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Sonntag, 9. September 2012

Post an Cyno

Es ist vielleicht nicht jedem Leser meines Blogs bekannt, aber ein Geheimnis ist es auch nicht: Ich bin langjähriges Mitglied des Science Fiction Clubs Black Hole Galaxie. (Ja, der Schreibfehler ist beabsichtigt.) Als dieser verfasse ich vierteljährlich zu unserem Fanzine einen Leserbrief. Bis auf eine Ausnahme seit meinem ersten WoC, dem Heft Nr. 7. Und wir sind jetzt bei 73!

Im aktuellen Heft, also der 72, äußert sich mein alter Freund und Weggefährte Cyno in seinem Leserbrief über die Gefahren des Internets. Darauf habe ich ihm heute geantwortet - und festgestellt, dass ich damit eigentlich einen Blogeintrag geschrieben habe. XDDD
Seinen Brief, auch nur auszugsweise, will ich nicht veröffentlichen. Schon gar nicht ohne seine Erlaubnis. Aber meine Antwort. Und die kann auch für sich selbst stehen. ^^

Here we go: Meine Antwort an Cyno, seine sicherheitstechnischen Bedenken zum Internet betreffend.


Und wieder, lieber Cyno, muss ich Dir widersprechen, wenn Du vom anarchistischen, Faustrechtgesteuerten und gefährlichen Internet redest. Klar, einem Server auf den Molukken kann man hierzulande nur schwer abschalten, und wenn jemand auf Facebook gemobbt wird, dann - so wir wissen - schickt er einen Killer vorbei. Aber dem steht entgegen, dass das Internet keinesfalls ein rechtsfreier Raum ist, oder sogar strafrechtlich immun. Im Internet wird allerdings eines deutlich: Man kriegt das Publikum, das man verdient.
Wer also auf Facebook gerne mobbt, der macht seinen Account einschlägig; eine Gesellschaft reagiert auf ein solches Verhalten nach Art der Individuen. Von den Vernünftigen, die sich angewidert abwenden und den Verleumdungen keinen Glauben schenken über jene, denen es gleichgültig ist bis hin zu solchen, die eifrig mitmobben, ist alles vertreten. Und das ist im normalen Leben, in der Schulklasse oder auf der Arbeit genau das Gleiche. Hinzu kommt, dass das sogenannte Cybermobbing im Internet harmloser ist. Warum sage ich das? Ganz einfach: Wenn Du nicht gerade Til Schweiger bist, dann KENNT DICH KEINE SAU! Du selbst kennst aber in den allermeisten Fällen den Mobber, der sich sogar noch selbst identifiziert, wenn er auf Deiner Timeline postet. Und Du kennst ja wohl zumindest Dein eigenes Umfeld. Und ach ja, durch die Presse geht vielleicht die Facebook-Party, aber sicher nicht ein Mobbingversuch.
Und nur, damit hier nicht der falsche Eindruck entsteht: Der Auszubildende, der zum Lynchmord am - falschen - Tatverdächtigen von Emden aufgerufen hat, stand deswegen bereits vor Gericht. Facebook ist eben doch kein rechtsfreier Raum. Rechtsradikale Seiten werden dort abgeschaltet, so wie jedes Profil, das Gewaltverherrlichend, rassistisch oder strafrechtlich relevant ist. Auch ein Shitstorm ist nichts weiter wie eine Anrufwelle empört-besorgter Eltern, die von ihren Kindern nur ein Drittel der Wahrheit erfahren haben, aber gleich glauben alles zu wissen, und für Informationen nicht zugänglich sind - oder eben Mitbürger, die ihrer Zeitung für einen vollkommen verfehlten Artikel, der grob falsch ist, mit einem Leserbrief nachhaltig auf die Füße treten. Nur halt im Internet. Und vielleicht je nach Art und Thema mit erheblich mehr mehr oder weniger qualifizierten Personen, die ihre Anmerkung dalassen.
Ich verstehe nicht, was am Internet so besonders schlimm sein soll. Auch wenn man "Angst" vor der berühmten Anonymität hat, wenn mein Facebook-Account wegen Verstoß gegen die Nettiquette geflaggt ist, habe ich Ärger am Hacken. Natürlich kann ich mich dann gleich unter falschem Namen erneut anmelden, aber meine Verknüpfungen bzw. Freunde sind erstmal weg. Ich denke, der große Fehler des Internets ist schlicht und einfach, dass zu viele Menschen gar nicht wissen, dass sie so gut wie nie anonym sind, wenn sie z.B. auf Facebook posten. Und dass sie Ärger kriegen, wenn sie gegen Regeln und Gesetze verstoßen, ganz wie im wirklichen Leben. Eigentlich ist das Internet das wirkliche Leben, so wie Telefon oder die Tageszeitung, nur ohne Hörer oder Papier. Und wie im richtigen Leben gilt das Strafgesetzbuch. Nicht umsonst bemühen sich illegale Organisationen, z.B. für Kinderpornografie, ihre Daten auf ausländischen Servern hochzuladen und von dort aus zu verbreiten, wo der Server nicht angetastet werden können sollte. Aber auch hier gibt es mittlerweile Technologie, um diese Server zu formatieren. Tja.
Generell finde ich, Cyno, Du siehst die Debatte um das Internet zu schwarz. Das sind Argumente, die drohen, Dich in die Ecke derer zu treiben, die eine Zensur wollen. Meines Erachtens gibt es den Wunsch nach Zensur nur, weil wir User uns über das Internet besser und schneller denn je informieren können; weil wir uns schneller eine eigene Meinung bilden können. Wenn wir abseits der Fernsehsender und der BILD nach Informationen suchen, gibt es plötzlich kein Meinungsmonopol, und das ist der Koalition ein Dorn im Auge. Verhindern, das wir unser Internet behalten, kann sie aber nicht.
Ach ja, noch was: Dein: Erst wenn man selbst Opfer wird...
Tja. Wie war es doch gleich? Wenn man auf Facebook gemobbt wird, weiß man von wem, oder zumindest von welchem Account aus. Wenn man Opfer einer Phishing-Attacke wird, ist es in etwa das Gleiche, wie wenn man eifrig zurückruft, nachdem die Bandansage am Telefon einem sechzigtausend Euro verspricht, die man gerade gewonnen hat.
Ich wage zu behaupten: Fehler macht jeder mal, und reinfallen kann er/sie auch. Passiert. Ich selbst bin auf eine betrügerische Abo-Falle herein gefallen und hätte beinahe bezahlt. Aber schon eine wirklich kurze Suche im Internet zur Seite, die mich abzocken wollte, informierte mich darüber, mit wem oder was ich es zu tun hatte. Thema erledigt, Hilfe angenommen, Ende. Wer allerdings permanent auf solche Dinge herein fällt und eifrig zahlt, der vertelefoniert auch zweihundert Euro, um an den versprochenen Wagen zu kommen. Es ist ein wenig wie mit suchtanfälligen Leuten. Sobald sie ihre Sucht gefunden haben, bleiben sie dabei. Egal ob es Internet ist, Alkohol, Zigaretten, Drogen im engeren Sinne, und so weiter. Es gibt halt solche Leute. Und natürlich sollte man ihnen helfen. Sowohl den Süchtigen, als auch den "Internetversagern", die jeden Spam glauben und in jede Abo-Falle tappen. Deshalb aber zu sagen, das Internet an sich ist gefährlich, beweist für mich, dass jemand bei Dir Angst geschürt hat. Klar gibt es Gefahren, aber weder überwiegen sie, noch sind sie eine große Bedrohung für Jedermann. Ich freue mich auf Deine Antwort.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Ace!
Schön, dass du wieder da bist!
Ich glaube im Internet kann jeder mal einen Fehler machen, aber man sollte es trotzdem nicht verteufeln. Vorsicht ist allerdings angebracht, auch bei neuen Freunden bei FB. Da gibt es aber die Möglichkeit neuen Kontakten nur eingeschränkten Zugang zu gewähren.
Genau so Vorsicht bei eben diesen dubiosen Seiten, die an dein Geld wollen. Wir haben auch mal eine Rechnung bekommen, für was wir nie bestellt haben, geschweige denn erhalten haben. Man sollte nur sofort darauf reagieren und seinerseits mit nem Anwalt drohen, dann ist Ruhe.
Toller Artikel gegen die Schwarzmaler. Aber irgendwie werden wir sowieso überwacht, ob es uns schmeckt oder nicht. Ich sage nur Kameras...
betty

Ace Kaiser hat gesagt…

Hi, betty.
Ich finde es auch schön, wieder da zu sein. Muskelkater, weil ich mit den Jungs auf 'nem Neun Loch-Platz gegolft habe. Nette Erfahrung, irgendwie.

Ja, Du bringst es schön auf den Punkt. Natürlich ist es im Internet gefährlich, wegen Abo-Fallen, Bankzugangsdatenfishern, Betrügern, Lügnern, Mobbern, und was da noch alles an Gesocks und Kriminellen herumschwirrt. Aber es ist eben nicht das ganze Internet gefährlich. Oder um es anders auszudrücken: Wenn man sich ein wenig informiert, verlieren viele Gefahren ihren Schrecken.
Ich fürchte nur, dass manche lieber schwarz malen, weil sie etwas brauchen, auf was sie irgendwelche Schuld schieben können, und auf deren Pamphlets fallen dann anständige Leute wie mein alter Freund Cyno rein...

Ja, das mit den Kameras ist ein viel zu wenig beachtetes Übel auf unseren Straßen. Man sollte per Gesetz Hinweisschilder zur Pflicht machen, damit man immer weiß, dass eine Kamera in der Nähe ist, die einen gerade filmt.