaltbare, tödliche Krankheit" erlebt.
Heute aber ist mein persönliches Monatshighlight: Auf Tagesschau.de gibt es einen Artikel über Homöopathen ohne Grenzen, die in Sierra Leone u.a. mit homöopathischen Mitteln Malaria behandeln.
...sacken lassen.
Nun ist mir das Thema nicht gerade neu, ich bin damit vertraut und weiß, dass die Homöopathie einige sehr wirksame Medikamente hervor gebracht hat. Der Haken dabei ist: Alle funktionierenden homöopathischen Medikamente sind keine homöopathischen Medikamente. Warum ich das sage? Weil es wahr ist.
Der homöopathische Grundsatz ist folgender: Similia similibus curentur - Ähnliches wird durch ähnliches geheilt.
Oder anders ausgedrückt: Der Urvater der Homöopathie, Samuel Hahnemann, entdeckte das Prinzip, dass sich Krankheiten besiegen lassen, indem man Medikamente einnimmt, die bei einem Gesunden die gleichen Symptome wie die Krankheit erzeugen.
...sacken lassen.
Klingt komisch? Ist aber so. Deshalb trenne ich persönlich auch zwischen Medikamenten, die von Homöopathen verabreicht werden, und einem tatsächlichen homöopathischen Produkt.
Deshalb meine Worte eingangs, dass die Homöopathie durchaus funktionierende Medikamente entdeckt hat, diese aber nicht homöopathisch sind.
Oder anders ausgedrückt: Ein homöopathisches Produkt, das gegen Malaria helfen soll, muss bei einem Gesunden die berüchtigten Fieberschübe der Malaria auslösen. Das gilt auch für alle anderen Krankheiten.
Ein Freund von mir hat seinen zahnenden Sohn mit einem homöopathischen Produkt erfolgreich behandelt - ich vergaß ihm zu sagen, er möge sich die Paste doch selbst aufs Zahnfleisch schmieren, als Selbstversuch. Von einem echten homöopathischen Produkt hätte er anschließend Zahnschmerzen bekommen müssen.
M.E. hatte er eine gute schmerzstillende Paste aus Naturprodukten, aber sicherlich KEIN homöopathisches Medikament oder Produkt.
Ja, ich weiß, daran hänge ich mich auf. Aber die Homöopathie ebenfalls. Andererseits hängen sie es nicht an die große Glocke, denn trotz funktionierender Produkte sind diese nicht homöopathisch, ist nicht automatisch die ganze Homöopathie wirksam. Die Homöopathie an sich funktioniert nicht.
Mein Fazit: Der Tagesschau.de-Artikel lässt sich instrumentalisieren, schnürt um den heißen Brei, erwähnt die bestehenden Vorwürfe gegen Homöopathie (siehe hierzu den blauen Info-Kasten in der Mitte des Artikels), lässt auch die Homöopathen ohne Grenzen zu Wort kommen, ebenso wie den restlos begeisterten Dorfvorsteher. Und anschließend kann eine Homöopathin noch stolz berichten, dass "ihr egal sei" wie die Schulmedizin darüber denkt, denn sie "hat am Morgen eine Frau mit Menstruationsbeschwerden behandelt, und jetzt geht es ihr schon besser".
Merkt Ihr was, liebe Leser? Richtig. Was haben Menstruationsbeschwerden mit Malaria zu tun? Frappierend ist auch, dass die Malaria außer in der Überschrift keine Verwendung mehr findet. Die Malaria-Therapie mit homöopathischen Medikamenten wird überhaupt nicht mehr erwähnt, geschweige denn gesagt, dass Malaria auf diese Weise bekämpft werden kann.
Fakt ist nunmal nach Samuel Hahnemann, dass ein homöopathisches Medikament die Symptome hervorrufen soll, die es heilen soll. Darauf verweisen Anhänger der Homöopathie viel zu selten. Weil es sich zu leicht nachprüfen lässt. Weil der blumige Begriff Homöopathie einfach nur einen Haufen nutzloser Produkte umfasst, und einige funktionierende Aspekte der Naturheilkunde. Vom Verdünnungskram, der Erinnerungsfähigkeit von Wasser und änlichem wollen wir heute mal ganz absehen - man tritt niemanden, der bereits am Boden liegt.
Übrigens, liebe Homöopathen, dieser dämliche Name ist wirklich schlecht zu tippen. Und das nehme ich Herrn Hahnemann persönlich übel.
Edit am Freitag, den 03.06.11: Der Blog Beim Wort genommen befasst sich mit dem gleichen Artikel, geht aber einen wissenschaftlicheren Ansatz als ich. Auf jeden Fall lesenswert. Auch wenn ich mich frage, warum der Text, der bei Beim Wort genommen zitiert wird, ausführlicher gewesen zu sein scheint als der Artikel, den ich gelesen habe.
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