Seiten

Dienstag, 2. Juli 2013

Die TV Hören&Sehen enttäuscht in Ausgabe 24/2013 mit einem Homöopathie-Kotau

Schlecht kaschierte Werbung

Also, ich lese die TV ja regelmäßig. Vor allem wegen der Kolumne von Paulo Coelho und den Interwievs von Peter Scholl-Latour, der nachweislich nur drei Länder dieser Welt nicht besucht hat. Vornehmlich, weil sie nicht besiedelt oder frisch gegründet sind.
Und dann lese ich unkritische Artikel, die dem Mainstream hinterherpfeifen, so wie die Vorverurteilung des Kapitäns der Costa Concordia, der mich sehr enttäuscht hatte.
Oder den aktuellen Artikel: Natürlich abnehmen mit Homöopathie, der nicht nur keine Informationen bietet, sondern sogar verdummt.
Ich will das mal am Schlusswort festmachen, dass der zum Thema interviewte Dr. Markus Wiesenauer zum Besten gegeben hat: "Zu einer erfolgreichen homöopathischen Anwendung gehört aber auch eine gesunde Ernährung, viel Bewegung und der Verzicht auf Genussmittel wie Schokolade oder Alkohol."
Das lasse ich mal kommentarlos so stehen und mache mit dem Rest des Artikels weiter.
Diese Globuli sollen ja wahre Wunderdinger sein, können sie doch den Appetit regeln, die Fettverbrennung, das Sättigungsgefühl, sollen den Körper anregen und "bestimmte" Schlankheitsprozesse in Gang bringen. All das praktisch ohne Nebenwirkungen und ohne Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Ein Wunder. Das muss es wohl sein, denn zwar sagt der Titel, Dr. Wiesenauer würde erklären, wie das genau funktioniert, doch Ahnung über das Thema hat er dann doch nicht, denn von Erklärungen sehe ich hier nichts. Und dann ist da noch der Untertitel im Index auf Seite fünf: Wir wissen nicht wie - aber sie funktioniert.
Dann wird der Artikel noch mit ein paar Buchstaben-Zahlencodes gewürzt. Beispiele sind Carduus marianus D4, Fucus D2, Zingiber D3, gefolgt von dem Hinweis, die Zahl hinter dem Namen gibt die Stärke des Präparats an. Je höher die Zahl, desto stärker wirke das Medikament.
Pause. Spätestens jetzt wäre mal die Zeit für ein klein wenig Ehrlichkeit gewesen. Auf Seite zwei zum Beispiel sind die Naturprodukte wie Artischocke, spanischer Pfeffer und Ingwer in den Stärken D3 bis maximal D6 angegeben. Das ärgert mich maßlos, ist doch D6 die letzte Dosierung, beziehungsweise Verdünnung, bei der im Präparat noch Spuren des ursprünglichen Präparats zu finden sind. Die Homöopathie aber bevorzugt Dinge wie D12. Für alle, die nicht wissen, was das bedeutet, sei es hier kurz erklärt und von mir zusammengefasst: Die Zahl hinter dem D bedeutet mit wieviel Wasser ein Wirkstoff verdünnt wurde. D3 bedeutet also, dass ein Tropfen Präparat mit eintausend Tropfen Wasser verdünnt wurde. D4 steht schon für zehntausend Tropfen, D6 für einhunderttausend Tropfen. Laut der homöopathischen Lehre eines Hahnemanns UND wie der Dr. Wiesenauer selbst sagt, ist die Wirkung höher, wenn defacto höher ist - also z.B. ein Tropfen Lösung auf das Wasser des Atlantiks, was einer D24-Dosierung entspricht.
Ich will hier jetzt nicht auf Hochpotenzen eingehen und auch nicht darüber meckern, dass Wasser sich nicht an ehemals enthaltene Wirkstoffe erinnern kann, wenn längst nichts mehr drin sein kann, weil Wasser keine Erinnerung hat, auch nicht durch klopfen, schütteln, rühren und im Mondlicht zubereiten. Ich will einfach nur wissen, warum nur Globuli in Potenzen empfohlen werden, die ein pflanzliches, medizinisch anerkanntes und wirksam dosiertes Arzneimittel bedeuten anstelle von Hochdosierungen, die doch so sehr Teil der Homöopathie sind - oder noch besser, ihr Sinn.
Und auch auf das Silime-Prinzip will ich nicht allzu sehr eingehen. Also, dass ein Mittel, das mir Fieberschübe beschert, gegen Fieber helfen muss... Ich will nur feststellen, dass die Homöopathie und besonders Dr. Wiesenauer hier Dosierungen als Homöopathie deklariert, die wirksame Natur-Arzneien darstellen. Und das ist nicht koscher. Vom Simile-Effekt lese ich gar nichts.
Es ist diese Vereinnahmung von Naturprodukten, die mich wütend macht. Und klar haben die eine Wirkung und damit auch eine Nebenwirkung.


Fazit: 

Mit Homöopathie hatte dieser Artikel nichts zu tun, aber auch rein gar nichts. Hier ging es nur um Naturprodukte, die in reiner Form und leicht verdünnt mit etwas Zucker konsumiert werden.
Leute, denkt doch mal nach: Alles, was es in den Medikamenten enthalten ist, kommt doch irgendwoher und wurde nicht aus Luft und Liebe erschaffen. All diese Wirkstoffe haben einen Teil ihrer Wurzeln in... Falsch, nicht der Homöopathie. In den Pflanzen, Leute, in den Pflanzen. Und klar haben dann Pflanzen wie die Zaubernuss und die Arnika eine Wirkung, sogar eine positive Wirkung. Auch Ingwer und Pfeffer.
Was also haben wir hier? Die TV enttäuscht hier mit einer nicht gekennzeichneten, unrecherchierten und zudem nach der homöopathischen Lehre auch noch falschen Werbung für Zuckerglobuli.
Ich wollte es nur mal sagen. Und, liebe TV Hören&Sehen, Kritik ist keine Kunst. An Schettino habt Ihr sie ja auch geübt.
Und vergesst nicht, liebe Leute: "Zu einer erfolgreichen homöopathischen Anwendung gehört aber auch eine gesunde Ernährung, viel Bewegung und der Verzicht auf Genussmittel wie Schokolade oder Alkohol."
Wenn man sich daran hält, müsste es doch mit dem Teufel zugehen, wenn man nicht doch was abnimmt - trotz Globuli.

Keine Kommentare: